Thinktanks - von der Denkfabrik zur Meinungsmache

Liebe Selberdenker,

der Begriff Thinktank kam zwar erst nach dem 2.Weltkrieg auf, staatlicherseits oder sonstwie beauftragte Denkfabriken gab es allerdings schon weit früher, vor allem in den USA (1). Mit "thinktank" bezeichnete man eigentlich im 2.Weltkrieg abhörsichere Räume ("tanks") zum Austüfteln der geeigneten militärischen Strategie (2), in den 1960er Jahren setzte sich der Begriff dann allmählich im zivilen Bereich durch (und gewann im Wettstreit mit "brainbox").

Geschichte

Schon im 19.Jahrhundert und sicher davor gab es Zusammenkünfte von klugen Köpfen, wie z.B. den "Metaphysical Club" von 1872, bei dem mehrere Philosophen und Psychologen in Cambridge, MA zusammengekommen waren und dabei angeblich den philosophischen Pragmatismus entworfen hatten (3). Die älteste heute noch existierende Denkfabrik ist das 1831 gegründete Royal United Services Institute (RUSI), ein (laut Wikipediaeintrag) unabhängiges Forschungsinstitut in London, deren Mission laut Eigendefinition ist "to inform, influence and enhance public debate to help build a safer and more stable world." (4).

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https://www.yourlittleplanet.org/de/themen/wirtschaft/lobbyismus

Was ist eigentlich ein Thinktank?

Das ist gar nicht leicht zu beantworten. Nicht nur, dass es bis heute keine einheitliche Definition gibt, hat sich auch die Bedeutung, zumindest im alltäglichen Sprachgebrauch, in den letzten Jahren stark verschoben in Richtung einer Einrichtung, die einen bestimmten Auftrag zur Meinungsbildung erfüllen soll. Da politische Entscheidungen weitreichende Konsequenzen haben können, wird über die Thinktanks viel Geld in die Hand genommen, um Politiker und öffentliche Meinung in die gewünschte Richtung zu lenken. Alleine in den USA gibt es angeblich 1830 Thinktanks - knapp ein Drittel weltweit aller (11). Die wenigsten Thinktanks geben genaue Auskunft über ihre Geldgeber. Firmen wie Transparify klassifizieren Thinktanks anhand ihrer Transparenz und vergeben dementsprechend Sterne (12).

Grundsätzlich unterscheidet man 3 Arten:

  • Akademische Forschungsinstitute:
    Meist staatlich oder durch Drittmittel finanziert und am ehesten der Wissenschaftlichkeit verpflichtet. Sie publizieren vor allem in wissenschaftlichen oder ökonomischen Journalen, sind weniger PR-orientiert und relativ unbeeinflusst vom Geldgeber. Beispiele: Das 2009 als Folge der globalen Finanzkrise gegründete "Forschungsinstitut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft" (ICAE) der Uni Linz (5) oder das neoliberale Hayek-Institut in Wien (6).

  • Staatliche Thinktanks (bzw. staatsnahe):
    Diese stehen im Regierungsauftrag und sind auch 100%ig durch Behörden finanziert. Sie sind am wenigsten transparent, was ihre Arbeitsweise und den Output betrifft bis hin zur kompletten Geheimhaltung deren Existenz. Daher ist es schwer, ein aktuelles Beispiel zu finden. Die RAND-Coorperation ist zwar vor 70 Jahren zu Zeiten des "Kalten Kriegs" im Auftrag der USA entstanden, hat sich aber heute als privates, frei finanziertes Forschungsinstitut positioniert (7) und kürzlich (für eine Institution mit Sitz in Washington, DC) eine überraschend ausgewogene Stellungnahme zu Problematik der NATO-Osterweiterung publiziert (8).

  • "Advokatorische" Thinktanks
    Diese sind in der Regel kaum an Wissenschaftlichkeit orientiert, sondern daran, die öffentliche Meinung zu beeinflussen im Sinne ihrer Auftraggeber. Daher sind sie am stärksten an Social Media ausgerichtet und nutzen sie offen oder verdeckt für ihren Zweck. Oft versuchen sie, ihre Ideologie zum Teil aggressiv zu vermarkten und sind daher nur schwer von Lobbyorganisationen abzugrenzen. Durch ihre starke Öffentlichkeitswirksamkeit dominieren sie auch das Bild, das man sich von Thinktanks heute macht. Beispiele sind etwa die parteinahen "Stiftungen" (z.B. die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung oder die "Stiftung Marktwirtschaft") oder der "European Round Table" (ERT). Auch das allseits beliebte World Economic Forum (WEF) könnte man als hypertrophen Thinktank bezeichnen. Verschiedentlich wurden in Publikationen von Advokatorischen Thinktanks sich wiederholende methodische Fehler nachgewiesen, die bewusste Irreführung nahelegen (9).

Die Grenzen sind fliessend - ein akademischer Thinktank, der aber offen eine z.B. marktliberale Auffassung vertritt, kann auch schon in die dritte Gruppe fallen. Nicht wenige Thinktanks werden auch "Hybride" sein. Etwa ein PR-wirksames neutrales Institut mit humanitärem Anspruch, das aber einzelne Abteilungen beinhaltet, die verdeckt oder offen Lobbyismus für ihre Auftraggeber betreiben.

Das hierzulange relativ bekannte öst. Institut für höhere Studien (IHS) will sich zum Beispiel selbst nicht als Thinktank bezeichnet wissen, denn es sei "ein Forschungsinstitut ohne Agenda" (10). Das zeigt schon den Bedeutungswandel und den negativen Beigeschmack, den der Begriff erhalten hat.

Das "Erfolgsmodell"

Warum sind Lobbyisten und Thinktanks so erfolgreich in dem, was sie tun? Warum können sie immer wieder Einfluß auf politische Entscheidungen nehmen? Ein wichttiger Faktor dabei ist die asymmetrische Interessensverteilung. Bestimmte Unternehmen haben ein hohes Interesse an Gesetzesänderungen (oder deren Unterbleiben), die zwar durchaus einen Einfluß auf jeden Einzelnen haben, aber nicht in dem Ausmaß, als dass die Leute dafür auf die Straße gehen würden. Z.B. die sog. Finanztransaktionssteuer, auch Tobin-Steuer genannt (13): Seit den 1970er Jahren wird diskutiert, zumindest in Europa ca. 0,1% Steuer auf Aktien- und nur 0,01% auf Derivatetransaktionen einzuführen. So eine Steuer würde keine Armen treffen und dem EU-Budget dutzende Milliarden bringen und zusätzliche das Ausmaß an Derivatespekulation etwas eindämmen (oder zumindest verlagern). Für jeden EU-Bürger keine große Änderung, aber für bestimmte Firmen eine vermutete Gewinnschmälerung, da das Transkationsvolumen wohl etwas zurückgehen würden. Bis heute konnte sich die EU nicht auf eine entsprechende Gesetzgebung einigen, manche vermuten, auch aufgrund von Lobbyarbeit von z.B. Goldman Sachs (13).
Auf der einen Seite stehen also meistens massive Interessen einzelner, zumal kapitalstarker Profiteure (=Partikularinteressen), auf der anderen Seite die Masse Schwacher, die nicht organisiert ist. Keine Überraschung daher, dass sich die Lobbyisten in der Regel durchsetzen.

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https://katapult-magazin.de/de/artikel/amthors-lobbyismus-affaere

Kritik

Der Einfluß privat finanzierter Thinktanks höhlt ganz offensichtlich demokratische Strukturen aus. Das finanziell wenig transparente, aber reichlich ausgestattete WEF sagte selbst schon 2010, dass die Zeit der Regierungen als alleinige Akteure auf der Weltbühne vorbei sein sollte und schlägt ein "neues Stakeholder-Paradigma der internationalen Governance" vor, nämlich eine "Koalition aus multinationalen Unternehmen, Regierungen (auch über das System der Vereinten Nationen (UNO)) und ausgewählten "zivilgesellschaftlichen Organisationen". (14). Letztere sind allerdings sehr anfällig für internationale Kapitalinteressen (z.B. die Open Society Foundations (OSF) des "Philantropen" George Soros (15), die unter anderem auch die von Google favorisierten "Faktenchecker" mitfinanziert (16)). Wenn dann auch die UNO noch mehr Einfluss bekäme, kann man sich leicht vorstellen, wieviel Autonomie in solch einem Modell dann noch nationalen Parlamenten bliebe. Vermutlich nicht mehr, als die Könige heute in rein repräsentativen parlamentarischen Monarchien (17) noch haben. Gibt es eigentlich den Begriff der "repräsentativen Demokratie" oder Anschein-Demokratie schon? Leben wir gar schon in einer solchen? Ich meine, ja und das zeigt sich in vielen Bereichen.

Sind Thinktanks obsolet?

Aber trotz ihres offensichtlichen Erfolges, ist diese Frage mehr als berechtigt. In Zeiten von Web 2.0-> 3.0, wo Inhalte und Narrative durch reichweitenstarke Aktivisten, Lobby-Protagonisten (z.B. Grete Thunfisch), Blogger und Influencer-Sprechpuppen (z.B. Mai Thi Nguyen-Kim) via Social Media-Kanälen, Telegramgruppen, Youtube, TED talks, etc. schneller verbreitet werden als durch klassische peer reviewed Journale oder langatmige Whitepapers, scheint den klassischen Thinktanks eine Art Dinosaurierdasein beschieden zu sein, ähnlich den Zeitungen und Fernsehsendern. "Innovate or die" ist die Devise. Wer seine Ideen nicht in griffige Infografiken auf Twitter oder LinkdIn kondensiert, verliert den Aufmerksamkeitswettbewerb, denn gelesen wird immer weniger.

Ist das auch ein Grund dafür, dass das globale Pandemie-Narrativ immer löchriger wird? Dass sich über Web 2.0 unbequeme Wahrheiten schneller als gedacht verbreiten konnten und die Lobby-Gruppen mit der Desinformationsarbeit kaum mehr nachkommen, siehe die tags #plötzlichundunerwartet, #diesuddenly oder #TruckersConvoy2022?
Wenn ja, wäre das ein sehr gutes Signal. Auf einmal haben auch Widerstandsbewegungen Tools in der Hand, sich zu vernetzen, auch wenn die Zensurbemühungen von Google, Facebook und Co. noch nie so offensichtlich und umfassend waren! Und das kann mit dezentralen, wenig zensurgefährdeten Plattformen wie Hive und 3Speak nur besser werden (falls sie erst einmal entdeckt werden)!

Quellen:
(1) https://www.dailysignal.com/2015/10/23/the-origins-of-american-think-tanks/
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Denkfabrik
(3) https://en.wikipedia.org/wiki/The_Metaphysical_Club
(4) https://rusi.org/
(5) https://www.jku.at/institut-fuer-die-gesamtanalyse-der-wirtschaft/ueber-uns/leitbild/
(6) https://www.hayek-institut.at/leitbild/
(7) https://www.rand.org/about/glance.html
(8) https://www.rand.org/blog/2022/02/should-nato-close-its-doors.html
(9) https://www.morawa.at/detail/ISBN-2244011481344/Welner-Kevin-G./Think-Tank-Research-Quality#r224428-0-256668:233816:145672
(10) https://oe1.orf.at/player/20220202/668247
(11) https://www.washingtonpost.com/news/in-theory/wp/2015/10/05/are-think-tanks-obsolete/
(12) https://www.transparify.org/5-star
(13) https://de.wikipedia.org/wiki/Finanztransaktionssteuer
(14) https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftsforum#Vereinnahmung_demokratischer_Strukturen_und_Institutionen
(15) https://www.influencewatch.org/non-profit/open-society-foundations/
(16) https://www.breitbart.com/europe/2017/07/05/george-soros-funds-uk-fact-checker/
(17) https://de.wikipedia.org/wiki/Monarchie#Parlamentarische_Monarchie

Sort:  

erst kürzlich las ich ein artikel: "Web3 ist das Internet, das es zu verhindern gilt".
wer kann erraten wo dieser veröffentlicht wurde?
selbstverständlich in dem von einem wunderbaren phobantrophen aus der digitalen welt gesponsteren märchenblatt, welches alles seitenverkehrt wiedergibt. selbstverständlich sind gewisse entwicklungen kritisch zu betrachten aber gerade durch dezentrale strukturen und auch der aufbau von alternativen zu alternativlosigkeiten wie zb. dem geldsystem ist von vorteil. das dies elitären kreisen mit allmachtsfantasien nicht mundet liegt auf der hand. auch gerade die vernetzung zb. von pflegekräften, eltern usw. tragen zum machtverlust bei und setzen überfällige gegenpoole zu der massiven und krankmachenden propaganda der thinktanks, pr-agenturen und lobby-institute.

Bereicherung wie das Internet sie braucht. Danke! !BEER

Solche Strukturen sind eine große Chance für Freiheit und ihre Technologien wie die Hive-Chain. Was wir hier haben ist ein Anfang, in den großen Ökosystemen wird es neue kryptograpische Entwicklungen geben die dank Opensource auch die Nutzer-getriebenen Projekte wie Hive stärken werden, bis zu einem Punkt wo Google sich beugen und restrukturieren muss. Ein langer Weg, aber geachtet dessen dass wir den langsamen Teil der Kurve hinter uns haben und Krypto nun alle Bereiche des virtuellen Treibens durchsetzt nur noch eine Frage der Zeit bis das träge Legacy System kollabiert.

Mai Thi Nguyen-Kim hätte den Deal mit den Mainstream Medien ausschlagen können, das wäre Integrität. Vermutlich wollte sie aber auch endlich mal Früchte ihrer Arbeit ernten und hier brauchen Influencer so etwas wie Proof of Brain. Damit sie unabhängig bleiben.

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Da musste ich heut an dein Posting denken :-) Quelle Kronenzeitung

Vielen Dank für diesen Artikel. Auch wenn man mit Hive vielleicht nicht die Welt verbessern kann schadet es ganz sicher nicht es zu versuchen. Es bleibt zu hoffen, dass eine größere Reichweite keinen Schaden anrichtet.

Die Frage ist auch was ist Demokratie? Was in Deutschland und Österreich abgeht kann meiner Meinung nach keine Demokratie sein. Ich glaube nicht dass über 50 Prozent der jeweiligen bürger eine impfpflicht befürworten.

Aber die thinktanks haben die passenden Umfrageergebnisse geliefert...

Ob allerdings hive oder eine andere Sozial Media Plattform sich dezentral nennen darf Zweifel ich an.

Denn alles was damals auf steemit passierte ist doch auch auf hive möglich. Kann nur hoffen das die top 20 Hive Staker diese Option aber nie nutzen!

Ja, wir leben bestenfalls in einer Schein-Demokratie, aber siehe Impfzwang, nicht einmal das. Das ist offener Faschismus.

Ich sehe hier ein Theaterstück. Covid ist das Ablenkungsmanöver.

Es wird sich in den nächsten Jahren unser Finanzsystem stark ändern. Die Inflation wird weiter vorangetrieben.

Bin gespannt wann es wirklich erste gewalttätige Bürgeraufstände gibt. Darauf wird anscheinend kräftig hingearbeitet.

Covid ist dann die ausrede warum das Fiatgeld nicht mehr wert ist.

manche vermuten, auch aufgrund von Lobbyarbeit von z.B. Goldman Sachs

In diesem Zusammenhang noch von einer Vermutung auszugehen, zeugt wahrhaftig auf eine sehr liberale Weltanschauung.

denn gelesen wird immer weniger

Exakt diese Tatsache lässt uns so anfällig auf vorgekauten Gedankenbrei werden.

In Statistik an der Uni ist einer der ersten Sprüche meines Dozenten gewesen, dass wir nie einer Statistik vertrauen sollen, die wir nicht selbst gefälscht haben. Leider ist da in vielen ein kleiner Lemming verankert, dass es schon stimmen muss was man alles so hört wenn doch offensichtlich so viele andere daran glauben 😅

Yay! 🤗
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