Die Sache mit dem Weihnachtsmärkten und den Pollern

in Deutsch D-A-CH3 days ago

Hallo Freunde,

ich habe in den letzten Stunden viele Diskussionen führen dürfen, warum die Weihnachtsmärkte nicht alle komplett mit diesen Pollern und Betonklötzen gesichert sind und ich muss an der Stelle leider etwas sagen, es ist nicht möglich. Zum einen muss man Fluchtwege und Feuerwehrzufahrten offen halten, damit zum Beispiel wir als Rettungsdienst anfahren können und dort vor Ort Patienten versorgen können. Wenn wir die Poller überall hätten, müssten wir unter umständen bis zu mehrere hundert Meter zum Einsatzort gehen und hätten dann das ein oder andere Problem. Zum anderen könnte es zu Problemen mit der Feuerwehr führen, da diese zum Beispiel zu brennenden Ständen fahren müssen und so ein Hilfslöschfahrzeug oder eine Drehleiter ist nicht klein.

Zum anderen sind die Weihnachtsmärkte in Innenstädten und links und rechts sind Gebäude, in diesen Gebäuden sind viele Dienstleister. So gibt es zum Beispiel in Nürnberg mehrere Ärzte in unmittelbarer Nähe zum Christkindelsmarkt und da müssen dann auch Taxis anfahren können und Patienten bringen oder abholen.

Und es gibt noch das ein oder andere weitere Problem. Man kann nicht alles absichern. Man hat jetzt schon meistens die Zufahrten abgesichert, an denen LKWs eingesetzt werden können. Das Problem an LKWs ist aber, zumindest aus Sicht eines Terroristen, dass sie eine Menge vorlauf brauchen und relativ schnell zum stehen kommen, sie erzeugen viel Schaden, aber nur auf einem kurzen Abschnitt. Ein PKW ist da um Welten flexibler und sorgt für etwas anderes, er sorgt für viele Patienten die noch leben, aber schwer Verletzt sind. Mein letzter stand waren 120 Schwerst und Schwerverletzte. Dazu dann noch 80 Leichtverletzte. Wenn man die regulären Berechnungen für solche Schadenslagen anlegt sollte es mehr Schwerstverletzte und Leichtverletzte geben und weniger Schwerverletzte, aber in diesem Szenario überwiegen die Schwerverletzten, was ein Problem für das System ist. Es sind zwar weniger Schwerstverletzte vor Ort als in den Formeln angewandt, aber das liegt auch daran, dass es wenige Tote gab, die sonst die Zahl der Schwerstverletzten reduzieren.

Aber gut, es bleibt spannend. Zu beginn der Adventszeit standen wir schon bereit. Es war nur eine Frage der Zeit das eine extremistische Gruppe, egal welcher Coleuer zuschlägt. Und falls es jemanden aufgefallen ist, die meisten Kräfte die vor Ort waren, waren Angehörige des Bevölkerungsschutzes. Für uns ist das ganze, so schrecklich es auch war, wieder eine Möglichkeit uns an die Zeit anzupassen und aus den Fehlern dieses Einsatzes zu lernen, aber das wird noch einige Monate dauern.

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Vermutlich hat man auch einen LKW als wahrscheinlicher angesehen, weil man damit mehr Schaden anrichten kann.
Aber es ist wohl auch so, das man nicht alles effektiv absperren kann. Wie Du schon sagst, Wege für Feuerwehr und Rettung müssen bleiben. Es gibt zwar versenkbare Sperren usw., aber die sind sehr teuer. Und auch wenn sowas eingebaut ist, gibt es ja noch andere Mittel für einen Anschlag, zB. Bomben.
Was vieleicht noch ginge wäre, lange gerade Wege wie auf dem Markt in Magdeburg zu vermeiden. So könnte auch ein PKW nicht schnell werden. Aber es würden wohl weniger Buden auf den Markt passen. Man darf nicht vergessen das so ein Weihnachtsmarkt in erster Linie ein Geschäft ist - und zwar ein ganz heftiges. Da wird viel Geld investiert, und viel Geld verdient. Sowohl von der Stadt, als auch von den Händlern. Ich kannte einige Leute, die haben ca. 3 Monate intensiv gearbeitet - für die Vorbereitung und den Markt selbst - und die restlichen 9 Monate im Jahr Urlaub gemacht. So gut kann man damit verdienen, trotz horrender Standmiete und anderen Kosten.

Die versenkbaren Sperren wären in Magdeburg nicht möglich gewesen, er ist über Tram Gleise eingefahren.

Ist halt leider immer eine Abwägung von verschiedenen Risiken und sind wir ehrlich, so oft wie ich jetzt schon auf den Christkindelsmarkt gefahren bin, würden feste Poller mehr Menschen töten als ein Anschlag. Um es in Zahlen zu nennen, es dürten etwa 40 Notfälle in diesem Monat gewesen sein, die Zeitkritisch waren.

Nun ja, ein hydraulischer Poller geht auch bei einem Gleisbett. Bei Busspuren wird es ja auch gemacht, dann haben die Fahrer eine Fernbedienung. Aber die richtig stabilen kosten auch richtig Geld. Bei Einfahrten zu Militärgeländen gibt es die hier und da. Man sieht nur eine große Stahlplatte auf dem Boden, wenn es eingefahren ist. Aber in der Erde ist es so groß wie eine Doppelgarage.

Eine komplette Sicherheit gibt es trotzdem nicht. Oder man muß alle Veranstaltungen mit vielen Besuchern abschaffen, und das will ja auch niemand - wie gesagt auch aus finanziellen Gründen. Und für Sicherheitsmaßnahmen kommt ja meist der Steuerzahler auf.

Man hätte den Straftäter auch schon 5 jahre Früher an Saudi-Arabien ausliefern können.

Es ist ein Politiker versagen!