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RE: Mein erstes Mal...

in #deutsch5 years ago

Wer Faschisten wählt, ist ein Faschist.

Wenn man das im vollen Bewusstsein tut, dass viele Parteimitglieder und auch die Spitze (zumindest von dem Höcke darf man das ja sogar offiziell sagen) faschistisch ist, gebe ich dir recht.
Die AfD hat so viele politikverdrossene Protestwähler, die teilweise von den sogenannten Volksparteien abgewandert sind und tatsächlich eine "Alternative" (im Sinne des Anlockens von Mitläufern werbewirksam geschickt gewählter Name) suchten. Die will ich nicht in Schutz nehmen, wer den etablierten Parteien eins auswischen will, soll lieber gar nicht wählen oder eine kleine Partei, die keine Chance auf Regierungs- oder Oppositionsplätze hat und damit (oft leider) ohnehin nicht gehört wird, als eindeutig rechtspopulistische (und das ist Fakt) Stimmen zu verteilen. Aber sind das wirklich alles Nazis? Dein Urteil würde im Umkehrschluss nämlich bedeuten, dass in weiten Bereichen der Republik über 20% der Bevölkerung Faschisten sind. Ich bete zu Gott, dass wir soweit noch nicht sind!

Ich verharmlose nichts (danke, dass du nochmal gesagt hast, ich sei nicht explizit gemeint), merke, woher der Wind weht und bin wie du der Meinung, dass man sehr, sehr gut aufpassen muss. Mich nervt das Lamentieren auch, wenn wir aber ein Gespräch ablehnen, laufen wir meiner Meinung nach Gefahr, dass neben den Wählern, die von rechtsextremen Gedanken überzeugt sind (sind laut Bundeszentrale für politische Bildung überdurchschnittlich viele in der AfD im Vergleich zu anderen Parteien) auch noch viele Protestler mit der Einstellung "Ich lass mich doch nicht als Faschisten bezeichnen - jetzt erst recht!" hetzbereite Stellung beziehen.

Die Politikwissenschaftler täten sich nach wie vor schwer, die AfD und ihre Wählerschaft zu greifen:

Die Schwierigkeit einer eindeutigen politischen Charakterisierung dieser Partei aus Sicht der Politik- und Parteienforschung ist bislang dem Umstand geschuldet, dass die AfD einerseits unterschiedliche politische Milieus und Strömungen repräsentiert und dass sie sich andererseits im Laufe ihres bislang fünfjährigen Werdegangs stark verändert und radikalisiert hat.
(bpb 2018)

Am erschreckendsten aber ist für mich folgendes Umfrageergebnis:

Am deutlichsten ablesbar sind die Unterschiede zur politischen Konkurrenz bei der Bewertung der Migrations- und Flüchtlingspolitik, wo die rigorose Ablehnungshaltung der AfD von ihren Wählern nahezu einhellig geteilt wird.
(Hambauer / Mays 2018)

Das wird ganz schnell zu Rassismus und darauf müssen wir aufpassen! Unabhängig von Partei-Labeln oder der Bezeichnung ihrer Wähler! Denn an letzterem kann man sich tierisch aufreiben, ohne dass man handelnd auch nur einen Schritt weiter ist.

Lieber Gruß,
Chriddi

Sort:  

"Wenn man das im vollen Bewusstsein tut..."

Etwas anderes anzunehmen wäre doch irgendwie anmaßend, oder?

"Dein Urteil würde im Umkehrschluss nämlich bedeuten, dass in weiten Bereichen der Republik über 20% der Bevölkerung Faschisten sind. Ich bete zu Gott, dass wir soweit noch nicht sind!"

Das kommt in etwa hin, ja. Das ist aber nicht neu, es ist nur jetzt endlich sichtbar, mit was wir schon immer zu tun hatten. Bei der 'Migrations- und Flüchtlingspolitik' sind die Zahlen noch weniger schön. Die AfD hat die Narrative nicht entwickelt, sie bedient diese aber ziemlich gut. Die Narrative hat die Bild vor Jahrzehnten entwickelt. Die Menschen haben Angst. Dafür habe ich Verständnis. Mein Verständnis endet aber dann, wenn Faschisten gewählt werden und das dann auch rigoros.

"..wenn wir aber ein Gespräch ablehnen, laufen wir meiner Meinung nach Gefahr, dass neben den Wählern, die von rechtsextremen Gedanken überzeugt sind..."

Da gebe ich dir vollkommen recht und kann somit im Umkehrschluss eingestehen, dass meine Handhabe nicht 'Maßentauglich' ist. Aber das ist die von mir bewusst gewählte Rolle. Das was uns allen da entgegen kommt, ist sehr radikal und verdient keine weniger radikale Reaktion.

Ich diskutiere nicht mit Faschisten. Punkt.

Ist das der beste Weg? Weis ich nicht, vllt. nicht. Stehe ich dennoch dazu? JA.

Ich diskutiere nicht mit Faschisten.

Ist das der beste Weg?

Das weiß ich auch nicht, es ist aber bestimmt ein guter.
Meine Begründung erspare ich uns - könnte in psycho-linguistisches Geschwaller münden ;-)

Schönes Wochenende,
LG Chriddi

Habe lange überlegt, ob ich dazu was sagen soll.
Keiner von Euch weiss offenbar über die wirkliche Definiton von "Faschos", egal ob links oder rechts.
Die AFD ist grundsätzlich national-konservativ, meine Partei ist sie auch nicht, aber sie aus dem demokratischen Diskurs wegen des rechten Flügels ausschliessen zu wollen ist der Grundfehler aller "Altparteien", und wird halt dauerhaft für 20-30% AFD sorgen.
Und gerade bezüglich kluger Wirtschaftpolitik gibt es sehr gute Leute in der AFD, auch wenn man das nicht hören mag.
Frau Kipping et al. schliesst auch keiner aus dem demokratischen Diskurs aus, obwohl deren Vorstellungen für mich zum Beispiel die Grenze des Erträglichen weit überschreiten, auch intellektuell.
Extreme Positionen aus meiner "bürgerlichen" Sicht gibt es bei den Linken, den Grünen und der SPD ja durchaus zuhauf.
Und die Diskussionführung von oliverschmid z.B. ist für mich genauso fascho-mäßig wie das, was er vermeintlich bekämpfen will.
Ich diskutiere nicht mit... ich sage wo es lang geht etc...
Echt??
Also, mir sagt dieser Kollege sicher nicht, wo es lang geht-genausowenig wie ich ihm!
Und für echte Opfer von linker oder rechter Gewalt oder echte Opfer von Faschismus oder anderen absolutären Ideologien wie manchen Religionsrichtungen ist das eh nur eine Verhöhnung, ich gehöre deswegen auch keiner Religion an z.B.
Die linke Lebenslüge (Islamimus z.B.) ist da schon extrem, die rechte ist es auch.
Na, so ist es eben, letztlich werden die Mehrheiten an den Wahlurnen stets den Weg weisen.
BGvB.

Guten Morgen Balte,

ich überlege nun gar nicht lange, dir zu antworten. Ich dachte eigentlich, die Dialoge hier seien abgeschlossen, bin fast erschrocken, denn es ist ja noch ganz viel dazu gekommen. Ich kann mich aber nicht mehr zu allem äußern, bin auf dem Sprung und die nächsten Tage gar nicht online.

Für Oli kann ich nicht sprechen, ich selbst kenne die ganz genaue Definition tatsächlich nicht, damit müsste man sich auch intensiv befassen, Wikipedia reicht sicher nicht. Aber natürlich habe ich eine grundsätzliche Vorstellung. In erster Linie Diktatur. Diese verknüpft mit der bewussten Ausgrenzung und Unterdrückung von Minderheiten. Gewalt. In Verbindung mit Hitler, Stalin und Mussolini etc. ist diese dann auch noch mit organisiertem Massenmord verknüpft. Ob letzteres tatsächlich zur Definition gehört, weiß ich nicht.

Und deshalb finde ich Olis Aussage auch sehr gut. Die sprachlich begründete Erklärung wollte ich als gemeinsamen Konsenz eigentlich nicht mehr liefern, das war quasi mein "Schlusswort" Aber gut:
So kann er (und jeder andere) selbst entscheiden, wer die Person ist, mit der er nicht diskutiert. Und der "Gegner" kann selbst entscheiden, ob er sich von dem Statement bzw. Begriff angegriffen fühlt, oder nicht.

Was ich sehr genau kenne, ist die Definition von "Diskussion". Kurz: Ein Austausch von Argumenten, zielführend, um eine Entscheidung zu treffen oder sich eine umfassendere, ggf. sogar andere Meinung zu bilden.

Das funktioniert in einigen Fällen tatsächlich nicht. Und da habe auch ich meine Grenze, ja. Ich diskutiere nicht mit Faschisten (Wahlurne ist mir, wie schon häufig gesagt, pubegal), weil es sinnlos ist. Da man den Leuten ihre Gesinnung nicht unbedingt an der Nasenspitze ansieht, kann ich das (erste) Reden nicht vermeiden. Aber früher oder später höre ich mir das Gesabbel, den Monolog, der gar nicht auf einen Austausch angelegt ist, nicht mehr an. Wird mit "Du hast doch nicht alle Latten im Zaun" erstickt.

Bin weder Politiker noch Historiker, nur eine kleine Linguistin...

Hab ein schönes Wochenende,
ich verabschiede mich hiermit in ein großartiges!

LG, Chriddi

Es ist nicht deine Aufgabe für mich zu sprechen, @chriddi, da hast du vollkommen recht.

Ja eben, deswegen muss man leider auch mit der AFD reden, wie mit CDU/CSU, den Linken, Grünen, der FDP, und allen anderen Parteien in Parlamenten.
Mit Deinem Diktum Hitler, Stalin, Mussolini (kannst noch Mao, Pol Pot und andere Menschheitsvertilger anfügen) triffts Du genau das, was ich denke.
Linker und rechter Sozialismus eben.
Die AFD in diese Reihe stellen zu wollen, halte ich für vollkommen unangebracht, sie sind Teil des demokratischen Spektrums und sicher nicht die NPD.
Höcke und andere aus der AFD zum Beispiel vertreten explizit eine eher linke Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik aus meiner Sicht- schon deswegen für mich nicht wählbar.
Diese Partei ist eben nicht homogen, sind die anderen aber auch nicht, siehe Beziehungen der Linken oder Leuten aus der SPD zur Antifa z.b.
Bin auch kein Politiker oder Historiker, nur der balte.
Ich wünsche Dir ein schönes, großartiges WE.
BGvB.

Was ich sehr genau kenne, ist die Definition von "Diskussion". Kurz: Ein Austausch von Argumenten, zielführend, um eine Entscheidung zu treffen oder sich eine umfassendere, ggf. sogar andere Meinung zu bilden.

Erstklassig, ich stimme dir voll zu! 👍🏼👌🏼 Ich möchte noch ergänzen, dass es dazu einer ernsthaften Ergebnisoffenheit und der Bereitschaft zum Umdenken bedarf inkl. - und das ist das schwierigste dabei und verunmöglicht solche Denkprozesse sehr oft - dem Aushalten kognitiver Dissonanzen. Dazu gefällt mir der englische Begriff "open-minded" sehr gut.

Aber früher oder später höre ich mir das Gesabbel, den Monolog, der gar nicht auf einen Austausch angelegt ist, nicht mehr an.

Ich hoffe, du ziehst daraus nicht den Fehlschluss, dass jeder, den du für dich als Faschisten ausgemacht hast, automatisch einer ist, der sich jedem Austausch verschließt.

Ich hoffe meinerseits, dass du mir derartige Schlussfolgerungen nicht zutraust. Ich habe auch keine virtuelle Liste, auf der ich ein Kreuzchen beim meiner Meinung nach gefährlich inflationär genutzten "F-Wort" mache. Sowas ergibt sich im vermeintlichen Dialog.

Ich hätte dazuschreiben sollen, dass ich dich dafür eigentlich für zu klug halte. Das fiel mir erst nachts ein. Aber wie es halt im Leben so ist, passieren auch klugen Leuten manchmal Schnitzer. Und ich denke, je emotionsgeladener ein Thema ist, desto mehr neigt man zum Pauschalisieren. Daher hielt ich die Anmerkung für angemessen.

Du hast mir soeben ein Schmunzeln entlockt. Gratulation.
BGvOdP.

Ich schmunzel ebenso und schon lange über Dich. BGvB.

Ich glaube nicht das Du alleine bist 😁
VgA

Damit kann ich gut leben. (:

:). Was solltest Du sonst tun?:))