Ihr Lieben,
dieses Mal habe ich mich wieder an ein Portrait herangewagt.
Meine letzten Anläufe waren nur mäßig befriedigend für meinen eigenen Anspruch und mir wurde klar, dass ich noch sehr viel lernen muss.
Aber seht erst mal selber, wie es dieses mal lief.
Die letzten Monate habe ich mich intensiv mit der Theorie befasst, mir Onlinekurse gekauft und gelernt, wie Licht & Schatten das Volumen einer Oberfläche beeinflussen. Im Grunde besteht ja alles aus Kanten, Flächen und Wölbungen, auch ein Auge oder eine Nase ist nichts anderes als eine Zusammensetzung aus runden Oberflächen wie bei Kugeln.
Dazu habe ich mir viele Videos angeschaut, wie ander Künstler Portraits aufbauen und habe bei diesem Bild versucht, all das gelernte auf meine Art zu adaptieren.
Ich sags mal so, mit dem Ergebnis bin ich ziemlich zufrieden. Ich gebe mich mit dem Level nicht zufrieden, weil ich weiss, ich kann noch mehr erreichen. Aber mit diesem Bild bin ich einverstanden. Ausserdem hat das Papier kein Bock mehr auf noch mehr Farbe und ich brauch auch wieder was Neues.
Der Malprozess:
Im Malprozes selber hatte ich mehrere Momente, in denen ich echt Panik hatte, das Bild komplett zu versauen. Gerade am Anfang hatte ich Mühe mit den Proportionen, die Augen waren nicht gleich ausgerichtet, die Nase stimmte nicht und der Mund ... eieiei ...... Ich find ja den Mund schwierig. Er ist viel gewölbter als wir das im Alltag bei Menschen wahrnehmen.
Zuerst habe ich mit sogenannten Soft-Pastels quasi grundiert.
Die sind in Näpfen und werden sozusagen wie Schminke mit Schwämmen aufgetragen. Ich skizziere mit das Bild mit einer sehr hellen Farbe vor, nutze diese Freihandskizze aber mehr als Richtlinie um in etwa die Proportionen zu bekommen. Am Ende kommt es immer anders und noch mache ich die Bilder ja nur für mich und nicht für Kunden oder so.
Danach kommen die Proportionen und ganz ehrlich, dass ist immer ein Prozess. Ich bekomme das noch nicht mit dem ersten Versuch direkt hin und brauche relativ lange um die Perspektive etc. halbwegs zu finden.
Mein größtes Problem ist, dass mein Gehirn das Bild automatisch verbessert, quasi wie ein Filter. Sehr schnell seh ich einfach nicht mehr, ob die Perspektive, die Winkel und Größe stimmt.
So habe ich zB. in der Phase noch nicht gesehen, dass die Augen nicht ideal ausgerichtet sind, ums mal nett zu sagen 😄. Das einzige was da hilft sind Fotos vom Bild machen und es durchs Handy anschauen (fragt mich nicht wieso...) und das Foto dann einmal spiegelverkehrt anschauen.
Auf einmal ist es ein neues Bild fürs Gehirn und man kriegt nen halben Herzkasper, weil man all die Fehler sieht. 😄
Und ja, weiter geht es mit der Findung des Bildes. Ich finde, es ist so bissl, wie wenn man jemand Neues kennenlernt.
Bevor ich mich an die Haare wagte, hatte ich auch eine kleinere Panikattacke, weil die Haare das Gesicht so stark definieren, ich aber absolut keine Erfahrung mit dem Malen von Locken hatte. Witzigerweise war das viel leichter als gedacht. Ich beschloss, ganz locker aus dem Handgelenk heraus zu wurschteln, hab mich so weit wie möglich vom Bild weggestellt und einfach versucht, das große Ganze einzufangen. Am Ende war ich in etwa einer Stunde fertig mit ihnen und es gefällt mir, dass sie nicht so realistisch sind, sondern den Charme eines Bildes wiedergeben.
Ich hoffe, euch gefällt meine Arbeit und ihr habt Freude daran, so bissel zu sehen, wie so ein Bild entsteht.
Liebe Grüsse,
euer Raffi.