In meinem letzten Blogbeitrag hat mir @grebmot eine kleine Steilvorlage mit einem Begriff geliefert, den man unter "Definition" kennt.
Beginnt nicht jedes Sachbuch mit einer wasserdichten Definition? Im ersten Schritt denke ich Definitionen sind logisch genau so unmöglich wie Letztbegründungen. Auf diese Unmöglichkeit bezog sich der deutsche Wissenschaftstheoretiker Hans Albert mit seinem "Münchhausen-Trilemma".
Denn, hinterfragt man jedes Wort einer Definition, gibt es nur drei mögliche Konsequenzen: Wir beschreiben die Worte mit anderen Worten, die wiederum hinterfragt werden können, was jedoch irgendwann in einer Sackgasse führen muss, da die Anzahl der Worte begrenzt ist. Oder es kommt zum Zierkelschluss: Irgendwann wiederholen sich die Worte in einer Endlosschleife, was logisch unsinnig ist. Dies führt zwangsläufig zur dritten Konsequenz: Das Verfahren muss abgebrochen werden.
Aber lassen wir das erst mal. Das definieren führt mich zu meinem Lieblingsthema und zu einer Kolumne eines sehr guten Freundes von mir, die er am 26.April 2013 in der Basler Zeitung zum besten gegeben hat. Diese ist so kurz, dass ich sie gerne ungekürzt wiedergeben möchte
GRUNDLOS GESCHULDET:
Wer Schaden anrichtet, schuldet Ersatz. Wer ein Auto kauft, schuldet den Kaufpreis. Wer Kinder in die Welt stellt, schuldet ihnen Sorge und Unterhalt. Etwas schulden tut man nicht einfach so, sondern mit Grund. Voraussetzungslos schuldet man nichts.
Nun haben aber findige Juristen aus der Fachdisziplin des sogenannten Verwaltungsrechts einen Begriff erfunden, der würdig ist, in die ewige Hitliste der Unwörter aufgenommen zu werden, nämlich „die voraussetzungslos geschuldete Abgabe“. Genauso definieren sie die vom Staat erhobene Steuer. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie - ja man lese richtig - VORAUSSETZUNGSLOS geschuldet sei; also unabhängig davon, ob man einen Schaden angerichtet hat, ob man etwas gekauft oder in anderer Weise Verantwortung übernommen hat. Steuern schuldet man definitionsgemäß einfach so. Grundlos.
Der einzige „Grund“ zur Bezahlung der Steuer liegt also darin, dass man das Geld hat, um sie zu zahlen. Kein Wunder, hält sich die Begeisterung der Steuerzahler in immer engeren Grenzen. Mir kommt dabei jene hübsche Anekdote aus dem Schatzkästlein von Johann Peter Hebel in den Sinn, die so kompakt ist, dass sie sich ungekürzt zitieren lässt:
Als zu seiner Zeit ein fremder Fürst nach Frankreich reiste, wurde ihm unterwegs öd im Magen, und ließ sich in einem gemeinen Wirtshaus, wo sonst dergleichen Gäste nicht einkehren, drei gesottene Eier geben. Als er damit fertig war, fordert der Wirt dafür 300 Livres. Der Fürst fragte, ob denn hier die Eier so rar und selten seien. Der Wirt lächelte und sagte: „Nein, die Eier nicht, aber die Großen Herren, die so etwas dafür bezahlen können.“
Der Fürst lächelte auch und gab das Geld, und das war gut.
Als aber der damalige König von Frankreich von der Sache hörte (es wurde ihm als Spass erzählt), nahm er es sehr Übel, dass ein Wirt sich in seinem Reich so unterstand, solch unverschämte Überforderung zu machen, und sagte dem Fürsten: „Wenn Sie auf der Rückreise wieder an dem Wirtshaus vorbeifahren, werden Sie sehen, dass Gerechtigkeit in meinem Lande herrscht.“
Als der Fürst auf seiner Rückreise wieder an dem Wirtshaus vorbeifuhr, sah er kein Schild mehr dran, aber die Türen und Fenster waren zugemauert, und das war auch gut.<<
Das war weder Kaufpreis noch Schadenersatz, was der reiche Gast zu zahlen hatte, das war nichts anderes als eine voraussetzungslos geschuldete Abgabe. Nun sagt man zurecht, der französische König der da interveniert und den diebischen Wirt bestraft, sei grad der rechte; er, der wohl selbst keine Hemmungen kennt, voraussetzungslos geschuldete Abgaben zu vereinnahmen, und dies in tausendfach größerem Ausmaß als der kleine Ganove. Zurecht zwar legt er diesem das diebische Handwerk - Schade nur, dass er sich selbst die gleiche Unverfrorenheit in viel größerem Ausmass gönnt. Wasser predigen und Wein trinken.
Kommt einem das bekannt vor? Zurecht zwar interveniert unser Staat, wenn einer dem anderen einfach deswegen Geld stiehlt, weil dieser solches hat - Schade nur, dass er sich selbst die gleiche Unverfrorenheit in viel grösserem Ausmass gönnt, indem er nimmt, was er hat, Vermögen, Einkommen, Waren- und Dienstleistungsumsätze, einfach so - voraussetzungslos. (Kolumne Ende)
Genau jetzt kommt mein Einsatz: Alle sprechen davon was mit "Ihren" Steuergeldern so alles passiert, die steuerzahlende Gesellschaft beschwert sich darüber und tut so als würden Sie es freiwillig dem Staat überlassen und hätte demnach Ansprüche auf was auch immer. Es ist wohl blanker Unsinn, aber geglaubt wird es trotzdem. Nach dieser Definition schuldet der Staat nichts. Nach dieser Definition ist es trotzdem Diebstahl.
Wenn dir ein Gauner 100 € klaut, oder von dir 100 € erpresst, ist es im Zivilleben "erpresserischer Raub". Wenn du nun dem erpresserischen Räuber auf sanfte Weise klarmachst, dass du noch 2 Kinder hast die etwas zu Essen brauchen und dieser Gauner hat seinen sozialen Tag und gibt dir 40 € zurück. Ist er dann kein Gauner mehr. Ist es dann kein Diebstahl mehr? Ist er dann ein "soziales Wesen"?
Ich weiß, für dieses Thema wird man von einer kleineren Gesellschaftsgruppe geliebt, und von der Masse gehasst. Denn wer baut den sonst unsere Straßen usw. Eine Gemeinwesen braucht doch Geld! Was ist den ein Gemeinwesen? Aber lassen wir das auch erst mal so im Raum stehen.
Dieses Argument würde mir auch entgegengeworfen wenn der Staat Socken und Unterhosen produzieren würde, auch elementare Güter. Nur gut dass er dieses Gut noch nicht gekapert hat. Ich wüsste gar nicht wo ich das viele Stopfgarn für die Löcher in den Socken herbekommen sollte. Von den Unterhosen spreche ich noch gar nicht.
Euer Zeitgedanken