Keiner der großen Fondmanager hat mit eigenem Geld begonnen. Wenn du Heuristiken entwickeln kannst, welche die praktische Unvorhersagbarkeit, bedingt wie du sagtest durch ("Chaos") bzw. die Sensitivität für die Anfangsbedingungen/ den Alpha/ Approximation/... umgehen, dann hast du auch Investoren. Die limitierende Ressource ist Humankapital und nicht die Mathenote oder Geld. Ich sammel einfach mal Ansätze aus deinen Artikeln die ja vermutlich in viele Richtungen streuen werden, dann komm ich auf dich zurück.
Was du zur ökosysthemischen Resillienz sagst, bestätigt meine Annahme
dass man es dann doch formalisiert auf eine Gesetzmäßigkeit wie Fragilität zurückführen kann (Resillienz ist ja wie Hormesis auch nur das Phänomen oder?). Deiner Schilderung zufolge müsste man sich dann aber in den Bereich der Dynamik (im Gegensatz zur Statistik) begeben (und da hätten wir die Dragon King Theorie, den Gegenspieler von Talebs statischer Fragilität und die Blackswans (0 oder 1) gibts bei Dynamik auch nicht)
Der mathematische Sinn hinter Fragilität wäre aber der, das Ökosystem als statische Porzelan-Vase zu modellieren, man reduziert also die Dynamik hinter der Resillienz auf Fragilität... als Heuristik (liegt in der nicht Vorhersagbarkeit des Tippingpoints/Phasenüberganges/Bifurkation begründet, an dem das Ökosystem dann trotz Resillienz doch versagt, bzw. starke Veränderung erfährt wie bei einem Börsencrash oder einer Katastrophe)
ich glaub der mathematische Part wäre doch was für dich
[Taleb und Douady 2012 Mathematical Definition, Mapping, and Detection of (Anti)Fragility https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1208/1208.1189.pdf]
*Die Vase die zerbricht ist ja auch nur verändert (liegt prinzipiell noch vor), die Definition des Systems ergibt sich also aus der Anwendung, wollen wir es als Dynamisches System modellieren (ein Teich der kippt ist ja nicht wirklich zerstört) oder wollen wir die einfache duale Vase (heile oder nicht heile), Taleb ist für die Vase udn Sornette für den Teich, beim Teich ist Vorhersagbarkeit möglich, da man kein Blackswan (eigentlich "greyswan" im Finanzmarkt) hat.
Uff, na das werd ich mir in einer ruhigen Minute mal zu Gemüte führen. Bei den Formeln steige ich aber aus, weil mir leider einfach die mathematischen Grundlagen fehlen und ich das nicht nachvollziehen kann, wenn die Formeln nicht umfangreich erläutert werden.
Ich bin mir grad nicht sicher, in wie weit man Resilienz formalisieren kann, da es vieles sein kann. Es kann als Fähigkeit verstanden werden, als Einstellung oder Haltung, als Zustand, es kann als das Produkt einer Systemdynamik verstanden werden. Es kann aber auch eine subjektive Zuschreibung oder eine Qualität/qualitative Beschreibung/ emergente Eigenschaft eines Systems gesehen werden.
Die Perspektive spielt da schon eine Rolle, weil irgendwer festlegen muss, was die konkreten Resilienzkriterien eines ganz bestimmten Systems. Und auch die Annahme, dass Resilienz grundsätzlich als gut betrachtet wird, muss nicht zwangsläufig richtig sein. Zuviel Resilienz kann auch schädlich sein, weil es weiterenwicklungen und Veränderungen im Weg steht.
Ein Tagelöhner, der sich von einem Aushilfsjob zum nächsten durchschlägt wäre resilient, erreicht aber eben nicht mehr. Sehr resiliente Kinder sind oftmals distanziert, haben eine zu hohe Affektkontrolle und Bindungsängste. Großkonzerne sind ebenfalls sehr resilient, aber auch meist extrem träge, was Veränderungen und Anpassungen an neue Marktsituationen anbelangt. Ja gut, die kaufen sich dann einfach Startups und Innovationen ein und stoßen ganze Unternehmenszweige ab, was man auch wieder als resilient bezeichnen kann.
Die Startupszene ist ja auch antifragil, aber eben nur auf Kosten der Fragilität der einzelnen Unternehmer. Der Finanzmarkt ist auch antifragil, aber meist auf Kosten der Kleinanleger bzw. der Arbeiter, dessen Leistung auch an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Andersrum würden viele Stellen ohne die Investoren nicht existieren.
Also wirklich schwierig. Vielleicht müsste man Formalisierungen dann eher auf spezielle Systeme oder Situationen zuschneidern und auch immer im Interesse der Shareholder/Stakeholder. Man müsste erst einmal anfangen, welche Elemente und Strukturen im System resilient und antifragil sein müssten oder wo Fragilitäten erwünscht sind bzw. auf wessen Kosten. Und auch, wie verschiedene Systeme zusammenhängen, wie sie Wechselwirken, wie sie hierarchisch zu einanderstehen (Sub- und Supersysteme).
Aber die Vase hat im heilen Zustand eine Funktion für den Menschen und wird daher in den Zustand gehalten und abgeschirmt. Der Teich hat auch eine Funktion für die Menschen als Naherholungsgebiet und wird gegenüber möglichen Umweltzerstörungen abgeschirmt und bei der Brücke das selbe. Dabei würden doch aber die Brückenbauer z.B. von nicht ganz so langanhaltenden Brücken profitieren.
Beim Finanzbeispiel ist man als antifragiler Akteur aber auch daran interessiert, dass das System möglichst dynamisch ist und viele Schwankungen hat, grad weil man gegenüber anderen Akteuren "gewinnen" will.