Der alte Mann gräbt Löcher in Felder

in Deutsch D-A-CH2 years ago (edited)

... und macht sie wieder zu. Warum mache ich so was? Und was treibe ich da eigentlich?

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Die Auflösung ist recht einfach. Durch meinen Heimatort führte einstmals die Plunderstraße. Heute ist sie ein Feldweg, der allerdings ihrem alten Verlauf entspricht. Im Mittelalter diente sie der Steueroptimierung. Man umging auf ihr auf dem Weg von Böhmen nach Sachsen diverse Zollstellen, an denen man die damalige Maut zu entrichten hatte. In der gleichen Gegend soll 1429 eine Schlacht stattgefunden haben, über die es heute Aufzeichnungen gibt, zu der aber Sachbeweise fehlen. Der genaue Ort der damaligen Auseinandersetzung zwischen Hussiten und wem auch immer ist auch nicht bekannt, wer gewonnen hat auch nicht. Gründe genug, die eh aus Forschungsprojekten in einem anderen Bundesland vorhandene Technik zu nutzen und mal nachzuschauen, ob vielleicht etwas dazu zu finden ist. Oder ob jemand etwas an der alten Handelsstraße verloren hat.

Nun ist Sachsen nicht Bayern, man braucht für so etwas hier Genehmigungen, muss dafür an Lehrgängen teilnehmen, die jährlich erneuern, muss sich die Suchgebiete zusätzlich einzeln genehmigen lassen, ausführliche Berichte zu jeder Aktivität schreiben etc. Und natürlich sind die Funde entschädigungslos abzuliefern. Gut, letzteres stört mich nicht. Große Schatzfunde sind hier nicht zu erwarten und die Römer sind nie hier aufgetaucht, um Münzen, Fibeln und dergleichen zu hinterlassen. Hier geht es also mehr um die einzelne Münze, die jemand verloren hat, Knöpfe, Pfeilspitzen, mittelalterliche Siedlungsrelikte. Und damit mehr um neue Erkenntnisse und wissenschaftliche Belege als um Silber und Gold.

Was findet man da alles so?

Zuerst einmal eine Unmenge Schrott von neuzeitlichen landwirtschaftlichen Geräten und deren Benutzern.

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Natürlich könnte man sich den am Suchgerät ausblenden lassen. Tut man das, findet man aber auch nicht den mittelalterlichen, geschmiedeten Nagel. Ich suche deshalb grundsätzlich ohne Filter. Das macht mehr Arbeit, ist aber gründlicher. Natürlich fehlen auch Dinge nicht, die über das Ausbringen von Gülle im Laufe von Jahrhunderten der Nutzung auf die Felder gelangt sind. Spielzeug, neuzeitlicher Schmuck.

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Und ab und an, sehr selten, gibt es auch Überraschungen.

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Eine Münze. Erst die Untersuchung beim Landesamt für Archäologie wird zeigen, was das eigentlich ist.

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Ein tatsächlich mittelalterlicher, geschmiedeter Nagel.

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Und ein archäologisch nicht relevantes Rätsel. Das silbern glänzende Metallstück kann entweder mit der Ausbringung von Schlacke aufs Feld gekommen sein oder es war Bestandteil eines Meteoriten. Zumal in der unmittelbaren Umgebung noch mehr davon gefunden wurden. Da ich zu den sehr neugierigen Menschen gehöre, gehen zwei Stücke zur elektronenmikroskopischen Analyse. Ich tippe auf Schlampigkeit im Produktionsprozess der Neuzeit - Eisen mit sehr hohem Nickelanteil. Aber das wird sich klären.

Was braucht man außer den Genehmigungen? Eigentlich nicht viel. Natürlich ein Metallsuchgerät. Das sollte möglichst nicht aus der unteren Qualitätsgruppe kommen. Mit einer 10 cm- Spule wird man wenig Freude an der Absuche größerer Flächen haben und die Suchleistungen bei kleineren Objekten sind auch sehr überschaubar. Dazu gehört ein Feinsucher. Das ist ein kleiner Stab, der ähnlich funktioniert wie das eigentliche Suchgerät. Damit findet man im Aushub zielsicher auch kleine Metallstücke wie das oben abgebildete Schmuckbruchstück. Dann wäre natürlich noch irgendwas zum Graben und Plasttütchen für die Fundstücke ganz gut. Eine entsprechende Tragetasche verhindert, dass die mühsam zusammengesuchten Stücke verlorengehen.

Und wenn man nichts findet? Dann war man zumindest in landschaftlich ansprechender Umgebung an der frischen Luft unterwegs. So einen ganz schlechten Tag hatte ich aber noch nicht...

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Ein weiterer sehr interessanter Artikel, den ich erst jetzt gesehen habe! Stimmt es, dass man mit einem Sucher unterschiedliche Metalle zuverlässig detektieren kann (z. B. Gold und Silber)? Und stimmt es, dass Gold ab ca. 1,5 m Tiefe nicht mehr detektiert werden kann?

!BEER