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RE: Handel 002 - Wie Zentralbank- und Papiergeld-Traditionalisten auf Kryptowährungen blicken

in #deutsch7 years ago (edited)

Hier mal ne ganz nette Aufbereitung der Tulpenmanie:

https://mises.org/library/truth-about-tulipmania

tl:dr die Tulpenmanie wird zu Unrecht als Paradebeispiel von freier-Markt-Exzessen verwendet. Eigentlich ist es die Geschichte von Interventionen ... nun ja.

Ich möchte aber auf die Fiatgeld-Systeme zu sprechen kommen. Für meinen Geschmack ist es irgendwo beeindruckend wie lange die in der Tat jeweils durchhalten. Die Analysen (der Österreichischen Schule), die deren Instabilität und letztlich Zusammenbruch vorhersagen, sind ja nicht dumm und liegen nicht daneben ... aber wir schweben jetzt seit bald 50 Jahren seit dem Ende von Bretton-Woods im luftleeren Raum.

Und selbst 2009 scheint auf gewisse Weise verwunden zu sein. Meine Erwartung wäre: das System müsste jeden Moment kollabieren. Da ich das nun aber seit rund 5 Jahren denke, die offene Wunde aber nicht sehe, muss man vielleicht mal umgekehrt fragen: Wieso funktioniert das schon so lange?

Das ganze wird noch dardurch erschwert, dass die offiziellen Begründungen und Lobpreisungen des Systems auf absurden Annahmen beruhen und es einen Glauben an die vernünftige Politik der Zentralbanken gibt, wo die Experten mit Gespür den Leitzins fine-tunen. Krugman & Co liefern gar keine hilfreichen Argumente, liegen aber in der Sache richtig.

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Danke für den schönen Kommentar!

Mit der Tulpenmanie habe ich mich noch nicht näher beschäftigt, ich werde das wohl mal nachholen.

Aktuell wird das Fortbestehen des Systems gerne als "Widerlegung" der Crashpropheten propagiert. Tatsächlich wäre es unter Einhaltung aller Regeln ziemlich sicher zu einem Crash gekommen. Den hat es deswegen nicht gegeben, weil man teilweise Regeln umgangen hat (oder gebrochen, je nach Einschätzung) und man tatsächlich dauernd am System herumschraubt.

Hm ... aber ist das nicht ein Argument für das System - eben für das weitergefasste politische System, dass erst ein Geldsystem kreiert und dann sogar korrigierend im Sinne der Stabilität eingreift? Intelligente Regelverstöße durch die Politik, das fände ich sogar noch erstaunlicher.

Na gut, als wahnsinnig intelligent und originell würde ich die Vorgehensweise, mit der das System bisher gerettet wurde, auch nicht bezeichnen. Interessant ist höchstens, dass es die Verantwortlichen wohl erfolgreich geschafft haben, die Bevölkerung und die meisten Funktionsträger so zu manipulieren, dass sie alles mit sich machen lassen.

An der Zinsschraube wurde gedreht bis zum geht-nicht-mehr, ohne Bargeldabschaffung ist da nichts mehr zu holen.

Bail-Outs für Banken wurden durchgeführt.

Die Geldmenge wird pausenlos durch Herausgabe neuer Schuldscheine ausgeweitet. Durch wohlwollende Einschätzungen von Rating-Agenturen gingen die Zinsen trotzdem nicht durch die Decke und es gab keine Hyperinflation wie etwa in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg oder in neuerer Zeit in Simbabwe und Venezuela.

Nicht bleibt ohne Wirkung. Die Rettungspolitik führt u.a. zur Asset-Preis-Inflation, d.h. ständig steigende Immobilienpreise und Mieten. Da hilft dann auch die Mietpreisbremse nichts. Je länger dieses unhaltbare Geldsystem am Leben gehalten wird, desto größer wird am Ende der Crash. Man sollte daher rechtzeitig in Deckung gehen. Aber so wie es aussieht, haben wir tatsächlich noch ein paar Jahre Zeit.