Reflexion vs. Feedback, ein Studentendilemma


Gerne versuche ich mich auch wieder daran.Danke @nissla für das neue Thema zum #MittwochsQuickie.

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Studium, Wasseroberfläche, Spiegel, Verbesserung, ... soviele Worte verbinde ich mit Reflexion. Aber ich möchte mich in diesem Beitrag der ersten Assoziation widmen.
Dem Studium.

Mein erster Gedanke zur Reflexion geht in Richtung Studium. Da gibt es am Ende der Lehrveranstaltungen meist eine Reflexionssession in der der/die Vortragende Feedback zur Verbesserung der Einheit haben möchte oder sonstige Anmerkungen entgegen nimmt.
In vielen Fällen sind diese Einheiten vergeudete Zeit, denn viele Professoren machen sich nicht die Mühe ihre vorbereiteten Folien zu ändern nur weil einmal einer sagt sie sind nicht gut. Was ja auch durchaus richtig ist, oder? - Immerhin haben sich die anderen ja nicht darüber beschwert.
Falsch.

Was? Wieso? Warum?


Tatsächlich läuft es in diesen Reflexionssessions immer ähnlich ab. Zuerst sagt mal niemand was. Dann nimmt eine/r das Risiko auf sich eine Kleinigkeit anzumerken. Man beachte, dass diese Person mehr oder weniger das Versuchskaninchen ist. Je nachdem wie die Reaktion auf diese Aussage ausfällt wird der Rest des Feedbacks verlaufen.

Professor
  1. Sollte der/die Vortragende versuchen die Aussage zu entkräften oder zu negieren, so wird dies entweder zu einem Verstummen des Feedbacks führen, oder (diese Option ist eher selten) einen Sturm der Entrüstung auslösen, wenn es um einen groben Missstand geht der innerhalb der Gruppe für starke Emotionen sorgt.
  2. Alternativ kann der/die Vortragende natürlich auch mit Schweigen/ Zustimmung/Verständnis reagieren. In diesem Fall werden wahrscheinlich weitere Wortmeldungen getätigt.

Das sagt natürlich alles nichts über die Qualität des Feedbacks aus, sehr wohl aber über die Dynamik des Prozesses.

Vielleicht ist euch aufgefallen, dass ich gegen Ende hin immer öfter das Wort Feedback verwendet habe. Das war durchaus beabsichtigt, wenngleich für mich auch eine gefühlte Themenabweichung, auf die ich aber eigentlich auch zu sprechen kommen möchte.

Feedback ist nicht Reflexion


Was mich ärgert ist, dass diese Einheiten Reflexionssessions genannt werden. Denn das sind sie nicht. Tatsächlich sind es Feedbackgespräche. Wer nun schon einmal Feedback gegeben oder erhalten hat, der wird meine Meinung teilen, dass man sich in solch einem Fall mit Meinungen und Aussagen von anderen Personen beschäftigt. Wenn man diese Aufgabe tatsächlich ernst nimmt und versucht die Argumente des Gegenübers zu verstehen, wird man kaum Zeit dazu haben alle weiteren Implikationen des soeben gehörten zu bedenken - denn dafür benötigt man Zeit.

Apropos Zeit, falls ihr euch wundert, die 10 Minuten sind übrigens schon um, aber ich will den Gedanken noch zu Ende führen.

In unserer Kultur würde es wohl als unhöflich gelten, auf eine Aussage erst einmal mit einer 5-minütigen Denkpause zu reagieren. Aber dadurch, dass Feedback eben ein Dialog zwischen mehreren Menschen ist, entsteht eben ein Informationsfluss, der wechselseitig ist.

Man kann also meiner Meinung nach in einem Feedbackgespräch keine Reflexion durchführen, wenn man Reflexion so wie ich als gedanklichen Marathon betrachtet in dem alle möglichen Folgen und Bedenken zu einer Handlung oder Einstellung gegeneinander abgewogen werden.

Fazit: Wenn euch jemand Feedback anbietet nehmt es an, aber darüber reflektieren müsst ihr schon selber ;-)



erstem Post dazu.Der #MittwochsQuickie ist eine Idee von @nissla bei dem die TeilnehmerInnen innerhalb von 10 Minuten zu einem vorgegebenen Thema schreiben sollen. Wer sich der Herausforderung stellen will oder einfach nur eine Inspiration zum Schreiben sucht, sollte sich den #MittwochsQuickie mal genauer ansehen. Die wesentlichen Infos dazu findet ihr in @nissla's