3 Experimente
Das „Universe 25“-Experiment des amerikanischen Wissenschaftlers John Calhoun ist eine der alarmierendsten Studien in der Geschichte der Wissenschaft. Sein Ziel war es, menschliche Gesellschaften durch das Verhalten einer Mäusekolonie zu erklären.
Calhoun schuf eine „ideale Welt“ für Hunderte von Mäusen, das so genannte „Mäuseparadies“, in dem sie über reichlich Nahrung, Wasser und einen großen Lebensraum verfügten. Zunächst setzte er vier Mäusepaare ein, die sich schnell vermehrten und die Population schnell anwachsen ließen.
Nach 315 Tagen ging ihre Vermehrungsrate jedoch deutlich zurück. Als die Population 600 Mäuse erreichte, bildete sich eine Hierarchie heraus, und die so genannten „Schurken“ erschienen. Größere Nagetiere begannen, andere anzugreifen, was bei vielen Männchen zu einem psychischen Zusammenbruch führte. In der Folge wurden die Weibchen aggressiv gegenüber ihren Jungen und schützten sich nicht mehr.
Zwei Jahre nach Beginn des Experiments wurde das letzte Mäusebaby geboren, und 1973 war die letzte Maus in Universum 25 gestorben. Calhoun wiederholte das Experiment 25 Mal, jedes Mal mit demselben Ergebnis.
Calhouns Arbeit wurde zur Modellierung des sozialen Zusammenbruchs herangezogen und ist eine wichtige Referenz in der Stadtsoziologie.
1968 führte George Land zusammen mit Beth Jarman eine Studie zur Bewertung der Kreativität von 1 600 Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren durch und verwendete dabei denselben Test, der für die NASA zur Auswahl innovativer Ingenieure und Wissenschaftler entwickelt wurde. In einer Längsschnittstudie wurden diese Kinder im Alter von 10 und 15 Jahren erneut getestet.
Mit dem Test sollte gemessen werden, wie kreativ die Kinder mit einer Büroklammer umgehen können:
- Kreativität im Alter von 5 Jahren: 98 % erreichten das Niveau eines „Genies“.
- Kreativität im Alter von 10 Jahren: fiel auf 30 % ab.
- Kreativität im Alter von 15 Jahren: weiter gesunken auf 12 %.
- Erwachsene (Durchschnittsalter 31): Nur 2 % erreichten das Genie-Niveau.
Diese Ergebnisse stellen die Erwartungen in Frage und deuten darauf hin, dass die formale Bildung die Kreativität eher unterdrückt als sie zu fördern.
Warum ist dies der Fall? Das Bildungssystem, das auf die Erfordernisse der Ersten Industriellen Revolution Ende des 17. Jahrhunderts zurückgeht, hat sich nicht mit den nachfolgenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen weiterentwickelt. Dieses System war auf Konformität und Standardisierung ausgelegt und entsprach damit dem Bedarf des Industriezeitalters an uniformen Arbeitskräften, nicht aber dem heutigen Bedarf an Innovation und individuellem Ausdruck.
Auf dem Weg in die vierte industrielle Revolution, die durch künstliche Intelligenz und andere fortschrittliche Technologien gekennzeichnet ist, gelingt es dem alten Bildungsmodell nicht, die für diese neue Ära erforderliche Kreativität zu fördern. Die Studie von Dr. Land legt nahe, dass wir unsere Bildungspraktiken neu ausrichten müssen, um die Kreativität zu fördern, welche 98% der Kleinkindern noch haben.
Das 1966 durchgeführte Fünf-Affen-Experiment veranschaulicht, wie Verhaltensweisen durch soziale Beobachtung und Angst vor Bestrafung erlernt und beibehalten werden können.
In diesem Experiment wurden Affen darauf konditioniert, nicht auf eine Leiter zu steigen, indem sie mit kaltem Wasser bespritzt wurden. Nach dieser Konditionierung lernten neue Affen, die noch nie mit dem Wasser in Berührung gekommen waren, die Leiter zu meiden, indem sie andere Affen beobachteten. Dieses Verhalten hielt auch dann noch an, nachdem alle ursprünglichen Affen ersetzt worden waren, was zeigt, wie Traditionen fortbestehen können, ohne dass man ihren Ursprung kennt.
Zuerst einmal vielen Dank für die interessanten Beispiele, zwei davon kannte ich schon, aber es ist immer wieder wichtig, sich das bewusst zu machen - oft vergisst man es wieder. Ja, soziales Verhalten in Gruppen und die dynamischen Prozesse dahinter sind eine große Quelle von Fehlern und Katastrophen und ich denke, solange die Menschheit keinen wirklichen Bewusstseinssprung macht, wird sie das immer wieder erleben müssen. Zwei weitere interessante Experimente, die mir gerade in den Sinn kommen, sind das sogenannte Asch-Experiment und das Milgram-Experiment, die irgendwie in die gleiche Richtung gehen.