Moin.
Ich bin mittlerweile ein ganzes Jahr auf der Blockchain und es hat sich viel getan. Da ich aber keine Lust habe darauf einzugehen, denke ich, dass es sinnvoll ist mal über Autotune zu reden. Denn es scheint mir so, als ob der Markt langsam gesättigt scheint. Freunde der Signaltheorie werden schmunzeln. Deshalb möchte ich in diesem Post mal näher auf dieses Plug-In eingehen.
Die Geschichte
Die Geschichte hinter Autotune ist meiner Meinung nach sehr interessant. Und zwar geht es dabei um einen Menschen, der vorher für einen Erdölkonzern gearbeitet hat. Während seiner Arbeit konnte er bereits für eben jenen Konzern finanzielle Einsparungen erreichen und benutzte dabei „a lot of high-end mathematics“. Nun ja, was soll man sagen, dasselbe passiert auch bei Autotune. In jedem Falle nutzte Andy Hildebrandt auch teilweise die gleichen Algorithmen wie während seiner Arbeit bei dem Konzern. Getrieben von seiner Begeisterung für Musik als Flötist begann er mit Synthesizern zu arbeiten und diese im Nachhinein klanglich zu optimieren. So kam es dann 1997 zur Veröffentlichung des eigentlichen Effekts unter der Firma Antares. Und es schlug ein. Spätestens seit 1998 und den in diesem Jahr entstanden Hit Believe von Cher kannte jeder den charakteristischen Klang dieses Effektgeräts. Wobei es in diesem Fall bewusst falsch eingesetzt wurde. Es folgten Erneuerungen in Form von Handhabung, Rechenleistung und Ablegern von anderen Firmen.
Natürlich war Hildebrand nicht der erste Mensch, der sich mit der Bearbeitung von Stimmen und Stimmungen auseinandersetzte. Schließlich kannte man schon vorher Schallplatten und ähnliche Medien, die es erlaubten im Nachhinein Änderungen im Klang vorzunehmen – durch den zweiten Weltkrieg begannen Vocoder an Bedeutung zu gewinnen und jeder, der einen Pitch-Shift an seinem Plattenspieler hat kann wohl nachvollziehen, wie man damals Feinjustierungen an dem eigentlichen Klangsignal vornehmen konnte. Dennoch war diese neue Art der Signalverarbeitung revolutionär, weil es eben so einfach, wie damals möglich war. Man brauchte lediglich einen Computer und deren Rechenleistung übersteigt in gewissen Bereichen den des Menschen. Und der Materialaufwand war sehr gering, da alles digital erfolgte. Ich bin froh, dass ich niemals ein Magnetspeicherband händisch schneiden musste.
Das Prinzip hinter diesem Effekt ist stark vereinfacht schnell erklärt. Man erstellt ein Spektrogramm und schaut sich an, bei welcher Frequenz sich die Stimme oder das Instrument befindet. Im Anschluss wird geschaut, in welcher Tonart sich das Stück insgesamt befindet. Dies kann man einstellen. Und dann wird der Ton, also die Frequenz des Tons, so angepasst, dass es den nächstgelegenen Ton der Tonleiter trifft. Dies passiert mit Pitch-Shifting, also das Verlangsamen oder Beschleunigen des Signals zu der Zeit, an der der Ton gespielt wurde. Halt so, als würde man ständig mit der Geschwindigkeit der Schallplatte spielen. Das führt zu der Einstellung des Plug-Ins.
Die richtige Einstellung
In modernen Produktionen ist Autotune nicht mehr wegzudenken. Es wird meistens so subtil eingesetzt, dass man es nicht (mehr) hört. Man setzt ja eigentlich auch voraus, dass der Künstler das nötige Know-How mit sich bringt. Dennoch gibt es mittlerweile auch Live-Effekt-Geräte, sodass man selbst auf der Bühne mit technischer Unterstützung rechnen kann. Wer das verwendet behalte ich allerdings für mich. Ätschi-Bätsch.
Ich nutze es meist bewusst falsch, da ich der Meinung bin, dass jeder Musiker ein Verständnis von Tonalität etc. mit sich bringen sollte. Da ich weiß, dass ich nicht singen kann, probiere ich gar nicht erst meinen Klang dahin zu trimmen, sondern möchte damit eher was Eigenständiges erreichen. Das führt zu der Benutzung:
Abbildung 1: Autotune in einem meiner Werke
Was ich hierbei gemacht habe, ist erstmal die Tonart einzustellen. Dis erfolgt oben mittig bei der Option Key und Scale. Dieses Lied scheint also in D-Moll stattzufinden. Ermittelt habe ich dies übrigens mit der Freeware Key-Finder. Im Gegensatz dazu kostet Autotune leider Geld. Des Weiteren sieht man, dass die Option Retune Speed auf Anschlag bei Null steht. Dies bedeutet, dass der Effekt so schnell es geht probiert Töne zu korrigieren. Dies führt zu dem Leierkasteneffekt, der vorrangig bei modernen Trap-Artists verwendet wird. Man kann sich das so vorstellen, wie jemand der eine Prüfung beaufsichtigt. Der eine Mensch starrt ständig auf sein mobiles Endgerät und nimmt es nicht so genau, wenn jemand spickt, der andere geht direkt zu dem Platz. In dem Falle habe ich also den Wachhund eingestellt. Dies führt zu schnellen Veränderungen.
Auch ist die Humanize Funktion auf Null gestellt, sodass der Effekt nicht darauf achtet, was für den Menschen natürlich klingt. Auch hier gilt, wie bei jedem Effekt, dass das alles sehr subjektiv ist. So finde ich bis heute die Beatles unerträglich, weil die Drums konsequent rechts gemischt wurden. Dies geschah sicher aus dem Aspekt heraus, dass das damals neu war, aber in meinem Kopf entsteht einfach Chaos. Drums und Bass haben mittig zu sein! Ich bitte um Nachsicht, falls das jemand anders sieht. Also hört euch einfach an, was passiert, und entscheidet dann für euch, was ihr wollt.
Abbildung 2: Stimme mit Autotune
In der Abbildung 2 sieht man besonders Sprünge in den Frequenzen der Stimme – diese sind hier rosa dargestellt. Man spricht auch gerne von Artefakten. Und diese sind eben verantwortlich für die Wahrnehmung als Leierkasten.
Mittlerweile gibt es natürlich mehr als Autotune. So gibt es das Tool Melodyne, das dasselbe macht. Die Besonderheit hierbei ist, dass es sogar multitonale Ereignisse, wie einen Chor oder ein Gitarrenriff tunen kann. Jedoch kam ich noch nicht in den Genuss, das selbst testen zu können. Wobei ich glaube, dass es auch mal bei einen meiner Tracks zum Einsatz kam. Sicher kann man sich nie sein.
Ich hoffe, ich konnte euch dennoch erheitern.
Auf ein weiteres Jahr,
KonstIce
Links zu den Software-Adaptionen; es soll mir keiner vorwerfen, ich betreibe Schleichwerbung. Also sucht euch eins aus, was euch am besten gefällt. Auch sind es keine Affiliate-Links:
https://www.thomann.de/de/antares_auto_tune_pro.htm
https://www.thomann.de/de/celemony_melodyne_4_studio.htm
https://www.thomann.de/de/waves_tune.htm
Ich konnte es auf die Schnelle nicht finde, Magix hat aber in seinen Produkten auch ein Tool mit dem Namen Elastic Audio welches genauso funktioniert
Quellen und weiterführende Links:
https://www.businessinsider.com/auto-tune-developed-by-oil-engineer-2014-7?IR=T
https://priceonomics.com/the-inventor-of-auto-tune/
https://www.antarestech.com/mediafiles/documentation_records/10_Auto-Tune_Live_Manual.pdf
https://web.archive.org/web/20160714101144if_/http://audio.uni-lueneburg.de/texte/ma_beesten.pdf
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=2ahUKEwi-suTlwpHgAhVJ1ywKHRITBNwQFjAAegQICRAC&url=https%3A%2F%2Fcnx.org%2Fexports%2F22567958-1f9b-4426-8abe-b9e0736df034%401.1.pdf%2Fauto-tune-1.1.pdf&usg=AOvVaw1EGZtrtWbRdpMdQ5GTtyA_ - ist eine pdf, die sich erst runterladen muss
https://en.wikipedia.org/wiki/Auto-Tune
https://de.wikipedia.org/wiki/Antares_Auto-Tune
http://pub.dega-akustik.de/DAGA_2018/data/articles/000064.pdf - könnte einen acc bei der dega erfordern
Congratulations @konstice! You received a personal award!
Click here to view your Board