Otto von Bimarck war im 19. Jahrhundert eine sehr bedeutende politische Persönlichkeit. Er ist weitgehend in Vergessenheit geraten, weil zwei seiner größten Leistungen - die Einigiung Deutschlands und die Einführung der Sozialgesetzgebung - heute Selbstverständlichkeiten sind, während seine dritte Großleistung im Rauch der sich überschlagenden Ereignisse in den Jahrzehnten nach seinem Tod aufgegangen ist. Dabei ist es diese Leistung, die angepasst an die heutige globalisierte Wirtschaftsweise, ein weiteres Mal und vielleicht sogar dauerhaft zu einem Weltfrieden führen könnnte.
Der zerschlagene Bismarckknoten
Es geht selbstverständlich um Bismarcks Rückversicherungspolitik unter den europäischen Großmächten. Mit dieser konnte der Reichskanzler sich und das Deutsche Reiche in eine Position manövrieren, in der keine Macht in Europa mehr militärisch in einer anderen eingreifen konnte, ohne sich dabei selbst zu gefährden.
Bismarck erreichte dies, indem er verschiedene Allianzen schuf, die man heute im kryptodeutsch als "smart contracts" bezeichnen würde. "Wenn der eine dies macht, dann machst du das" ist für sich gesehen keine große Leistung. Geschieht dies jedoch über Kreuz und unter Einbezug aller relevanten im Großmachtspiel relevanten Kräfte, dann entsteht ein Geflecht, aus dem niemand mehr ausbrechen kann, selbst wenn sich derjenige selbst nur passiv, oder gar nicht beteiligt.
Netzwerke sind das Maß aller Dinge
Auch wenn die akuelle Weltlage etwas anderes suggeriert, so ist die Zeit der Großmächte heute vorbei. Selbst Nationalstaaten verlieren zunehmend ihre Kontur und verkommen zunehmend zu ihren eigenen Geflechten aus unterschiedlichsten Interessne, die mal mehr, mal weniger gut zusammenwirken.
Die Zukunft wird ohnehin digital sein und dies bedeutet, dass Netzwerke das Maß der Dinge darstellen werden. Für manche ist dies ein Traum, da er individuelle Freiheit verheißt,. Für andere klingt es eher wie ein Alptraum, der voller Fallstricke den schutzlosen Einzelnen permanent in den Abgrund zu reißen droht, wenn er gänzlich ohne, im falschen oder von einem fremden Netzwerk angegriffen wird.
Nationalstaaten, Konzerne, NGOs und so weiter, aber auch Religionsgemeinschaften und selbst rein digitale Blockchainsysteme sind in dieser Zukunft lediglich weitere Netzwerke. Sie buhlen um Mitglieder oder Kunden, bieten Vorteile, schützen vor Nachteilen, passen sich permanent an und gehen daran auf und irgendwann schließlich unter.
Prohibitivpreise für Krieg
Es handelt sich um einen permanenten anarchischen Zustand mit ungeordneten Halte- und Fliehkräften, was wahrlich nicht jedem gefallen kann, der den Wert der Sicherheit im Leben, ob real oder digital, für sich zu schätzen weiß. Abhilfe gegen diese Art von Unbill schaffen heute Sozialstaaten (man beachte: Ebenso von Bismarck erdacht), die in ihrer Masse zwar groß sind, jedoch kaum den dymanischen Kräften standhalten können, welche immer stärker daran zerren und die sie sich zum Zwecke des individuellen Vorteils kapern.
Eine noch im analogen Denken verhaftete Lösung gegen diese Entwicklung und noch mehr gegen Friktionen im Prozess des amorphen Anpassens, bestünde in der gegenseiteigen Versicherung aller und allens bei allen. Damit gemeint sind klassische Versicherungen, mit denen sich der Einzelne, Unternehmen, aber auch ganze Länder gegen vorhersehbares Unvorgesehenes absichern können, in dem sie eine fortgesetzt gezahlte Prämie gegen eine Einmalzahlung im Versicherungsfall tauschen.
Man nehme als Beispiel die Nordstream Pipeline. Hätten sich Russland und Deutschland bei dem Projekt vertraglich nicht nur gegenseitig versichert, sondern zusätzlich in allen relevanten Hauptstädten, um die Pipeline gegen Kriegsschäden und daraus entstehende Folgen abzusichern, dann wäre sofort aus Eigennutz ein halbes Dutzend Länder zum Schutz, oder zur Schaffung von Ersatz für die Pipeline bereitgestanden, um die drohende Zahlung von geschätzt 200 Milliarden Euro vermeiden zu können.
Ein Nullsummenspiel plus Weltfrieden
Die gegenseitige Versicherung gegen Kriegsschäden kann quasi alles umfassen: Staudämme, Industrieanlagen, Fahrzeuge, Personen etc. Die Investitions- und Betriebs- oder Lebenskosten würden aufgrund der Prämie zwar ansteigen, jedoch steht auf der anderen Seite die Gegenleistung der Versicherungsauszahlung, sollte tatsächlich einmal ein Kriegsschaden eintreten. Hinzu kommt die Gegenseitigkeit der Versicherung, da eine gegenseitige Versicherung logischerweise bedeutet, dass auch Prämien an die eigene Seite bezahlt werden. Im großen Blick handelt es sich um ein Nullsummenspiel, bei dem als Ertrag der gegenseitig versicherte Frieden steht.
Krieg kann in einem solchen Szenario erst dann ausbrechen, wenn die Prämie zu hoch steigt oder ein Land seine Verträge zerreist, oder die im Inland tätigen Versicherungsunternehmen enteignet. Die Bismarcksche Art der gegenseitigen Rückversicherung bietet keine 100% Garantie. Dies musste die Welt nach dessen Abgang auch in blutigster Welt erfahren. Mit einem gegenseitigen Versicherungsmodell gegen Krieg allerdings erhält die Welt wenigstens einen stets aktuellen und zuverlässigen Marktpreis darüber, wo der Frieden gerade wie sehr gefährdet ist.
Die Bedingungen der Grundkonfiguration erlauben es dabei nicht nur, dass sich ausschließlich Staaten und diese sich nur gegen Krieg gegenseitig versichern können. Bei privaten Versicherungen mit rein ziviler Ausrichtung kommt es aufgrund von wirtschaftlichen Verflechtungen ohnehin - oftmals unbemerkt - zu einer dezentralen gegenseitigen Rückversicherung. Bleibt dies während einer Krise in diesem Sektor unbemerkt, dann kann dies zu verheerenden Kaskadeneffekten führen. Wird es zu spät bemerkt, wie es bei der Finanzkrise 2007/08 der Fall war, dann sind Bail-Outs notwendig. Ist es dagegen bekannt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein Betreten der Risikozone überhaupt gar nicht erst zugelassen wird.
Von Bismarck lernen heißt Frieden lernen
Letzteres ist dabei ein zwingendes Kernelement dieses Systems. Es muss transparent sein, damit es funktionieren kann. Je implizitier die Absicherung ist, je heimlicher und komplexer die Rückkopplungen sind, desto weniger wird die Emminenz dadurch gebildeter Marktpreise erkannt und desto einfacher wird es, die preisliche Prohibitivwirkung mit Derivaten zu unterminieren.
Das System spezifisch sein hinsichtlich der Versicherungsobjekte und Versicherungsanbieter, es muss gegenseitig sein, damit ein Gleichgewicht entstehen kann, es um umfassend sein, damit die drohenden Zahlungen stets größer sind als jedes Militärbudget und es muss transparent sein, damit jeder weiß, was Sache ist. Werden diese Bedingungen eingehalten, dann lassen sich Staaten und politische Interessenhalter in derselben Weise einhegen und handlungsunfähig machen, wie es Bismarck zu seiner Zeit mit seiner rein die politische Ebene betreffenden Rückversicherungspolitik geschafft hat.
Wer weiß, vielleicht könnten Blockchains mit ihrem dezentralen Charakter eine zentrale Rolle bei der Entwicklung eines solchen Systems spielen und weltweit nicht nur zum Träger des digitalen Handels werden, sondern auch zum Träger des friedlichen Zusammenlebens. In der Geschichte jedenfalls soll es Kriegseintritte gegeben haben, einzig und alle, um den Zahlungsaufall gehaltener Anleihen zu verhindern. Warum also sollte dies nicht auch umgekehrt funktionieren?
Erguss Ende
Könnte das was sein? Würden sich Staaten darauf einlassen, bzw. sich in die Falle locken lassen? Wird das vielleicht sogar schon getan?
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