Eine Sache bei der ich immer wieder überrascht bin ist, dass sowohl Linke als auch Liberale das Wesen des Kapitalismus nicht richtig zu verstehen scheinen. Eine solche Aussage überrascht viele immer, aber ich werde versuchen meinen Gedankengang entsprechend zu erklären.
Um diesen zu verstehen muss man verstehen, weswegen wir den Kapitalismus überhaupt haben. Ein Grundaxiom der Volkswirtschaft ist, dass die Bedürfnisse des Menschen unendlich sind. Dies löst gerade bei den Ökos immer einen riesigen Aufschrei aus! Das sei Blödsinn! Es kann kein grenzenloses Wachstum geben und der Mensch kann auch verzichten! Ja, kann er. Die Nordkoreaner zeigen dies. Aber sie werden eben auch nicht besonders glücklich sein.
Wir Menschen sind Individuen und jeder von uns braucht etwas anderes. Ich habe ein gutes Einkommen, leben aber fast schon frugalistisch, weil ich viele Dinge des Konsums für Blödsinn halte. Der Öko wäre begeistert. Aber deine eine braucht eben mehr Essen, der andere ne Fotostange und ein anderer braucht mehr Urlaub.
Das Grunddilemma ist nun aber, dass zwar die Bedürfnisse des Menschen unendlich sind, nicht aber die Güter in dieser Welt. Es muss also ein System existieren, dass diese nun verteilt. Früher ritt der König durchs Dorf, hat sich die Güter genommen und der Rest musste sehen, was übrig bleibt. Offenkundig ein eher unfaires System, dass nicht ohne Grund in sich kollabierte. Die Ablösung davon lautete Kapitalismus und wurde im Laufe seiner Existenz von der Planwirtschaft heraus gefordert.
Bei dieser versucht man die Güter zu „planen“. D.h. eine Gruppe von Leuten versucht zu verstehen, was man eigentlich an Gütern in der Bevölkerung braucht und diese dann anzufertigen. Spricht man mit den ehemaligen Bewohnern des Ostblocks wird man schnell sehen, dass dies nicht besonders gut funktioniert hat und regelmäßig an den Bedürfnissen des Bürgers vorbei produziert wurde. Es ist müßig nun darüber zu sinnieren, ob die Leute nun einfach immer nur Pech bei den Planern hatte oder das System in sich bereits kaputt ist.
Fakt ist nicht nur bei der Verteilung kommt es zu Fehlallokationen, sondern auch bereits bei der Produktion. Ein Nägelproduzent, der 20 Tonnen pro Jahr fertigen soll und merkt zur Mitte des Jahres das er nur 5 Tonnen hat und das Jahresziel nicht schafft, steigt dann eben auf größere Nägel um. Ziel erreicht, Konsument unzufrieden.
Der Kapitalismus versucht ein extrem komplexes Problem (viele unterschiedliche Bedürfnisse) sehr elegant zu lösen. Anstatt eine zentrale Planung zu haben, werden stattdessen Milliarden kleiner biologischer Rechner eingesetzt um zu bestimmen, was benötigt wird und was nicht. Jeder Marktteilnehmer validiert für sich selbst, was er will oder nicht und ab welchem Problem er auf andere Güter wechselt. Was als Gesamtheit ein unlösbares Problem ist, lässt sich auf diese Weise erfolgreich lösen.
Als Information dient den Menschen der Markt bei dem sich Produzent und Konsument begegnen und einen fairen Preis aushandeln. Beiden Seiten steht es stets zu sich aus diesem Markt zu verabschieden, wenn die Forderungen nicht mehr realistisch sind. Bezahlt der Autokäufer nur 10€ für einen Wagen, wird er bald keine Produzenten mehr finden und dessen Folge wird der Wert des Autos steigen. Solange bis es sich wieder lohnt und neue Produzenten in den Markt gehen.
Gerade Bürger aus dem ehemaligen Ostblock, aber auch die Linken verstehen nun unter „Kapitalismus“ etwas anderes. Sie diskutieren nicht über das oben beschriebene Marktsystem (das offenkundig das Beste ist was wir auf der Welt zur Lösung des komplexen Verteilungsproblems haben…), sondern machen aus dem Kapitalismus ein Gesellschaftsystem.
Eine unsichtbare Hand, die die Menschen einpeitscht und dazu zwingt immer härter zu arbeiten. Der Kapitalismus zwingt einen dazu immer produktiver zu werden und immer mehr zu produzieren. Das stimmt sogar. Es ist ein konsequentes Ziel, dass die Produzenten untereinander im Wettbewerb stehen und immer effizienter werden. Der Grund dafür, dass immer weniger Menschen in der Welt in bitterer Armut leben müssen.
Meist kommt dann aber das Argument, dass die Ressourcen ja endlich sein würden. Das stimmt auch. Das Ziel des Kapitalismus ist aber eine Steigerung der Effizienz, nicht des Verbrauchs. Gerade ein Produzent der es schafft mit gleichen Mitteln mehr zu leisten, wird vom Markt belohnt. Ja, vielleicht sogar der Italiener um der Ecke, der genau den gleichen Teller auftischt, wird durch eine freundliche Bedienung zu einem besseren Erlebnis und stiftet einen höheren Nutzen.
Wer eine solche Effizienz ablehnt, fordert damit entweder, dass weniger Menschen auf der Welt versorgt werden sollten oder man Verschwendung akzeptieren muss. Beides zwei Ziele die nicht gerade mit linken Weltbildern kompatibel sind und man als Kapitalist auch sehr gruselig findet.
Der Kapitalismus ist ein Marktsystem, der die Bedürfnisse der Menschen auf Basis von Märkten aus balanciert. Der Markt denkt nicht, der Markt fühlt nicht. Er ist eine Sache. Die sehr effizient, gut und einfach Funktioniert und aus genau diesem Grunde auch besonders gut ist. Wie wir Menschen dann mit ihm zusammenleben ist eine ganz andere Geschichte.
Und genau hier kommt der Punkt an dem viele Liberale genau den gleichen Fehler machen wie die Linken und den Kapitalismus zu einem Gesellschaftsystem machen. Der Kapitalismus funktioniert nur mit maximaler Freiheit besonders gut. Jeder Eingriff in den Markt ist als negativ einzusehen und am Besten solle es gar keinen Staat mehr geben, der dort eingreifen könnte.
Lange Zeit schien diese Gleichung auch wunderbar zu funktionieren. Überall wo der Kapitialismus und freie Märkte existierten, entstanden zumeist auch liberale Demokratien. Überall dort, wo der Staat sich massiv in die Märkte einmischte, ging es meist anschließend auch wieder abwärts. Entsprechend entstanden in der westlichen Welt die Gleichung „Demokratie bringt Wohlstand“, was offenkundiger Blödsinn ist.
Denn spätestens seit dem Zerfall des Ostblocks wird immer mehr offensichtlich, dass diese Gleichung nicht gilt und viele Teile trotz Demokratie ärmer werden. Auf der anderen Seite entstanden neue merkwürdige Konstrukte. Man sollte hier nur China als Beispiel nennen. Ohne zweifel existiert hier ein kapitalistisches System. Wer allerdings eine Demokratie sucht, wird vergebens suchen.
China ist eindeutig ein autokratischer Staat in dem die Freiheit des einzelnen Bürgers nichts bedeutet. Auch klassische Indikatoren wie einen Rechtsstaat gibt es schlichtweg nicht, der allerdings für eine friedliche Demokratie essenziell ist. Spätestens an diesem Punkt sollte man als liberaler Zeitgenosse (zu denen ich mich durchaus zähle) einmal tief in sich gehen und nachdenklich werden.
Kapitalismus ist etwas, dass den Markt regelt und dort gut funktioniert. Es definiert jedoch nicht das Gesellschaftsmodell. Ja, ich kann mir durchaus sehr gut sozialistische Gesellschaftsmodelle vorstellen, die wunderbar mit dem Kapitalismus funktionieren würden. Böse Zungen sagen ja sogar, dass wir in Europa genau ein solches System sind, weil wir eben keine beliebig freien Märkte haben.
Das liberale Lager muss endlich lernen, dass blinder Markgehormsam kein Killerargument ist, sondern schlichtweg die Beendigung von Diskussion und damit ein höchst undemokratischer Akt ist. Einer der unser System unnötig schwächt.
Unabhängig von der Sinnhaftigkeit, lasst uns einmal ein aktuelles Beispiel nehmen. Die Diskussion um den Klimawandel zum Beispiel. Die Ökos fordern, dass wir mehr für die Vermeidung von Treibhausgasen tun sollten und fordern eine CO2-Steuer. Als Staat könnte man durchaus dafür sorgen, dass man den Ausstoß von CO2 stärker besteuert. Sei es über eine Abgabe oder aber eben über Zertifikate.
Für Produzenten entsteht somit ein neuer Kostenfaktor, der in der Produktion einkalkuliert wird. Und entgegen der allgemeinen Meinung nicht zu sinkenden Gewinnen führen muss. Jeder Selbstständige weiß, dass am Ende immer der Endverbraucher zahlt, da Kosten durchgereicht werden. Genau dies will man ja aber erreichen, dass bestimmt Güter sanktioniert werden.
Der klassische Linke würde einfach sagen: Lasst uns SUV verbieten! Der Kapitalist würde sagen, lasst uns CO2 als einpreisen und den Markt entscheiden! Das Ergebnis wird ähnlich sein, allerdings schränkt der erste Ansatz eben Freiheit ein. Fakt ist aber, dass der Kapitalismus in keinster Weise dadurch behindert würde. Also hört auf solche Lügen zu erzählen!
Im Gegenteil! Der Markt kann nur dann besonders gut funktionieren, wenn alle Informationen klar auf den Tisch liegen und über den Preis abgebildet werden. Raubbau an der Natur oder der Gesellschaft müssen also eingepreist werden, damit der Markt sinnvoll funktioniert. Kehrt man diese Informationen unter dem Tisch und überlässt es der Gesellschaft sich darum zu kümmern, kommt es zu Fehlallokationen.
Gerade bei uns sind sich Linke und Liberale oft spinne feind. Und das obwohl viele aus beiden Lagern genauso undemokratisch handeln und das Wesen des Kapitalismus nicht verstanden zu haben. Als Öko muss man eigentlich ein einen funktionierenden Kapitalismus als sehr wünschenwertes Ziel ansehen. Da er Effizienz belohnt und es zu weniger Fehlallokationen kommt.
Der Liberale muss eingestehen, dass das Dogma eines Staatsabbaus nicht am Ende eine bessere Gesellschaft gibt. Ja, ihr habt recht! Es gibt Markteingriffe, die absolute Katastrophen sind. Immer dann, wenn man den Markt außer Kraft setzt durch Verbote oder Mindestpreisen. Versteht aber, dass das Ändern von Informationen in der Preisgestaltung den Markt nicht im geringsten schaden müssen. Wer dies behauptet, unterdrückt einfach Diskussionen.
Und bitte versteht mich nicht falsch. Ich denke, dass es auf beiden Seiten sehr bekloppte Ideen gibt, die man auf gar keinen Fall umsetzen sollte. Aber wenn wir uns als liberale Demokratien verstehen, dürfen wir dies nicht mit „Basta“-Diskussionen und Dogmen führen. Statt dessen müssen wir diese Ideen als Gesellschaft aussprechen und dann ggf. in unsere Marktwirtschaft integrieren.
Alles andere spielt langfristig den pragmatischen Autokraten in die Hände, die durchaus in der Lage sind einen Kapitalismus zu implementieren, der niemand in unseren Breiten wirklich möchte. Gerade als Menschen, die sehr gut mit Wettbewerb gefahren sind, sollten wir alles daran tun unsere besten Ideen auch in eben diesen zu validieren und unser System zu verbessern. Damit wir eindeutig das beste System der Welt schaffen in denen möglichst alle Menschen in Wohlstand und Freiheit leben können.
Ein Ziel dem jeder Linke und auch Liberale eigentlich problemlos zustimmen können sollte. Je undemokratischer wird Diskussionen führen, umso eher werden wir uns irgendwann in einem chinesischen Modell wiederfinden. Mit etwas Glück einem kapitalistischen Systems, aber auf gar keinen Fall ein Freiheitliches.
Üblicherweise gehen mich beide Seiten an und beschuldigen mich, der jeweils anderen Fraktion anzugehören. Mir sind solche Diskussionen aber zu kindisch, da ich glaube, dass wir eigentlich auf der gleichen Seite stehen und nur verlernt haben, sachlich zu diskutieren
Sehr schön mehrschichtig ausgeführt.
Nur glaub ich nicht das wir alle auf der gleichen Seite stehen. Das Bewusstsein selbst ist gefüllt mit Neugier, Mut und der Suche nach dem 'Wieso?'. Aber unsere Fragen und Antworten sind so unterschiedlich, oft scheint es mir so als wären wir nicht von der selben Spezies.
Vielen Dank. :)
Die Frage bleibt halt wie genau man die Seiten versteht. Tatsächlich bin ich oft verwundert, dass Liberale und Linke sich teilweise so sehr im Argen liegen in diesem Land. In den USA löst das nicht ohne Grund regelmäßig Irrtiationen aus und in vielen Ländern der Welt gibt es eben Sozialliberale Strömungen.
Auch soll dies keinewegs bedeuten, dass man nachdem man in die Diskussion gegangen ist, zum gleichen Ergebnis kommt. Das oft aber auf Grund von Dogmen nicht einmal mehr miteinander diskutiert wird, ist IMHO Ursache vieler heutiger Probleme.
Tatsächlich kann ich den Gedanken durchaus nachvollziehen und es beschleicht mich sehr oft ein ähnlicher Eindruck :-/
Mal wieder ein super Text.
Wir stehen an einem wichtigen Wendepunkt in der Geschichte.
Marktwirtschaft ist das effizienteste was wir bis jetzt erschaffen haben.
China hat die Neuauflage des Kommunismus erfunden und das System macht Schule in der Welt. Jeder Autokrat sieht dort seine Zukunft, da viele ehemalige Probleme von der Marktwirtschaft ersetzt wurden.
Die Effizienz des Marktes löst jetzt auch dort Verteilungsprobleme etc.
Die Führung lässt nur staatsnahe Firmen gewähren und sorgt durch Preisdumping für Absatzmärkte.
Solange es den Bürgern gut geht und sie sich verwirklichen können, wird niemand die Kontrolle des Staates anzweifeln.
Wir erfahrenen Demokraten müssen jetzt eine Alternative dazu bieten.
Keiner von uns kann sich ständige Kontrolle vom Staat vorstellen, jedoch übernehmen das bei uns die großen Konzerne.
Die Technik beschleunigt momentan vieles, vielleicht erleben wir ja bald neue technokratische Staatsformen, indem marktwirtschaftliche und sozialistische Anteile vorhanden sind.
Genau dies muss man sich stets vor Augen halten. Viele bisherige konkurrierende Ansätze hat man einfach aussitzen können und sich selbst überlassen können. Man muss sich nur mal die Anzahl Corvid-19 Toter mit Maos Reförmchen vergleichen.
Jahrelang predigten wir: Demokratie = Marktwirtschaft, was offenkundig falsch ist. Dadurch das man die Marktwirtschaft dort förderte hofft man, dass die Chinesen die Seiten wechseln. Tun sie aber nicht und fahren nun ihre eigene Agende. Ob Kommunismus oder ein nationalistisches, da bin ich mir oft gar nicht so sicher. Ähnliches Erleben wir aber genauso momentan auch in den USA.
Vorstellbar halte ich dies durchaus und einige Autokratien werden diesen Weg gehen. Als Demokrat wäre es aber doch irgendwie merkwürdig einer Maschine die Entscheidung zu überlassen, die danach entweder niemand mehr versteht (sei es Komplexität oder weil die Funktionsweise nicht klar ist). In einem solchen Fall wäre es wohl auch nur eine verdeckte Technokratie. Bis ein solches System auf Basis einer Planwirtschaft funktionieren würde, vergeht aber definitiv noch eine Weile.
Genial :D also haben sich unsere autoritären Feinde von uns gutgläubigen finanzieren und über die Marktwirtschaft bilden lassen?
somit haben die nun wieder bessere Technik und auch ein Verständnis dafür wie man diese Technik (Markt) möglichst gut ausnutzt? :D
Hätten wir wirklich Kapitalismus, also eine freie Marktwirtschaft, dann würde es auch freie Märkte (quasi Agorismus) geben. Also auch Währungsmärkte (wo sich die beste, stabilste Währung durchsetzt und nicht die mit dem höchsten Steuerzwang) oder auch Ideenmärkte (wo Ideen die Währung sind und man sich dadurch eine Reputation aufbauen kann).
Dies alles kommt erst jetzt - seitdem die Technik vorhanden ist um soetwas nicht mehr zu unterdrücken.
Ist für dich nun Demokratie = Freheit oder freie Marktwirtschaft = Freiheit (keine Unterdrückung - jeder kann sich bilden / selbst Wohlstand schaffen)
Was hälst du von Hayek?
Meiner Meinung nach ist die Wirtschaft nichts fernes.. wir alle sind Teil davon.
Dies muss jedoch nicht durchreguliert durch Zwang geschehen.
Es gibt eine Art natürlichen Drang durch den freie Marktwirtschaft entsteht. Es ist Teil der Natur. Die Natur (der Markt) wird für jedes Problem Lösungen finden/ schaffen (sofern man ihm den Freiraum gibt sich zu entfalten und zu wirken)
Eine freie Marktwirtschaft ist für mich quasi der Überbegriff für alle freien Handlungen von allen freien Menschen zusammengenommen.
Vllt interessiert dich noch mein Artikel
Brauchen wir nun Demokratie (Etatismus/ Interventionismus - Platon hat bereits über Demokratie geschrieben) um Freiheit zu erreichen?
Und freie Marktwirtschaft ist dann das große Ergebnis aus allen vielen kleinen freien Handlungen?
Es stimmt, dass wir in vielen Bereichen keine vollwertigen freien Märkte haben. Und dies eben auch oft technisch noch gar nicht möglich war. Als der Kapitalismus aufkam, waren "transparente Märkte" auch eher ein hypothetisches Konstrukt, während wir dies dank dem Internet in einigen Bereichen heutzutage durchaus haben.
Ich glaube, dass eine solche Gleichung im Kern bereits falsch ist. Weder ein Gesellschaftsmodell noch eine Marktwirtschaft ist automatisch ein Garant für Freiheit, da ich mir in beiden auch durchaus unfreie Modelle vorstellen kann. Am Ende sind es ja Tendenzen. Denn auch eine USA sind zwar freiheitlicher am Markt unterwegs, haben teilweise aber gesellschaftlich unfreiheiten, wo man den Kopf schüttelt.
Wer Freiheit mag, sollte seinen Kampf nicht nur auf den Markt fokusieren. Auch in der Gesellschaft selbst gibt es Kämpfe dies es zu bestreiten gibt. Dies haben viele Liberale im Laufe ihrer Zeit (zumindest in diesem Land) vergessen.
Ich bin kein Freund der neoliberalen Strömungen, da diese eben sehr oft gerade die Marktwirtschaft als Gesellschaftsmodell versuchte durchzudrücken und erst für das Babel verantwortlich ist. Dies soll nicht unbedingt bedeuten, dass sie in allen Unrecht haben. Gerade in den wirtschaftlichen Dingen können sie ja durchaus punkten.
Auch die Feudalen Systeme haben sehr lang, sehr stabil funktioniert. Am Ende zählt eben, ob etwas im Bauch ist. Sobald dies nicht gewährleistet wird und Güter da sind, kommt es zum Umsturz. (wenn keine da sind, eben der tot). Kein anderes System hat es bisher geschafft die Güter so fair zu verteilen und gleichzeitig die Anzahl der Güter zu steigern.
Ob dies ein natürliches Bestreben ist, weiß ich nicht. Die Allokation von Resourcen ist ein extrem komplexes Problem, dass dort simple gelöst wird. Die Natur setzt zumeist auf evolutionäre Modelle. Man könnte nun natürlich böswillig argumentieren, dass sich deswegen eben freie Marktwirtschaften langfristig durchgesetzt haben, aber ich glaube, dass man dann eben in genauo die Falle gelaufen sind, die wir im Westen in den 90er und 2000er in dem wir automatisch glaubten, dass China mit etwas Marktwirtschaft auch freier wird.
Nein, vermutlich nicht. Demokratie ist meiner Meinung nach zweifelsfrei die beste Gesellschaftsform, die wir haben um eine hohe Population friedlich miteinander leben zu lassen. Anarchistische Ansätze können sicherlich im kleineren Rahmen (die berühmte Insel) extrem gut funktionieren. Schaut man sich allerdings eine Staat wie New York an, stößt man bereits erneut an Komplexitätsgrenzen, die sich kaum erfüllen ließen, wenn es keine Steuerzwang mehr gibt.
Als Gesellschaft sollte es unser Ziel sein das beste System aufzubauen. Schaffen wir es Wohlstand und Freiheit zu generieren, strahlen wir als Leuchturm in der Welt und andere werden uns nacheifern. Wir driften aber selbst stark und haben die Arroganz viele unserer Errungenschaften als gottgegeben anzusehen. Alleine die tatsache, dass es immer weniger liberale Demokratien auf der Welt gibt, sollte uns einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Nicht damit wir noch brachialer unsere Werte in die Köpfe anderer kloppen, sondern um mal offen und ehrlich mit uns selbst umzugehen und sich zu fragen, warum die Maschine stottert. Und zwar ergebnisoffen und nicht mit Dogmen.
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