PSIQUR: Der Schnee ist grün
Chapter 2: Josua Godlig
Teil 1
Sonntag, 10:00 Uhr am Morgen, Lakis wird durch ein anfangs noch leises Prasseln aus seinen Träumen gerissen. Da er gestern einfach eingenickt ist, hatte er die Balkontür nicht mehr verschlossen, nun hört er wie der Regen auf seinen Balkon fällt und zunehmend an Lautstärke gewinnt.
Er öffnet die Augen und blickt in den sinnflutartigen Regenschauer. , Schön‘, denkt er, so aufzustehen und dem Regen zuzuhören ist ein sehr wohliges Gefühl. Lakis empfindet den Regen als eine Art Reinigung, er spült die sich verbrauchende, pulsierende Welt.
Schneller als gewöhnlich richtet er sich aus seiner Liegeposition auf und verlässt sein Schlafdomizil. Er greift nach seiner Zigarettenschachtel, einem Feuer und drückt den altbekannten Knopf auf seiner Kaffeemaschine. Mit fertigem Kaffee setzt er sich auf den etwas feuchten Boden vor seiner Balkontür, sodass seine Füße nass werden.
Er steckt sich seine Zigarette an und nimmt einen Schluck des Kaffee, der seine Gedanken nun zu Leben erweckt.
, Heute ist Sonntag, morgen Montag, morgen zählt's‘ denkt Lakis, der innerlich fest entschlossen scheint sein bisheriges Leben am morgigen Tag auf radikale Weise zu verändern. Auch wenn er im Großen und Ganzen überhaupt nicht unzufrieden mit Allem was gerade ist scheint, empfindet er dies als den richtigen Entschluss.
So sitzt Lakis dort und schlürft wie die vergangen dreihundertfünfundsechzig Tage auch seinen Kaffee. Eine ganze Weile noch hört er dem Prasseln des Regens zu, lässt sich inspirieren und gleitet kurz in Phantasien ab, wie sich sein Leben entwickelt wird, wenn er diesen Schritt geht.
Ohne weitere Ergebnisse aus den Überlegungen, den Träumereien zu ziehen macht sich Lakis auf den Weg in sein Badezimmer, nicht ohne vorher sein Smartphone aus seinem Bett mitzunehmen.
Das lauwarme Wasser des Duschhahns fließt über Lakis Kopf, während sein Handy auf dem Rand seines Waschbeckens zu vibrieren beginnt und den Endgegnerklingelton spielt. Neugierig über die Herkunft des Anrufs beendet Lakis sein Morgenritual zügig, er trocknet sich ab und greift zu seinem Smartphone.
Ein verpasster Anruf - Josua Godlig
»Achja der Jos «, murmelt Lakis » lange nichts mehr von dem gehört. «
Josua Godlig, der von seinen Freunden meist nur Jos genannt wird, ist ein alter Freund Lakis, den er schon aus seiner frühen Jugend gut kennt. Die beiden haben so einiges gemeinsam erlebt, sich aber voneinander entfernt, nachdem jeder mehr oder weniger seine Wege gehen musste.
Jos lebt in Frankfurt am Main, studiert dort seit einigen Jahren Philosophie und ist eine der Arten Mensch, die eigentlich für jede Form von Unsinn zu haben sind. Er ist ein sehr individualistischer Freigeist der in seiner Freizeit nichts lieber macht als Nachdenken und Zeichnen. Seine innere Leidenschaft ist nämlich seit vielen Jahren schon die Kunst, eigentlich wollte er sich auch beruflich in diese Richtung fixieren, doch ein Ereignis in seinem Leben hat ihn zu seinem Philosophiestudium gezogen, welches er nun auch guten Gewissens abschließen möchte.
Lakis hat sich in der Zwischenzeit eine Jogginghose und ein schlichtes, schwarzes T-Shirt angezogen.
, Nun gut, mal sehen was Jo wollte‘, denkt Lakis und entsperrt den Display seines Handys um im Telefonbuch den Eintrag Josua Godlig rauszusuchen. Ein Fingertippen auf den grünen Telefonbutton auf seinem Smartphone und der übliche Ton des Verbindungsaufbaus ertönt nach wenigen Sekunden...
» Joooo Lak, was geht ab man? «, Jos Stimme ertönt in seinem Ohr.
»Ich grüße dich mein Freund. Lange nichts mehr gehört. « antwortet er.
» Auf jeden Fall! Darum dachte ich, ich klingle mal durch «, kommt es von Jos.
»Immer gerne, ich freu mich man. Und was geht bei dir? Läuft alles? «
Josua erzählt von seinem Studium, dass er seine Zeit momentan hauptsächlich bis spät Nachts in irgendwelchen Bars zusammen mit seinem Geld lässt oder aber in seiner kleinen Wohnung mit einem Bekannten stundenlang über die Tiefen unseres Lebens philosophiert. Erst nachdem er Lakis einen Besuch in Frankfurt um ein paar Tage lang wieder gemeinsam um die Häuser zu ziehen vorschlägt, meldet sich dieser erneut zu Wort:
» Das trifft sich sogar recht gut, ich plane eh etwas Grundlegendes zu ändern weißt du. Vielleicht schafft mir das auch die nötige Abwechslung für neue Inspiration. «
Lakis lacht. Auch Josua lacht in sein Smartphone und entgegnet kurz darauf:
» Na wenn du Zeit & Bock hast komm doch einfach vorbei. Wenn du mit der Bahn fährst brauchst etwas über 'ne Stunde. «
Lakis überlegt ein paar Sekunden, er muss immerhin noch in der Uni Bescheid geben & die Bücher wegbringen, aber dennoch..
» Du, Herr Godlig, ist gebongt. Ich packe mir eben ein paar Sachen, mach klar Schiff, sodass die Wohnung nicht vergammelt, wenn ich weg bin & dann sehen wir uns am Abend. «
» Oh man Lakis, korrekt, wenn das funktioniert. Du kannst ja nochmal Bescheid geben, ansonsten weißt du wo du mich findest. «
Ein » Alles klar man, ich freu mich. «, verlässt Lakis Lippen bevor dieser den Anruf mit Tippen auf den roten Hörer beendet. Er ist erfreut, gerade da die letzten 2 Tage nichts ging, als in der Bude gammeln und die Tapete der Decke anstarren, kommt ein solch spontaner Trip zu seinem alten Kollegen grade recht.
Noch in Gedanken versunken, was die nächsten Tage mit sich bringen werden, beginnt Lakis damit Müll in seinem Zimmer aufzusammeln und in den Mülleimer zu werfen. Anschließend spült er das dreckige Geschirr, welches er die letzten Tage in seinem Zimmer und der Küchenablage angesammelt hatte. Den nahezu überfüllten Müllbeutel im Eimer verpasst Lakis einen Knoten und lehnt ihn an die Wohnungstür, um den Abfall nachher in die Container, die vor dem Haus stehen, zu werfen.
Aus vergangenen Besuchen bei Josua weiß Lakis, dass dieser eine geräumige Schlafcouch trotz der kleinen Wohnung für seine Gäste bereit hält und er sich über dieses Thema beim Packen seiner Tasche schon mal keine Gedanken machen muss. Etwas Komfort ist durchaus in Lakis Interesse, auch wenn er nicht der anspruchsvollste Kandidat dieses Planeten ist, kann er sich etwas Schöneres vorstellen als drei bis vier Tage auf einer dünnen Luftmatratze auf dem Boden mit nichts weiter als einem Schlafsack zu kampieren. Wäre zwar nicht so, dass er so noch nie gehaust hätte, aber wenn er die Wahl hat bevorzugt er dann doch ein gemütliches Bett.
Ein paar Klamotten sowie Pflegeutensilien wie Zahnbürste, Kamm, Gel, alles was Platz in seinem Kulturbeutel hat, finden rasch den Weg in seine Tasche. Zusammen mit seinem Laptop und zugehörigem Ladekabel landet auch das kleine Holzkästchen in der Tasche.
Fertig mit dem Packen schließt Lakis die Balkontür, stellt das einzige kippbare seiner zwei Fenster in die Schräge und fährt die Rollläden hinunter. Er steckt Zigaretten und Feuer ein und vergewissert sich, dass auch Portemonnaie und Schlüssel in der Jeans sind, die er eben gegen seine Jogginghose getauscht hat.
Woow sehr gut geschrieben und guter story 😊😊👌🏼
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