REDEN IST SILBER, SCHWEIGEN IST GOLD. DIESES SPRICHWORT KANN SICH NUR AUF WORTSPENDEN BEZIEHEN, DIE UNTER DIE KATEGORIE "ENTBEHRLICH" FALLEN. EINFACH MAL DIE KLAPPE HALTEN IST NICHT DIE SCHLECHTESTE ALLER WEISHEITEN.
DEINE WAHRE INNERE STIMME ZUM SCHWEIGEN BRINGEN IST ALLERDINGS KEINE GUTE STRATEGIE. WAS RAUS WILL IN SICH REINFRESSEN KANN ZU SCHWERWIEGENDEN NEBENWIRKUNGEN FÜHREN. UND NEBENWIRKUNGEN SIND SCHEISSE.
The link to the original text of my website//Der Link zum Originaltext meiner Website: https://burnoutside.com/reden-ist-silber-schweigen-ist-scheisse/
LASST UNS KLARTEXT REDEN
Dem Titel folgend, werde ich direkt in das Thema einsteigen. Zu wichtig ist es, als um den heißen Brei herumzuschreiben. Geschwiegen wird ein andermal, heute reden wir Klartext.
Ohne dich zu kennen, unterstelle ich, dass du tausende Geheimnisse in dir trägst. Dazu kommen noch geschätzte zwanzigtausend Aussagen, die du in deinem bisherigen Lebensverlauf nicht aussprachst. Obwohl es auf der Zunge brannte, hast du schließlich doch darauf gebissen.
Klar, einem Polizisten, der dir ein Strafmandat wegen Falschparkens ausstellt, zu sagen, er soll sich den verdammten Beleg sonst wo reinstecken, ist nicht besonders klug. Auch wenn du das gerne tun würdest, der Zungenbiss schmerzt weniger, als das, was anschließend folgen würde.
DIE GUTEN ALTEN ZEITEN
Als ich in den 70ern und 80ern zu einem Typen heranwuchs, der eines Tages den Burnoutvirus in sich tragen wird, galt die unausgesprochene Regel, nur Oberflächlichkeiten nach außen zu tragen.
Image is CC0 (www.unsplash.com)
„Was denken denn da die Nachbarn“, war ein Spruch, der zum Besten gegeben wurde, wenn ein nicht der Norm entsprechendes Problem am Tisch lag. Die Norm war, möglichst unauffällig sein Dasein zu fristen. Alles Andere wurde mit erstaunlicher Akribie für alle Zeiten unter den Teppich gekehrt.
Psychische Probleme waren praktisch nicht existent. Für die Trauer eines Verstorbenen gab es wenigstens den Leichenschmaus nach der Beerdigung, danach war das Thema gegessen. Ansonsten hieß es „was du immer hast, ein Indianer kennt keinen Schmerz“.
VERSTÄNDNIS KOMMT VON VERSTEHEN
Am Höhepunkt meiner depressiven Phase war ich immer noch davon überzeugt, das Problem alleine aus der Welt schaffen zu müssen. Bloß nicht andere mit reinziehen, was würden die von mir denken …
Dazu kam, dass ich nicht in Worte fassen konnte, was in mir vorging. Wie sollte ich es anderen beschreiben und sie um Hilfe bitten? Verständnis zu erwarten, was ich selbst nicht verstehe, ist wie Fahrradfahren ohne Fahrrad. Es lohnt sich nicht einmal der Versuch.
Dennoch war mir klar, dass ich mich schnellstens darum kümmern musste. Die Selbstmordgedanken nahmen dramatisch zu.
REDEN IST DAS BESTE ABFÜHRMITTEL
Über meine Ängste zu sprechen hätte bedeutet, das Einzige was noch Sinn ergab, zu zerstören – meine Illusionen. Gerade deshalb hätte ich jemanden gebraucht, der das für mich erledigte.
Genau darin liegt der Wert dessen, was ich unter Burnoutside verstehe. Ich kehre mein Inneres nach außen, steige aus diesem selbst erzeugten Wahn aus.
Schweigen ist in diesem Zusammenhang tatsächlich Scheiße. Wer bereits an Verstopfung litt, weiß die nahende Erleichterung zu schätzen. Das „Produkt“ ist irrelevant. Die Erleichterung ist das Ziel.
ICH HABE NIEMANDEN, DEM ICH VERTRAUEN KANN
Falsch! Richtig ist, ich war zu feige, diesen inneren Abgrund jemandem anzuvertrauen („Was der sich denken könnte“).
Zwei der wichtigsten Erkenntnisse meines Burnouts sind, dass Menschen wesentlich mehr ertragen als ich vermutete. Und, sie schaffen sich ihre eigene Methode, um einigermaßen zu verstehen, was in mir vorgeht.
Außerdem lernte ich Menschen dadurch erst richtig kennen. Wem kann ich wirklich vertrauen, wem bin ich wirklich wichtig, wer will nicht nur etwas von mir, sondern geht mit mir durch dick und dünn.
WORÜBER WIR NICHT REDEN, BESTIMMT UNSER LEBEN
Es ist klug, mit Weisheiten und guten Ratschlägen sorgsam umzugehen. In Bezug auf reden steht für mich allerdings fest: Alles, und ich meine damit wirklich ALLES, was mich belastet und ich nicht ausspreche, beeinträchtigt meine Lebensqualität nachhaltig.
Schüttest du jemandem dein Herz aus, hast du – im schlimmsten Fall – diesen Menschen überfordert. Wahrscheinlich hast du einen Begleiter gefunden, der dir hilft, deine Last nicht alleine zu tragen. Im besten Fall verlierst du einen falschen „guten Freund“.
Mit reden alleine ist es natürlich noch nicht getan. Belastendes auszusprechen ist wie der Fall des ersten Dominosteins. Es kommt Bewegung in eine Sache, die bisher stillstand. Stillstand ist Abgrund, Bewegung ist Ausweg! Was hätte ich mir nicht alles erspart, hätte ich diese Erkenntnis bereits wesentlich früher gewonnen …
Das gilt nicht nur für Menschen mit einem Burnout oder mit Depressionen. Nein, das gilt auch für dich.
Sehr schöner Beitrag.
Ich persönlich habe eher das gegenteilige Problem.
Zu verstehen wann man schweigt, fällt mir sehr sehr schwer. Ich finde da einfach keine anwendbare Regel.
Die gute alte goldene Mitte machts aus, denk ich.
Und manchmal ist es ja wirklich schwer, zu verbalisieren was bei einem innerlich passiert. Mein Mann z.B braucht immer Wochen um zum Ausdruck zu bringen, was in ihm gerade los ist.
Ja, Männer ... :) Es ist ein Prozess, bei dem wir im Laufe der Zeit die positive Erfahrung machen, dass - unterm Strich - reden immer noch besser als schweigen ist. Ich meine, zu sagen "ich kann dir nicht beschreiben wie es mir geht, aber es fühlt sich scheiße an" ist auch reden. Und in diesem Moment passiert das Tolle: Ich bin nicht mehr alleine damit und ich öffne mich einer Person, der ich vertraue ... Das verbindet!!!
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