Maximale Workflow Optimierung!

in #technology6 years ago

In einem früheren Blog-Eintrag habe ich mich bereits mit der Optimierung meines Produktions-Workflows beschäftigt. Der Fokus lag damals jedoch auf simplen Let's Plays, welche mit Hilfe von Software wie OBS, FFMPEG und einigen anderen Skripten quasi vollständig automatisiert produziert werden können. Mittlerweile habe ich jedoch begonnen, vermehrt Technik-Videos, Reviews und Vlogs zu produzieren. Bei diesen ist der Schnitt logischerweise wesentlich aufwendiger, weswegen ich mich heute mit Workflow-Optimierung in Premiere beschäftigen möchte!

Vorgeschichte

Dank diverser Automatisierung benötige ich für ein Let's Play Video im Schnitt ca. 2-3 Minuten. Das ist gut genug - auch wenn ich es tatsächlich noch auf 0 Minuten reduzieren könnte, mehr dazu in meinem Artikel) dazu. Bei Technik Videos ist der Aufwand wesentlich höher. Die Aufnahme kann sich über mehrere Tage strecken, für den Schnitt benötige ich meistens nochmals 8 Stunden. Das sind meiner Meinung nach 6 Stunden zu viel!

Fortschritt erfolgt immer in zwei Schritten: Zunächst der Prototyp und das Rumprobieren, danach die Optimierung. Nachdem ich mir über die letzten Monate ein Format zurecht gelegt habe, wie meine Technik Videos aussehen sollen, ist mein aktuelles Review das erste, das erste, welches ich nicht mehr komplett eigenständig geschnitten habe. Während alle Effekte, Audio, Farb-Nachbearbeitung usw. natürlich von mir stammen, habe ich mir für den Rohschnitt (also das kürzen und Anordnen von 1.5 Stunden Rohmaterial auf ca. 15 Minuten fertiges Video) Hilfe geholt. Somit fällt dieser Weg, und ich benötige für jedes Video in der Post-Produktion nur noch 4-5 Stunden. Ein wichtiger Fortschritt!

Das sind meiner Meinung nach aber immer noch 3 Stunden zu viel. Auch wenn ich in der Zwischenzeit mit meinem Schnittprogramm Adobe Premiere Pro recht fortgeschritten arbeite, viele Shortcuts nutze usw. - stehe ich hier noch am Anfang. Viel zu oft muss ich nach bestimmten Effekten, Presets, Assets und Übergängen suchen. Das kostet unglaublich viel Zeit, stört den Fortschritt und macht auch nicht wirklich Spaß.

Software

Wenn es um Workflow-Optimierung in Premiere geht, gibt es einen Namen, der vor allen anderen fällt: Taran Van Hemert, einer der Cutter von Linus Tech Tipps, einem der größten Technik-Kanäle der Welt. Auf seinem eigenen YouTube-Kanal beschäftigt er sich vor allem mit der Optimierung von Premiere und anderer Software durch Shortcuts, und hackt dabei gefühlt die halbe Software.

Die Grundlage all dieser Beschleunigung heißt AutoHotKey, eine Software zum erstellen eigener, Software-unabhängiger Tastenkürzel. Mit einer eigenen Skriptsprache können so simple prozesse, wie etwa das Ausführen mehrer Schnitt-Operationen gleichzeitig automatisiert werden; aber das ist erst der Anfang. AutoHotkey bringt unglaublich mächtige Features mit sich, so kann beispielweise über Bilderkennung der aktuelle Status eines Fensters erkannt werden, und entsprechend reagiert.

Mit Hilfe dieser Software, viel Hintergrundwissen und nochmehr Herumprobieren lässt sich quasi jede Funktion künstlich zu einem Programm hinzufügen. Ein Beispiel: Tarans Skript zm schnellen Wechseln zwischen Fenstern eines Programms, wie etwa dem Windows-Explorer. MacOS hat so eine Funktion schon seit Ewigkeiten, auf Windows ärgert man sich noch mit der Taskbar rum... bis jetzt.

Es gibt gefühlt nichts, was sich nicht mit einigem Aufwand selbst implementieren ließe. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass das meiste ein Hack ist, und deswegen auch schnell wieder kaputt gehen kann. Dennoch: Die Zahl neuer Shortcuts und Beschleunigungen im Produktions-Workflow ist unbegrenzt.

Hardware

Eine Grenze gibt es jedoch: Die eigene Tastatur. Selbst in meinem noch recht unoptimierten Premiere-Workflow ist bereits die halbe Tastatur mit Shortcuts belegt, die ich im Sekundenabstand nutze. Und jede Tastenbelegung zu kennen ist eine Herausforderung, erst recht wenn noch die Shift- und/oder Strg-Taste dazu kommt. Aus diesem Grund war auch für Taran schnell Schluss, eine zweite Tastatur musste her, welche dank weiterer Software zu einem einzigen Shortcut-Paradis umgewandelt werden kann. Dazu gibt es auch ein sehr gutes Video auf Linus Tech Tipps! Doch damit nicht genug. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit alternativer Peripherie zur Steuerung von Software wie Premiere. Maus und Tastatur sind vielleicht die bekanntesten Vertreter, aber bei weitem nicht die einzigen.

Wenn es um Makro-Hardware geht, fällt jedem Gaming-YouTuber/Streamer natürlich zunächst das Elgato Stream Deck ein. Und das ist auch absolut richtig: Dedizierte aber dennoch frei programmierbare Tasten sind ein Traum. Die Software ist flexibel genug um viele Beschleunigungen zu ermöglichen. Eine eventuell noch flexiblere Alternative habe ich vor kurzem auf Kickstarter mitfinanziert: Das QuickPad könnte eine gute Erweiterung oder sogar Verbesserung darstellen.

Nicht jede Funktionalität in Premiere lässt sich mit dem Druck einer Taste steuern. Beispiele hierfür sind Regler und Fader für Skalierung, Positionierung und Farbe von Videoschnipseln. Und das ist der Punkt, wo es richtig kompliziert wird. Denn klar ist: Eine Taste ist leicht gedrückt. Aber die Position eines Reglers zu ändern, ist ohne weiteres nicht möglich (auch wenn es schon Ansätze gibt).

Mein Traum wäre es, alltägliche Funktionalität wie Color Grading über separate Hardware, wie z.B. meinen Korg Nano Controll steuern zu können. Hierfür muss aber entweder sehr aufwendig die Premiere Oberfläche gehackt, oder die Premiere eigene Skript Sprache verwendet werden. Das Problem hierbei ist nur, dass sich diese in keinem guten Zustand befindet und kaum dokumentiert ist. Richtig ansteuern lassen sich die Skripte auch nicht, ein Trauerspiel von verschenker Funktionalität. Aber das ist ja auch das Wahrenzeichen von Adobe Premiere...

Eine Alternative gibt es noch: Sie heißt Palette Gear. Ebenfalls ursprünglich auf Kickstarter finanziert, entwickelt Palette fortgeschrittene und ultra flexible Controller Hardware für Adobe Produkte. Der größte Vorteil: Die Software ist ähnlich mächtig wie die von Elgato, weswegen häufig verwendete Funktionen aus Premiere bereits sauber gemappt sind. Das einzige Problem ist nur der Preis: Ein Setup, mit dem ich arbeiten könnte, kostet mindestens 600 Euro. Aber wahrscheinlich immer noch billiger, als alles selbst zu entwickeln. Leider!

Fazit

Meinen zukünftigen Arbeitsplatz stelle ich mir wie folgt vor: Links neben der Tastatur ein QuickPad, vor der Tastatur ein größeres Palette-Gear-Kit und ein Stream Deck. Platz genug für hunderte neue Funktionen, und wesentlich verbesserte Produktivität.

Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg: Knapp 1000 Euro Hardwarekosten und Stunden über Stunden für die Einrichtung von Presets, vorgefertigten Clipboards usw. Denn klar ist: Die besten Shortcuts und Workflow-Beschleunigungen nutzen nichts, wenn man nicht damit umgehen kann.

Das gesetzte Ziel ist jedoch eindeutig: Ein wesentlich verbesserter Produktions-Workflow in Premiere, mit dem es möglich ist, Videos ist wendigen Stunden vollständig zu schneiden. Damit bleibt nicht nur mehr Zeit für wichtigere Aufgaben, sondern ich kann auch noch mehr Technik-Videos hochladen. Und das Wichtigste: Deren Produktion macht dann auch wieder richtig Spaß!

Vielen Dank für's Lesen, lasst mir gerne eure Meinung da!

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Danke Skate für diesen schönen Beitrag, ich freue mich auf den nächsten. :D Gespannt bin ich ebenfalls auf dein PI Projekt

Lässt sich das ganze nicht vllt mit diesem Thema kombinieren?

Jein, dazu wird es ein Arduino-Projekt geben :D

Hallo Skate!
Ich lese deine Artikel immer mit viel Interesse. Ich habe zwar vom Programmieren nicht viel Ahnung und ich brauche solche Workflow Automatisierungen nicht, aber ich finde es immer mega interessant, was man heute schon alles mit Technik machen kann. Mach weiter so, ich freue mich auf viele weitere Posts hier. Und es war gut dass du von diesem auf Twitter geschrieben hast, sonst hätte das hier nicht so einfach gefunden.
Danke,
jjj120 | Jonas

Und noch was: weiß jemand was das image sein könnte? Ich hab nämlich keine Ahnung, was ich damit machen muss.
Danke schon Mal
jjj120

damit es keine überlastungen gibt können leute mit mehr voting power häufiger posten, deshalb muss man anfangs teils etwas öfter versuchen etwas zu posten

Deine Beiträge hier sind wirklich sehr lesenswert und könnten locker mal ein ganzes Video ersetzen, tob doch einfach einen Teil deiner ToDo Liste an Videoideen hier in Textform und vorallem mit etwas kürzerer Produktionszeit aus

Jetzt mal die Kosten vernachlässigt: Hätte es einen gewissen Charme, einen Tisch für Videoproducer zu entwickeln, der mit anpassbaren Reglern, Knöpfen, einem großen Touchscreen und (eventuell angepasster) Schnittsoftware praktisch ein Setup rein für Videoproduktion darstellt.

Und ja, ich weiß, dass sich das nur Firmen und ich nenns mal "Youtube Sender" wie RBTV leisten könnten.