Zunächst einmal danke für Deine Antwort. Ich verstehe nun, warum Ihr Leute, die Ihr schon länger dabei seid, diese Community so liebt, wenn man sogar auf einen leicht "ketzerischen" Beitrag wie den meinen so eine ausführliche und fundierte Antwort bekommt.
Da muss man auch schauen wenn man erwischt, haben hier auch den ein oder anderen Kandidaten, der bei sowas sofort auf 180 ist. Aber in der Masse, sind es ganz vernünftige Leute. Aber ja, mit den Jahren wächst diese Community und die Blockchain einem am Herz, mit vielen hier redet man seit zwei, drei oder vier Jahren jeden Tag und hat eine Menge Scheiße durchgemacht. Was hier auch eine große Rolle spielt, sind soziale Regeln. Neben dem Regeln des Codes gibt es Regeln in der Community, die die Teilnehmer in einem bestimmten Rahmen halten.
Ich muss auch zugeben: Ich persönlich halte zwar große Stücke auf Justin Sun und halte ihn für einen der größten und aktivsten Visionäre des gesamten Kryptomarktes, aber tatsächlich ist er manchmal etwas impulsiv, womit er schon öfter schlechte Publicity eingefahren hat und was wohl auch ein Grund ist, warum es so viel FUD über Tron gibt. Trotzdem muss man sagen, dass Justin Sun am Ende eigentlich das was er wirklich versprochen hat, auch gehalten hat, selbst wenn es mal hier und da hakte und knirschte. (s. das Lunch mit Warren Buffet, bei dem Justin Sun übrigens nicht nur das eigene Projekt gepush, sondern allgemein Überzeugungsarbeit für die Kryptowelt als Ganze geleistet hat)
Wir haben ihn eben als jemanden kennengelernt, der Steemit Inc. kauft, sofort von einem Umzug auf Tron redet und nicht auf Anfragen reagiert. Mit der Zeit kam dann noch alles andere dazu, Warnungen von Leuten die bereits mit ihm zu tun hatten und die gelöschten Tweets, Beiträge usw. Das Vertrauen war weg. Dazu kam die Sache mit den Börsen, die mit Halbwahrheiten dazu gebracht worden für ihn zu Voten. Er mag für die Tron Community gut sein, wir erleben ihn nur als Bill Gates der Kryptowelt, man kauft ein Produkt, holt das beste raus und lässt es dann sterben. Zumindest ist das im Moment unsere Wahrnehmung und Befürchtung.
Am besten wäre es, wenn er einfach den Mund halten würde und Roy sich um alles kümmert. Dann hat er irgendwann wieder sein Geld und wir unsere Blockchain, wobei es jetzt schon wieder darum geht das er bleiben will. Wir sind es gewohnt das eine Firma etwas sagt und dann auf mehrere Monate beibehält. Dieses Impulsive verhalten ist genau das Gegenteil von dem, wie wir seit Jahren arbeiten.
Dass Tron mehrere Witnesse hat, ist aus meiner Sicht weniger ein Problem. Wenn die aber alle Tron-Witnesse über einen Server laufen lassen, wäre das natürlich echt ein Fauxpas und müsste aus Sichterheitsgründen schleunigst aufhören.
Jeder Top20 Witness bringt etwa 250 Steem am Tag ein. Hier gab es bisher die ungeschriebene Regel das jede Person und jedes Projekt nur einen Witness betreibt, um Möglichst vielen Projekten hierdurch eine Finanzierung zu ermöglichen. Außerdem sind die Serverkosten eigentlich nur als ein Top20 Witness zu bezahlen, vor allem wenn man eine API Betreibt und die Kosten schnell bei 500-1000 USD im Monat sein können.
Und zu den Servern, wir wissen es nicht genau aber bei der Masse an Witness-Nodes, ist die günstigste Methode alles auf einem Server laufen zu lassen. Leider bekommen wir auf Fragen, ob alles auf einem Server läuft nur Ausflüchte zu hören.
Langfristig glaube ich aber, dass Steem mit Tron mehr Zukunft hat, als ohne. Ich bin zwar kein Experte für Blockchain-Development, aber ich denke, dass eine dezentrale Datenbank für Textinhalte (bei der Textinhalte ja auch vergütet werden können) durchaus auf einer Datenbank für Verträge laufen müsste.
Ein Vorteil davon wäre, dass man dann STEEM irgendwann auch auf den dezentralen Exchanges von Tron handeln könnte. Da könnten dann Leute aus der Tron-Community, die regelmäßige Rewards für ihre SR-Votings bekommen, einfach und schnell STEEM für ihre geschenkten TRX kaufen. Die Community würde damit schnell wachsen.
DA ist das Problem, Steem und Tron sind ähnlich aber nicht gleich. Steem an sich ist so designt, dass es bis zu 50MB pro Block, alle drei Sekunden verarbeiten kann. Tron nicht. Auf einer Blockchain für Verträge muss viel mehr geprüft werden als hier, es ist wie der Unterschied zwischen LKW und Bus. Man kann in beiden Personen und Waren transportieren, nur ist der LKW besser für Waren und der Bus besser für Personen geeignet. Das Rewarding ist nur ein kleiner Teil des Steems, die Hauptlast entsteht durch Textinhalte die in der besonderen Form des Comments oder Posts gespeichert werden. Man kann es übertragen, aber dabei geht die Schnelligkeit des Steem in der Verarbeitung dieser Informationen verloren. Ich bin eher ein Freund des Atomic-SWAPs, der es erlaubt Steem in Tron und umgekehrt zu tauschen, hierdurch wären beide Währungen verbunden, aber man würde nicht die Vorteile der jeweils anderen Chain verlieren.
Außerdem hat Justin Sun ja auch die gute Angewohnheit an seine TRX-Hodler regelmäßig Airdrops zu verteilen. Ein STEEM-Airdrop an alle TRX-Hodler würde naturgemäß das Interesse an dieser Community erheblich erhöhen. Davon profitieren dann alle.
Schauen wir einmal was passiert. Wir haben auch schon Ideen diskutiert, die ein Multiaccount-System umfassen. Jeder Steem-Account ist auf der Tron-Blockchain vorhanden und jeder Tron-Account auf der Steemblockchain. Aber so etwas ist schwierig umzusetzen. Aber eines lässt sich sagen, wir werden diese Blockchain nicht aufgeben und im Fall einer totalen Integration in den Tron, betreiben wir sie eben andersweitig weiter.
Die Angreifbarkeit durch Großinvestoren ist übrigens nicht nur ein Problem von DPOS. Letztlich befindet sich ein Großteil der Hashpower der meisten "klassischen" POW-Kryptowährungen in der Hand einiger großer Miningunternehmen, die sich noch weniger in ihre Karten schauen lassen als Börsen wie Binance. Die oft von Bitcoin-Maximalisten geäußerte Behauptung Bitcoin sei "soooo viel dezentraler" als EOS oder TRX ist ein Trugschluss.
Ich bin seit 11 Jahren in der Kryptowelt dabei, mal mehr, mal weniger Aktiv. Die klassischen PoW Kryptowährungen waren immer Angreifbar, 2010 stellten ein paar Kollegen und ich kurzfristig 60% des Netzwerkes, viele davon sind heute bei den großen Miningunternehmen. Bei DPoS ist es nur offensichtlicher. Im Moment werden Ideen besprochen das alles zu verändern, z.b. wird wahrscheinlich die Anzahl der Witnessvotes auf 3-5 pro Account festgelegt. Außerdem sollen Votes nach einer bestimmten Zeit verfallen, Einfluss der Aktivität eines Accounts soll mit aufgenommen werden. Wir werden sehen wie sich DPoS, speziell auf Steem verändern wird.
Ich muss Dir noch einmal für Deine Informationen und die ausführlichen Erklärungen danken. Du hast auf jeden Fall mehr Ahnung von der Thematik als ich.
Die Idee, die Witness-Votes pro Account zu beschränken finde ich superinteressant, weil dann ja tatsächlich eher nach "Köpfen" abgestimmt wird, als nach purer Größe des Stacks. Das wäre zumindest ein sehr demokratischer Ansatz.