Auf dem Boden der Tatsachen und leicht überfordert mit der Demokratie.

in Deutsch D-A-CH6 days ago

Gebrauchsanweisung: Knapp am Bürger vorbei regiert.

[Quelle:](https://www.oliverschopf.com/html/d_polkar/einzel_o/spoe_dornauer_jagd.html)

Weder räumlich noch „wählerisch“ involviert, verfolge ich dennoch mit einigem Interesse und leichter Verwunderung das politische Geschehen nördlich der Karawanken.
Man trifft sich am Wahltag nahe der Wahlkabine, tauscht letzte Empfehlungen oder Befürchtungen aus und begibt sich umgehend in eine Urne, die man, nach der Stimmabgabe, in der Regel ohne Asche auf dem Haupt verlassen kann. Den allerorts üblichen Spekulationen folgen dann am Abend die ersten sehnlichst erwarteten Ergebnisse dessen, wie sich selbst und der Rest der Republik das mit der Zukunft im Parlament so vorgestellt haben.

In Österreich konnte mit Genugtuung oder Empörung (je nach eigener Gefühlslage) nicht nur beobachtet werden, wie einer Volkspartei das Volk abhandengekommen ist, sondern auch im Anschluss Koalitionsverhandlungen geführt werden, wie es sich ein Bühnenautor für das Burgtheater nicht hätte besser ausdenken können.

Die, die sich das Freiheitliche auf ihre Fahnen geschrieben haben und sich nach Auszählung der Stimmen als Sieger fühlen dürfen, bekommen umgehend von den Verlierern und jenen, die auf Ämter-Schnäppchen-Jagt sind (zuvor und ganz nebenbei den Karren tief in den Morast gesteuert haben), ihren Platz auf der Reservebank zugewiesen, da sie sich an dieses Freiheitliche nicht so recht gewöhnen wollen. Lieber bastelt und mauschelt der verbliebene Farbenverbund bis zu dem Zeitpunkt, wenn man feststellt, dass der richtige Klebstoff für eine solide Mehrheit vertrocknet scheint.
Dann muss es eben mit denen von der Reservebank funktionieren. Das Blöde dabei, dass man als Verlierer nur selten ein Zepter in der Hand halten darf. Daran lässt sich nur mit viel Bauchschmerz gewöhnen. Erst Wahlverlierer und dann auch noch Schmerzen? Die nächste Kehrtwende steht somit an und es geht schnurstracks zurück in die alten Kartoffeln. Vielleicht weicht der Kleber ja noch auf?

[Quelle:](https://de.toonpool.com/cartoons/Koalitionsverhandlungen_394224)

In Deutschland dagegen muss man mit der Tatsache zurechtkommen, dass eine „GroKo“ nicht mehr mit den Farben Rot und Schwarz daherkommt. Denn Rot ist völlig aus der Mode oder blutet gerade leer. Jetzt darf lediglich darauf gehofft werden, dass Friedrich Merz im schwarzen Fundus noch ein paar Blutkonserven auf Lager hält. Aber eigentlich, wenn der Friedrich nur etwas genauer auf die Wahlergebnisse blicken würde, müsste ihm auffallen, dass da, neben dem tiefschwarzen Balken, sich ein hellblauer aufgereckt hat, der sich auch nicht so einfach ignorieren lässt.

Diese Hellblauen, die von sich behaupten, sie hätten die alternativen Lösungen und Medikamente für das darbende Volk in petto, wären nämlich, zieht man die Programmatik zurate, ein idealer Partner, da aus gemeinsamen Interessen geschöpft werden kann. Außerdem steht doch mit dem bayrischen Löwen noch einer mit dem hellblauen Logo im Gehege. Wie nah beide Farben sich sind, hat Herr Merz doch vor der Wahl bewiesen, als ihm die Alternative, Alice Weidel, noch schnell mit ein paar Themen für die rosige Zukunft aushalf. Oder hat der Merz im März bereits vergessen, was er im Februar noch propagiert hat?

Ich, als unbedarfter Zuschauer und Lehrling in Sachen „Demokratie“ – schließlich gibt es so etwas (zumindest auf dem Papier) erst seit 1990 in Kroatien – sitze nun hier und frage mich, wieso Felix Austria nicht so demokratisch ist und einer Minderheitsregierung die Chance überlässt. Wenn man den Wähler nicht in der Wahlkabine kasernieren möchte und so lange Kreuze malen lässt, bis das Resultat einen fröhlich stimmt, sollten die Freiheitlichen unter Beweis stellen, wie biegsam die momentan erschaffene Freiheit dann doch sein kann.

Wenn der Abgeordnete sich daran erinnert, dass sein Mandat nicht die blinde Loyalität gegenüber seiner Partei beinhaltet, sondern er dem Willen des Wählers verpflichtet ist, wird es auch Mehrheiten geben. Sitzt allerdings ein Spieler konstant auf der Ersatzbank oder verheddert sich in den Fesseln des Fraktionszwangs, werde ich nie beurteilen können, wie der Profi mit dem Ball (der Macht) umgeht.

[Quelle:](https://expresso.pt/internacional/alemanha/2025-02-04-direita-alema-fez-cair-o-cordao-sanitario-mas-rejeita-alianca-com-afd-vai-ser-o-governo-mais-a-direita-desde-a-ii-guerra-mundial-16b0c241)

In Berlin präsentiert sich der Status quo nicht viel anders. Da bleibt zudem nur zu hoffen, dass die Mitglieder der roten, blutarmen Partei bei einer Abstimmung über eine Koalition der geheuchelten Eintracht eine Abfuhr erteilen. Dann muss es der Friedrich und sein brüllender Löwe nämlich ganz alleine durchziehen oder es kommt zum flotten Dreier mit der Alice. Die ist sicherlich nicht abgeneigt.
Oder (und dies wurde noch überhaupt nicht berücksichtigt) es kommt zu einer Volksabstimmung. Das wäre mal etwas ganz Neues. Das Volk bestimmt. Dies hat es noch nie zwischen dem Allgäu und Sylt gegeben.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Basis diese Form der demokratischen Entscheidung ohne heftige Eruptionen übersteht oder der Wahlberechtigte sich lieber zuhause langweilt und dabei die Einschätzung aufpoliert, dass die da oben ohnehin nur machen, was ihnen beliebt?

[Quelle:](https://www.gutefrage.net/frage/wie-ist-die-karikatur-zu-verstehen-2)

Ich bemerke gerade, was dieses Ding namens Demokratie betrifft, da muss ich scheinbar noch viel lernen.

Sort:  

Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht und das wird er in absehbarer Zeit, mehr möchte ich zur Lage in Osterreich gar nicht sagen. 😉
!BEER

Stell dir das schlimmste Szenario vor. Der Krug wird voller Verzweiflung zerschmettert, weil der Brunnen nur noch trübes Wasser bereithält.

Ich stelle mir immer das beste Szenario vor.
In diesem Fall, man braucht den alten Brunnen irgendwann nicht mehr, weil sich eine neue/bessere Möglichkeit auftut.

"Die da Oben" können ja nur machen was sie wollen, weil "Wir da Unten" es nicht anders wollen. :-)

Denn würden wir es anders wollen, wäre es anders. :-)

Die Menschen schieben die Politik schon gerne vor sich her und delegieren die Verantwortung an andere.

Vielleicht bekommen wir das ja mit einem klügerem System hin.

Sozusagen könnten wir versuchen uns mit einem künstlichem System, zu natürlichem Verhalten zu zwingen.

Weil am Ende des Tages, sehe ich mehr das Gute als das Schlechte in uns Menschenskindern.

Salve

Alucian