„Nichtwähler dürfen sich nicht beschweren!“ – Etatistische Logik

in #politik7 years ago

These

Die meisten von uns kennen solche Sprüche: „Wenn du nicht wählst, kannst du dich nicht über den Staat, die Politiker oder die politische Klasse beschweren.“ Die Begründung lautet, dass Menschen, die nicht wählen, bereits durch die Verweigerung der Wahlteilnahme ihr Recht, sich zu beschweren, verwirkt haben.

Das Interessante daran ist, dass es nach dieser Logik möglich sein müsste, ein Beschwerderecht durch die Wahlteilnahme zu erhalten. Oder anders ausgedrückt erhält man ein Beschwerderecht nur, wenn man auch an der Wahl teilgenommen hat. Das wäre, als würde man sagen: „Du musst die Konsequenzen aus einem Spiel tragen, an dem du dich nie beteiligt hast und darfst dich nicht beschweren. Wenn du dich aber beteiligt hast, dann darfst du dich über die Art und Weise beschweren, wie das Spiel gespielt wird, obwohl du schon vorher die Regeln gekannt hast.“

Logisch?

Solche Aussagen haben natürlich nichts mit Logik zu tun. Sie sind unlogische Werbeaussagen für den Staat. So offensichtliche Widersprüche in den Raum zu stellen, soll nur Druck auf diejenigen ausüben, die die Spielregeln nicht akzeptieren und sich deswegen nicht an dem Spiel beteiligen wollen. Solche Behauptungen dienen nur der Zurückweisung von Kritik und Beschwerden: Wenn du nicht mitspielst, verlierst du automatisch das Recht, dich zu beschweren, wenn sie zu dir kommen, um dich auszurauben. Aber wenn du dich am Spiel beteiligst und dadurch die Spielregeln akzeptiert hast, dann bekommst du wenigstens irgendein mystisches Recht, dich zu beschweren.

Trotz der fehlerhaften Logik zeigt diese Behauptung etwas sehr Interessantes: Das Wesen des politischen Machtspiels. In Wahrheit gibt es keine Möglichkeit, gegen die politische Klasse zu gewinnen. Sie hat die Regeln gemacht und alle haben sich diesen Regeln und der seltsamen Moral, die von der politischen Macht gepredigt wird, unterzuordnen.

Das Ausmaß

Wählen mag harmlos erscheinen oder sogar als Pflicht. Das Wählen des „geringeren Übels“ könnte dazu führen, dass alles weniger schlimm ist. Das ist ein weitverbreiteter Irrtum, dem sogar einige Libertäre aufgesessen sind. Der Wahlprozess ist ein Spiel mit einem einzigen Preis als Gewinn – und dieser ist sehr klar definiert: Die Kontrolle des staatlichen Gewaltmonopols. Es ist ein Winner-Takes-It-All-Spiel, in dem alle anderen außer dem Gewinner, sichere Verlierer sind.

Das Problem mit den Wahlen ist, dass es unausweichlich ist, das Spiel mitzuspielen und mit dem Eintritt in das Spiel sind die Spielregeln klar – warum sollte man sonst in das Spiel eintreten? Und bei einer freiwilligen Beteiligung an einem Spiel, dessen Regeln bekannt sind, bedeutet der Eintritt in das Spiel, die Spielregeln zu akzeptieren.

Die wichtigste Regel lautet, dass, wer auch immer die meisten Wählerstimmen bekommt, das Spiel gewinnt und als Preis das Recht bekommt, Macht über andere auszuüben – ohne jegliche Ausnahme. Das bedeutet, dass die Verlierer jeden Wahlgewinner akzeptieren müssen. Das ist Demokratie.

Erhalten die Wähler dadurch ein Recht, sich zu beschweren? Nicht notwendigerweise. Sicher können sie mit dem Wahlergebnis unzufrieden sein, aber sie sind freiwillig in das Spiel eingetreten und haben verloren. Sie wussten, was sie taten und akzeptierten die Bedingungen. Im Fall des Verlustes müssen sie nun auch die Konsequenzen tragen.

Teile und Hersche

Was ist mit den Leuten, die sich nicht an diesem dummen Spiel „Wer-beherrscht-wen?“ beteiligt haben? Sie müssen ebenfalls die Konsequenzen tragen, aber sie haben die Bedingungen nicht akzeptiert. Im Gegenteil. Nichtwählern ist die unterdrückerische Natur dieses Systems vollkommen klar. Aber obwohl sie weder die Spielregeln akzeptiert haben noch sich an dem Spiel beteiligt haben, werden ihnen die Entscheidungen des Gewinners mit Gewalt aufgezwungen.

Wähler haben keinen echten Grund, sich zu beschweren. Sie haben die Spielregeln akzeptiert, mitgespielt und verloren. Ein Pokerspieler kann nicht mitspielen und nachdem er verloren hat, seine Einsätze zurückfordern. Er spielt, um zu gewinnen und er geht das Risiko ein, seine Einsätze zu verlieren. So funktioniert das Spiel. Für die Wähler gilt das Gleiche: Es ist nur recht und billig, dass sie, wenn sie sich an dem Spiel der Verrückten beteiligen, auch mit den Konsequenzen leben müssen.

Gegenthese

Das Problem an diesem Spiel ist aber, dass der Gewinner das Recht beansprucht, jedermann zu beherrschen, also inklusive jener, die gar nicht an den Wahlen teilgenommen haben. Die Nichtwähler werden ebenso wie jeder andere dazu gezwungen, sich den Regeln der politischen Klasse unterzuordnen. Haben diese armen Menschen, die das Regierungsspiel nicht akzeptiert haben, ein Recht, sich zu beschweren? Es sollte ziemlich offensichtlich sein, dass sie dieses Recht haben. Wähler haben es nicht.

George Carlin Doesn't vote

Quelle Per Bylund vom Ludwig von Mises-institutet
http://perbylund.com/

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Ich bin mir noch unschlüssig was ich dieses Jahr auf den Wahlzettel schreibe. Vielleicht: "Lieber Wahlhelfer, besuche doch einmal steemit.com, denn dort bringt wählen etwas und verletzt niemandes Rechte." ;)

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PPS: Meistens machst du das ja so oder so. ;)

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