Ich bin zu jung, um ihn bewusst in seiner Funktion erlebt zu haben. Aber er scheint ein recht seltsamer Typ gewesen zu sein, den man in der DDR für 18 Jahre auf den Sockel gehievt hat...
Man vergegenwärtige sich, dass seit ein paar Jahren viele Deutsche über die USA und US-Präsident Trump spotten, der in einem Monat soviel Wachstum hinbekommt wie der Erich in 10 Jahren. Dazu hätten den in Deutschland wohl Ochsen und Esel vom Sockel stossen müssen.
Dann muss ich dir sagen, dass es in der DDR keine Wahlfreiheit und strikte Verfolgung von Kritikern durch ein perfides Gestaposystem (Stasi) gab.
Honeckers Portraitfoto hing in jeder Kaufhalle, in jedem Klassenzimmer aber der war nur eine Lachnummer, schon von der Stimme her.
Das System alter Männer und treuer Reden auf den Sozialismus und großen Bruder zog sich durch das ganze Land, eine eine Wahl hatte man nicht. Aufmärsche waren erzwungen, das ging auch in der Schule los.
Ich war in der zweiten Klasse beispielsweise Wandzeitungsagitator unserer Klasse (war ich ganz stolz da gewählt zu werden) und durfte u.a. aus Westmagazinen, die mir die Lehrerin gab Skinheadfotos ausschneiden und eine Wandzeitung zum Thema Horror in der BRD durch Nazihorden machen. Zum Glück wurde ich dann nicht mal mehr Thälmannpionier.
Kurz vor der Wende haben sie dann noch Egon Krenz installiert aber den schmierigen Lakaien wollte auch keiner haben.
Weil hier ja alles in grau und grau zusammen gefallen ist (unser Westbesuch von Freunden Ende der 80iger war geschockt von Leipzig),
konnten solche Sprüche auch nur amüsieren und haben sicher auch mit zum Freiheitsdrang der Massen beigetragen.
Meiner Erfahrung und auch jetzigen Meinung nach, darf man diesen Unrechtsstaat DDR aber nicht mit dem hier und jetzt gleich setzten und von selbem Unrecht sprechen.
Ich bin mit vielem nicht einverstanden aber heute kann ich immerhin das Land verlassen und werde nicht sofort abgeholt und eingelocht wenn man ich aufmucke und Scheiß Staat in der Öffentlichkeit rufen sollte. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Beste Grüße und schönes Wochenende. noch.
Danke für die Ergänzung und die Eindrücke aus persönlichen Erlebnissen!
Ja es ist schon speziell.
Letztes Jahr war ich ein paar Tage in Sachsen-Anhalt unterwegs, unter anderem auch in Halle an der Saale. Vieles wurde auf Vordermann gebracht und sieht heute schön aus, aber es gibt noch immer einiges, was von dem alten System zeugt. Wenn ich mir vorstelle, dass damals alles so ausgesehen hat und die Politiker gleichzeitig von Sonnenschein, Fortschritt und Sozialismus für immer geschwätzt haben, muss das schon sehr deprimierend gewesen sein. Deprimierend für die, die dort leben und bleiben mussten, schockierend für die, die sich westliche Verhältnisse gewohnt waren.
Heute gibt es zum Glück noch einige Freiheiten, die man dazu nutzen sollte, die eigenen Interessen zu vertreten und eben nicht nur neue staatliche Hilfen zu fordern, sondern auch in einigen Dingen darauf zu bestehen, weiterhin selbst gestalten zu dürfen, ohne dass eingegriffen wird.
Dann komm mal nach Leipzig, die Innenstadt ist 25 Jahre lang, dank Schneider, in Schuss und auch sonst eine tolle Stadt. Halle kann man nicht vergleichen, das ist wie Dorf oder Gewerbegebiet gegen Kulturstadt von Welt :) (bisl angeben muss sein)