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(English version below)
Ich möchte gerne mit meinen Posts etwas an die Hive Community zurückgeben. Ein HSBI Share geht an @mario89. Beneficiary für diesen Post ist @kheldar1982.
Der Mensch ist ein Produkt seiner Gewohnheiten. Zu Beginn unseres Lebens ist unser ganzes Dasein wie eine große Wiese, die niemand bisher überquert hat.
Als Baby sind wir nicht in der Lage, irgendetwas ohne die Hilfe unserer Eltern zu tun.
In der Kindheit fangen wir an, zu lernen was es heißt, Mensch zu sein. Wir lernen, dass man Gästen nett Hallo sagt, mindestens zweimal am Tag die Zähne putzt, wie man sich seine Schnürsenkel zubindet und vieles mehr.
In der Schule dann lernen wir Lesen, Schreiben und Mathematik, wobei sich spätestens hier zeigt, dass die Dinge, die man uns beibringen will, sich nicht unbedingt leicht erschließen. Deshalb wird das Gelernte wiederholt, wieder und wieder.
Auch wenn es für die meisten Menschen nicht unbedingt leichter wird, eine neue Sache zu erlernen (Mathe wird in höheren Klassen eher schwerer als leichter), so ist es doch erstaunlich, wie leicht einem später Sachen fallen, mit denen man sich als Kind abgemüht hat. Ich habe bisher noch keinen Erwachsenen sagen hören, wie schwierig der Buchstabe S zu schreiben sei, oder dass Bruchrechnen einfach keinen Sinn ergebe. Im Grunde ist es ganz einfach: Das Schreiben und Rechnen ist zur Gewohnheit geworden, dieselben Aufgaben sind so lange durchgegangen worden, bis sie in Fleisch und Blut übergehen.
Nicht anders ergeht es später im Leben dem Fahrschüler bei seiner ersten Fahrstunde. Wie viele von uns haben wohl zunächst den Motor abgewürgt und waren völlig überfordert mit der Gangschaltung, dem Kuppeln, Gas geben und Bremsen ? Mit der Zeit jedoch wird das Autofahren einfach, für Schweißausbrüche sorgt dann nur noch die kleine Parklücke in einer hektischen Straße.
Die unberührte Wiese wird so oft durchschritten, dass sich mit der Zeit ein Trampelpfad bildet. Man weiß, dass es einfacher ist, über diesen Pfad zu gehen als abseits davon. Mit jeder Wiederholung demonstrieren wir dies und vertiefen den Pfad so weiterhin.
Selbst wenn dieser in einen tiefen Wald führt, so fühlen wir uns doch sicher, wenn wir wissen, dass dieser Pfad von uns bereits durchschritten wurde. Noch besser fühlen wir uns, wenn andere Menschen ihn vor uns genommen haben. Wir denken uns (unterbewusst): "Dieser Weg kann kein schlechter sein, sonst wäre er nicht hier. Andere haben ihn sicher aus einem Grund genommen, also wird er für mich auch nicht schlechter sein. Hier erwarten mich sicher keine unangenehmen Überraschungen."
So festigen wir über die Jahre unsere Gewohnheiten. Mit zunehmendem Alter entscheiden wir (vermeintlich) Selbst darüber, welchen Weg wir gehen wollen und welche Gewohnheiten wir uns aneignen.
Der eine geht abends regelmäßig ins Fitnessstudio, ein anderer sitzt lieber vor dem Fernseher und genießt seinen Feierabend mit einem kühlen Bier.
Die eine liest in ihrer Freizeit gerne Bücher, die andere interessiert sich für Mode und geht gern shoppen.
Die Pizza die man bestellt, die Klamotten die man trägt, die Musik die man hört, die Partei die man wählt, den Beruf den man ausübt, all das und mehr festigt sich immer weiter, bis man irgendwann mit voller Überzeugung sagt:
"Ich liebe Schinken Pizza" oder "Ich hasse Brokkoli" oder "Meine Partei ist die einzige, die den richtigen Ansatz verfolgt und alle anderen haben keine Ahnung."
Auch einschränkende Gedankenmuster wie das folgende sind nicht unüblich:
"Meinen Beruf kann ich zwar nicht leiden, aber ich habe keine andere Wahl, denn ich habe Frau und Kinder und die sind dabei auf mich angewiesen. Geld ist in dieser Welt nur schwer zu bekommen. Viel Geld erhalten nur Menschen, die andere ausbeuten oder ihre Seele verkaufen."
Wir merken oft gar nicht, dass wir immer wieder dieselben Dinge tun, dieselben Leute treffen, dieselben Gerichte essen und dieselben Probleme mit uns herumschleppen. Wir sagen dann Dinge wie: "Das ist nun mal, wer ich bin." oder "Das liegt mir nicht, hat es noch nie und wird es auch nicht."
Unser Wesen ist schon lange keine unberührte Wiese mehr und unsere Gewohnheiten sind auch kein Trampelpfade mehr, sondern gut befestigte Straßen, die klar den Weg unseres Alltags definieren.
Doch stellt sich die Frage, ob wir uns durch unsere Gewohnheiten definieren lassen wollen, oder aber selbstbestimmt unsere Gewohnheiten definieren, um so zu der Person zu werden, die wir tief im Herzen eigentlich sein wollen.
Wollen wir jemand sein, der seinen Beruf hasst, seine Mitmenschen verachtet, für den Gesundheit, Reichtum und Glück unerreichbar sind oder jemand, der seine Mitmenschen liebt und von Ihnen geliebt wird, der seinen Beruf aus Freude und nicht aus Zwang ausübt, dem Reichtum und Glück zufließt und dessen Gesundheit nicht für dieses oder jenes geopfert wird?
Außerdem müssen wir uns fragen, ob die Gewohnheiten, die andere Personen sich zugelegt haben, für die Person, die wir eigentlich sein wollen nützlich ist oder nicht. Wenn wir das klar vor Augen haben, können wir anfangen, unsere eigene Zukunft zu gestalten.
Dieser Post ist Teil einer Reihe von Posts, welche ich den Gewohnheiten widmen möchte. Der nächste Post wird hier verlinkt, sobald er online ist.
English
I would like to give something back to the Hive community with my posts. One HSBI Share goes to @mario89. Beneficiary for this post is @kheldar1982.
Humans are a product of their habits. At the beginning of our life, our whole existence is like a big meadow that no one has crossed before.
As a baby, we are not able to do anything without the help of our parents.
In childhood we start to learn what it means to be human. We learn how to say hello nicely to guests, how to brush our teeth at least twice a day, how to tie our shoelaces and much more.
At school, we learn how to read, write and do mathematics. Here, at the latest, it becomes clear that the things we want to be taught are not necessarily easy to grasp. Therefore, what we have learned is repeated, again and again.
Even though it doesn't necessarily get easier for most people to learn a new thing (math gets harder rather than easier in higher grades), it's amazing how easy things come to you later that you struggled with as a child. I have yet to hear an adult say how difficult it is to write the letter S, or that calculating fractions just doesn't make sense. Basically, it's quite simple: writing and doing math have become habits, the same tasks have been gone over for so long that they become second nature.
It is no different later in life for the new driver at his first driving lesson. How many of us probably stalled the engine at first and were completely overwhelmed with the gear shifting, clutching, accelerating and braking ? With time, however, driving becomes easy, and the only thing that causes sweating is the small parking space in a hectic street.
The untouched meadow is crossed so often that in time a trail is formed. One knows that it is easier to walk across this path than off it. With each repetition we demonstrate this and so continue to deepen the path.
Even if this leads into a deep forest, we feel safe knowing that this path has already been walked by us. We feel even better when other people have taken it before us. We think to ourselves (subconsciously): "This path can't be a bad one, otherwise it wouldn't be here. Others surely took it for a reason, so it won't be worse for me either. I'm sure no unpleasant surprises await me here."
This is how we solidify our habits over the years. As we get older, we (supposedly) decide for ourselves which way we want to go and which habits we acquire.
One person regularly goes to the gym in the evening, another prefers to sit in front of the TV and enjoys his evening with a cold beer.
One likes to read books in her free time, the other is interested in fashion and likes to go shopping.
The pizza you order, the clothes you wear, the music you listen to, the party you vote for, the job you do, all this and more continues to solidify until at some point you say with full conviction:
"I love ham pizza," or "I hate broccoli," or "My party is the only one that takes the right approach and everyone else has no idea."
Limiting thought patterns like the following are also not uncommon:
"I don't like my job, but I have no choice because I have a wife and children and they depend on. Money is hard to come by in this world. Only people who exploit others or sell their souls get a lot of money."
We often don't realize that we are doing the same things over and over again, meeting the same people, eating the same dishes, and carrying around the same problems. We then say things like, "This is just who I am," or "It's not in me, never has been, and never will be."
Our being has long since ceased to be a pristine meadow, and our habits are no longer trails, but well-paved roads that clearly define the path of our daily lives.
But the question arises whether we want to be defined by our habits, or define our habits in a self-determined way in order to become the person we actually want to be deep in our hearts.
Do we want to be someone who hates his job, despises other people, for whom health, wealth and happiness are unattainable, or someone who loves other people and is loved by them, who does his job out of joy and not out of compulsion, to whom wealth and happiness come easy and whose health is not sacrificed for this or that?
Moreover, we must ask ourselves whether the habits that other people have acquired is useful or not for the person we actually want to be. Once we have that clearly in mind, we can start to shape our own future.
This post is part of a series of posts which I want to dedicate to habits. The next post will be linked here as soon as it's online.
Schön geschrieben 👍
Die gut befestigte Straße kann man mit "entsprechendem Werkzeug" wieder mehr Richtung Trampelpfad verändern...
Manchmal ist es nicht der Beruf sondern nur die aktuelle Stelle, das lässt sich aber meist noch einfacher beheben...
Ganz wichtig! 👍
Bin gespannt was noch kommt und Danke für Beneficiary. 🙂
Wie komme ich denn zu dieser Ehre. Ich danke Dir. !PIZZA
Gewohnheiten sind wichtig. Sie erlauben uns viele Dinge zu tun, über die wir im Alltag gar nicht nachdenken können.
Du sprichst aber einen wichtigen Punkt an. Auch wenn wir Alltag nicht über alles nachdenken können, müssen wir uns regelmäßig Zeit nehmen unser Handeln zu reflektieren und zu hinterfragen.
Das heißt unser Verhalten, unsere Meinung unsere Positionen. Offen für Neues, aber nicht beliebig.
Mir hilft es mir immer wieder zu sagen, dass der Mensch gut ist und grundsätzlich Menschen den anderen nichts blses wollen. Das mag man naiv nennen. Ich komme damit aber gut zurecht.
Das ist ein gutes Mantra. Ich finde das nicht naiv, ich glaube auch daran.
Und Ehre wem Ehre gebürt. Wird möglicherweise nicht das letzte Mal sein, dass du von mir bedacht wirst. Ich verspreche nichts, aber es kann jeder Hivian und insbesondere jedes Mitglied vom Legendary Dragon Verbund jederzeit von mir überrascht werden. 🙂
Genau so eine Begründung höre ich momentan all zu sehr, warum die meisten Frauen keine Kinder bekommen möchten - wegen des Geldes.
PIZZA Holders sent $PIZZA tips in this post's comments:
@kheldar1982(2/5) tipped @octavian1 (x1)
Learn more at https://hive.pizza.
Yay! 🤗
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