Opportunitätskosten - Kosten des entgangenen Nutzen

in #kosten7 years ago

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Ein echter Klassiker den man oft gerade von älteren Menschen hört ist: „Mich interessiert nur das, was ich im Geldbeutel stecken habe!“ Während man durchaus im ersten Moment geneigt ist dem zuzustimmen, offenbart sich dabei immer auch eine ganze eklatante Wissenslücke, die von vielen Menschen vermutlich zu Lebzeiten nicht verstanden wird. Den wer nur auf das Bankkonto schaut, kann selbst einem gefährlichen Selbstbetrug zum Opfer fallen.

Deswegen geht es heute um Opportunitätskosten. Während mit dem Begriff Kosten jeder etwas anfangen kann, haben einige mit Opportunitäten schon ein keines Verständnisproblem. Dies ist aber recht einfach, da es sich einfach mit „Möglichkeiten“ übersetzen lässt. Der Begriff kommt aus dem lateinischen und lässt sich am ehesten mit „günstig“ oder „geeignet“ übertragen. Wenn eine Sache opportun ist, dann wurde sie einem zugetragen. Wirklich hilfreich ist der Begriff so aber immer noch nicht. Wesentlich einfacher lässt sich der Begriff erahnen, wenn man den eingedeutschten Begriff „Verzichtskosten“ verwendet.

Denn jede Entscheidung für eine Sache ist gleichzeitig auch immer eine Entscheidung gegen eine andere Sache. Will man also wirklich wirtschaftlich handeln, muss man stets auch immer die Kosten im Auge halten, die man hätte, würde man sich anders entscheiden. Wieso dies so wichtig ist? Weil wir alle einem Aspekt in der Welt unterworfen sind, den wir sehr gerne verdrängen... Zeit. Den diese mag unendlich sein, für uns als sterbliche Lebewesen ist dies aber definitiv nicht der Fall und daher sollte sie ein hohes Gut in unseren Leben sein.

Der Volksmund sagt ja nicht ohnehin „Zeit ist Geld!“ und unterstreicht damit genau den Aspekt der Opportunitätskosten. Nehmen wir an, dass wir vielbeschäftigt sind und immer dabei sind reichlich Überstunden zu schieben. Wir haben eigentlich ein recht solides Einkommen mit dem wir richtig gut auskommen. Nun steht aber die Errichtung eines Gartenhauses an. Wir haben grundsätzlich zwei Optionen.

  1. Wir fangen an zu planen, Einkäufe zu tätigen und danach die Arbeiten selbst durchzuführen. Es überrascht dabei nicht, dass dort auch einiges an Zeit für drauf gehen wird und wir diese von unserer Freizeit abzwacken können, die ohnehin bereits sehr rar ist. Die Familie und Freunde müssen also noch mehr auf uns verzichten!
  2. Wir beauftragen jemand anderen damit, der für uns das Gebäude errichtet. Diese Person wird eben dafür einen entsprechenden Lohn einfordern und es eben nicht für lau machen. Entsprechend entstehen uns Kosten!

Oftmals werden viele Menschen nun immer zu Option 1 greifen, weil das Geld halt klamm ist. Option 2 kostet halt Geld, während das Selber machen aber eben günstiger erscheint. Doch dies ist eine Illusion, da eben Eure Zeit auch etwas wert ist und eben nicht umsonst ist. Fragt Euch doch einmal, wieviel Geld ihr pro Stunde Eurer Freizeit bereit wärt zu bezahlen? Wenn Euer Chef ankommen würde und sagen würde: Ich will, dass Du am Wochenende eine paar Stunden länger arbeitest! Wieviel wäre es Dir wert, bevor Du mit Freuden beginnst dafür Freizeit zu opfern?

Dabei geht es nicht unbedingt darum eine detallierte Kostenkalkulation aufzustellen. Sondern es geht darum zu betrachten, dass durch das Einbringen eigner Zeit eben auch Kosten entstehen, den die Zeit könnte man auch sinnvoller einsetzen (z.B. Geld verdienen gehen, sich erholen etc.). Vielleicht haben wir ja auch richtig Spaß dabei etwas selbst zu machen und freuen uns richtig darauf. Dann ist unsere Stunde natürlich nicht so kostspielig.

Besonders gut anschaulich wird das Konzept bei einem einfachen Beispiel, dass unser Prof immer gerne im ersten Semester von sich gegeben hat. Ihr kauft Euch einen Imbiss! Ihr habt eine gute Lage mit scheinbar ordentlich Durchgangsverkehr und spekuliert darauf, dass ihr 1000 Würstchen im Monat dort verkauft bekommt. Ihr kauft nun die Würstchen für 1,80€ ein und plant diese zu 2,00€ zu verkaufen.

Nun merkt ihr aber nach einigen Wochen, dass die Abschätzung total utopisch gewesen ist. Der Absatz ist signifikant niedriger als ihr es erwarten würdet und ihr verkauft gerade mal 100 Würstchen. Der Preis von 2€ ist absolut nicht wettbewerbsfähig. Ihr wisst nun aber, dass man für 1,50€ die Würstchen problemlos verkaufen könnte. Würdet ihr sie verkaufen?

Er machte dies gerne als ein spontanes Meinungsbild. Nur ca. 5% der Leute wären bereit gewesen zu verkaufen, die anderen weigerten sich energisch, da sie dann ja 30¢ pro Würstchen Verlust machen würden. Das wäre ja dumm sie mit einem Verlust zu verkaufen!

Dabei ist es eigentlich eher dumm sie nicht zu verkaufen. Irritiert? Verkaufen wir die 900 verbleibenden Würstchen mit 30¢ Verlust, machen wir 270€ Verlust. Warten wir einfach ab und hoffen, dass sich die Situation ändert (und dies nicht passiert!), dann verderben diese irgendwann und wir machen 1620€ Verlust. Ein Verkauf zu leichten Verlusten erlaubt es uns einen Gewinn von 1350€ zu realisieren, die sonst futsch wären. So gesehen lohnt es sich also durchaus zu betrachten, was die Kosten der anderen Möglichkeit ist.

Während das Beispiel mit einem Imbiss für die meisten Menschen arg konstruiert wirken mag, agieren noch diesem Pattern die Leute trotzdem auch z.B. an der Börse. Den manchmal kann es besser sein einen kleinen Verlust zu realisieren als einen großen Verlust zu realisieren. Eigentlich völlig logisch, trotzdem agieren viele Menschen entsprechend unlogisch.

Anderes Beispiel! Daytrader sitzen gerne nach Feierabend vor dem Rechner und Traden fröhlich drauf los. Sie realisieren kleinere Gewinne und freuen sich dann enorm darüber, dass sie einen Gewinn erwirtschaftet haben. Dabei vergessen sie völlig, dass die Freizeit die sie einbringen eben auch ihren Preis hat und eigentlich von dem Gewinn abgezogen werden müsste. Den Freunde und Familie leiden darunter, wenn man sie vernachlässigt. Und sitzt man dort 50 Stunden um 200€ zu realisieren, ist dies ein Armutslohn und eben nicht 200€ mehr. Dann doch lieber Zeitungsaustragen gehen...

Der Aktionär, der anfangs ein paar Stunden mit Recherche verbringt und dann ein Aktienpaket kauft und den Rest des Jahres vor sich reifen lässt, hat entsprechend wesentlich weniger Aufwand betrieben um an seinen Gewinn zu kommen. Die Sache arbeite für sich alleine und ist entsprechend positiver zu beurteilen, da man weniger Kosten für entgegangene Freizeit aufbringt.

Nächstes Beispiel! Hier fallen vor allem gerne ältere Leute drauf rein. Neulich sagte ein Nachbar zu mir, dass er sich weigert hier im Dorf zu tanken. Die Tankstelle hier ist immer teurer als eine, die nur 15 Minuten entfernt ist. Er fährt immer extra dahin um 5¢ pro Liter zu sparen! Während der Zweck sparsam zu denken und Angebote zu vergleichen sehr löblich ist, läuft er hier einer gefährlichen Milchmädchenrechnung zum Opfer.

50l Tank, führt zu einer Ersparnis von 2,50€. 15 Minuten Fahrt in der Ortschaft sind ca. 12,5 km. Zurück will man auch. Bei 5l pro 100km, würden somit 1,25l verbraucht werden. Sind also bei einem Diesel auch schonmal 1,25€ die wieder von der Einsparung weg fallen. Klingt noch nach einem guten Angebot! Doch die eigene Zeit sollte man auch noch einrechnen. Den man ist nochmal eine halbe Stunde unterwegs. Man arbeitet hier also für einen Stundenlohn für 0,75€. Na, wenn das keine Begeisterung auslöst! Oder wie ich immer abschätzig zu sagen pflege => Zeitung austragen!

Und ja auch im großen Stil wird immer wieder in Deutschland gezeigt, dass man dieses Prinzip nicht verstanden hat. Da werden immense Kontrollen für eine Sache durchgeführt, damit irgend eine Person 1,20€ mehr bezahlt. Dafür sitzt dann ein Beamter mehrere Stunden davor und arbeitet sich wund. Am Ende verbraucht er dann 100€ für die Bearbeitung des Vorganges, während man am anderen Ende 1,20€ mehr eingenommen hat. Applaus! Würde man wirklich wirtschaftlich arbeiten, würde man sich das einfach einsparen und die 1,20€ verschenken. Man würde eben einen Gewinn erwirtschaften und gleichzeitig die Gegenseite nicht noch verärgern/drangsalieren. Mit freundlichen Grüßen an Schäuble und seine halbgare Investmentfondreform...

Ich hoffe, dass ich mit diesen Beispielen ein wenig das Konzept der Opportunitätskosten darstellen konnte. Diese Kosten des „entgangenen Nutzen“ ist eine Sache, die viele Menschen nicht verstehen und es trotzdem umso wichtiger ist, diese auch immer im Auge zu behalten und bei Entscheidungen zu hinterfragen, anstatt blindlings auf vermeidlich bessere Optionen zu stürzen.

Wer nun denkt, dass dies ein Appell an einer Verkommerzialisierung des ganzen Lebens ist, der irrt gewaltig! Den zumeist ist genau das Gegenteil dadurch der Fall. Ich denke, dass man gerade wenn man dies sinnvoll durchführt zu dem Ergebnis kommt, dass Freunde und Familie wesentlich wichtiger sind als seine Zeit mit ein paar Euro zu verplämbern. Den eine echte Qualitätsstunde Freizeit kann einem persönlich sehr viel mehr Wert sein. Wieviel das dann ist? Nun, ihr macht das Preisschild dran an der Sache und solltet Euch eben dabei nicht selbst in die Tasche lügen!

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Genau so wie Zeit Geld ist, ist Geld auch Zeit.

Das soll heissen, dass man mit Geld wieder Zeit kaufen kann. Wenn du eben dein Gartenhaus von jemand anderem bauen lässt, ersparst du dir die Zeit, welche du nun anders nutzen kannst. Sei es nun um Geld zu verdienen oder Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.

Wenn man wenig Geld hat, kann man sich dem entsprechend wenig Zeit leisten und muss vieles selber machen. Hat man mehr Geld kann man sich viel Zeit leisten, da man für viele Arbeiten bezahlen kann. Sei es nun eine Putzfachkraft oder sonst was.

interessanter Artikel, so habe ich auch schon gedacht. Wieviel ist dir 1h Freizeit denn wert?

Eine Qualitätsstunde Freizeit verbuche ich im Schnitt für 50€.

Nun dann ist das Schreiben dieses tollen Artikels vermutlich hoch unökonomisch (dagegen hilft hoffentlich resteem). Bei VW am Band gibts/gabs 19€/h. Ein solcher Artikel hier dauert im Schnitt 2h? Wären 38€ + der Garantie 6 weitere Stunden an diesem Tag und das 5-6Tage die Woche. Ein Artikel? i.d.R. weniger ohne die Garantie. Residual ist es nur bedingt, da der Algorithmus das Up-Voting nur die ersten paar Stunden attraktiv macht. Das wäre also keine Ausrede ^^ Die Opportunitätskosten auf Steemit sind sehr hoch lerne ich aus deinem Post. Mir ist klar, dass die meisten auf den Prozess dahinter setzen ein Wachstum zu erfahren, aber dass ein Wachstum dieser Plattform mit dem Wachstum jeden einzelsnes Kanals korreliert, das ist vermutlich Wunschdenken.

Die Opportunitätskosten jedes Beitrages auf Steemit sind für die meisten Blogger extrem hoch. Man schreibt nicht um ein entsprechenden Return of investment zu erhalten, sondern um Wissen zu teilen, weiter zu reichen und damit einen Gegenpol zur Desinformation der Massen zu leisten.

In meinem erlernten Beruf kann ich in der gleichen Zeit wo ich einen Artikel schreibe das 100-fache verdienen.

Die Freizeit die draufgeht hingegen ist schon schmerzhaft. Die Neugier ist es die mich persönlich antreibt.

Insofern meinen herzlichen Dank für diesen guten Beitrag, der von mir ein resteem und upvote erfahren hat.

Danke :) Genau das ist es eben auch. Die Plattform hier sehe ich keineswegs als Arbeit an, sondern eben als Austauschplattform. Man findet immer wieder nette Ideen für sich selbst und fällt auch etwas ein über das man gerne mal schreibt. Eine solche Motivation ist wesentlich mehr wert als eben die Cents. Den für die würde ich nicht wirklich arbeiten und einem anderen Zeitvertreib nachgehen!

Hallo Gammastern,

geht mir genauso - den input den man bekommt ist etwas wunderbares. Es ist ein geben und nehmen.

Ein Social value um es mal salopp zu formulieren, den ich besonders schätze.

Herzliche Grüße.

Schön dass du das so siehst. Das sollte eigentlich auch das Versprechen von Steemit sein. Gehen wir auf Youtube und geben Steemit ein, dann listet sich mir folgendes auf:

  • "Mit Steemit geldverdienen 96€ mit 1 Post"
  • "Geld verdienen mit Bloggen auf Blockchainbasis"
  • "how to make 1000$ a Day on Steemit"
  • "five tip...earn thousands of dollars"
    ... nicht alle aber die meisten versprechen das, das prägt das Bild. Und sobald sich solch ein Mem einnistet kann man es als kulturelles Konzept nicht mehr streichen. Eine Opportunitätskosten-Falle :D Die Idee der Crypto-Rebellion lässt sich allerdings auch nicht mehr streichen. ich hoffe sie überlebt

Sobald solche Dinge in den Bereich Freizeit fallen, wird es immer ein wenig schwerer es vernünftig zu beurteilen. Deswegen schrieb ich ja auch, dass es nicht dienen soll um nun das Leben zu verkommerzialisieren. Tatsächlich schreibe ich hier eher für den Austausch und weil es mir Spaß macht und nicht wegen ein paar Cent. Wäre ja zudem bekloppt, wenn ich anderen noch ein Upvote geben würde, wenn sie sich an der Diskussion beteiligen.

Aber für hundert Euro mehr ne Stunde länger zur Arbeit fahren ist eine Sache, die viele Menschen tun. Und sofern man nicht gerade seinen Traumjob hat, durchaus einmal durchrechnen sollte.

Guter Post, danke. Online Poker wär noch so ein Beispiel, dass mir spontan einfällt. Klar kann man über die Zeit auch auf kleinen Limits ein ein paar hundert Euro machen. Aber die Zeit, die da fürs grinden draufgeht, macht die Sache komplett unrentabel.

Danle :)

Vermutlich. Wobei man bei so etwas eben auch immer sehen muss, ob man nicht am Ende doch eben ein wenig Spaß dran hat. Kommt das hinzu, kann man durchaus auch mal einen niedrigeren Betrag ansetzen. Wie das genau ist, ist bei jeder Person unterschiedliche.

Wichtig ist eben nicht ein konkreter Wert, sondern das man sich dazu Gedanken macht. Viele Leute sind nämlich unglaublich ineffizient und betreiben oft völlig sinnlosen Zeitvertreib.