In zehneinhalb Stunden und auf direktem Wege gelangt man mit dem Zug von Wien nach Danzig, oder genau genommen in die Dreistadt „Gdańsk-Sopot-Gdynia“ in der Danziger Bucht im Norden Polens. Ihr Entstehen verdankt sie einer interessanten Geschichte.
Dort wo die Mottlau in die Weichsel mündet, entstanden im 10. Jahrhundert eine Wehrburg und sehr bald ein wichtiger Hafen an der Ostsee. Die niedergelassenen Slawen wurden im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern abgelöst. Zwei Jahrhunderte regierten deutsche Orden die Stadt, ehe die Bürger sich nach mehr Unabhängigkeit sehnten und sich dem polnischen Königtum zuwandten. Nach dem 13 Jahre währenden Krieg wurde Danzig in das Polnische Reich eingefügt und mit vielen Privilegien bedacht. Das Goldene Zeitalter begann. Danzig zählte zu den reichsten und größten Metropolen Nordeuropas.
Im 18. Jahrhundert verlor sich die wirtschaftliche Bedeutung mehr und mehr, kulturell aber blieb Danzig ein wichtiges Zentrum. 1793 erfolgte die zweite Teilung und die Stadt wurde dem Preußischen Königreich einverleibt.
Mit einer kurzen napoleonischen Unterbrechung, in der Danzig zur Freistadt wurde, blieb diese politische Situation bis zum Ersten Weltkrieg aufrecht. Nachdem sich Danzig in der Friedenskonferenz von Versailles weder für Polen noch für Deutschland entscheiden konnte, wurde erneut eine Freistadt gebildet. Die Entscheidung sorgte für Spannungen zwischen der Stadt Danzig und Polen. Polen, das nach dem Krieg den Zugang zur Ostsee erhalten hat, nahm deshalb den Bau eines Hafens in Gdingen in Angriff, keine 20km nördlich von Danzig.
Am 1. September 1939 wurde das polnische Munitionslager auf der Westerplatte, einer langgestreckten Halbinsel vor Danzig, vom deutschen Linienschiff Schleswig Holstein beschossen. Die Polen leisteten erbitterten Widerstand, kapitulierten jedoch nach sieben Tagen. Deutsche Offiziere sollen vor den abziehenden polnischen Verteidigern salutiert haben. Das Datum des 1. Septembers ging als Ausbruch des 2. Weltkrieges in die Geschichte ein. Im Frühjahr 1945 lag der gesamte historische Stadtkern Danzigs in Schutt und Asche. Nach dem Krieg ist die Stadt erneut Polen zuerkannt worden und wurde zum wichtigsten Zentrum der Seewirtschaft des Landes.
1980 sorgte Danzig mit einer Streikwelle für Furore. Auslöser waren Preiserhöhungen für Fleisch gewesen. Es wurde ein betriebliches Streikkomitee unter der Führung von Lech Waƚęsa gegründet, das 21 Forderungen erarbeitete. Im Danziger Abkommen wurde ihnen nach langen Verhandlungen stattgegeben. In der Folge formierte sich die Unabhängige Selbstverwaltete Gewerkschaft Solidarność - Solidarität. Mit der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen in der Nacht zum 13.Dezember 1981 wurden jedoch führende Köpfe der Gewerkschaft interniert und die Arbeit der Gewerkschaft verboten. Es gab sie nur noch im Untergrund. Im Oktober 1982 wurde Solidarność endgültig verboten. Erst nach sechs Jahren suchte die kommunistische Führung erneut das Gespräch. Im April 1989 wurde Solidarność wieder amtlich anerkannt. Bis heute findet sich die Zentrale der Bewegung in Danzig. Das Aufkommen der Arbeiterbewegung trug entscheidend zur Wende und zur politischen Lösung aus dem von der Sowjetunion dominierten Ostblock bei.
Das 40.000 Einwohner zählende Sopot liegt zwischen den beiden Städten Gdańsk und Gdynia. Im 16. Jahrhundert entstanden hier die ersten Sommerresidenzen reicher Patrizier aus Danzig. Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich an dem Standort eines der vornehmsten Ostseebäder. Heilanstalten und Warmbäderanstalten wurden gebaut, sowie die hölzerne Landungsbrücke, die heute mit einer Länge von 511,5m die längste hölzerne Pier Europas ist. 1902 hat Zoppot das Stadtrecht erhalten. Der Kurort gelangte unter anderem durch sein Spielcasino und dem damit verbundenen Hotel, dem heutigen Grand Hotel, zu Berühmtheit. Nach dem 2.Weltkrieg wurde Zoppot Danzig einverleibt und war ein populäres Zentrum für Sommererholung.
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So viel zur Entstehung der Dreistadt in der Danziger Bucht.
Und meine Highlights während der Reise?
• Im Sonnenschein durch die fein säuberlich wieder errichtete Altstadt und Rechtstadt bis zur Speicherinsel mit den ehemaligen Kornhäusern flanieren
• Die wunderbaren Fassaden der Hanse-Häuser sowie die Backsteinkirchen bewundern
• Den Blick vom Turm der Marienkirche, der Bazylika Mariacka, über Danzig bis hin zur Ostsee genießen
• Die Migration der Graugänse und ihr erhabener Flug über die Danziger Bucht
• Das Orgelkonzert in Oliwa, einem Vorort von Danzig. Das Orgelwerk in der 90m langen Basilika zählt zu den berühmtesten Orgelwerken Polens und erfreut sich an den teilweise beweglichen und musizierenden Engeln. Ein zwanzigminütiges, imposantes und nostalgisches Highlight fürwahr.
• Das exzellente Abendessen im Restaurant Goldwasser mit Blick auf die Mottlau und die Speicherinsel
• Der Besuch des Uphagen-Hauses, das einzige Danziger Haus, das dank einer testamentarischen Verfügung seinen ursprünglichen Charakter gewahrt hat und heute als Museum dient
• Die Schifffahrt auf der Mottlau bis nach Westerplatte an einem milden Herbsttag
• Die hervorragende Kaffeejause im ‚Schokoladenhaus‘ Pijalnia Czekoldy im herrlichsten Sonnenschein
• Die Ausflüge nach Sopot. Die Spaziergänge am Strand und das eisige, aber herzerfrischende und reinigende Bad in der 15 Grad kalten Ostsee
• Der überraschende Tangoabend im Teehaus Herbaciarnia unweit der Mole
• Die wunderbaren Sonnenuntergänge in Sobot
• Die heitere Fahrt im alten Bummelzug von Danzig nach Sobot und zurück
• Das heimelige Quartier in ruhiger Lage in der Ul. Browarna ganz in Zentrumsnähe
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Herzensgrüsse
Erika
Now you take a bath? Is it not too cold there to go into the water?
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15 degrees celsius. Very cold indeed. But I have sworn myself not to quit that place before having taken a swim in the Baltic Sea. Stepping into the water was a huge challenge. But once inside, it was delicious. And sooo refreshing :-)