Aber wenn es Leute gibt, die "autofreie Dörfer" oder Veggie-Days fordern, dann ist man auf einem Holzweg. Weil dies immer einen großen Widerstand in großen Teilen der Gesellschaft auslöst.
Das tut es.
Aber andersherum gefragt: warum löst es keinen Widerstand oder ein gesellschaftliches Umdenken aus, wenn die 3. Umgehungsstraße gebaut wird, aber nach einem Jahr oder zwei Jahren den Verkehr auch nicht bewältigt? Wenn die Straße voller Autos steht und Anwohner keine Parkplätze finden? Wenn der Paketbote mit seinem Kleinbus auf dem Bürgersteig parkt und/oder direkt an der einen Stelle, an der der Bordstein abgesenkt ist? Wenn beim Wirtshaus Autos auf der nicht als Parkplatz gedachten Freifläche vor dem Haus parken, weil der reguläre Parkplatz keine Autos mehr aufnimmt?
Ich glaube, daß wir eine sehr auf die Rechte des Individuums zentrierte Gesellschaftsmeinung haben und das auch von den großen Parteien (insbesondere den beiden angeblich christlichen) so gefordert und gefördert wird. Man schaue sich nur eine beliebige Aussage von Thomas Amthor an. Wo ist da jugendliche Vision und zukunftsgerichtetes Denken?
Diese Meinungs-Überlegenheit hat dazu geführt, daß in den Köpfen von Menschen aus verschiedenen Generationen alles, was auch nur annähernd nach Umweltschutz und gesellschaftlicher Weiterentwicklung riecht, verteufelt wird. Genau da sind aber meines Erachtens die grundlegenden Probleme, die uns den heutigen Zustand der Umwelt (und auch die inoffizielle Müllkippe am Straßenrand oder die Haufen von Zigarettenstummeln an Bahnhöfen) beschert haben, zu finden. Was vor 30 oder mehr Jahren beschlossen wurde, wirkt auch heute noch.
Ich finde es ehrlich gesagt sehr sympathisch, Veggie Days oder autofreie Straßenzüge zu fordern. Zu letzterem möchte ich zuerst loswerden: es gibt Gemeinden in Deutschland, die keinen Autoverkehr haben - die ost- und nordfriesischen Inseln zum Beispiel - leidet dort jemand an fehlender Lebensqualität, nur weil kein Auto vor der Tür steht?
Wenn man sich bewußt ist, daß man mit einer solchen Forderung eh nicht alle erreicht, wohl aber grundsätzlich einen gesellschaftlichenn Diskurs anstoßen kann, dann sind doch solche Forderungen ein geschickt eingesetztes Mittel. Man sieht doch an den Meldungen über Ausländerkriminalität, wie sehr es die Wahrnehmung von Menschen prägt, wenn ein Thema immer in den Medien präsentiert wird.
Es gibt ja nun auch: eine wachsende Schar von Veganern (und Freunden anderer spezieller Ernährungsformen), Menschen, die auch Strecken von 10+ km einfach täglich mit dem Rad zurücklegen usw. Also ist die Bereitschaft zu einer freiwilligen Selbstkontrolle schon da (und wird von der konservativen Hälfte der Gesellschaft belächelt und marginalisiert). Du selbst fällst einigen dieser Marginalisierungsargumente anheim.
Schau dir einmal die Geschichte der Forderungen nach Einrichtung von Kinder- und Jugendparlamenten an. Diese gab es schon in den Neunzigern, wenn nicht früher. Wer hat sich regelmäßig dagegen ausgesprochen? Die "bösen Grünen" und die "terroristische Linke" waren es nicht ...