Burnout vermeiden. Oder, es muss immer erst etwas passieren

in #burnout7 years ago (edited)

SICH EIN BURNOUT EINZUFANGEN GEHT SO SCHNELL, WIE SICH DIE FINGER AN EINER HERDPLATTE ZU VERBRENNEN. AUCH DARAUS LERNTEN WIR NICHTS.

Wir Menschen neigen zu seltsamen Verhaltensmustern. Fehler zu machen ist normal. Den gleichen Fehler mehrmals zu machen ist bedenklich, aber nachvollziehbar. Einem Zug, der mit rasendem Tempo auf mich zusteuert, nicht auszuweichen, ist … mutig.

Burnout ist so ein Zug. Beladen mit all dem Zeug, das sich im Laufe der Zeit ansammelt. Viel Kleinkram und einige dicke Brocken, die in ihrer Summe den Zug schwerer und schneller machen. Halte ich den Zug nicht an, holt er mich ein und überrollt mich.

Die meisten Menschen können sich ein Burnout nur schwer vorstellen. Mir ging es auch so. „Das trifft nur die Anderen“, schätzte ich selbst die Situation vor langer Zeit völlig falsch ein.

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Image is CC0

Allerdings ist es nicht erst ein Burnout, das dich richtig aus der Bahn werfen kann. Es genügt bereits, wenn immer öfter miese Tage in dein Leben kommen und die Unbeschwertheit ablösen. Es kommt wie ein zäher, klebriger Schleim in dein Leben und nistet sich nach und nach ein.

Wie bei einem Frosch, der nicht aus dem kochendem Wasser springt, weil es langsam heiß wird, merkst du nicht, dass sich Gefährliches in dir anbahnt. Erkennst du es, ist es meist zu spät.

Selbstvertrauen findet auf der Gefühlsebene statt

Ich möchte niemanden ängstigen, im Gegenteil. Burnout vermeiden heißt, die Zeichen zu erkennen, sie zu akzeptieren und sich mit ihnen zu beschäftigen. Achtsamkeit ist etwas, dass oftmals empfohlen wird.

Ehrlichkeit zu sich selbst und Mut zur Veränderung helfen ebenfalls, dass du ein besseres Leben lebst als du es derzeit empfindest. Meiner Überzeugung nach entscheidet die Antwort auf die Frage, ob du deinem Gespür vertraust oder nicht, darüber, wie dein weiteres Leben verläuft.

Der Blick auf das Wesentliche

Ich sah den Zug über Jahre hinweg auf mich zurollen, wusste, dass die Art, wie ich mein Leben führte, nicht meinem Ideal entsprach. Ich spürte, wie sich meine Grundstimmung verschlechterte und sich die miesen Tage häuften.

Dennoch lief ich weiter in die falsche Richtung. Dachte, dass ich das hinbekommen werde und lud stattdessen immer mehr Zeug auf den ohnehin vollen Zug.

Das tolle Gehalt, die vermeintliche, nutzlose Macht, die Markenklamotten, der vor mir liegende Ruhm, die sinnlosen materiellen Wünsche, die Überzeugung, dass noch mehr davon mein Leben noch besser machen werden. Das alles raubte mir den Blick auf das Wesentliche: Den Blick darauf, wer ich bin und was ich wirklich brauche.

Ist der Krebs da, ist es zu spät

Der Kampf zwischen meinem inneren Verlangen nach Ruhe, Gelassenheit und Aufrichtigkeit und meiner Show, die ich im Außen ablieferte, führte zu einem Tsunami, der zwar absehbar, aber letztlich schlagartig und mit voller Wucht über mich hereinbrach.

Hatte ich zuvor bereits wenig Einfluss auf die Art, wie ich mein Leben lebenswert gestalte, nahmen mir die Depressionen jegliche Kontrolle darüber. Wie ein Raucher, der seine Lungenkrebs-Diagnose erhielt, war es zu spät mit all dem Blödsinn aufzuhören, von dem ich lange wusste, dass er zu nichts führt.

Ich kann nichts kontrollieren

In meinem letzten Artikel habe ich über einen Rückfall geschrieben. Wochen zuvor spürte ich, wie sich meine Stimmung verschlechterte. Ich vertraute nicht auf mein Gefühl und dachte, alles im Griff zu haben.

Die viel zitierte Verbrennung an der Herdplatte war verheilt, der Schmerz vergessen und die Möglichkeit einer Wiederholung verdrängt. Zum Glück weiß ich mittlerweile damit umzugehen, kann den psychischen Verfall stoppen, aus dem beschissenen Gedankenstrudel aussteigen und mich beruhigen.

Ich kümmerte mich um alles Mögliche. Um meinen Blog, der sich nicht wie geplant entwickelt, um meinen Job, den ich meiner Meinung nach nicht gut genug machte und dachte über die vergangenen Terroranschläge nach. Ich wollte alles kontrollieren und stellte erneut fest, dass ich das nicht kann.

Einem Helm vertrauen wir, unserem Gefühl nicht

Wir machen Einkaufslisten, waschen regelmäßig unsere Autos, investieren viel Zeit in Körperpflege und bringen unsere Wohnungen auf Vordermann. Wir haben Airbags, Sicherheitsgurte, Helme, Regenschirme, Sonnenschutzmittel, frischen unsere Zeckenimpfung auf, halten uns an Gesetze und vertrauen darauf, dass uns diese Gesetze beschützen.

Unser Leben im Außen organisieren wir, kümmern uns darum und glauben, es dadurch kontrollieren zu können. Unser Innenleben, unsere Gefühle, unsere Gedanken überlassen wir hingegen sich selbst.

Wir wissen, nein, wir spüren, wenn unser Leben nicht stimmig verläuft. Seien es Konflikte mit anderen Menschen, Erinnerungen, die regelmäßig mit einer unangehmenen Emotion daherkommen, wenn uns jemand den Spiegel vorhält, wir uns Sorgen machen oder uns an Orten aufhalten, an denen wir nicht sein wollen. Wir spüren es!

Bist du feige?

Es muss nicht immer erst etwas passieren, bis wir Fehlentwicklungen erkennen. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber ist es nicht so, dass wir meist zu bequem oder zu feige sind, uns den selbst erschaffenen Hürden zu stellen und sie aus dem Weg zu schaffen?

Wir wissen, dass sie sich eines Tages verselbstständigen. Wie oft hast du zu dir gesagt „ich wusste es schon immer“, oder „war eh klar, dass mich das eines Tages einholt“?

Wir haben den besten Schutz. Vertrauen wir ihm

Ich war jahrelang davon überzeugt, dass ich Unangenehmes, wie viel Arbeit, faule Kompromisse, Konflikte und sonstige Belastungen auf mich nehmen muss, um mir damit eines Tages meine Komfortzone zu schaffen. Was für eine Illusion.

Die Komfortzone ist eine vorübergehende Abwechslung zu den Jahren davor, bis sie nach kurzer Zeit nervt, träge macht und uns an uns selbst zweifeln lässt. Dafür Kompromisse einzugehen und Unangenehmes zu ertragen, ist, als würdest du Schimmel essen wollen und zusehen, wie er entsteht.

Warum vertrauen wir auf Sonnenschutzmittel, Airbags und Helme, aber nicht auf den besten Schutz, den uns die Natur mitgab – auf unser Gefühl? Unser Gespür ist der einzig wahre Filter den wir haben. Der Verstand ist bereits zugemüllt, manipuliert und zieht sich seine eigene Realität rein. Der Zug ist längst abgefahren.

Vertraust du auf deine Gefühle? Und wenn ja, wie gehst du mit ihnen um?

Der Link zum Originaltext meiner Website//The link to the original text of my website
https://burnoutside.com/2017/06/11/burnout-vermeiden-oder-es-muss-immer-erst-etwas-passieren/

@burnoutside

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Ich feiere deine Artikel total, finds klasse das du auch jeden Tag etwas postest.

Und deine Offenheit freut mich sehr.
Ich glaub ja, es passiert total schnell, das man sich überläd und es in unserer Gesellschaft nicht merkt.

Wir lernen ja gar nicht mehr, achtsam mit uns selber umzugehen und uns vermeintliche Schwäche einzugestehen. Immer mehr, schneller, höher. So bringen wir schon unseren Kindern das Leben bei.

Das freut mich sehr, dass dir meine Artikel gefallen :)

Ich denke auch, dass wir schon derart in unserem Fahrwasser sind, dass wir unsere Gewohnheiten und Glaubenssätze gar nicht mehr hinterfragen und uns demnach auch keine Mühe geben, sie zu ändern.

Es ist so schade! Vor allem wenn man bedenkt, dass wir - nach aktuellem Stand der Wissenschaft - nur dieses eine Leben haben. :)

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