The dark Manor (Das dunkle Anwesen) Teil 1

in #kreativ7 years ago (edited)

Als ich das dunkle Zimmer betrat, stiegen mir der Geruch von abgestandenem Rauch und von Rotwein in die Nase. Der Rauch war recht süßlich, vermutlich ein Pfeifentabak, der Wein wahrscheinlich Rotwein, denn es roch schwer nach dunklen Beeren und Fass.
Das Zimmer betretend, wechselte der Bodenbelag von Holzdielen, die unter meinen Schritten knarzten, zu leisem Teppich, der meine Schritte völlig schluckte. Es war schon spät abends und draußen war die Sonne bereits untergegangen, mit einem wundervollen, blutroten Sonnenuntergang mit Übergängen ins Purpur und Orange, daher drang jedoch auch von außen kein Licht mehr in das Zimmer.
Ich fuhr mit meinen Fingern den Türrahmen entlang in das Zimmer hinein und hoffte einen Lichtschalter zu finden, was mir letztendlich auf der rechten Seite des Rahmens gelang.
Als ich den Kippschalter betätigte, blitzte der Innenraum nur kurz auf, dann brannte der Draht der Glühbirne durch, im Gang war das Licht erst gar nicht angegangen.
In dem kurzen Moment konnte ich nur erkennen, dass der Teppich grün war, ein altes, dunkles, ausgetretenes Grün, und dass die Wände eine dunkelbraune Wandvertäfelung hatten.
Ich wagte mich weiter in das Dunkel, mit der Hand um mich tastend, versuchte an der Wand entlang mir einen Weg durch die Schwärze zu bahnen.
Nach einigen Schritten der linken Wand folgend, fand meine Hand Halt ein einer Holzoberfläche, anzunehmen, dass es ein Bücherregal war. Ich versuchte mein Glück in Richtung Mitte des Raumes.
Ich konnte nicht abschätzen, wie weit ich hinein gegangen war, als ich mit dem Knie an der Ecke eines schweren großen Gegenstandes hingen blieb.
Ich fluchte kurz und griff vor mir in die Luft, um herauszufinden, wie hoch dieser Gegenstand war. Ich griff ins Leere, lies meine Hand durch die Luft langsam nach unten gleiten, bis ich auf Metall traf. Eine glatte, kühle Oberfläche. Ich hielt mich fest, folgte dem Konstrukt, bis ich über ein schlauchartiges, in Ringen aufgebautes Etwas nach unten fahrend, an einer weiteren metallenen Platte ankam.
Mein Handrücken traf auf eine dünne Kette, den Schalter der Messinglampe, die ich gerade ertastet hatte, ich knipste das Licht an.
In das Zimmer wurde der warme, intime Lichtschein einer gelblichen Glühbirne geworfen, welche die Mitte des Raumes erleuchtete, die Ecken blieben weiter im Dunkel und an den Wänden sah ich nur die Reflexion der Lampe in den Bildern und Vitrinen.
Eine Menge Bilder in schweren goldenen Rahmen, in allen Größen, überall an den Wänden verteilt. An der Wand gegenüber der Tür stand ein großer, steinerner Kamin, ein alter Kamin mit einem kleinen Metallgitter davor, linker Hand ein Schirmständer für die Schürhaken, rechter Hand eine reichlich verzierte Metallkiste gefüllt mit Holzscheiten.
Über dem Kamin hing das Familienwappen mit zwei überkreuzten Schwertern.
Ich konnte die Farbe des Wappens nicht erkennen, es war noch zu dunkel um es genau zu sehen, doch aus meinen Recherchen wusste ich, dass es das Wappen der Familie Carson war. Ein goldener Bär auf grünem Grund mit einem goldenen Ahornblatt, je in der diagonal gegenüberliegenden Ecke und in der anderen ein schwarzer Schlüssel, umschlossen von den Schwingen eines Falken in braun.
Vor dem Kamin standen zwei große Ohrensessel aus dunklem, lackiertem Holz mit goldenen Verzierungen,die Sitzflächen mit rotem Samt bezogen. Beim rechten bemerkte ich eine größere Abnutzung auf Grund der leicht verblassten Farbe und dem zerschlissenen Material. Zwischen den Sesseln ein kleiner Tisch mit einer Leselampe, einem Aschenbecher und einer abgenutzten Lesepfeife, ein Buch lag daneben. Ich ging hinüber und aktivierte auch die Leselampe, mehr vom Raum wurde sichtbar, das Buch hatte den Titel „a murder of crows“.
Auf dem Kaminsims standen alte Fotos der Familie, zwei Kerzenleuchter mit tropfend runter gebrannten Kerzen. Außerdem noch Tand, den der Besitzer wohl von Reisen mitgebracht hatte.
Einer der Fensterläden klapperte was mich, in diesem stillen Moment der Erkundung, beinahe zu Tode erschreckte.
Der Sturm kam also näher, ein Schneesturm genauer gesagt.
Es war kalt draußen gewesen, als ich ankam, auf den Wiesen und den Gerippen der Bäume vor dem Anwesen, war der Niederschlag gefroren und hielt alles in seinem eisigen, schönen und dennoch schaurigem Griff aus weiß glänzender Kälte fest. Schnee hatte es dieses Jahr noch keinen gegeben.
Es war Januar und der richtige Winter ließ noch auf sich warten, doch dennoch war mir abgeraten worden, gerade heute, dort aufs Land zu fahren.
Ich ließ mir nochmals das rot, orange, purpurne Glitzern des Sonnenuntergangs auf dem Reif durch den Kopf gehen, bevor ich mich wieder aufs hier und jetzt besann, schließlich hatte ich noch zu arbeiten.
Mein Blick ruhte, in diesem Moment der Erinnerung, auf dem großen Ohrensessel, er glitt nach rechts und ich sah einen großen Bärenfellteppich vor dem Kamin und auf der Lehne des rechten Sessels eine alte, rot grün karierte, an schottische Muster erinnernde, Decke liegen. Die Decke war nicht zusammengelegt worden, sie lag da, als hätte gerade noch jemand dort gesessen und wäre nur aufgestanden, um sich ein Buch zu holen oder den Rotwein aufzufüllen.
Ich blickte kurz zurück auf den Schreibtisch.
Auch dort ein Aschenbecher, verschiedene Bücher, eines immer noch aufgeschlagen, ein Füllfederhalter, ein altes Pfeifenfeuerzeug und eine schwarze Ablage, in der keine Unterlagen mehr waren. Der Schreibtischstuhl war zur linken Seite zurückgezogen, so dass ich nicht erkannte was auf dieser Seite des Tisches lag.
Ich wandte den Blick ab, ließ ihn erneut durch den Raum wandern. Die Bilder waren alt und sicherlich einige davon wertvoll. Sie zeigten Landschaften, Jagden, Stillleben und Porträts, alle in herbstlichen Farben oder mit der winterlichen Kühle die auch durch die, leicht undichten, Fenster in das Zimmer drangen.
Ich beschloss mich zu setzen und nahm auf dem linken, weniger zerschlissenen, Ohrensessel Platz. Ich schloss die Augen und atmete tief, inhalierte den Geruch aus Asche, Rauch, Rotwein, Holzpolitur und alter Möbel.
Ich lauschte in die Ferne, das Haus selbst war still, nichts regte sich.
Irgendwo klopfte leise und rhythmisch ein Ast gegen eines der Fenster und noch leiser säuselte der Wind durch die Räume.
Ich öffnete meine Augen wieder und sah in die längst ausgebrannten Scheite im Kamin, stellte mir vor wie sie brannten und knisterten, eine wohlige Wärme im Raum verbreiteten und zum Nachdenken anregten. Wenn man lange genug in die Flammen starrt, erkennt man sich selbst, habe ich mal gehört. Ich blickte durch den Kamin hindurch und hing meinen Gedanken nach.

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Servus, Großer!
Schön, dass Du wieder her gefunden hast!
Als #tag hat sich "deutsch" etabliert ;-) Da werden mehr Deutschsprachige Dich finden...

danke für die info ;) gleich geändert