Dann will ich mal beginnen, die Mineralien- Sektion mit Leben zu füllen. Mit ein paar Tipps für denjenigen, der sich fragt, ob dieses Hobby nicht auch etwas für ihn wäre und wie man das am besten in die Tat umsetzt. Die alten Hasen werden darüber natürlich lächeln, stelle ich doch viele Selbstverständlichkeiten dar.
Mineralien gibt es von ganz groß (einige hundert Kilo) bis ganz klein (Kristalle von unter einem Millimeter). Viele Sammler haben sich auf sogenannte Normalstufen spezialisiert. Das sind, ganz grob gesagt, mit bloßem Auge gut sichtbare Kristalle auf einem Träger von ungefähr 10 bis 20 cm Größe (die sogenannte Matrix), von denen die besten Stücke dann gut ausgeleuchtet in der Vitrine ihren Platz finden. Damit wird auch das erste Problem klar: Das erfordert Platz in den vier Wänden und sorgt für Konfliktpotential mit den Mitbewohnern. Die nicht zur Schau gestellten Stücke müssen ja aufbewahrt werden. Dabei müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden (Lichtschutz, Staubschutz, Grenzen von Luftfeuchtigkeit und Schadstoffen, Schutz vor Beschädigung). Ein Schrank oder ein spezielles Lagersystem ist da schnell gefüllt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass gute Normalstufen, zumindest in Deutschland, immer schwerer zu finden sind. Der Bergbaubetrieb in den höffigen Gebieten ist weitgehend eingestellt, die verbliebenen Halden sind teils abgetragen oder eingeebnet, zuvor wurden sie von Generationen von Sammlern abgesucht. Natürliche Aufschlüsse wurden zu Schutzgebieten. Erschwerend kommt hinzu: Je größer der Kristall desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, dass Störungen, Risse und Einschlüsse auftreten und der Habitus von der Idealform abweicht. Kurzum: Das Sammeln von Normalstufen ist aufwändig und gute Stufen sind seltener geworden, was sich letztlich auf den aufgerufenen Preis auswirkt.
Die Lösung des Dilemmas lautet Micromount und Kleinstufe. Micromounts (MMs)sind Stüfchen von der Größe eines Daumennagels, auf denen winzige Kristalle sitzen. Kleinstufen haben eine Größe bis zu 4, 5 cm, dort sind auch die Kristalle etwas größer. Die Übergänge sind fließend, die meisten Sammler von Micromounts besitzen auch Kleinstufen und umgekehrt. Vordergründig liegen die Nachteile auf der Hand: Solche Stufen taugen in den allermeisten Fällen nicht für die Vitrine. Zur Betrachtung benötigt man Hilfsmittel, also mindestens eine Lupe oder besser ein Stereomikrsokop. Die Vorteile aber überwiegen. Zuerst einmal ist eine platzsparende und sichere Aufbewahrung möglich. MMs werden typischerweise in Plastdöschen mit 28 x 28 mm Grundfläche und 21 mm Höhe mittels speziellem Kitt montiert. Damit sind sie vor Staub und anderen Umwelteinflüssen sowie Zerstörung / Beschädigung weitgehend geschützt. Besonders empfindliche Minerale oder solche, vor denen man selbst geschützt werden muss, können zusätzlich mit einem Klebeband ums Döschen völlig luftdicht abgeschlossen gelagert werden. Die Döschen wieder kommen entweder in spezielle Schubladen oder einfach in Faltkartons mit entsprechendem Deckel und dann in ein Schrank- oder Schreibtischfach. Die von mir benutzten Systemkartons in den Abmessungen 380 x 255 x 30 mm fassen also rein praktisch 117 dieser Döschen. Auch wenn es schnell geht, diese Döschen zu befüllen - Platz zur Aufbewahrung findet in Wohnungen aller Größe. Und 117 Normalstufen nehmen ein Vielfaches an Platz weg. Ein weiterer Vorteil der MMs: Man kann sie auch in Deutschland noch selbst finden. Selbst vielfach abgesuchte Halden bekannter historischer Fundorte bieten noch Fundmöglichkeiten. Ich jedenfalls bin selten von einer Exkursion ohne Fundstücke heimgekommen. Gut, ich habe mich auch vielfach aus dem "Abfall" des Normalstufensammlers bedient. Ein dritter Vorteil: Die Kristalle selbst mögen sehr klein sein, sind aber auch in der überwiegenden Mehrheit sehr gut ausgebildet und frei von Einschlüssen, Überzügen oder Bildungsstörungen und Rissen. Und nicht zuletzt: Da MMs häufiger auftreten und besser zu lagern sind besteht auch die Möglichkeit, mehrere Sammlungsgebiete parallel zu bearbeiten. So kann beispielsweise eine Systematiksammlung (möglichst alle Minerale der Welt) neben einer Regionalsammlung (Mineralien aus einer Region) aufgebaut werden. Und es bleibt trotzdem noch genügend Material für einen eventuellen Tausch übrig. Auch die Beschaffung von seltenem Material durch Kauf zur Vervollständigung der Sammlung ist möglich, ohne dafür gleich die Urlaubsreise umplanen zu müssen.
Im Bild die beschriebene Systemschachtel, auf ihr ein Döschen 28 x 28 mm. Der Maßstab ist 10 cm lang.
Ein Blick auf den Inhalt des Döschens mit bloßem Auge. Bei den hell erscheinenden Belag handelt sich um Calcit- Kristalle. Allerdings verbirgt sich noch etwas anderes auf dem Gestein:
Das ist Stibnit (Antimonit). Die Stibnitnadeln sind mit bloßem Auge gar nicht, mit einer Lupe nur sehr schwer zu erkennen, die bei der Aufnahme verwendete Vergrößerung beträgt ca. 80- fach. Überraschungen sind also auch nach dem Sammeln nicht ausgeschlossen.
Auch für den Anfänger bietet sich also an, Micromounts oder Kleinstufen zu sammeln. Sie sind häufiger zu finden und belasten auch den Geldbeutel nicht sonderlich. Mit 70 Euro (Lupe 20x, Kitt, Systemkarton, 50 MM- Döschen, Etiketten zur Beschriftung) ist man dabei und kann den Grundstock für seine eigene Sammlung legen. Und wenn einem das nicht zusagt, hat man immerhin schöne Stunden in der Natur und abseits des hektischen Alltags verbracht. Die Gefahr ist aber gering. Mineraliensammeln kann süchtig machen.
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Sehr guter Hinweis!
Interessanter Erstpost!
Was ich mich als Anfänger auf diesem Gebiet natürlich in erster Linie fragen würde, wäre, was wohl die beste Sammelstrategie sei, also wo am besten suchen und wie finden?