Zeitgedanken will seinen zweiten Teil mit einem Zitat von Warren Buffet einleiten:
Das größte Talent des Menschen besteht darin, neue Informationen so zu interpretieren, dass seine bisherigen Schlüsse nicht angetastet werden.<<
Noch gibt es keine vollständige Erklärung für all die Forschungsergebnisse, die besagen, dass sich optimistische Prognosen in jedem Fall positiv auf die wahrgenommene Kompetenz auswirken, selbst bei tatsächlich miserabler, teilweiser katastrophaler Performance.
Es könnte das Phänomen der Konfirmationstendenz (confirmation bias) eine erhebliche Rolle in diesem Spiel sein. Ein Beispiel:
Bei einem Experiment ließ man künstlich extrahierten Duft durch Testpersonen beurteilen. Der einen Gruppe sagte man, es handle sich um das Aroma eines besonders wohlgereiften französischen Käses. Viel Gruppenmitglieder fanden die Ausdünstung durchaus streng, einige wollten den Käse dennoch gerne kosten.
Den anderen sagte man, es handle sich um den Gestank eine Socke, die man in einer Umkleidekabine gefunden hätte.Hier wandten sich die Testpersonen unter Eckelgeräuschen ab, ein paar haben sich sogar übergeben.
Warum solche unterschiedlichen Reaktionen? Diese müssen trotz unterschiedlichsten Herangehensweisen und verschiedensten Blickwinkeln vom besagten Phänomen der Konfirmationstendenz herrühren: Jeder Mensch bevorzugt in seiner Wahrnehmung unbewusst jede Informationen die zu seiner Hypothese passen - wir bestätigen also, was wir von vornherein glauben. Und interessanterweise, und das ist das spannenste daran, glauben wir Menschen in der Regel das, was man uns sagt.
Dieses oben benannte Phänomen zeigt sich auch bei der Beurteilung anderer Personen. In einem anderen Experiment wurden Versuchsteilnehmern biographische Daten einer nicht existenten „Jane“ vorgelegt. Der einen Gruppe war zuvor gesagt worden, Jane sei introvertiert der anderen, sie sei extrovertiert. Beiden präsentierte man identische Informationen über das Leben dieser ominösen „Jane“ und bat sie zu prüfen, ob es denn stimme, was sie über Jane wüssten. Und siehe da, man wollte es nicht glauben, beide Gruppen sahen sich in ihren diametral entgegengesetzten Hypothesen bestärkt: Für die einen bestätigte sich die Introvertiertheit Janes, für die anderen ihre Extrovertiertheit.
Schauen wir uns aber noch ein anderes Beispiel an, auch hier zuerst ein Zitat:
Solange Sie dabei nicht den leisesten Zweifel anklingen lassen, glauben Ihnen die Menschen alles; aber den kleinsten Riss in Ihrem Selbstbewusstsein wittern sie wie Tiere, noch bevor das erste Wort gesprochen ist. Benehmen Sie sich wie ein Verlierer, werden Sie auch so behandelt - Sie selbst legen die Messlatte. Für Gut und Schlecht gibt es kein absolutes Maß.<<
Ich möchte eine ganz unscheinbare Dame vorstellen.
Albuquerque, New Mexiko, 1977. Es war Miriam Lubows erster Tag im neuen Job. Das junge, unkonventionelle Unternehmen machte einen recht chaotischen Eindruck, Miriam hatte noch nicht einmal ihren Chef kennengelernt, der wohl auf Dienstreise war. Da platze ein junger Kerl mit Jeans, Turnschuhen und zerzaustem Haar herein, spazierte in das Büro des Chefs, ohne ein Wort an Miriam zu verlieren, und drang sogar ins Allerheiligste vor, den Computerraum. Voller Nervosität lief Miriam in eine andere Abteilung: Was solle sie mit diesem Burschen anfangen, der sich benahm, als gehöre ihm der Laden? „Nun“, antwortete ein Kollege, „das stimmt. Er ist dein Chef“.
Der Name des jungen Kerls? Bill Gates. Er führt tatsächlich die Firma, die sich damals noch „Micro-Soft“ schrieb, und das mit Erfolg. Nach ein paar Jahren zog das Unternehmen nach Seattle um, wo es ansehnlich wuchs - und als Besuch bekommen sollte. Hohen Besuch, laut Microsoft-Manager Steve Ballmer sogar allerhöchsten: „Als ob die Queen für einen Tee vorbeischaut, als ob der Papst dich um Rat fragt, als ob Gott selbst zu Besuch kommt“.
Wer konnte das sein? Es handelte sich um Manager von IBM, International Business Machines, dem unbestrittenen Giganten der Computerindustrie. Aber es waren keine alten Granden, sondern ein junges, ehrgeiziges Team auf geheimer Mission, die auf eine wahrhaftige Revolution hinauslaufen sollte: einen Computer für Privatpersonen, den Personal Computer. Noch wenige Jahre zuvor hatte der Computerpionier Ken Olsen mit seinem mittlerweile berühmten Statement die damals herrschende Meinung zusammengefasst:
es gibt keinen Grund, weshalb irgendjemand einen Computer zu Hause haben sollte.<<
Doch der Wind drehte sich und IBM wollte an vorderster Front mit dabei sein.
Dazu benötigte IBM jedoch ein Betriebssystem. Marktführer in diesem Segment war damals ein gewisser Gary Killdall mit seinem Betriebssystem CP/M, von dem schon knapp 600 000 Lizenzen verkauft worden waren. Damals eine statthafte Zahl. Kildall zählte zu den vielversprechendsten Pionieren der Industrie, war aber ein Nerd als Geschäftsmann. So hatte er seine Firma auf den Namen „Intergalactic Digital Research“ getauft und das Wort „Intergalactic“ erst auf das Flehen seiner Frau hin gestrichen.
Von Kildall wenig beeindruckt, gingen die IBM-Manager als Nächstes zu Gates. Doch auch er konnte sie nicht auf Anhieb begeistern.
„Wir standen am Eingang“, erinnert sich IBM-Manager Jack Sams, „und dann kam dieser junge Kerl, um uns in das Büro von Mr. Gates zu bringen. Ich dachte erst es wäre der Laufbursche, aber natürlich war es Bill.“ Um nicht zu altbacken zu wirken, kleideten sich die IBM-Manager beim nächsten Treffen ebenfalls leger in Jeans und T-Shirt, doch nun empfing Bill Gates sie im Dreiteiler mit Krawatte - er gab sich sichtlich Mühe. Tatsächlich besiegelte Gates den Deal und legte den Grundstock für das größte Vermögen der Welt.
Bill Gates, ein 24-jähriger Studienabbrecher mit einer kleinen Klitsche im Rücken, hatte also das Rennen gemacht und Dr. Gary Kildall, den knapp 40-jährigen Marktführer und Star der Branche, aus dem Feld geschlagen.
Wie das? Gates hatte die IBM-Manager um Jack Sams mit seiner „Vermeintlichen“ Kompetenz beeindruckt. Nicht nur, dass er sich artig in Anzug und Krawatte gekleidet hatte, nein, er hatte IBM vor allen Dingen voller Selbstvertrauen zugesichert, ein gutes, ja erstklassiges Betriebssystem abzuliefern.
Da gab es allerdings ein winziges Problem: Gates hatte gar kein Betriebssystem in petto, er war noch nicht einmal dabei, eines zu entwickeln. Aber darum kümmerte er sich erst, als die IBM-Leute schon wieder verschwunden waren. Er suchte sich einen Programmierer, der ihm in einigen Wochen und für wenig Geld ein solches System zusammenschusterte, basierend auf Kildalls Arbeit - nach heutigem Recht eine glatte Raubkopie. Und noch dazu eine miserable. Was dem Programmierer offenbar bewusst war, sonst hätte er sein lausiges System kaum >>QDOS<< genannt. „Quick and Dirty Operating System“.
Gates fand den Namen wohl gar nicht übel, er strich nur das „Q“, und schon war „DOS“ beziehungsweise „MS-DOS“ (Micro-Soft-Dos) geboren.
Diese Geschichte zeigt, dass du kein repräsentatives Büro benötigst, kein pompöses Auftreten und keinen Ruf wie Donnerhall, um Entscheidungsträger von deiner Kompetenz zu überzeugen. Du brauchst nicht mal einen Abschluss, oder Zertifikat. Bill Gates hatte noch nicht einmal ein hervorragendes Produkt in der Tasche - er hatte rein gar nichts, versprach aber ein außerordentliches Resultat und tat dann das, was auch jeder andere hätte tun können. Er trieb jemanden auf, der 100 Prozent der Arbeit für Ihn erledigte. Entscheidend aber war, dass er es verstand, bei seinen potentiellen Kunden die richtige Erwartung zu wecken: hohe Erwartungen.
Aber wie stellte Gates das im Detail an? Er trat der Herausforderung durch IBM auf die bestmögliche Art und Weise gegenüber, wozu verschiedene Faktoren gehören:
- Das richtige Maß an Zuversicht,
- der richtige Umgang mit Ängsten der potentiellen Geschäftspartner,
- nicht zuletzt die richtige Selbstwahrnehmung.
All das zusammengenommen maximiert die Kompetenz, die wir gegenüber unseren Mitmenschen ausstrahlen.
Letztendlich eine Handlungsanleitung für Blender und Hochstapler. Das mag uns allen gefallen oder auch nicht. Aber das ist die reale Welt in der wir uns bewegen. Man kann von Bill Gates halten was man will, eins hat er auf jeden Fall verstanden. Er hat verstanden wie der Mensch tickt. Er hat eine ausgeprägte Beobachtungsgabe. Die hat eigentlich jeder Mensch, wenn dieser richtig hinschaut.
Aber es geht noch besser. Man kann es auch als schlechter bezeichnen, je nach Blickwinkel.
Dazu mehr auf der Kompetenzreise, beim nächsten mal.
Euer Zeitgedanken
Schön mal wieder was von Dir zu lesen.
Ich hoffe es geht Dir gut.
Danke für den gehaltvollen und interessanten Beitrag, den ich gerne auf X teilen würde, sofern es Dir Recht ist.
Beste Grüße
!BEER
danke mir geht es gut.
ich habe kein Problem mit dem teilen. Der Beitrag steht zur freien Verfügung
Danke lieber Robert.
Schön zu hören, dass alles wohl auf ist.
Mich findest Du ünrigens in erster Linie auf Steemit, nachdem ich Hive den Rücken gekehrt habe.
War im Frühling noch auf der an der anderen Rheinseite deiner Heimat mit dem Fahrrad unterwegs. Stand sogar vor der Fähre nach X und überlegte Dir spontan einen Besuch abzustatten und Hallo zusagen.
Hielt dies dann aber ohne mich verabredet zu haben dann doch für uns gebracht besonders am Wochenende, so unangemeldet zu erscheinen.😉
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
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