Es ist Mittag und meine Saiten für die Backpacker habe ich gerade bekommen. Nun bin ich auf der Suche nach einem strategisch günstigen Platz, da kommt mir eine Dame entgegen. Typ Marilyn in roten Highheels, strauchelnd vorwärts stöckelnd, gezogen von einem hoch geschossenen Afghanen an Glitzerleine. Der hat, keuchend und pfeifend, nur deswegen erkennbar einen Kopf, weil ich ernsthaft danach suche wo die Geräusche herkommen. Die Rasse ist eine lebendig gewordene Karrikatur. Jetzt kommt das dynamische Gespann direkt auf mich zu. Ich bin mehr interessiert als beunruhigt, denn was in Kürze passieren wird hat zum Glück nichts mit mir zu tun. Es sind nicht meine Hunde, die sich gleich fetzen werden. Jetzt sieht der Mikrocephalus auch schon meinen Begleiter bei der Arbeit mit der Herde. Ein Schalter springt im Stecknadelkopf um und er geht in den Vernichtungsmodus. Hysterisches Kläffen mit einer klaren Note von Keifen, lässt die Dame in Stellung gehen. Ihre Edelrasse geifert und schnappt, so dass man Zähne klappen hört, wie die Schließer von Handtäschen vor der Damentoilette des Opernballs, allerdings im Staccato. Eier, winzig wie ein Fünfer–Klicker, stelle ich amüsiert fest, während der Afghane Zähnchen zeigt. Die Hundeführerin hat ihr Stützbein ausgestellt, das Standbein leicht angewinkelt und die Highheels scheinen in den Platten des Bodenbelags zu stecken. Ich bin beeindruckt, wie sie das kühne Schuhwerk beherrscht. Da muss sie noch ein Manöver ausführen. Das Keifende mit dem kleinen Kopf hat nämlich überraschend locker gelassen und sich im Toben einmal um sich selbst herum gedreht. Die Figur gehört zum Standard jedes Aggressionsrituals von Canis lupus familiaris, selbst denen mit Stecknadelköpfen. Der plötzliche Lastwechsel verursacht Instabilität am anderen Ende der Glitzerleine. Während eines Ausfallschritts, verlässt ein Absatz seinen Schuh. Der Fuß knickt um, die Frau kann ihr Tier aber noch halten, unglücklich auf dem Boden sitzend. Mein Begleiter ignoriert das Ganze. Er zeigt kein Interesse, kein Zucken oder Ausweichen. Lauser bleibt stur bei der Herdenroutine und legt die Außengrenzen fest. Herde ist das Thema, dem er verpflichtet zu sein scheint. Geschöpfe, die an einer Leine hängen sind für ihn nicht existent und schon gar keine Gefahr. Ich bin tief beeindruckt von seiner Souveränität und freue mich über das Glück, solch einen angenehmen Begleiter gefunden zu haben. Dabei ist mir schon klar, dass er mich gefunden hat.
Ich ziehe mit Rucksack und Bollerwagen durch die Straßen und suche einen belebten Platz, auf dem man Geld verdienen kann, bin aber unentschlossen und müde von einer unruhigen Nacht. So führt mich der Weg zurück in eine Straße direkt am Park. Hier spiele ich oft denn es gibt, Seite an Seite, kleine Geschäfte. Supermarkt, Kneipen, ein Wasserhäuschen, eine U-Bahn-Haltestellen mit Bushalte und Parkplatz. Ich halte Ausschau, ob sich vielleicht Konkurrenz im Revier herumtreibt, kann aber keine orten. Nur ein paar Burschen mit Bierflasche, stehen am Wasserhäuschen. Sie sind noch nicht besoffen genug, um Penner anzupöbeln. Am Rande der Grünanlage kann man sehr gut den Tag verbringen. Der U-Bahnhof sorgt für Kundschaft, sogar Verpflegung und bietet erstaunlich intakte, sanitäre Anlagen. Dort angelangt, stelle ich mein Equipment ab und schaue, ob ich am Wasserhäuschen Strom für meinen Akku im Verstärker bekomme. In der Annahme, dass es für einen Hund, der „Fuß“ versteht und Herden treiben kann, kein Problem ist den Rest der Kunststücke zu beherrschen, erkläre ich ihm die Situation. Er soll hier sitzen bleiben, sich nicht rühren und auf meine Sachen aufpassen. der Hund macht Sitz, während ich „sitzen bleiben“ sage. Bei „aufpassen“ guckt er mich schon mit so einem Blick an, ob vielleicht sonst noch was anliegen würde. Ansonsten hätte er ja wohl deutlich erkennbar mit der Arbeit begonnen.
Begeistert schaue ich mich um. Vielleicht hat ein Zuschauer dieses Wunder auch mit angesehen. Ich will stolz zu ihm hinüber nicken, auf Lauser deuten und ihn präsentieren. Es gibt aber keine Zuschauer. „Ja, das ist aber auch ein Bild von einem klugen Hund“, tätschle ich vorsichtig sein Haupt, wobei mir auch der eine oder andere Krauler in das Fell, hinter seine Ohren rutscht. Dass ich ihn über den grünen Klee lobe, nimmt er huldvoll entgegen in einer Art die mir andeutet, um diese Kleinigkeit nicht so einen bescheuerten Aufriss zu veranstalten. Er geht auf das Lob müde bis überhaupt nicht ein und stellt die Ohren so hoch, wie es geht. Der Hund schüttelt sich und ist auch schon wieder bei der Arbeit, Lagerplatz sichern. Weil es hier für mich nichts mehr zu tun gibt, schnappe ich mir den Verstärker und hinke zum Kiosk rüber. Wasser, ein Apfel und zwei belegte Brötchen, werden mich bis zum Abend tragen. Antonio, der Italiener im Kiosk hat nichts dagegen, mir seine Steckdose zu leihen. Wir kennen uns, seit ich hier in der Gegend arbeite. Er sagt freundlich:„Keine Problem, iche bin bis zehn Uhr inne Bude.“ Dann fragt er, ob er mir einen Kaffee anbieten könne. Ich nehme dankend an, hänge den Verstärker an den Saft und genieße. Heiß, schwarz und bitter, fließt italienischer Kaffee über meine Zunge, die Kehle hinab und ich glaube, ich kann ihn bis in den Magen hinunter verfolgen. Wohlgefühl steigt auf. Sitzend, auf einer kleinen Mauer neben dem Wasserhäuschen, beiße ich in das Käsebrötchen. Die Sonne scheint mir warm auf den Rücken. Später krame ich Tabak hervor und drehe mir eine Zigarette. Der letzte Kaffee rinnt hinab und ich denke: Glückspilz, während mein Blick über die Häuserreihen schweift, die links und rechts der Straße liegen. Ich entlasse geräuschvoll Rauch aus meiner Lunge und leichter Schwindel kündet von der Wirkung des Nikotins. Die Geschosse über dem Club gegenüber haben verhängte Fenster. Zwei der hellen Vorhänge sind rot beleuchtet.
Was der Inhaber des Wasserhäuschens „Bude“ genannt hat, ist ein solide gemauerter Kasten. Nachts wird die Fensterfront mit rot lackierten Fensterläden verhängt. Passt zum Gegenüber, denke ich. Das Häuschen hat ein hohes Giebeldach und ist weiß verputzt, mit einer Stahltür versehen. Auf dem Dach steht ein Plastikkasten mit der Aufschrift „Park-Kiosk“. Die Vorderseite weist von einem Ende zum anderen Fensterflächen auf, in denen Zeitungen, Magazine, Kästen mit Süßigkeiten, Flaschen, Stückchen vom Bäcker, belegte Brötchen, Obst und andere Dinge ausgestellt sind. Alles, was man eben gerne in einem Wasserhäuschen bekommen möchte. Mein Blick streift weiter über die Straße hinweg, wo ich Hauseingänge, Tore und Einfahrten sehe. Dort herrscht reges Treiben. Es ist nicht etwa so ein Ort, wo man vor lauter Beinen keine Menschen mehr sieht und dann ist tote Hose, weil es eine breite Fußgängerzone ist und die Beine am Abend längst zuhause baumeln. Hier herrscht eher individueller Betrieb aber den ganzen Tag über und die halbe Nacht lang. Man sieht Menschen kommen und gehen und erkennt sie sogar wieder., wenn man nur lang genug verweilt. Lauser ist weiter drüben auf Position. Als ich hinschaue, wittert er demonstrativ nach rechts, nach links, nach hinten, nach vorne, unten und oben. Bei Unten muss ich grinsen und bei Oben finde ich, dass er übertreibt. Ich bin hoch zufrieden mit meinem neuen Begleiter und besorge bei Antonio eine Schale mit Wasser.
Fortsetzung folgt, im Takt der deutschen Gilde.
In dieser Serie sind bisher erschienen
Erzähl' was Neues – I, II, III und IV.
Foto mit vielem Dank an:
Wikipedia
Es handelt sich bei der Arbeit um den fünften Auszug eines Romans, den ich etwa vor mindestens vier Jahren begonnen habe. Das Bloggen des Materials zwingt mich, ihn endlich zu redigieren und sogar fertig zu schreiben. Ich hoffe, damit ein paar Kritiker zu finden. Als große Ehre empfände ich es, mit dieser Schreibe tatsächlich auch Leser zu gewinnen, die sich auf eine Fortsetzung freuen.
Hier gibt es ein Hilfe–Menu für Anfänger Hilfe! Wie mache ich meine Texte schön?
Meine letzten Beiträge:
Ebenfalls Literarisches ist von mir erschienen mit
Land der großen, weißen Wolke – I, II, III und IV. Diese Serie ist neu, basiert auf tatsächlich Erlebtem und wird auf alle Fälle auch weiter geführt werden, da es eine Geschichte ist, die mit dem Tod meiner Protagonisten längst nicht aufhört.
Thank you papa-pepper. What a surprise!
You are welcome!
super post mein lieber. freue mich auf den naechsten teil!
Danke. Süß @knozaki. Netter Versuch. Ihr seid alle so lieb zu mir! Aber Du weißt doch, dass ich den nächsten Teil so schnell nicht mehr her geben werde. Ist schade, finde ich ja auch. Aber selbst wenn ein Whale seine Batzen wieder an mich verteilen sollte, schau doch mal genau hin:
Superliebe, ehrliche 42 Kuratoren haben meinen letzten Frosch–Quaker gelesen. 108 Stimmen hat der bekommen und was diese Stimmen wert sind, das hast Du ja auch gesehen, 56 Cent. Hallo! Wir sind Kuratoren! Wir können lesen, schreiben und denken. Wenn man uns ein System schenkt, das Wertschätzung in Steem ausdrückt, darf man seine Kuratoren nicht derart lächerlich machen, indem man sie sich in Hundertsteln, bzw. überwiegend in Tausendstel Steem ausdrücken lässt. Wenn der arme Autor Glück hat, kommt vielleicht noch einer vorbei, der zwar die Sprache nicht lesen kann, aber einen Batzen fallen lässt. Dafür sorgt eine Gilde. Das ist die Ausgeburt des blanken, zynischen Feudalismus, aber sicher keine solide Grundlage für eine florierende Community.
Von mir aus können die Whales ja verdienen, was sie wollen. Aber dass sie ihre Kuratoren derart lächerlich machen, kann ich ihnen nicht durchgehen lassen. Meistens bekommen die armen Autoren gar nichts, wenn ich vote. Wie soll der Steem jemals steigen, wenn er seine eigene, zentrale Funktionseinheit, die Kuratoren, derart auflaufen lässt? Ich spiele doch nicht das Trüffelschwein für Whale–Power. Meinen Content bekommt dieses System nicht mehr und meine Votes höchstens noch von einem dämlichen Bot.
Curation Awards sind mir vollkommen wurst. Das kann auch gerne nach Steempower gehen. Man könnte die Votes vielleicht sogar nach Reputation staffeln. Aber das derzeit gültige Verfahren öffnet Tür und Tor für Willkür und Repression. Beides durfte ich jetzt kennen lernen, als ich an der „falschen“ Stelle einen „falschen“ Kommentar abgegeben hatte. Die Whales voten deshalb nicht mehr auf meinem Content. Ich habe in die schmutzige Fratze des kleinen Nazis geblickt, seinen faulen Atem gerochen. Pfui Deibel! An anderer Stelle bejubeln sie sich gegenseitig, man könne hier nicht zensieren. Lüge! Das System hat sich meinen Content nicht verdient. Es hat sich meine Zuneigung nicht verdient und daher werde ich weiter beobachten und eventuell auch mit einem Bot mal daran lutschen. Vielleicht tut sich ja bald was Konstruktives. Es ist so für mich jedenfalls nicht attraktiv. Im Gegenteil. Ausgerechnet in so einem Moment liefert mir dieser hirnrissige kleine Abzockeridiot auch noch einen Grund zum Aussteigen. Echt dumm gelaufen.
punkt 1.) du bist auf keiner blacklist 2.) hast du auch ohne guild 2 $ eingenommen, das ist fuer einen neuen user nicht schlecht. 3.) die guilde wird dich auch weiterhin voten, wenn du dies nicht wuenschst dann schreibe es hier kurz rein, dann kann man das auch unterlassen. 4.) du hast recht, das aktuell system war so fuer 90% der user de-motivierend, deshalb gibt es die guilden 5.) irgendwann wird es hoffentlich keinen grund mehr geben dass wir die guilden benoetigen 6.) die meisten leute sind schon wesentlich laenger hier und haben sich ein netzwerk aufgebaut, stellst du hier ansprueche dass dein content mehr verdienen muss dann wird das keinen interessieren, es gibt keine garantie fuer payouts, aber ich sehe in deinem content dass du zukuenftig damit (wenn dir geld wichtig ist) gutes geld auf steemit verdienen kannst. Und wenn Du mal nicht von der Guilde gevoted wirst dann hat das nix mit Zensur zu tun, Dein Post ist doch sichtbar fuer alle in der Plattform.
ob Du weiterhin schreibst ist Dir selber ueberlassen, mich und vermutlich viele andere wird es freuen.
Knozaki, du hättest es doch einfach unkommentiert stehen lassen können und gut wär's gewesen. Aber ich ahne, warum das so geschrieben werden musste.
1, 2, 3, 4, 5, und 6) Ich stelle keine Ansprüche und ich respektiere die Arbeit der deutschen Guild. Sie sorgt dafür, dass die Auswirkungen der gröbsten Fehler eines asymmetischen und überwiegend automatisierten Voteverfahrens wenigstens gelindert werden.
@schattenjaeger hatte alles Recht seine Meinung darzulegen und gelogen hat er auch nicht. Mein Kommentar bezog sich auf sein Posting und ich hatte ebenfalls alles Recht, dort einen Kommentar zu verfassen. Die deutsche Guild war weder in seiner Kritik noch im meinem Kommentar Gegenstand der Betrachtungen, da sie tadellos arbeitet. Es ging um eine amerikanische Guild.
Mehr will ich zu dem Thema aus Rücksicht auf die deutsche Guild auch nicht sagen. Sie hat es eh schon schwer genug und macht einen prima Job in einem schwierigen Umfeld. Ich goutierte Deinen Kommentar weiter oben zwar nicht, respektiere ihn aber im Hinblick auf Eure gute Arbeit in diesem spezifischen Umfeld. Deshalb gehe ich auch nicht weiter auf Einzelheiten ein, tarocke nicht nach, bedanke mich für das Vertrauen und begrabe das Thema hiermit.
belassen wir es einfach dabei. ;)
Ja und ich poste einfach weiter. Ihr wart alle einfach nur überwältigend lieb zu mir. Da kann man ja nicht aufhören, mit so einem Background. Sogar zwei Gedichte wurden geschrieben. Ich bin ziemlich beeindruckt von der deutschen Gemeinde!