Dekadenz ist der Untergang

in #politik7 years ago (edited)

Wer nicht für seinen Wohlstand arbeiten muss wird schwach. Das können wir in allen Lebensbereichen beobachten. Muskeln kann man beispielsweise nur aufbauen, wenn man genügend Sport treibt. Stubenhocker dagegen neigen eher dazu dick zu werden.

Deswegen hängt die Beständigkeit eines Regierungssystems unter anderem auch vom Grad der Dekadenz ab. Die Dekadenten haben die Fähigkeit verloren sich vor äußeren Einflüssen zu schützen. Besteht das Volk dagegen aus Kriegern, so reichen 300 Spartaner aus, um Europa vor den Persern zu retten.

Aber das größte Problem dürfte die innere Zersetzung sein. Lebt man wie die Made im Speckmantel, so hat man keinen Anreiz Eigenverantwortung zu übernehmen. Moral und Sitten verlieren an Bedeutung. Die Tradition wird nur noch halbherzig gelebt. Stattdessen gibt man sich dem Suff hin.

Im Calhoun-Utopie-Experiment hat man für Mäuse ein Paradies geschaffen. Die Mäuse hatten genug zum Essen, keine Feinde und genügend Platz. Die Mäuse waren schnell gelangweilt. Sie kümmerten sich nicht mehr um die Fortpflanzung und die Gewalt stieg rapide. Mäuse, welche sich nicht der Gewalt hingaben, verkamen zu einer Ego-Gruppe (die Schönlinge), bis sich die Mäuse mehr und mehr isolierten. Am neunhundertzwanzigsten Tag wurde die letzte Maus gezeugt. Charles Krüger hat dies gut in seinem letzten Video interpretiert. Er schlussfolgerte: "Unverdienter Wohlstand zerstört den Geist."

Nach der aristotelischen Staatsphilosophie hat jede Herrschaftsform eine gute und eine schlechte Ausprägung. Entweder dient sie der Gemeinschaft oder dem Eigennutz. Dabei spielt die Anzahl der Herrscher keine Rolle. Ich denke, dass sich langfristig jede Herrschaftsform zum Schlechten entwickeln wird, denn das Volk gibt seine Verantwortung an einem Herrscher ab. Das Ende, die Dekadenz weniger, liegt in der Revolution begraben, bis der Spaß von vorne beginnt.

Aus diesem Grund denke ich, dass der Schlüssel in der Anarchie liegt. Der Mensch wird nun dazu gezwungen Eigenverantwortung zu übernehmen. Man kann nicht mehr sagen, dass man nur Befehle befolgt hat. Jeder trägt seine Schuld selber mit sich.

Schlechtere Menschen sind in jedem System verdammt. An der Spitze einer schlechten Gesellschaft kann kein guter Herrscher stehen. Da spielt es keine Rolle, ob man in einer Monarchie oder in einer Anarchie lebt. Das System vernichtet sich ohne großes Zutun von selber.

Wieso sollte man aber die Freiheit einer guten Gesellschaft einschränken? Für mich gibt es da keinen Grund zu. Nur weil wenige Menschen schlechte Interessen haben, soll jetzt die ganze Gesellschaft leiden, oder wie? Nein, dem Menschen bleibt nichts anderes übrig als frei zu sein!

Sort:  

Hey der Kreislauf der politischen Systeme gilt doch genauso für die Anarchie. Diese endet, sobald sich Leute aus egal welchen Gründen zusammen tun und dadurch stärker sind als der individualisierte zersplitterte Rest. Dieser muss dann ebenso Gruppen bilden um stark genug zum Revier markieren oder Ziele verteidigen zu bleiben und schon hat man wieder Clans und alles geht von Vorne los.
Aber wie du schon sagtest, letztendlich kommt es immer auf die Gesundheit einer Gesellschaft an und erst danach lohnt es sich überhaupt einen Blick auf das politische System zu werfen.

Wie ich schon serylt geschrieben habe:
Ich denke, dass aufgrund der Eigenverantwortung des Einzelnen die Abwehrmechanismen effektiver sind. Also ja, die Gesellschaft stabilisiert das System.

hm kann schon sein, zumindest wenn der Großteil der Gesellschaft eigenverantwortlich leben will. Aber genau da liegt das Problem, bei dem wir wieder gleicher Meinung sind und an dem wir erstmal zu arbeiten haben:
Die Gesellschaft dazu ermutigen, eigenverantwortlich leben zu wollen. Früher hätte man dazu wahrscheinlich Gewissen, Moral oder Glaube gesagt. Dieser muss und wird durch harte Zeiten automatisch wieder im Volk gefestigt werden. Was das große Ganze betrifft, bin ich zuversichtlich.

Letztlich ist jedes politische System nur so gut, wie die Menschen, die es leben.

Wer garantiere dir, dass nach dem Entstehen der Anarchie auch die Freiheit herrschen wird?

Was wäre die "Freiheit" für dich?
Wie garantierst du Rechtssicherheit in einem anarchistischen Staate?

Ist es nicht wahrscheinlicher, dass jemand in einer Anarchie sich mit ein paar Gleichgesinnten nach und nach mehrerer Menschen vereinnahmen wird und somit die Anarchie - mit Leichtigkeit - abschafft?

Zwar ist der Mensch ohne Hierarchien nur sich selbst der eigene Herr, doch ist es in Zeiten radikaler politischer Mächte und wohlhabender Leute, welche sich ggf. paramilitärisch aufstellen können, nicht eher eine Gefahr für den Einzelnen, wenn dieser keine Gemeinschaft hat, die ihn schützt?

Wie kann der Durchschnittsbürger dann seine Rechte einfordern, seine Rechte verteidigen?


Verkommt eine Anarchie nicht zu einer "Recht des Stärken"-Gesellschaft?

Es gibt kein Anarcho-Staat. Es gibt zwar Gruppierungen, die gemeinsame Interessen verfolgen. Im Grunde ist aber jeder auf sich allein gestellt. Jeder entscheidet sich bewusst dazu dieser oder jener Gruppe anzugehören. Sobald der Gruppenleiter dekadent wird, werden die Mitglieder die Gruppe verlassen und einer anderen Gruppe beitreten.

Im Anarcho-Kapitalismus ist keine Gruppierung notwendig. Stattdessen übernimmt die Wirtschaft Aufgaben wie die Bewahrung der Rechtssicherheit. Was passieren kann ist, dass ein besonders erfolgreicher Unternehmer dekadent wird. Doch was würde passieren? Er würde sein ganzes Geld für Sex und Alkohol ausgeben. Am Ende hätte er gar nichts mehr. Dies hätte aber nur er zu verantworten. Der Allgemeinheit geht es aber weiterhin gut.

Das Böse lässt sich in keinem Regierungssystem aufhalten. Mörder & Diebe gibt es überall. Die Frage ist eher wo das Potential auf Kriminalität höher ist. Klar, kann es Menschen geben, welche die Freiheit abschaffen wollen, genauso wie es Menschen gibt, welche den Staat stürzen wollen. Ich denke aber, dass das Immunsystem im Anarchismus viel effektiver ist.

Es gibt zwar Gruppierungen, die gemeinsame Interessen verfolgen.

Es wird Gruppierungen geben, welche einen Staat erneut wieder aufbauen wollen.
Was wird mit denen passieren, wie werden diese "aufgehalten"?
Ist das nicht das Paradoxon der Anarchie?

[...] Wirtschaft [...] Bewahrung der Rechtssicherheit. [...] Doch was würde passieren?

Bestehe nicht die Gefahr, dass ein Betrieb wie Apple, Amazon, BASF oder Bayer sich sagen könnte:
"Moment mal, wir haben bereits die Mittel... warum bauen wir nicht eine kleine Söldner-Armee auf? Uns hindert ja niemand!"

Die Frage ist eher wo das Potential auf Kriminalität höher ist.

Zwar stimmt es, dass eine hohe Gefängnisstrafe nicht präventiv wirkt, allerdings wirkt keine Gefängnisstrafe gleichermaßen wenig präventiv oder eine Abwesenheit von staatlichen Reformationsprogrammen vielleicht sogar fördernd.
Kann man wohl nie genau wissen, jedoch glaube ich, dass ohne eine zentrale Staatsgewalt der "einzelne" durchaus "krimineller" werden könnte.

Generell sieht man in den USA beispielsweise sehr gut, dass privatisierte Gefängnisse eine deutlich höhere Rückfallquote und eine deutlich höhere Inhaftierungsquote zur Folge haben.

Diese Gruppierungen unterscheiden sich vom Staat in der Freiwilligkeit. Niemand wird dazu gezwungen einer Gruppierung anzugehören, sonst wäre sie nicht mehr anarchistisch.

Es besteht grundsätzlich die Gefahr, dass jemand mit Gewalt die Macht an sich reißen oder kriminell werden möchte. Das kannst du nirgendwo ausschließen und wenn man es nirgendswo ausschließen kann, macht dann der Staat noch Sinn? Gesetze sind grundsätzlich dazu da denjenigen zu schaden, der sich an die Gesetze hält. Der Kriminelle interessiert sich nicht fürs Gesetz.

Zu den Ami-Gefänginissen kann ich nichts sagen. Ich glaube aber weiterhin an den Markt. Er wird die beste Möglichkeit zum Schutz der Bevölkerung finden.

Niemand wird dazu gezwungen einer Gruppierung anzugehören, sonst wäre es nicht mehr anarchistisch.

Ja.
Damit schafft sich wohl die Anarchie selbst ab. ;)

Gesetze sind grundsätzlich dazu da denjenigen zu schaden, der sich an die Gesetze hält.

Die Gesetze wurden geschaffen um zu regulieren und zu schützen, eigentlich.
Verbraucherschutzgesetze - ein gutes Beispiel.

Er wird die beste Möglichkeit zum Schutz der Bevölkerung finden.

Oder sie in den Untergang befördern. ;)

Regulierungen sind natürlich auch Zwangsmaßnahmen. Man muss kein Freund vom Kapitalismus sein. Ich bin zwar einer, aber darauf will ich nicht hinaus. Es kommt eher drauf an, wie gesund eine Gesellschaft ist. Hat sie eine Moral entwickelt? Wenn der Mensch seine Umwelt mehr achten würde und friedlich leben würde, wäre ein großer Schritt getan. Und eine solche Gesellschaft hätte es nicht verdient in der Freiheit beschränkt zu werden. Vl. mag das Wunschdenken sein. Doch ich bin mir sicher, dass sich viele Menschen danach sehnen.

Dann sammeln wir mal schleunigst die 300 Spartaner... ;)

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