Ansichtssache: Wie zeigen Sie sich in Online-Konferenzen?

in Deutsch D-A-CH4 years ago (edited)

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Seit Beginn des Lockdowns boomen online-Konferenzen über Zoom und andere Systeme. Im Prinzip können wir von kleinen Besprechungen bis zu mehrtätigen Konferenzen alles in den virtuellen Raum übertragen. Das funktioniert erstaunlich gut mit einer Standardausrüstung. Jetzt setzen die Überlegungen ein, was wir dauerhaft im virtuellen Raum lassen könnten und wie in Zukunft virtuelle und physische Begegnungen zusammenspielen werden. Die Sitzungs-, Konferenz und Lernkultur wird sich dauerhaft verändern und mehr virtuelle Formate integrieren.

Aber es gibt auch ein spürbares Unbehagen über online-Begegnungen. Wenn die Akteure sich bereits persönlich kennengelernt haben, ist die Abwicklung von Besprechungen zu alltägliche Routinethemen über den Computerbildschirm kein besonderes Problem. Aber wir wissen alle, dass es Themen und Situationen gibt, die besser unter Anwesenden behandelt werden.
Der Bildschirm vermittelt nicht die gleichen Informationen, die in einem Gespräch im selben Raum mit kommuniziert werden. Das fängt bei der eingespielten Sitzordnung an. Auch die Eindrücke und Blickwinkel, die ich von meinem Gesprächspartner erhalte, sind andere. Körpersprache und Mimik werden nur aus einer einzigen Perspektive und nur ausschnittweise übertragen.
Es fließen weniger Informationen und es gibt andere Möglichkeiten, die gesendeten Informationen zu steuern.
Deshalb lohnt es sich, die virtuelle Kommunikation durch die Einhaltung von ein paar einfachen Regeln zu verbessern. Es kommt darauf an, wie das Bild der Teilnehmer auf dem Bildschirmen erscheint. Denn die Gesichtsmimik und der Blick sind neben der Sprache die wichtigsten Informationen, die wir in virtuellen Meetings nutzen können.

Beleuchtung
Zunächst sollte der Sprecher immer klar sichtbar sein. Dunkle Umrisse vor hellem Hintergrund oder einem Fenster können die Anonymität waren, wenn Journalisten Informanten schützen wollen. In online-Meetings sollte ein solches Bild tabu sein. Aber mein Eindruck ist, dass sich viele Teilnehmer gar nicht bewußt sind, dass sie als Dunkelmänner (und Frauen) die mögliche Kommunikation reduzieren. Das ist leider unhöflich. Es geht hierbei nicht um perfekte Studio-Ausleuchtung. Eine geeignete Lichtquelle, die man auf sich richten kann, findet sich in jedem Büro oder Wohnung. Das Licht sollte weich sein, die Lichtquelle möglichst hinter dem Bildschirm stehen. Ideal ist eine Tageslichtlampe von 5500 Kelvin, aber jede Schreibtischlampe oder Stehlampe tut es auch. Ist das Licht zu hart, stellen Sie den Bildschirm vor eine helle Wand, auf die eine Lampe gerichtet ist, deren reflektiertes Licht Ihr Gesicht beleuchtet. Auch ein helles Tuch über der Lampe sorgt für weiches Licht (aber bitte darauf achten, dass die Lichtquelle nicht überhitzt). Neonlicht ist Mist, immer.
Gut, jetzt haben Sie dafür gesorgt, dass sie in gutem Licht erscheinen. Deshalb sollten Sie auch nicht zu weit von der Kamera entfernt sitzen. Ideal ist es, wenn Kopf und Schulteransatz den Bildschirm ausfüllen. Es kann natürlich auch sein, dass Sie sich lieber hinter ihrem breitem Schreibtisch in einem schickem, großem Büro zeigen. Das ist Ansichtssache. Auf jeden fall sollten Sie überlegen, wie sie kommunizieren wollen und ob sie den Teilnehmern die Chance geben wollen, Ihre Mimik mitzubekommen.

Kamerawinkel und Blickkontakt
Häufig steht der Laptop auf dem Schreibtisch. Der Sprecher schaut auf die Kamera runter, die den Hals, ein breites Kinn und ein nach oben schmaler werdendes Gesicht zeigt. Oder wir sehen viel von der Decke, am unterem Rand ragt ein kleiner Kopf ins Bild. Sollten Sie überzeugt sein, dass Sie in dieser Perspektive am besten wirken, dann ist das ok. Andernfalls hilft ein kleine Überlegung. Wir möchten im online-Meeting die Gesichter der Gesprächspartner so sehen, wie wir sie auch sonst bei einem Gespräch wahrnehmen, wenn wir uns gegenüber sitzen. Dabei befinden sich die Gesichter, also eine gedachte Linie zwischen Kinn und Stirn, auf parallen Ebenen. Deshalb gehört die Kamera auf Augenhöhe. Sie schauen dann gerade in die Kamera, die Linie zwischen Kamera und Augen steht im rechtem Wickel zu Ihrem Gesicht. Bei eingebauter Kamera sollte der Bildschirm nicht oder nur minimal nach hinten gewinkelt sein. Also packen Sie einen Stapel Bücher unter den Laptop, bis sich die Kamera auf Augenhöhe befindet. Jetzt kommunizieren Sie auch mit den anderen Teilnehmern auf Augenhöhe. Ihr Blick sollte dabei auf die Kamera oder auf das obere Drittel des Bildschirms gerichtet sein. Für separate Kameras oder das Handy gilt das gleiche: montieren Sie das Ding auf Augenhöhe und schauen sie es an. Nicht starr und nicht immer, aber in der Regel. Ich überprüfe vor einem Meeting einfach mit Facetime, ob die Beleuchtung stimmt, ob meine Augen im oberen Drittel des Bildschirms erscheinen und ob ich so nahe an der Kamera sitze, dass mein gesamter Kopf wie in einem gerahmtem Portrait mit einem Stück Schulter im Bildschirm erscheint.

Elektronischer Hintergrund
Ein besonderes Thema sind die elektronischen Einblendungen, die den Hintergrund ersetzen. Hier ist es besonders wichtig, auf gute Ausleuchtung und Kontraste zu achten. Sonst reagiert die Elektronik verwirrt, überblendet einen Teil ihres Gesichts oder springt vor und zurück. Das wirkt sehr unschön. Einge Konferenzsysteme ermöglichen es, den Hintergrund völlig unscharf abzubilden. Das ist sinnvoll, wenn Sie sicherstellen wollen, dass die Konstruktionszeichnungen und Themenlisten auf ihrem Whiteboard nicht im Internet auftauchen. Sonst gilt für den elektronisch erzeugten Hintergrund: bleiben Sie im Mittelpunkt. Ein großartiges Alpenpanorama ist wahrscheinlich nicht die Ideallösung. Das Firmenlogo oder ein Produkt kann auftauchen, wenn es den Sprecher nicht in die Ecke stellt. Der Hintergrund sollte Tiefe vermitteln, ohne abzulenken. Im Presseclub auf Phoenix zeigt der Hintergrund der elektronisch eingeblendeten Journalisten ein Panorama der Stadt, aus der sie eingespielt werden. Das ist eine nette Möglichkeit, eine zusätzliche Informationen zur Person zu transportieren. Aber je weniger aufdringlich der Hintergrund ist, um so mehr Aufmerksamkeit erhält der Sprecher. Ein leicht unscharfer Hintergrund entspricht am ehesten dem Eindruck unter Anwesenden.

Räumlicher Hintergrund
Ohne diese Technik läßt sich kaum vermeiden, dass über die Kamera auch ein Teil der Umgebung gezeigt wird, in der sich der Teilnehmer befindet. Das gibt höchst interessante Einblicke in bisher private Bereiche. Deshalb lohnen sich ein paar Gedanken dazu, welche Informationen mit transportiert werden. Wenn Sie die Kamera mit etwas Sorgfalt wie beschrieben ausrichten, ist der spannende Einblick in Ihre private oder Bürowelt aber bereits reduziert, weil Sie jetzt prominent im Mittelpunkt des Bildschirms erscheinen. Es geht um Kommunikation unter Menschen, weniger um ihr Bücherregal, die Topfpflanzen und die Stereoanlage. Damit Sie im Mittelpunkt bleiben, sollte der Hintergrund nicht ablenken. Im Idealfall ist der Hintergrund etwas dunkler und hat Tiefe. Sonst haben Sie bei Beleuchtung von vorne Schlagschatten auf der Wand. Der Hintergrund sollte also möglichst wenig ablenkenden Krimskram enthalten und der Kamera genug Raum anbieten, so dass der Hintergrund entfernt und etwas unscharf wirkt. Ein bisschen “Persönlichkeit” des Raums kann aber eine nette Ergänzung des Sprechers sein.

Geräuschpegel und Frischluft
Wer eine Terasse, Garten oder Balkon nutzen kann, findet meist eine Möglichkeit, die Kamera so auszurichten, dass der Hintergrund Tiefe hat und nicht überfüllt ist. Achten Sie darauf, dass Ihr Gesicht das Tageslicht abbekommt und nicht dunkler ist als der Hintergrund. Hier empfiehlt es sich zusätzlich, das Mikrofon zu testen. Das im Mac eingebaute Mikrophon ist so ausgerichtet, dass entferntere Nebengeräusche (z.B. Verkehrsgeräusche) ausgeblendet werden. Alle Mikrophone haben einen spezifische Charakteristik bei der Aufnahme. Deshalb sollten Sie mit einem Freund testen, ob störende Nebengeräusche übertragen werden. Oder Sie fragen beim Smaltalk vor Start der Sitzung, ob störende Nebengeräusche mit übertragen werden.

Improvisation
Das Ziel der ganzen Maßnahmen ist, die weniger angenehmen Nebeneffekte der online-Meetings zu reduzieren und eine möglichst natürlich wirkende Gesprächssituation herzustellen. Auch wer sich unterwegs mit dem Smartphone zuschaltet, kann die Übertragungssituation mit ein paar Handgriffen zu nutzbarer Beleuchtung, Aufenhöhe und Umgebung positiv beeinflussen.

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