Schussfahrt in die Verblödung?

in Deutsch D-A-CH10 days ago

Oder schaffen wir noch den rettenden Schwung vor dem Steilhang?

Ein besorgter Blick in die nahe Zukunft, in der (vielleicht) dann doch noch ein Pflänzchen Hoffnung keimt.

Es scheint, als sei es an der Zeit, den Gedanken und dem (wie verschweißt dazugehörigen) „Blitzableiter“ in Form eines Füllhalters, freien Auslauf zu gewähren. Ob die kaum zu bändigende Horde im Nachhinein an die kurze Leine zu bekommen sein wird, mag ich im Augenblick nicht recht einzuschätzen.

Ein nicht vollkommen unwichtiger Aspekt sollte auf jeden Fall als Ouvertüre dienen. Ich trauere hier, in dieser recht kurzen Anmerkung, keiner defekten Ampel an einer unübersichtlichen Kreuzung nach, noch werde ich mich berufen fühlen, aus zukunftsorientierten Fantasien, bezüglich eines frisch gewählten Präsidenten, den wärmenden Winterschal zu stricken. Solange ich keinen inneren Zwang verspüre, mich dem Knotenpunkt der politischen Eitelkeiten zu nähern oder mich von Claqueuren oder dem Hohepriester der finsteren Prophezeiung zur Mitgliedschaft in ihrem Zirkel animieren zu lassen, bleibe ich bodenständig und schaue aus dem Fenster. Oder in das Ding im Badezimmer, in dem ich mich manchmal selbst nicht mehr erkenne.

Als Initialzündung für diesen Beitrag kann ich Robert Willackers Rede bei den Wiener Festwochen 2024 zwar nicht zu hundert Prozent deklarieren, allerdings hat sie mich nicht nur schmunzeln, sondern auch (vielleicht sogar noch wichtiger) nachdenklich werden lassen. Nach einer rasch eingeleiteten, subjektiven Selbsteinschätzung kam ich nämlich zu dem Ergebnis, zwar nicht unbedingt zu dem Typus Mensch zu gehören, der vorgibt die Weisheit mit der Suppenschaufel konsumiert zu haben, kann andererseits nicht verleugnen, mich inmitten meiner Vorurteile recht gemütlich eingerichtet zu haben. Da kommt ein in Wien lebender, in Brasilien geborener, deutscher Politik- und Kommunikationsberater gerade zum richtigen Zeitpunkt, um meine Sichtweise auf die Frage, ob und wozu rechte Parteien überhaupt benötigt scheinen, neu zu überdenken.

Sollte mir dies nicht zeitnah gelingen, bleibt mir nämlich keine andere Wahl, als mich einzureihen zwischen all jene, von denen ich behaupten möchte, sie befänden sich auf einer Schussfahrt in die Verblödung.

Doch welche Eigenschaften sind unabdingbar, um als ein vollwertiges Mitglied in dieser Massenbewegung der hochgradig Gefährdeten anerkannt zu werden?

Ich wage mich an eine Auflistung:

  • Die Minimierung (Reduzierung) jeglicher kommunikativer Aktivität auf das Versenden von unvollständigen Sätzen und kryptisch anmutender Abkürzungen via Smartphone.
  • Dem Individualismus konsequent den Stecker zu ziehen, indem kritische Anmerkungen auf das gerade Gepostete umgehend geschreddert werden, um die geballte Konzentration für die Schmeichler mit dem steil erhobenen Daumen aufzusparen. Das wird dann auch nicht als Zensur gewertet, sondern als notwendige Rationalisierung.
  • Gleichzeitig werden sekündlich die Grenzen zwischen »erlaubt« und »nicht erlaubt« derart verwässert, indem (weil) jedem dahergelaufenen Wanderprediger die digitale Tür bereitwillig sperrangelweit geöffnet wird, damit der seinen geistigen Erguss ablegen, zwischenlagern oder gar entsorgen kann.
  • Ganz nebenbei und „bodenständig“ agiert unablässig das Gieren nach dem direkten Kontakt zu anderen Planeten, ohne zu erkennen (aus den Augen verloren zu haben), dass wir dort null und nichts verloren haben, solange wir unseren eigenen Planeten nicht sachgemäß zu behandeln wissen. Jedes Experiment an unserer Erde scheint erlaubt, wenn es vom gierigen Egoismus gefüttert wird. Wir wollen offensichtlich nicht kapieren, dass unser Planet überhaupt keinen Anlass zu grundlegenden Veränderungen sieht. Doch wir fühlen uns erhaben genug, dies zu ignorieren und der bunten Kugel unsere totalitären Vorstellungen aufzuzwingen.
  • Aber dann, wenn die Komplexität der Einflüsse unwetterartige Dimensionen annimmt, die Überforderung bis hin zur Überschwemmung sich auszuweiten scheint, ist der Griff in die Wundertüte gleich dem Allheilmittel, welches unter dem Markennamen „KI“ zwar nicht beim Arzt und Apotheker, aber im Ereignispark „Moderne Medien“ ganztägig abrufbar ist. Allerdings (und das wird auf dem Beipackzettel oft übersehen) verbirgt sich auch in dieser Arznei Gott und Teufel. Wer sich von beiden Genannten letztlich entfaltet, weiß kaum jemand vorab einzuschätzen.
  • Diese Herangehensweise lässt mich an den hochgebildeten und egozentrischen Dr. Heinrich Faust denken, der die eigene Fehlbarkeit zu übertünchen versuchend, den Deal mit Mephisto eingeht. Geltungssucht unter Hilfenahme nicht hinterfragter (erkannter) Manipulation. Ob Gott oder Teufel – genommen wird, was zum erhofften Ziel führt. Wenn dort, am Ziel, allerdings Gretchen wartet – dann befindet sich der Irrläufer erst am Anfang aller Schwierigkeiten.
  • Beraubt man sich nicht doch vielleicht durch die selbst gewollte Abhängigkeit von der Technik auch gleichzeitig von der wunderbaren Freiheit, eigene gravierende Fehler zu begehen?

Doch so können die Schuld oder das Versagen in alltäglichen Situationen jederzeit in die Schuhe des »wiederaufladbaren Allgegenwärtigen« geschoben werden, der (das) ohnehin den gesamten Tagesablauf bestimmt.

Wer kennt überhaupt noch die Bedeutung des Begriffs Freiheit? Die überwiegende Mehrheit wird wohl zu der Erkenntnis gelangt sein, die Freiheit hat ihre Grenzen. Wenn es so ist (sein sollte), dann würde mich interessieren, wer diese Grenzen überhaupt steckt oder gesteckt hat?

Wer sich zu keiner selbst gezimmerten Antwort imstande fühlt, der fragt am besten den kleinen, handlichen Besserwisser in der vor allen Unannehmlichkeiten schützenden Plastikhülle. Sozusagen, das erste Kondom, das Infizierungen Tür und Tor öffnet.

Ich ordne derweil meine Gedanken neu und versuche meine Einschätzung zu dem Berechtigungsdasein von rechten Parteien auf ein Niveau zu bringen, von dem aus ich unaufgeregt und sachlich zu dem Thema Stellung nehmen kann.

Dann klappt das auch mit dem eleganten Abschwung – kurz bevor es in den Steilhang geht.

Den Abschluss überlasse ich einer Künstlerin, die ich seit langer, langer Zeit verehre. Weil sie sich stets treu geblieben ist und wichtige Themen auf ihre ganz eigene Weise angeht.

Sort:  

Die Farben werden sich ändern (in der Politik), die Richtung nicht.
!BEER

Der Streckenwärter ist nicht in Sicht, der hier für einen Kurswechsel sorgen könnte. Daher beschränkt man sich auf den Austausch von Gesichtern. Der Rest bleibt wie gehabt.


Hey @w74, here is a little bit of BEER from @thehockeyfan-at for you. Enjoy it!

Learn how to earn FREE BEER each day by staking your BEER.