Einige von euch werden sicherlich durch das eine oder andere Youtube Video von mir oder dem letzen Live Stream mit Retro Spielen auf den Raspberry Pi aufmerksam geworden sein. Wenn ihr euch nun fragt: “Verdammt! Das ist so cool. Wie mach ich das? Ist das schwer?” dann kann ich euch beruhigen und kurz erläutern wie das Ganze funktioniert.
Vorweg: Dafür müsst ihr weder Ahnung vom Programmieren, Kompilieren oder tiefgreifende Kenntnisse von Linux besitzen. Zumindest für einen einfachen Einstieg nicht. Wer mehr aus seinem Pi und den verschiedenen Projekten holen möchte, muss sich schon etwas tiefgreifender mit der Materie auseinandersetzen und sich damit beschäftigen. Ansonsten ist lediglich der Umgang mit dem einen oder anderen Windows Programm und der Netzwerkfunktion erforderlich.
Ich selbst kann auch weder Programmieren noch hab ich vorher irgendetwas mit Linux zu tun gehabt. Das Ganze spiegelt daher meine persönlichen Erfahrungen beim Bau meines Arcarde Automaten mit dem Raspberry Pi wieder und ist daher eher als Artikel für Anfänger zu verstehen. Also an die Profis unter euch: entschuldigt mich bitte für kleinere Fehler. :-)
Was für Hardware benötige ich für das RetroPie Projekt?
Für den Anfang müsst ihr euch natürlich erstmal den Raspberry Pi besorgen. Den gibt es zum aktuellen Zeitpunkt in der Raspberry Pi 3 B Version im Schnitt für um die 40€. Dazu benötigt ihr noch ein Micro-USB Kabel oder ein USB-Netzteil das 5V / 2,5 A liefert. Je nach Geschmack einen USB Controller zum Spielen oder, wenn vorhanden, einfach den PS3 oder PS4 Controller mittels passendem USB-Kabel nutzen. So ist der Einstieg recht einfach und bequem zu managen. Zu guter Letzt wollen wir die MicroSD Karte mit mindestens 8 GB nicht vergessen.
Ich nutze privat eine 64GB MicroSD Karte, da sämtliche Spiele/Roms auf dieser gespeichert werden bzw. automatisch vom eventuell vorhandenen USB-Datenträger auf die MicroSD Karte übertragen werden. Ein USB-Stick ist nicht zwingen nötig, vereinfacht aber den Datentransfer zwischen Pi und PC. Wer also viel vorhat, benötigt auch recht viel Speicher.
Einkaufsliste zum Starten mit dem Raspberry Pi für ~60€
- 1x RasperryPi 3
- 1x USB Netzteil 5V/2,5A
- 1x USB/Micro-USB Kabel
- 1x Micro-SD Karte (je größer um so mehr Platz für ROMs)
- 1x HDMI Kabel
- 1x Raspberry Pi Gehäuse
Optional:
- 1x USB Stick (je größer um so mehr Platz für ROMs)
- SNES USB Controller
Wie richte ich meinen Raspberry Pi richtig ein?
Als ersten Schritt müsst ihr euch nun die aktuelle Version von RetroPie oder eine andere beliebige Linux-Distribution für den Raspberry Pi besorgen. Diese Dateien / Betriebssysteme liegen als Image Datei vor, mit der man ohne weiteres erstmal nichts auf dem Windows PC anfangen kann. Hier der Link zur offiziellen RetroPie Webseite. Die aktuelle Version 4.2 vom 20.3.2017 findet ihr unter Downloads.
Achtet dabei auch darauf, dass ihr die richtige Version für euren Raspberry Pi auswählt. Der Download sollte um die 600 MB groß sein. Entpackt danach das Verzeichnis in einem Ordner eurer Wahl und ihr erhaltet eine etwa 2,2 GB große .img Datei. Ihr könnt natürlich auch alternative Linux-Distributionen wie Lakka oder RecalboxOS ausprobieren. Diese Linux-Distributionen befinden sich teilweise aber noch in einem früheren Stadium und bieten nicht immer den Funktionsumfang und die Stabilität die RetroPie bietet.
Als nächstes besorgt euch das Programm Win32DiskImager. Das ist hier zu finden. Das Programm schreibt eure RetroPie Image Dateien auf die Micro-SD Karte.
Ebenso kann das Programm SDFormater von hier im späteren Verlauf euer Leben deutlich erleichtern. Dies wird für den Anfang aber normalerweise nicht benötigt. Das hilft euch eine MicroSD Karte wieder in die Ursprungsgröße zu formatieren falls der verfügbare Partitionsbereich zu klein sein sollte.
Installiert nun die jeweiligen, heruntergeladenen Programme.
Vorbereitung der MicroSD zur Nutzung im Raspberry Pi
Nun verbindet eure frische MicroSD Speicherkarte mit dem PC per Adapter oder Card-Reader. Startet das Win32DiskImager Programm. Stellt sicher das im oberen Feld auch das richtige Laufwerk (oben rechts) ausgewählt ist. Nun Klickt in das noch leere Feld “Image-Datei” und wählt das vorher entpackte RetroPie Image (z.B. retropie-4.2-rpi2_rpi3.img) aus eurem Download Ordner aus.
Der nächste Schritt nimmt ein paar Minuten Zeit in Anspruch: das Schreiben der Systemdateien aus der Image-Datei auf die MicroSD-Karte. Dafür müsst ihr nur noch auf das “Schreiben” Feld klicken. Eine grüne Prozentleiste zeigt euch den aktuellen Stand an. Beim erfolgreichen Beenden ploppt ein entsprechendes Fenster auf. Das war es dann auch schon. ;-)
Einrichten des Rasperry Pi / der RetroPie Oberfläche
Nach dem erfolgreichen Schreiben der MicroSD Karte könnt ihr diese wieder aus dem PC entfernen und in die MicroSD Aufnahme des Raspberry Pi auf der Unterseite stecken. Verbindet nun das HDMI Kabel zum Monitor oder TV mit eurem Raspberry Pi. Steckt ebenso den Game Controller in den USB Port und wenn ihr habt auch eine Tastatur (die ist nur für die ersten Schritte notwendig). Separate Lautsprecher könnt ihr optional noch an den 3,5mm Kopfhörerausgang einstecken. Alternativ könnt ihr den Ton auch via HDMI am Wiedergabegerät ausgeben (bspw. TV oder Monitor mit eingebauten Lautsprechern).
Nun noch den Micro-USB Port mit dem USB-Kabel verbinden und das Gerät bootet automatisch hoch. Der Bootvorgang nimmt ebenfalls ein paar Minuten in Anspruch.
Wenn ihr im Betriebssystem gelandet seid, seht ein weißes Fenster mit den erkannten Controllern. Drückt und haltet einen Knopf auf des jeweiligen Controllers den ihr nun konfigurieren wollt.
Das Fenster ändert sich und zeigt nun die verfügbaren Buttons an. Drückt die jeweiligen Tasten am Controller um so die jeweilige Funktionen zu übernehmen. Habt ihr nicht genügend Buttons oder benötigt nicht alle, könnt ihr zum Überspringen der nicht benötigten Funktionen auch einen Knopf auf dem jeweiligen Controller halten. Nach diesem Einstellen solltet ihr euch bequem im System umschauen können. Hier ist allerdings noch nicht viel los. Die entsprechenden Emulatoren werden nur geladen wenn auch die Spiele verfügbar sind.
Wenn ihr schon mal im System seid, klickt euch in die “RetroPie Configuration” vor und wählt den Reiter “WLAN” aus. Dort könnt ihr eure WLAN Verbindung einrichten. Das klappt am besten wenn ihr kurz eine Tastatur ansteckt. Sucht eure SSID raus und bestätigt die Auswahl. Im folgenden Fenster wirst du aufgefordert das Passwort einzugeben. Bestätige auch dieses.
Wenn ihr kein WLAN nutzen wollt oder keines zur Verfügung steht, steckt einfach ein LAN-Kabel ein. In diesem Falle müsst ihr nichts weiter Konfigurieren oder einstellen.
Wie bekomme ich Spiele / ROMS auf meinen RetroPie?
Bitte spart euch Fragen wo oder wie ihr an die betreffenden ROMS oder BIOS-Dateien kommt. Das müsst ihr schon selbst managen 8-) (Urheberrechte etc.)
Der einfachste Weg Spiele auf den Raspberry Pi zu bekommen ist über einen USB Stick. Steckt dazu einen USB-Stick einfach in den Pi. Wartet ca. 30 Sekunden ab (im besten Fall habt ihr eine LED Funzel im Stick, wenn die nicht mehr arbeitet ist alles Save :-) ) und entfernt ihn wieder. Der Raspberry hat nun alle relevanten Ordner Strukturen auf euren Stick geschrieben. Steckt nun den Stick wieder in den PC und ihr seht die neuen Ordner. Geht in den Ordner “retropie” und danach in “roms”. Dort sind nun alle nutzbaren Emulatoren aufgelistet.
Verfrachtet eure Spiele in den jeweiligen Ordner (Nintendo Entertainment System Spiele in den NES Ordner, Playstation 1 in den PSX Ordner, etc.) Einige Emulatoren benötigen BIOS-Dateien. Diese müssen ebenfalls in den Order der jeweiligen Spiele des Systems abgelegt werden. Habt ihr das getan könnt ihr den Stick auch schon wieder entfernen. In den meisten Fällen können direkt die gepackten Archive genutzt werden.
Nun den USB-Stick ran an den Pi, starten oder neustarten, warten und staunen was sich im System Menü geändert hat. :-D
Das Ganze kann natürlich auch recht bequem über das eigene Netzwerk geregelt werden. Richtet dazu wie oben beschrieben eurer WLAN oder LAN Zugriff am Raspberry ein. Wenn ihr an eurem PC nun auf “Netzwerk” klickt, sollte ein Gerät Namens “RETROPIE” zu sehen sein. Klickt dieses an und ihr seht die gleiche Struktur wie vormals auf dem USB-Stick. Hier könnt ihr nun nach Lust und Laune eure Dateien hin- und herschieben, mit dem Unterschied das der Zugriff nun bequem über das Netzwerk erfolgt. So Spart man sich aber das hin und her laufen zwischen Pi und PC und benötigt zudem den USB Stick nicht. Das spart auch wieder Kosten. ;-) Kaputtmachen könnt ihr hier nichts. Der Root Bereich des Systems ist weiterhin gesperrt. Den erreicht ihr auch nicht so ohne weiteres und das ist für eine normale Nutzung auch nicht wichtig.
Wie halte ich mein Raspberry / RetroPie auf dem aktuellen Stand? Wie Update ich mein RetroPie?
Das Ganze klingt vielleicht auf den ersten Blick komplizierter als es eigentlich ist. Begebt euch im laufenden Betrieb eures RetroPie Geätes in den Bereich “RetroPie Configuration”. Dort seht ihr verschiedene Optionen wie Audio, Bluetooth etc. Wählt “RetroPie Setup” aus. In der nun folgenden, einfachen, grafischen Oberfläche könnt ihr so einiges einstellen, hinzufügen, updaten oder auf den ursprünglichen Zustand bringen.
Als erstes wählt ihr “Update RetroPie-Setup script” aus. Das aktualisiert alle Skripte und liest so neue Versionen und Updates aus. Der Vorgang wird in einem Textfenster durchgeführt. Wenn dies durchgeführt wurde und ihr wieder in der GUI-Ansicht seid, wählt ihr als nächsten Punkt “Update all installed packages” aus. Bestätigt die Frage ob ihr das wollt mit “Yes”. Nehmt euch Zeit, denn das Ganze kann ganz schön lange dauern. Ist der Prozess abgeschlossen seid ihr auf dem neuesten Stand. Herzlichen Glückwunsch. :-D
Wie installiere ich fehlende Emulatoren wie Sega Saturn, Sony PSP oder Nintendo DS?
Von “Werk aus” sind schon etliche Emulatoren vorinstalliert und mit den passenden Roms nutzbar. Tiefer im System sind aber auch deutlich mehr experimentelle Emulatoren oder andere Programme zu finden. Geht über den das “RetroPie Configuration” zum “RetroPie Setup”. Dort wählt ihr “Manage Packages” und danach “Manage experimental packages“. Nun könnt ihr am unteren linken Bildschirmrand sehen was sich hinter der teils kryptischen Bezeichnung versteckt. Mit einem weiteren Klick auf das Programm, welches ihr installieren wollt, kommt ihr in ein neues Fenster in dem ihr die Wahl (nicht immer) zwischen “Install from binary” oder “Install from Source”. “From Source” ist, wenn verfügbar, die bessere Wahl da direkt das Update / die Dateien vom Server in der aktuellsten Version geladen werden. “Via Binary” ist es “nur” die in der Image befindlichen Version. Über dieses Menü könnt ihr auch erfolgreich installierte Programme updaten. Der entsprechende Eintrag entsteht nach dem Installieren.
Erwartet bei den experimentellen Emulatoren aber nicht zu viel: einige laufen gut, für andere ist die Leistung des Raspberry Pi nicht ausreichend. Teilweise funktionieren die Programme auch nicht.
Meine Menüs sind so langweilig. Wo sind die Spiele Bilder im RetroPie System?
Ganz so einfach macht es euch Retropie nun auch wieder nicht. Aber das Problem ist mit eingerichtetem Internetzugriff mehr oder weniger schnell gelöst. Begebt euch mit dem “Start Knopf” auf eurem Controller (den habt ihr ja am Anfang konfiguriert) in das Einfache Einstellungsmenü eures Raspberrys. Dort findet ihr die Option “Scraper” Bestätigt sie Auswahl, und bestätigt danach “Scrape Now”. In den darauffolgenden Menüs könnt ihr die Emulatoren einschränken und einstellen was neu gesucht werden soll.
Nun kommt der etwas langwierige Teil des Vorgangs: Jeder einzelne Titel wird gesucht und wenn ein Bild vorhanden ist mit mehreren Möglichkeiten angezeigt. Wählt zum passenden Titel auch das passende Spiel aus. Nicht immer stimmen die Vorgaben überein. Einige Titel werden auch gar nicht gefunden.
Theoretisch könntet ihr auf “Input” und einen alternativen Namen suchen. Eventuell kommt ihr da ja zu eurem Ergebnis. Sollte das nichts bringen steht euch auch die Möglichkeit zur Verfügung einen anderen Host für das suchen der Bilder zu wählen. Der Punkt nennt sich “Scrap From”. Auch das könnte helfen. Wenn ihr euch durch den Vorgang gequält habt sollte euer RetropPi Menü nun deutlich besser aussehen.
Mit ziemlich viel Sicherheit gibt es auch Scripte die genau diese Punkte für euch übernehmen. Google wird euch da sicherlich schnell helfen können. Zum nutzen solltet ihr euch aber mit den Basics auskennen.
Ein anderes Theme könnte für eine bessere Übersicht sorgen. Den Eintrag dazu findet ihr unter “UI Settings” ebenfalls über den Start Knopf. In den RetroPi Optionen könnt ihr auch andere Themes installieren. Ich denke das bekommt ihr auch ohne meine Anleitung hin. ;-)
Wie erstelle ich ein Backup meines fertigen RetroPie Systems?
Im Prinzip ist das Erstellen eines Backups nicht wirklich anders als der Ablauf beim Einrichten und Schreiben der Image Datei mit den RetroPie Systemdateien. Öffnet wie am Anfang das Programm Win32DiskImager. Achtet auch hier wieder darauf, dass das richtige Laufwerk oben rechts ausgewählt ist. Klickt nun wieder in den Bereich “Image Datei” und sucht euch einen Pfad aus wo genügend Speicherplatzplatz ist oder bleibt einfach in dem Ordner der euch vorgeschlagen wurde. (meist der Speicherpfad des entpackten RetroPie Images welches ihr in den ersten Schritten installiert habt)
Das nun zu erstellende Image ist mit euren hinzugefügten Spielen deutlich größer als die Ursprungsdatei.
Statt euch nun eine Datei auszuwählen, tippt ihr einfach in dem “Dateiname” Bereich und schreibt z.B. “Backup RetroPie 20.05.2017“. Klickt danach auf “Öffnen”. Eurer Pfad und die Bezeichnung des zu erstellenden Backups sollten nun auch im “Image File” Bereich zu lesen sein. Nun kommt der entscheidende Punkt: klickt auf “Read”. Je nach Größe des Datenträgers nimmt das Backup erstellen auch seine Zeit in Anspruch. Eine grüne Prozentanzeige hält euch auf dem Laufenden. Nach erfolgreichen Erstellen der Backupdatei eures RetroPie Systems ploppt natürlich wieder eine Meldung auf.
Nun habt ihr eurer erstes Backup erstellt. Wie ihr es erneut auf eine Micro-SD Karte schreibt, habt ihr ja schon oberhalb gelernt. ;-)
So das sollte es nun gewesen sein und ihr könnt erstmal drauf los daddeln. Mit der Retropie-Distribution kann man aber noch deutlich coolere Themes laden oder gar eine alternative Oberfläche wie den “Attract Mode” nutzen. Dieser erinnert frappierend an die HyperSpin Oberfläche und bietet eine sehr geile Optik und Preview Clips der verfügbaren Spiele. Das Ganze ist aber nicht ohne weiteres einfach umzusetzen und würde hier den Rahmen völlig sprengen. Es lassen sich aber verschiedene Image Dateien mit schon integrierten Bildern, Videos und Bannern im Netz finden. Das Ganze ist sogar direkt in RetroPie mit dem CRT Theme Manager machbar. Aber auch hier muss man einige, weitere Einstellungen im System erfüllen. Wie das Ganze aussehen kann, seht ihr in meinem Arcade Automaten Clip.
Viel Spaß beim Tüfteln und Ausprobieren. :)
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