Nie weniger als Millionen: Olaf Scholz und seine großen Versprechen

in Deutsch D-A-CH4 years ago

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Ein Mann, ein Wort: Olaf Scholz versprach im März gleich richtig viel.

Wenn man sich mag, liebt sogar, dann verzeiht man sich auch mal. Man gibt sich Zeit, zweite Chancen oder gar dritte. Seit Olaf Scholz, KanzlerInnenkandidatIn der SPD, Anfang März versprach, ab Ende des Monats werde es "zehn Millionen Impfungen pro Woche" geben, denn "dafür" habe er "gesorgt", profitierte der amtierende Finanzminister von dieser Art Zuneigung, ja, Liebe der deutschen Medien.

Die vermieden es peinlichst, Ende März nachzufragen, was aus dem Scholz-Versprechen geworden war. Sie vermieden es auch noch Anfang April. Und Anfang Mai. Und Anfang Juni. Stattdessen ging die Rede von "Impfrekorden", es wurde ein Vorschlag der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) umgesetzt und vom "Impfturbo" geschlagzeilt. Gefühlt war Deutschland Weltimpfweltmeister, Minimum.
Bundesnotbremse für Realitätsprüfungen

Enttäuschte Liebe aber ist die Art Liebe, die jederzeit in Bosheit umschlagen kann. Beim ZDF, einem Sender, der ein paar Tage nach Scholzens Ankündigung maulig Zweifel an der Machbarkeit angemeldet hatte, ist es nun soweit. Obwohl in Corona-Zeiten von Anfang an die Bundesnotbremse für Realitätsüberprüfung galt, später beispielhaft umgesetzt auch auf EU-Ebene, kartet der zweite Gemeinsinnsender jetzt übel nach in Sachen Millionenversprechen. Auch bis Ende Juni, dem spätmöglichsten von Scholz genannten Termin, habe der Vizekanzler Scholz zehn Millionen Impfungen pro Woche geschafft. Gerademal 5,5 Millionen waren es in der letzten Woche.

Der letzte, stolz vermeldete Impfrekord ist sechs Wochen her und auch in dieser Woche geht es im Vergleich zur Vorwoche eher nach unten als nach oben: nur 588.000 meldet das Impfdashboard des RKI, 16.000 weniger und nicht einmal mehr halb so viele wie Mitte Mai. Olaf Scholz habe "zu viel versprochen", urteilt das ZDF - immerhin zwölf Wochen nach dem gleichlautenden Befund hier bei PPQ.li.
Als Bewerber chancenlos, als Versprecher groß

Wofür aber hat Scholz dann eigentlich "gesorgt"? Ist diese Art Sorge womöglich dauerhaft zu erwarten, wenn der Sozialdemokrat, derzeit zwar als Bewerber chancenlos, aber als Einzelkandidat beliebter als seine beiden Konkurrent*;:)/&5Innen Annalena Baerbock und Armin Laschet, im Herbst ins Kanzleramt einzieht, wie es sein früherer Parteifeind Martin Schulz zwingend erwartet?

Als die jeder überzogenen Regierungskritik unverdächtige Redaktion der ZDF-Nachrichtensendung "Heute" beim Finanzminister anfragte, was aus den zehn Millionen geworden sei, ließ der Sozialdemokrat die Anfrage unbeantwortet. Der Kanzlerkandidat ist längst weitergeeilt, zum nächsten Millionenversprechen: Diesmal soll es eine Million Ladepunkte sein, mit der Scholz seiner Leidenschaft für die Ankündigung große Mengen frönt. Statt Impfturbo diesmal "industrielle Revolution" (Scholz) für "50 Milliarden Euro jährlich" bis 2030.

Eines hat der kommende Kanzler offenbar gelernt: Wer etwas verspricht, muss dafür sorgen, dass Ziele und Termine so weit in der Zukunft liegen, dass niemand einen mehr festnageln kann, wenn alles wie immer nichts wird.

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