Knapp daneben und doch mittendrin

in #deutsch3 months ago

So langsam machen mir die lädierten Füße sogar Spaß. Ich kann nicht an den Strand und ich mag nicht auf irgendwelchen Trampelpfaden durch den Dschungel gehen.
Und da ich die Dorfstraßen, die ich sonst immer benutze, nun wirklich kenne, bleibt mir nichts anderes übrig, als überall einen Schlenker einzulegen, um mich beim Gehen nicht zu langweilen.

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Und wie man sieht, lohnt sich das durchaus. Sicher, die Regenzeit ist fast vorbei und alles ist grün. Aber es sieht schon ein wenig wie Postkartenidylle aus, auch wenn die Steine auf den Dirtroads meist scharfkantig sind.

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Es ist gar nicht so einfach, immer einen Weg zu finden. Es gibt sie zwar, weil Filipinos auch nicht gerne Umwege laufen oder fahren, aber sie sind nicht mal bei Google Maps eingezeichnet oder sind von Hunden bewachte Trampelpfade von Haus zu Haus.

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Zum Glück hat sich die Bürgermeisterfamilie dieser ganzen Region, die auch eine der größten Grundbesitzer ist, in den Kopf gesetzt, diese zu einer Touristenhochburg auszubauen und bevor man Grundstücke verkaufen kann, braucht man Straßen dorthin, die auch von Städtern problemlos benutzt werden können.
Deshalb werden Straßen und Brücken gebaut und hier und sogar sowas wie eine Kanalisation, die allerdings auch nur in das nächste Flussbett reicht. Als Klärgruben funktioniert hier noch immer ein Loch im Boden, welches aller paar Jahre mal ausgeräumt wird und dessen Inhalt in den Wald, aufs nächste Feld oder ins nächste Flussbett gekippt wird.

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So sieht man immer mehr Zäune um ehemalige Reisfelder und Bananenplantagen, aber das ist nun mal der Preis, wenn man die Gegend verändern will.
Ich finde es nicht so prickelnd, denn nach Zäunen kommen erfahrungsgemäß Mauern und dann ist die Landschaft dahin.
Aber bis dahin werden noch ein paar Jahre vergehen, hoffe ich zumindest.

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So gesehen trägt auch die Schweinepest, die seit 2 Monaten hier festgestellt wurde, zu dieser Entwicklung bei.
All die Schweinefarmen wie die weiter oben stehen jetzt ohne Einkommen da für mindestens 2 Jahre. Sie können zwar spezielle Zuchtferkel kaufen, aber dann rechnet sich das Ganze nicht mehr und Steuern auf den Grundbesitz werden trotzdem fällig. Ich gehe davon aus, dass jetzt die nächste Welle an Verkäufen rollt, wobei die vorherige, die nach Corona begonnen hat, noch gar nicht vorbei ist.

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Die Felder hier werden ausnahmslos mit Brunnenwasser gewässert. Man hat nicht mal Kanäle, die Flusswasser oder Regenwasser verteilen können. So hört man immer einen langsamen Einzylinderdisel als Pumpenantrieb irgendwo in der Ferne tuckern und die Felder können theoretisch 3 Ernten bringen, was aber nach meiner Anschauung fast nie gemacht wird. Ein Drittel des Jahres lässt man den Acker liegen. Es wird auch keine Zwischenfrucht angebaut. Aber da die Pumpen nicht alles zur selben Zeit bewässern können, sieht man hier gleichzeitig alle Phasen des Reisanbaus. Das kannte ich so noch nicht.

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Halbwilde Truthähne mit Nachkommen leben hier auch. Sie wissen trotzdem , wem sie gehören und kehren immer wieder zu diesem Haus zurück. Hühner und Ziegen machen das hier auch so, ein wenig Futter jeden Abend reicht dafür. Es gibt zwar ne Menge Verlust dadurch, aber so haben die Leute etwas Fleisch nebenbei ohne viel Arbeit.

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Bisher habe ich immer darauf geachtet, dass ich nicht bei Wasserhöchststand schwimmen gehe, weil dann der Grund und das Riffe zwei bis 3 Meter tiefer ist und ich es noch weiter habe von der Wasserkante bis dahin. Deshalb habe ich noch nie voll geflutete Mangroven gesehen. Ich wusste gar nicht, dass das Wasser so hoch steigt, fast 500 Meter entfernt vom Meer.
Umso mehr wundere ich mich, dass aus den Brunnen hier Süßwasser gezogen wird. Das sind keine Tiefbrunnen, sondern einfach gegrabene Löcher von vielleicht 8 bis 10 Meter.

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Einfache Idylle und trotzdem in der Zivilisation. Die nächste Grundschule ist 300 Meter weg, die Nationalstraße 2 Kilometer, die Stadt 3 km. Und doch leben die Leute vielmals noch so wie schon immer. In einer Bambushütte,sie brauchen nicht unbedingt Strom, weil sie bei Anbruch der Nacht sowieso schlafen gehen. Das sind auch keine Einsiedler oder alte Leute. Das sind oftmals 3 Generationen incl Kinder in so einer Hütte.
Und sie wirken glücklich und zufrieden.
Man könnte neidisch sein.

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Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe, es hat dir gefallen.