Ein langsamer stetiger Anstieg der Temperatur ist kein Black Swan Event.
Habe ich auch nicht behauptet, zumindest nicht bewusst. Mir ging es darum, mögliche Konsequenzen aufzuzeigen.
Was will ich damit sagen?
Allzu oft sind es die Wissenschaftler, die mit ihren Modellen völlig daneben liegen, nicht aber die Praktiker.
Ich überspringe einmal ökonomischen Exkurs, da dieser ähnlich wie bei mir lediglich als Illustration dient und daher inhaltlich nebensächlich ist.
Du liegst mit deiner zitierten Feststellung durchaus richtig - und in diesem Kontext dennoch daneben. Die erfolgreichen Praktiker sind natürlich einem Survivor-Ship-Bias ausgesetzt, weil sie aus einer Kohorte stammen, die sich bewährt hat und man wenig von unzähligen gescheiterten Praktikern hört. Weder ist damit gesagt, weshalb manche mehr Erfolg als andere haben noch dass es dabei bleiben muss.
Wissenschaftliche Modelle scheitern, nichts dagegen zu sagen - Praktiker aber auch.
Den Skeptikern vorzuwerfen sie wären gegen Umweltschutz ist ein beliebtes Mittel, aber völliger Unsinn.
Als völligen Unsinn würde ich es nicht bezeichnen. Habe es in solchen Debatten oft genug erlebt, dass die Skeptiker vor allem betont haben, dass ihnen die eigene Bedürfnisbefriedigung wichtiger ist. Klar, legitime Position, aber Umweltschutz war vielen nicht wichtig. Auch klar: anekdotische Evidenz und daher begrenzte Aussagekraft, but you get the point.
Gerade weil ich für Umweltschutz bin, wehre ich mich gegen unsere “Klimaplanwirtschaft”.
Um dir mal ein wenig Kontext zu geben: Ich bin durch klassisch liberale/libertäre Einflüsse politisiert worden, stamme also ideengeschichtlich unter anderem von Bastiat, Hayek, Mises, Nozick und co. ab - bin dementsprechend auch skeptisch gegenüber zu starken staatlichen Einflüssen. Dass kombinierte staatliche Anstrengungen wie beispielsweise das Montreal-Protokoll aber mitunter durchaus zum Erfolg beitragen können, ist allerdings auch etwas, dessen man sich bewusst sein sollte. Wir leben leider nicht einer Welt des globalen Anarchokapitalismus, sondern müssen aktuell mit den Systemen arbeiten, die wir haben und staatliche Institutionen spielen da wohl oder übel noch eine Rolle.
Natürlich ergibt sich daraus ein Problem hinsichtlich verschiedener kurzfristiger Partikularinteressen, die zu Lasten sinnvollerer Lösungen gehen. Die deutsche Energiewende war großer Murks und wir würden vermutlich nicht regelmäßig die eigenen Klimaziele verfehlen, wenn wir verstärkt auf Atomkraft gesetzt hätten und damit unabhängiger von fossilen Brennstoffen wären.
Ich habe den Eindruck, dass wir inhaltlich gar nicht mal so weit auseinanderliegen und auch in Bezug auf die Wahl der Mittel wenig von Lobbyismus halten. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich selbst momentan keine zufriedenstellende Antwort habe, welche Maßnahmen auf globaler Ebene tatsächlich zielführend während - die bekannte Unmöglichkeit von Vorhersagen. Mir erscheint allerdings eine Kombination aus der verstärkten Verwendung bereits existierender, emissionsärmerer Technologie und wirtschaftspolitischen Anreizsystemen ein sinnvoller Ansatz. Nicht unbedingt ein Zertifikatshandel, da somit das Problem nur verschoben wird, sondern eher steuerliche Entlastungen für Unternehmen, die nachhaltiger produzieren. Und ja, natürlich wären weniger Steuern ganz generell ganz wunderbar, but again: Wir leben nicht in einem anarchokapitalistischem Utopia und müssen erstmal mit dem arbeiten, was wir haben. Ob das am Ende als Anreizsystem genügt? Keine Ahnung, erscheint mir aber besser als blinder Aktionismus a la Klimawende.