Island – im Uhrzeigersinn, 1999

12.6. Start

Mit dem eigenen VW-Bus die Insel auf eigene Faust erkunden, Berge besteigen und mit Kurzski abfahren, in heißen Quellen baden

Der dänische Hafen Hanstholm liegt scheinbar am Ende der Welt, die Fähre Norröna wartet schon auf uns mit offenem Bauch.

13.6. Norröna

Die Überfahrt auf die Färöer dauert 35 Stunden, die See ist glatt, außer ein paar Bohrinseln gibt es nichts, an dem das Auge haften könnte. Blau, blau, blau. Am Nachmittag neblig, alles grau.

14.6. Färöer

Färöische Flagge

Um sechs in der Früh spuckt uns die Norröna in Tórshavn aus. Windiger Hafen und zugleich die Hauptstadt der Färöer. Im Hafen schöne alte Holzhäuser, die kleine Fußgängerzone ist noch menschenleer.

Wir fahren ins Landesinnere. In Kirkjubour ein schönes altes Bauernhaus mit Grasdach, Walknochenzaun und Walknochenhocker vor dem Eingang. Daneben eine unvollendete Steinkirche und vollendete winzige Holzkirche. Die Ortschaften liegen meistens an der Küste und waren bis weit ins 20. Jahrhundert nur übers Meer zugänglich. Jetzt gibt es schmale Sträßchen, die durch dunkle enge Tunnel zu entlegenen Weilern führen, die aus drei Häusern und einem winzigen Kirchlein bestehen.

Vom Dorf Tjornuvik unternehmen wir eine Abendwanderung auf einen ca. 600 m hohen Bergrücken. Wir finden eine Markierung, weiße Farbklekse an den Steinen. Ein waagerechter Regen scheucht uns den Berg hinunter.

15.6. Färöer

Heute besteigen wir den höchsten Berg der Färöer, den 882 m hohen Slaettaratindur. Von der Passstraße sind es 450 HM, es geht weglos über die Grashänge und Felsstufen auf den flachen Gipfel. Und schon ist auch der Nebel da.

Von *Eluvík geht es zu Fuß in die Nachbarbucht zu den rocking stones, es sind große Steine, die durch die Wellenbewegung wackeln sollen. Heute haben die Steine nicht gewackelt.

Sehr viele Tunnel, einspurig, nur 3,3 m breit, im Stein gehauen, mit Wasserrinnen auf beiden Seiten, unbeleuchtet. Da sie oft 3-4 km lang sind, gibt es Ausweichbuchten. Wer von den zwei entgegenkommenden Autos früher eine Bucht erreicht, fährt rein und schaltet die Lichter aus, so weiß der andere, dass der Weg frei ist. Es ist beklemmend. Übernachten am Ende der Welt auf der Insel Kunoy mit der einzigen Ortschaft Kunoy, einziger Straße und einzigem Tunnel.
Die zahlreichen dunklen Tunnel

16.6. Färöer

Das Wetter bleibt vorbildlich färöisch. Wind als ständiger Begleiter, nur die Richtung wechselt. Und heute Regen, Regen, Regen, und das nicht knapp. Zurück auf der Hauptinsel beobachten wir vom Leuchtturm die Ankunft unserer Norröna, die als Postschiff dient und inzwischen im norwegischen Bergen war.

17.6. Jökulsárlón

Land in Sicht. Seydisfjördur, der Hafen im Islands Osten, besteht aus nur ein paar Häusern, Anlegestelle, Tankstelle und Zollhäuschen. Ja und es gibt zwei kurze Skilifte oben am Hang. Die Ankunft des Postschiffes scheint die einzige Abwechslung zu sein. Über eine schneebedeckte Hochebene geht es nach Egilsstadir. Kleine farbige Blech- uns Holzhäuschen liegen zerstreut zwischen dem beginnenden Grün der Zwergbirken und -weiden. Viele graue Bachzöpfe arbeiten sich durch die sch

https://img.inleo.io/DQmXVcWx4fc1tnLHnTPNxwarze Lavafläche. Eine Kirche, zwei Tankstellen mit Imbiss und ein Supermarket. Nur die Straße Nr. 1 ist asphaltiert, alle anderen sind Schotterpisten.

Wir gehen einkaufen, ich schwanke noch im Rhythmus der Wellen und muss mich am Einkaufswagen fixieren. Schnell ins Auto, bevor es mir schlecht wird.

Die Straße Richtung Süden ist ganz leer, sie schlängelt sich entlang der Fjorde. Einzelne kleine Höfe, Schafe, Pferde. Große Lava-Sandflächen mit einem Muster aus kleinen Bächen. An der Straße Warnschilder: Bei Sandstürmen gesperrt. Entrosten der Karosserie durch Sandbestrahlung droht.

Zwischen den Lavaflächen (Hraun) und Sandflächen (Sandur) grüne Grasbüschel und Kissenmoos, dicke ungeschorene Schafe ziehen vorbei, dabei verlieren sie große Fetzen Winterfell. Sie ziehen sie hinterher wie alte abgerissene Mäntel.
Jökursálón See

Um acht landen wir beim Jökursálón See. In den kalbt der Vatnajökull Gletscher. Bläuliche Eisschollen-Schiffe treiben ruhig auf der Wasserfläche, die niedrige Sonne beleuchtet sie durch die Wolkenfenster. In einer Stunde kann man bis zum Gletscher gelangen. Trotz fortgeschrittener Stunde und Nieselregen gehen wir hin. Es gibt keinen Weg, man muss auf die brütenden Vögel zwischen den Graskissen aufpassen. Wir sehen Eiderentenester voller weicher Daune. Auf dem Rückweg gehe ich über eine kleine Anhöhe. Das ist wahrscheinlich das Revier der braunen Skuas (die größte Raubmöwe, Spannweite bis 140 cm), sie fühlen sich gestört und möchten mich vertreiben, fangen mit Einschüchterungsflügen an. Zuerst eine, dann zwei, fünf fliegen mich an. Ich schaue fasziniert zu. Von vorne, hinten, seitlich fliegen sie gegen meinen Kopf, ca. 1 m vor mir drehen sie scharf ab. Wie ferngesteuerte Modellflugzeuge. Von lauter Bewunderung schaue ich nicht auf den Boden und trete beinahe in ein Eiderentennest. Die Ente fliegt weg, im Nest liegen zwei grüne Eier. Zum Bus komme ich erst um Elf. Es ist aber immer noch hell.

18.6. Vík

Vom Skaftafel Nationalpark kann an den höchsten isländischen Gipfel besteigen, Hvannadalshnúkur 2119 m. Es gibt keine Wege dorthin, auch keine Wegbeschreibung. Wind, Nebel, Nieselregen. Wir sehen den Gipfel nicht mal. Dann eben nicht, wir denken uns eine Ersatztour aus: Kristinartindar, 1126 m, 7-8 Stunden. Wasserdicht eingepackt am Svartifoss Wasserfall vorbei, dann über Weide- und Birken-Bonsaiwälder. Höher wächst nur noch Heide, dann Moose, dann Steine, Steine, Steine. Und der Nebel kommt. Der Weg ist durch ca. 50 cm lange Stecken mit roter Spitze markiert. So laufen wir den Punkten nach, sparen aber den Gipfel aus und steigen auf der anderen Seite wieder ab. Die Pfade verwandeln sich in markierte Bäche mitten im Sumpf. Es hat keinen Sinn dem Wasser auszuweichen. Was nicht von oben oder unten kommt, treibt uns der Wind unter die Kleidung. Wir schauen uns an und müssen lachen. Patschnass und schlammbeschmiert!

Im Bus umziehen, weiter geht’s nach Vík, Landkreishauptstadt, 600 Einwohner, davon 330 direkt in Vík. Hier gibt es die größte Küstenschwalben-Kolonie auf Island. Auf den Hängen zwischen den Schwalben und Möven nisten auch die putzigen Papageientaucher. Wir klettern vorsichtig näher.

Das Info hat schon zu, so probieren wir es halt selber, wie weit wir mit dem Bus ins Landesinnere Richtung Pórsmörk auf der Piste kommen. Zuerst geht es gut über Lava, Schotter und wassergefüllte Schlaglöcher. Dann kommt aber eine Furt, da steht schon ein Pkw und ein Jeep. Zdenek probiert mit den Gummistiefeln die Tiefe, bis ihm Wasser von oben in die Schuhe schwappt. Also zurück, es ist schon sowieso 22.30 Uhr.

19.6. Pórtsmörk

Heute ist Samstag, viele Jeeps, Minibusse mit Anhängern, alle vollbeladen, wollen das Wochenende in Pórtsmörk verbringen. Um 11.00 fährt ein Linienbus hin, zurück leider schon um 15.30, aber die einzige Möglichkeit für uns. Preis 1200,- ISK einfach. Der Bus ist ein „hochbeiniges“ Gefährt mit angehobenem Hintern, ein Geländebus. Auf den 24 km geht es über viele Furten, aber erst die letzten haben es in sich. Der Fahrer fährt Schlangenlinie in einem breiten Flussbett. Nicht nur das Wasser, auch die großen Steine machen Schwierigkeiten. In einer Stunde sind wir da, Pórtsmörk ist ein Landschaftsabschnitt, mit Camping und Imbiss, und drei ca. 1,5 Stunden entfernten Hütten.
Pórtsmörk
Sonntagsausflug auf Isländisch

Wir überqueren einen mit Zwergbirken bewachsenen Bergrücken. Von oben sehen wir Jeeps durchs Wasser preschen und über die Lavakiesbänke beschleunigen. Das ist also das Sonntagsspielzeug des isländischen Mannes! Dann sitzt er mit Frau, Oma, Kindern und Hund beim Picknick am Ufer, Badminton wird herausgezogen.

Für die Fußgänger gibt es über die breitesten Flussarme Brücken, so gelangen auch wir auf die andere Talseite, um die coolen Jungs mit ihren super Geländefahrzeugen aus der Nähe anzuschauen. Die Jeeps haben viele lange Antennen, auf dem Dach Reflektoren, die Fahrer haben Kopfhörer und sprechen beim Fahren ins Mikro.

Das Wetter hält sich heute gut, fahren mit unserem Bus weiter nach Keldur. Dort gibt es gut erhaltene Grassoden Häuser der früheren Isländer. Keldur ist eigentlich nur ein Bauernhof, 11 km von der asphaltierten Straße weg. Abseits stehen fünf alte Häuser, alles ist offen, niemand da, wir können alle durchstöbern. Kein Eintritt wird verlangt, auch andere touristische Attraktionen, Duschen, WC, sind auf Island umsonst.

Morgen möchten wir den Vulkan Hekla besteigen. Fragen an der Tankstelle, ob die Piste befahrbar ist. Ja. Gut 40 km Lavapiste zum Bergfuß, dann über Lavasand nach rechts und so weit es geht. Schottrige Waschbrettstraße, wir können nicht die richtige Spur im Lavafeld finden. Dann endlich: auf einem Lavabrocken weiß gepinselt – Hekla, mit einem Pfeil nach rechts. Es ist schon 21.00 Uhr, es fängt leicht zu regnen an. Die Spuren sind nicht sehr deutlich, ab und zu gelbe Stecken im schwarzen Sand. Ein beklemmendes Gefühl, um uns alles schwarz, schaffen wir die 15 km? Das Handy funktioniert hier nicht, falls wir stecken bleiben, müssen wir die weite Strecke zur Straße marschieren und dort auf eines der ca. 10 Fahrzeuge warten, die hier am Tag durchkommen. Dazu ist die Piste gesperrt, was uns an der Tankstelle niemand gesagt hat, für Pkw sowieso und für Geländefahrzeuge wurde sie nach dem Winter noch nicht geöffnet. Dann sehen wir nach 13 km einen ehemaligen Schafspferch (vor dem letzten Ausbruch 1991 waren hier Weiden), eine Spur geht hier weiter. Nach 3 km ein Schneefeld, wir versuchen es über einen Hügel umzufahren und bleiben stecken. Also zurück auf die Ebene. Hier bleiben wir über Nacht, der Bergfuß ist von hier schon viel näher.
Zur Hekla

20.6. Hekla

Totale Stille die ganze Nacht. Das nächste menschliche Wesen ist mindestens 20 km Luftlinie weit, wir sind von einer toten schwarzen Landschaft umgeben. Kein Vogel, keine Fliege, kein Grashalm und kein Wasser. Absolute Ruhe, ein bisschen wie im Grab. In der Früh überrascht uns die Sonne. Wir ziehen Tourenskischuhe an und packen Bigfoots mit, die Kurz Ski. Die letzten Tage hat es hier viel geschneit. Nach 20 Minuten Fußmarsch den Jeepspuren nach finden wir eine isländische Fahne, daneben eine Pistenraupe. Keine frischen Spuren, nach drei Stecken keine Markierung mehr. Nach Kompass stapfen wir den Hang hoch, stellenweise brechen wir 20-30 cm in den Schnee ein. Der Gipfel ist eine runde Kuppe, sie läuft vor uns weg wie eine Fata Morgana. Dann Nebel, wo ist der Gipfel? Der Höhenmesser zeigt schon 40 m mehr. Dann hebt sich der Nebel und wir sehen ihn den höchsten Punkt noch ein Stück weiter. Nach 15 Minuten stehen wir endlich oben, Auf der warmen Lava, die den Schnee auf dem Gipfel weggeschmolzen hat. Vulkan Hekla, 1491 m. Im Gipfelbuch ist ein Eintrag vom 6.6. (zwei Tschechen, die sind überall) und einer vom 12.6. (zwei Isländer). Also kein Andrang. Wir haben 1300 m Aufstieg und 9 km Entfernung in 4 Stunden bewältigt. Jetzt wartet die Belohnung auf uns. Wir schnallen die Bigfoots an und schwingen uns die unberührten Hänge hinunter. Für mich ist der Schnee ideal, Firn mit Kruste. Zdenek bricht mehr ein und wenn der große Zeh von seinem Bigfoot unter den Schnee kommt, macht er schöne Bauchlandungen. Es macht Riesenspaß. Hoffentlich ihm auch.

Gipfelbuch auf Hekla

Mit dem Bus fahren wir schon ohne Bedenken aus der Lavawüste heraus, bei Sonnenschein sieht sie nicht mehr so bedrohlich aus. Immer umdrehen: schau, unsere Spuren im Schnee, Aufstieg, Abfahrt. Es war herrlich. Ermutigt durch den Erfolg wagen wir uns auf die Inlandpiste nach Landmannalaugar (Bad des Mannes vom Lande). Der Wiking-Reiseführer sagt zwar, dass sie noch bis übermorgen gesperrt ist, aber das juckt uns nicht, das war die heutige Strecke auch. Die Schotterstraße zu dem Pistenanfang ist zwar nicht gesperrt, wird aber repariert, frischer Kies wird aufgetragen, Baufahrzeuge rollen hin und her. Beim Passieren einer Baumaschine bleiben wir fast stecken, der Bus heult auf und gräbt sich dann doch zum harten Untergrund zurück. Für die 36 km lange Piste brauchen wir 1 ½ Stunden. Am Anfang waren ein paar ausgewaschene Stellen, da hat es schon kritisch ausgeschaut. Zdenek hat aber die Nerven behalten, noch einmal Anlauf genommen und drüber waren wir. Zwei Jeep-Rowdies tauchen vor uns auf, schauen uns aus der Höhe ihrer hochrädrigen Monster verächtlich an und weg sind sie. Dann endlich Landmannalaugar. Die Furt vor der Hütte ist aber definitiv nichts für uns. Wir bleiben vor ihr. Zwei Hütten, eine Fußgängerbrücke, Stege in den morastigen Talgrund, und vor allem, die heiße Quellen! Auf die freuen wir uns besonders. Es ist 20.00 Uhr, da schaffen wir noch ein schönes Bad. Zdenek zögert, das Wasser ist beim Einstieg nur lauwarm, aber dann! Da kommen heiße Bäche aus der Lava. Herrlich, und nur für uns alleine. Im Sommer, wenn die Isländer (und die deutschen Reisebüros) kommen, herrscht hier bestimmt Andrang. Badewannentemperatur, stellenweise fast zu heiß. So, um 23.00 Bad beendet, obwohl die Sonne noch scheint.


21.6. Landmannalaugar

Wir haben nicht gemerkt, dass es heute die kürzeste Nacht war. In Reykjavík hat sie nur 20 Minuten gedauert. Ein strahlender Sonnenschein ohne ein einziges Wölkchen empfängt uns. Von Landmannalaugar führt ein Fernwanderweg über Schutzhütten (2-4 Tage, 3 Hütten, 50 km) nach Pórtsmörk. In die andere Richtung geht es 30 km zu der Elgjá Schlucht. An den Hütten arbeiten zwei Männer, wir fragen sie, ob die beschriebene Tour zu den heißen Quellen Richtung Pórtsmörk wirklich 9-11 Stunden dauert. Ja, 3 Stunden zur Hütte, 3 Stunden zu den heißen Quellen, 3 Stunden zurück, bei insgesamt ca. 1.200 Höhenmetern. Und oben liegt noch viel Schnee. Wir sollen uns bei ihnen melden, wenn wir zurück sind, sonst schauen sie nach uns.

Am Anfang geht es durch ein Labyrinth „frischer“ Lava aus dem 16. Jh., dann sehen wir schon die Liparit Berge (Rhyolith) in allen Ockerfarben in der Sonne strahlen, mit grünen Moosflächen und weißen Schneezungen. Wir steigen leicht an und sehen die ersten Rauchsäulen. Zwischen den rot und gelb schimmernden Steinen (weich und glitschig) steigt heißer schwefeliger Rauch auf. Leicht ausgetretener Pfad, nach einer Stunde erreichen wir Schnee. Zwei, drei Leute sind hier irgendwann vor uns gegangen, es geht gut, die Berge werden flacher, die Landschaft weitläufiger. Nach drei Stunden erreichen wir tatsächlich eine Berghütte. Unbewirtschaftet, klein, das Holz grün angestrichen. Natürlich offen, unten Küche, oben Lager, niemand da. Die Zentralheizung, gespeist von der nahen heißen Quelle, läuft volle Pulle, die Heizkörper schön warm, im Raum 25°C. Laut Gästebuch waren hier vor zwei Tagen zwei Besucher und auf heute haben zwei übernachtet. Wir trocknen auf den Heizkörpern unsere vom Schnee aufgeweichten Bergschuhe und machen inzwischen Brotzeit. Hinter dem Hausberg beginnt die Quellenlandschaft. In die rauchenden Talsenken fahren wir mit Bigfoots ab, hier sieht man keine Spuren mehr. Es zischt wie eine Dampflok und stinkt nach Schwefel, so ist es nicht schwer, die Quellen in der hügeligen Landschaft zu entdecken. Um sie herum ist der Boden warm und schneefrei, Moose und ein paar kleine Pflanzen wachsen herum, sogar Vögel sind zu sehen.

Der Rückweg wird immer beschwerlicher, der Schnee ist am Nachmittag schon aufgeweicht, wir sinken 20-30 cm ein. Wir stapfen schon zwei Stunden durch die abwechslungsarme weiße Landschaft, unsere Schuhe sind vollgesaugt wie ein Schwamm. Ich kriege Wut auf den nassen Schnee, muss schnell raus hier. Wir bestimmen unseren Azimut (ha ha, Kompass gut). So, zwischen den zwei Hügeln durch, ich spure, mache Tempo. Zdenek keucht hinter mir her, ich bin aber nicht zu bremsen, will mich schnell aus dem endlosen Nass befreien. Nach drei Stunden treffen wir endlich auf unsere morgige Spur. Ab hier noch drei Stunden zum Auto. Zdenek fährt die Hänge mit Bigfoot ab, auf meinen Schwammschuhen hält die Bindung nicht mehr.

Nach 9 ½ Stunden sind wir zurück, melden uns in der Hütte, gehen gleich zur Badestelle und fallen nackt ins heiße Wasser. Und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Es war aber trotz der Mühsal eine wunderschöne Wanderung, so mag ich es. Durch menschenleere Landschaft, die Fumarolen ohne Zäune, ohne Hinweisschilder und Stege, einfach frei zugänglich.

Noch am Abend fahren wir die Hochlandpiste zurück. Der Straßendienst, ein riesiger Scraper, kommt uns entgegen. Vorne Pflug, hinten ein Schaber, der den Weg in einem Durchgang gleich einebnet. Der macht die Piste für den Sommerbetrieb frei. Das wird jetzt lustig, er braucht die ganze Fahrspur für sich. Wir können aber nicht in den weichen Untergrund neben dem Weg ausweichen. Der Fahrer schaut uns zwar grimmig an, steuert aber problemlos das Monster über die Lavabrocken neben den Weg an uns vorbei.

Auf dem Fluss Pjorsá wird ein Kraftwerk gebaut, 30 km Baustelle. Wir tuckern in 20 km/h Tempo an der riesigen Landschaftsnarbe entlang. So könnte es auf dem Mond ausschauen: Lava. Lavabrocken. Schlamm. Lavaasche. Und dann eine Abzweigung: Schwimmbad. Mitten im Niemandsland. Ja, dort übernachten wir. Ein Heiße Quelle-Freibad. Die schwarze Landschaft weicht einer grünen Grassteppe mit etwas Gestrüpp. Vogelgezwitscher. Und plötzlich steht mitten auf dem Parkplatz ein Polarfuchs vor uns. Ja, hier geben die Füchse gute Nacht. Aber nur uns, wir sind hier mitten in der Wildnis alleine.

22.6. Geysir, Blaue Lagune

Die Vögel haben in der Nacht recht viel Lärm gemacht, Zdenek klatscht in die Hände, um sie vom Auto wegzuscheuchen. Hilft aber nichts. Der Himmel ist heute grau. Egal, heute ist touristisches auf dem Programm. Zuerst der Gulfoss Wasserfall. Zwei Touristenbusse. Wind, Regen, Wassergischt. Eigentlich mag ich die Wasserfälle nicht besonders. Das so viele Wasser, wie es herabstürzt. Ob ich von oben oder unten schaue, irgendwie macht es mir Angst. Wasser ist nicht mein Element. Ausnahme: Schnee oder Sauna.

Dann Geysir. DER Geysir, der den Namen allen anderen natürlichen Wasserfontänen gegeben hat. Auf dem Parkplatz etliche Busse. Die Wassersäule schießt in 5-10 Minuten Interwall ca. 20 m in die Höhe. Mit der Stoppuhr versuchen wir den Rhythmus herauszufinden, damit wir die Eruption fotografieren können. Zuerst 7.30 Minuten, dann 7.28. Alles klar. Dann aber 2.30 und 4.50. Der macht was er will.

Im Süden werden Treibhäuser durch die heißen Quellen beheizt, in Hveragerd ist drin ein Café eigerichtet. Dehner in klein. Meine Beute: eine Tüte mit Alaska-Lupinen Samen. Das sind die blauen Lupinen, die hier als Pionierpflanzen auf den Lavafeldern gesät werden. (Da ahne ich noch nicht, dass Lupinen ein bevorzugtes Schneckenfutter sind und bei mir im Garten keine einzige überlebt. Schade.)

Bjäfjöll ist ein Skigebiet. Klar, das müssen wir uns anschauen. Obwohl ich heute keinen Fuß in den nassen Schnee setze, das habe ich mir gestern geschworen. Die Wolken hängen tief, teilweise bis zum Boden. Der Zufahrtsweg ist gesperrt. Aber wen juckt das? Lavapiste im Nebel, führt höher und höher. Dann Schilder „Willkommen im Skiparadies“. Weitere 25 km, wir brauchen dafür eine Stunde, unser Bus wackelt über die Steine und ächzt.

Dann die Blaue Lagune. In der einsamen Lavalandschaft ein Heizkraftwerk, neben ihm die Lagune. Wirklich blau, Wassertemperatur 36°C. Einfache Umkleiden, aus der Wasseroberfläche steigen Dämpfe auf. Wir wollen um die Lagune herumschwimmen, es geht aber nicht. Stellenweise ist das Wasser auf der Oberfläche so heiß, dass der Kreislauf nicht mehr mitmacht. Wir liegen auf den Felsen in der Mitte, ragen halb aus dem Wasser und drehen uns gelegentlich um wie die Robben.

Die Nacht bei den Vogelfelsen auf dem südwestlichen Zipfel Islands.

23.6. Reykjavík

Wir schauen uns die Vogelfelsen an, scheuchen dabei die Küstenschwalben auf. Bodenbrüter, in den Nestern bräunliche bis grünliche Eier. Also weg hier, damit sie sich unseretwegen nicht gestört fühlen.

Von hier nach Reykjavík. Haben aber irgendwie in dem Nebel die richtige Ausfahrt verpasst, holpern über eine Piste, die wahrscheinlich eine Trainingsstrecke für Offroad Rowdies ist. Endlich Auffahrt zum Asphalt, Keflavík, Reykjavík. Heißt Nebelbucht, wird wohl was dran sein. Die südliche Dominante der Stadt ist Perlan, fünf Wassertanks, architektonisch verschönert, oben eine Glaskuppel mit Restaurant. Edelstahl, polierter Stein, Glas, im Eingang ein Geysir. Dann Besichtigung von Nordic House, Architekt Alvar Aalto, mit Info und Kulturzentrum. Bücherei, Vorträge, Café.
Perlan
Hallgrimskirkja

Die Innenstadt ist ein Mix aus alten Häuschen und moderner Architektur. Fußgängerzone, alles klein, übersichtlich. Auffällig viele Geschäfte mit Bademode, Sommerkleidern, Dessous und anderer luftigen Kleidung. Wann ziehen die so was an? Na jetzt doch! Wir in unseren Windjacken, die isländische Jugend geniest die spärliche Sonne in T-Shirts. Allgemein eine junge Stadt, viele Kindergärten, Spielplätze, Hallenbäder, überraschend viel Grün. In der Stadtmitte ein open air Rock Konzert. Blumenmädchen und -jungen verteilen Rosen auf herumstehende Zuhörer. Angeblich werden die Gehsteige hier mit der Thermalenergie im Winter beheizt. Das ist ein Ding!

Wir streifen durch einen Friedhof. In der ungemähten Wiese stehen zerstreut Bettgestelle aus Metall. Nein, das sind die Einfriedungen der Gräber! Wir lesen die Namen der Bestatteten. Die Männernamen enden auf -son, die Frauennamen auf – dotir. Sohn und Tochter. Also keine Nachnahmen wie wir sie kennen. Angeblich werden die Isländer im Telefonbuch nach den Vornamen geordnet. Das kontrollieren wir in einem Info, tatsächlich. Na ja, es gibt je nur 600.000 Isländer.

Was uns im Straßenbild fehlt, sind Bäckereien. Wir haben langsam Hunger. Zdenek möchte in ein normales Restaurant, es gibt schöne in alten Häusern, sehen wie Wohnstuben aus. Mir ist es Schade um die Zeit, mag die Warterei nicht, mir wäre ein isländisches Sandwich oder was ähnliches in die Hand lieber. Ein Kompromiss: eine Kneipe im Stil der 20. Jahre, ziemlich leer, nicht so teuer. Das heißt, das normale Essen kostet um die 60,-DM. Für kleine Pizza in die Hand an der Tankstelle zahlt man 15,-DM. Ich bestelle Lamm, Zdenek Fisch, es schmeckt uns beiden nicht. Geben es erst nach dem Essen zu, aber wir sind satt.

Das Freilichtmuseum schaffen wir leider nicht mehr, der macht um 18 Uhr zu. Wir fahren trotzdem hin und es ist alles offen! Nur in die Häuser hinein kann man nicht. Da sie aber alle erdgeschossig sind, spähen wir durch die Fenster. Die isländischen Beschriftungen innen würden wir sowieso nicht entziffern können.

Zdenek will morgen noch die Galerie besuchen. Wir überlassen es dem Wetter. Schlecht=Galerie, gut=Weiterfahrt. Im Supermarkt Vorräte aufgefüllt. Dank dem Rat von Christine haben wir genug Frischobst und Gemüse von Zuhause mitgenommen. In Reykjavík gibt es zwar vieles, aber recht teuer. 1 kg Tomaten kostet 10,-DM.

Für die Nacht parken wir außerhalb dr Stadt über einer Bucht, so dass wir gleich in der Früh aus dem Bett gute Aussicht haben, um Entscheidungen zu treffen. Wir trocknen immer noch die von Landmannalaugar rohfleischnassen Schuhe.

24.6. Pingvellir, Langjökull

Halb sieben wecken mich schwere Tropfen aufs Dach. Oh je, da kann ich ruhig weiterschlafen, die Galerie macht erst um 10.00 auf. Um acht Überraschung, die Sonne! Wir fahren also weiter, vorbei an einem Winterskigebiet mit vier beleuchteten Liften und zwei Hütten.

Pingvellir ist die Stelle, wo das erste Parlament unter freiem Himmel von den Isländern abgehalten wurde. Seit dem Jahr 930 bis 1844. Wir wandern zum Lógberg, wo dem Volk die Gesetze vorgelesen wurden. Einmal im Jahr fand deswegen ein gesamt isländisches Meeting statt, alles kam mit Kind und Kegel. Über die leicht gewellte, mit Moos und Zwergbirken bewachsene Lava führt ein schöner Pfad zu der Bruchspalte Almannagjá. dem Graben, wo sich die amerikanische und europäische Kontinentalplatten begegnen. Vielmehr driften sie auseinander, im Laufe der Zeit entstand dazwischen der See Pingvallavatn. Eine Wanderung von insgesamt drei Stunden.
Der Graben zwischen Europa uns Amerika

In dem Info am Parkplatz fragen wir, wie im Reiseführer empfohlen, nach dem Zustand der Kaldur-Hochlandpiste. Gesperrt, sagt das nette Fräulein, und auch die andere weiterführende Straße, in unserer Karte dick und sogar nummeriert gezeichnet, ist zu. Wir sollen umkehren und an der Küste weiter Richtung Norden fahren. Wir bedanken uns für die fachkundige Auskunft und fahren trotzdem schnurstracks auf die Hochlandpiste.

Zuerst zu der angeblich gesperrten Straße Nr. 52, 23 km zur Abzweigung, eine Stelle mit 20% Steigung, sonst wie üblich: Waschbrett mit Steinstreuung. Weil es so gut geht, überlegt unser Fahrer und Reiseleiter nicht lange und biegt auf die Kaldur Piste ab. Es soll 40 km zwischen den Gletschern gehen, da ist er nicht zu bremsen. Ich lade vorsichtshalber das Handy-Akku auf, obwohl wir wahrscheinlich keinen Empfang haben werden. Bei Zdenek bin ich aber in guten Händen, er ersetzt das fehlende Allrad durch seine gute Fahrtechnik. Wir klettern langsam die Geröllhalden hoch, schaffen in der Stunde gerade so 25 km. Zdenek hält Ausschau nach einem mit Ski befahrbaren Hang. Links zu flach, rechts zu steil mit Steinschlag, wie man am Bergfuß sieht. Also kein Skifahren heute. Auf die Abzweigung zum Gletscher Langjökull (nach 6 km), wir begutachten den Weg mit dem Fernglas, trauen uns aber nicht hin. Wir bleiben über Nacht in Húsafell. Heiße Quellen, Sommerhäuschen, Reiten, Golf, Camping. Zdenek sucht sich sorgfältig ein schönes Sitzplätzchen auf einem Moosbeerkissen zwischen dem Birkengestrüp. Ich soll ihm nämlich einen neuen Haarschnitt verpassen, was wir vor der Abreise nicht geschafft haben. Dann ins Freibad. Vier kleine Becken, verschiedene Temperaturen 35-40°C, außer uns nur eine Familie. Am Aushang sehen wir Werbung für Langjökull, Schneekatzenausflüge auf den zweitgrößten Gletscher Islands. Im Auftrag von Zdenek frage ich das Info-Fräulein. Ja, wir können bis zur Hütte fahren, auch mit unserem Auto. Zdeneks Augen leuchten. Klar. Da müssen wir hin, es sind nur 16 km, und übernachten auf dem Gletscher.

Oben angekommen, zählen wir 22 Schneekatzen, zwei Pistenraupen und drei junge Isländer: Tourenführer und -fahrer, die ihr geländegängiges Rießenungetüm nicht starten können. Zdenek soll von unserem Bus Starthilfe leisten. Ihr Startkabel hat keine Klemmen, sieht gefährlich aus. Unsere Batterie schafft es aber nicht, zu klein. Wir kommen mit den Jungs ins Gespräch, sie würden uns morgen mit der Schneekatze nach oben bringen, damit wir abfahren können. Skifahren auf Island? Das machen die Einheimischen nicht: Pisten zu kurz und überhaupt, es ist dunkel. Und was macht denn der Isländer im Winter, will ich wissen. Sitzt daheim und guckt fern.

Halb zwölf Nacht. Gerade war noch die Sonne am Horizont sichtbar, jetzt kommt ein Schneesturm. Was bringt uns der Morgen?

25.6. Akureyri

Wohl nichts Gutes. Um halb fünf Sonne-Wolken Stimmungen. Außerdem zerrt starker Wind an unserem Schlafzimmer. Hoffentlich vertreibt er die Wolken. Hat er aber nicht, um acht Schneesturm, im Auto +7°C, draußen +2°C. Das war´s, kein Skifahren heute.

Herunter auf die Ringstraße, dort direkt neben der Piste ein kleiner Vulkan – Grábrók. Aufstieg, Abstieg, zum Gipfel teilweise Stufen, oben ein Naturdenkmal, Foto. In 30 Minuten alles erledigt.

Auf der Fosilienstelle finden wir nichts, außerdem ist es verboten was mitzunehmen. Nahe Skagafjördur ein alter Torfhof Glaumbaer. Einzelne Räume mit Grasdach, durch unterirdische Gänge verbunden. Wände aus ausgestochenem Torf, nur der Eingangsgiebel aus Holz.


Im Camping vor Blönduós gibt es jede Menge Info-Broschüren mit gesperrten Inlandrouten. Die Piste nach Hveravellir können wir angeblich mit unserem Auto gut fahren. Sind aber 80 km Piste hin und dann wieder zurück, zu weit bei dem Wetter. Schade, es gibt dort heiße Quellen und Wanderungen auf den Langjökull. Also, wenn es noch ein nächstes Mal gibt, dann mit der F37 Kjalfell Piste nach Hveravellir.

In Olafsfjördur Schlafplatz, ausnahmsweise nicht in der freien Natur, aber in einem Free-Camping am Ortsrand. Noch vier Zelte stehen da, isländische Familien mit Kindern. Elf Uhr nachts, und die Kleinen drehen hier vergnügt ihre Bike-Runden. Das wird noch lustig.

26.6. Laufás

Ja, war es. Nach Mitternacht haben sie noch Fußball gespielt. Dann war Ruhe bis vier, da ist Zdenek mit der Kamera im herrlichen Sonnenschein spazieren gegangen. Nur Schafe waren sonst unterwegs. Um acht sieht es schon wieder wie im November aus, also wieder keine Bergbesteigung mit einer rasanten Abfahrt auf Bigfoots. Besichtigen statt dessen in Gummistiefeln die kleinen Fischerorte unterwegs.

Mittags in Akureyri, dem Zentrum Nordens mit 15.000 Einwohner. Bis wir uns im Supermarket über Kekse und Käse einigen, reißen die Wolken auf. Besuch im Botanischen Garten. Berühmt, sehr schön angelegt, viele Pfingstrosen und Lupinen in voller Blüte, auch die Alaska-Lupinen. In der Nähe das nördlichste und nach Reykjavík das größte Gartenzentrum. Hier muss ich noch Lupinensamen für Gudrun und Karolin kaufen, da ich in dem ersten Gartenzentrum die letzte Tüte ergattert habe.

Auf dem Hauptplatz findet ein open air Konzert statt. Hier werden keine Rosen verteilt, sondern rote Käppis unters Volk geworfen. Viele Familien, Kinder, schwangere Frauen und Babys in Kinderwagen. Das jüngste Volk Europas.

Naturkundemuseum: drei kleine Räume, drin Fische, Moose und alle hier brütenden Vögel ausgestellt, ausgestopft samt Nachwuchs und Eiern. Beschriftung in fünf Sprachen, auch Deutsch. Hier sehen wir ganz aus der Nähe den Vogel, der uns nachts oft weckt. Beim Sinkflug erzeugt er ein seltsames brummendes Geräusch, das weit hörbar ist. Es ist die Bekassine, und das Brummen (wie von einer überdimensionalen Zikade) erzeugt sie mit den seitlichen Schwanzfedern. Wieder was Neues gelernt.

Um vier, die Sonne scheint, schnell noch auf einen Gipfel. Aufstieg 1.000 Höhenmeter, laut Führer 3 ½ Stunden, 5 km. Soll auch eine lohnende Skitour sein, so packen wir die Bigfoots ein. Feuchte Hochmoorwiesen, dann Schneefelder, Geröll. Wir brauchen lediglich 2 Stunden 7 Minuten nach oben. Bleiben fast eine Stunde hocken, beim Abstieg kommt uns ein französisches Pärchen entgegen. Um 22.00 am Auto, fahren Richtung Norden und besichtigen das Torfhof Laufás, nur durchs Fenster, es ist natürlich geschlossen.

27.6. Husavík, Ásbyrgi

Godafoss, ein niedriger, aus mehreren Strängen bestehender Wasserfall. Um 1000 n.Chr. sollte ein Stammesfürst als Zeichen, dass seine Gemeinde zum Christentum konvertiert ist, die Götzenbilder in den Wasserfall geworfen haben. Zwei Touri-Busse auf dem Parkplatz.

Nach Husavík mit einem kleinen Abstecher nach Grenjadarstadur. Ein Torfgehöft, alle sind nach gleichem Muster gebaut, alle schön und fotogen.

Von Husavík kann man Walbeobachtung mit dem Boot unternehmen, Wahrscheinlichkeit von 94%, dass sie gesichtet werden. Drei Stunden kosten umgerechnet 60,-DM, da müsste aber das Wetter sonnig sein für uns. Lieber fahren wir auf die Tjörnes Halbinsel, wo es viele Papageientaucher geben soll. Aber wo auf der 50 km langen Halbinsel? Über die Bauernhöfe kommt man an die Klippen nicht heran. Erst im Osten – ein großes Lava-Kiesfeld zwischen der Straße und den Klippen. Die Vögel bauen ihre Nisthöhlen in den grasbewachsenen Schuttkegeln. Manche sitzen oben, zeigen wenig Scheu, der eine posiert ca. 3 m vor uns, wir sitzen still und beobachten. Nur nicht an dem steilen Hang ausrutschen, es geht 40 m in die Tiefe. An einer Stelle im Boden verankerte Eisenstangen. An den fixieren sich die Vogelfänger, seilen die Klippe herunter, fangen die Vögel in Netze und „ernten“ die Eier. Dieser Tätigkeit kann man nur mit einer Lizenz nachgehen.

Von Ásbyrgi gibt es viele Wanderungen entlang der Schlucht. In der Talmitte ragt ein Felsen empor – die Burg der Götter. Die Ásen waren das regierende Geschlecht der Götter. Der Rundgang soll 5 ½ Stunden dauern. Diese Gegend soll die trockenste Islands sein, mit nur 400 mm Niederschlag im Jahr. Wir verlassen uns drauf, die Wolken kann man aber fast greifen. Sobald wir auf die Felsen steigen, sind wir in der Suppe drin. Marschieren entschlossen eine Stunde, die nassen Birken streicheln unsere Beine, und da keine Aussicht auf Besserung besteht, kehren wir wieder um. Immer wieder lassen wir uns von dem gelblichen Moos beirren, der ganze Hänge überzieht. Die gelbliche Farbe lässt ein Sonnenloch in den Wolken vermuten. Dort angekommen, regnet es dort aber ebenfalls. Sieht aber trotz Regen freundlich aus.

Überall diese putzigen kleinen Islandpferde. Ab und zu sehen wir Reiter, wie sie auf dem Pferderücken durch das hohe weiche Gras laufen. Nein, tölten. Denn Tölt ist eine spezielle Gangart, die vor allem die isländischen Pferde beherrschen. Es ist eine gelaufene Gangart ohne Erschütterungen. Man sitzt ganz ruhig auf dem Pferderücken ohne die üblichen Aufs und Abs. Das ist auch dem Nicht-Reiter Zdenek aufgefallen. Sieht easy aus, auf dem niedrigen Gaul im hohen Gras. Vielleicht möchtest du es auch probieren?, versuche ich ihn zu locken. Ein zaghaftes Ja, schon biegen wir zu einem Bauernhaus ein, um zu fragen, ob wir da reiten könnten. Die Bäuerin kommt vor die Tür. Bedauere, mein Mann ist nicht da, ist mit der Tochter ins Krankenhaus gefahren, sie ist vom Pferd gefallen. Tja, das war das Ende von Zdeneks Reiterlust.

Auf der nördlichsten Spitze Islands kann man noch viele brütenden Vogelarten anschauen. Laut Führer ist es ein einstündiger Spaziergang, man könnte Sonnenauf- und -unregang beobachten. Aber auch hier wartet nur Nebel auf uns. Schade, es ist erst 20.00 Uhr, da hätten wir noch viel unternehmen können. Aber es ist Sonntag, Tag der Ruhe, also was solls.

28.6. Die Wasserfälle

Die Wunder passieren meist nicht am Montag. So wachen wir in die gleiche Suppe auf, in der wir eingeschlafen sind. Wir fahren noch zu dem Bauernhof Núpskatla am Leuchtturm – der nördlichste Bauer Islands. Zwei landwirtschaftliche Gebäude, ein winziges hölzernes Doppelhäuschen duckt sich erdgeschossig am Boden. Ich will fragen, ob wir hier parken dürfen. Und dann brauche ich die Unterschriften. Nämlich: ich habe von Silvias Tochter Sandra meine Bigfoots ausgeliehen, mit der Bedingung, dass ich sie auf Island von echten Isländern unterschreiben lasse. Es wäre schön, ihr von hier eine Unterschrift zu bringen. Ich klopfe aufs Fenster, eine Oma kommt vor die Tür. Die erste Isländerin, die wir treffen, die kein Englisch spricht. Ich drücke ihr ein Bigfoot mit dem Stift in die Hand und erkläre pantomimisch, sie soll ihren Namen drauf schreiben. Wir lächeln beide, sie macht es.

Der Weg führt über einen natürlichen Damm, der einen kleinen See vom Meer trennt. Überall angeschwemmte Holzstämme. Wie auch anderswo auf dieser holzarmen Insel werden sie hier gesammelt und zum Trocknen gestapelt, schon auf die gleiche Länge zugeschnitten. Sie sollen von Kanada kommen, die früheren Isländer waren auf dieses Holz angewiesen.

Aus dem Meer ragen zwei über 20 m hohe Felstürme, nur 10 m von der Küstenkante. Das sind die richtigen Vogelfelsen! Sechs verschiedene Vogelarten zählen wir, darunter drei Möwenarten und wieder die Papageientaucher. Die größten sind die Tölpel, schöne weiße Vögel mit schwarzen Flügelspitzen. Mir wird fast schwindlig, wenn ich im Fernglas sehe, auf was für winzigen schrägen Kanten sich die Vögel halten, die runden Eier vor dem Herunterkullern sichern. Es geht sehr laut zu in dem Gedränge.

Südlich von hier gibt es drei Wasserfälle hintereinander auf dem Fluss Jökulsá á Fjöllum (frei übersetzt: der Gletscherfluss von den Bergen). Den ersten, Hafragilsfoss (27 m), kann man nur aus größerer Entfernung sehen. Zum Detifoss (44 m) und Selfoss (10 m) geht ein Weg, man kann die Finger ins Wasser tauchen, ein paar Zentimeter bevor es in die Tiefe stürzt. Das Wetter hat sich gebessert, so sind es die ersten Wasserfälle, die wir im Sonnenschein erleben. Gleich kommen sie mir nicht mehr so bedrohlich vor, obwohl ich sie lieber von unten betrachten würde. Der Selfoss fällt über eine hufeisenförmige Kante, sehr beeindruckend.

So, Wasser ade, jetzt ist wieder Vulkanismus dran. Zuerst 30 km Richtung Süden holpern, hier können wir wirklich nicht schneller als 30 km/h fahren, wenn das Auto ganz bleiben soll. Brücke über Jökulsá. Jetzt sind wir auf die Ringstraße 1 angelangt. Der Straßenbelag wird aber deshalb nicht besser. Endlich Mývatn. Rechts der Straße Krafla, der noch aktive Vulkan (letzter Ausbruch 1984). Die Energie der Dampfquellen wird angezapft, der ganze Berg sieht wie ein riesiges abstraktes Kunstwerk aus. Die in vielen Ockerschattierungen leuchtenden Hänge sind mit einem silbernen Netz der Pipelines überzogen.
Krafla


Oberhalb ein Vulkansee Viti, mit brodelnden Schlammlöchern, Schwefelgeruch und weißen, gelben und roten Ablagerungen. Ein Stück weiter die frischen, schwarzen Lavafelder, stellenweise steigen Dämpfe durch die Ritzen. Die Rauchsäulen geben ein pfeifendes Geräusch von sich.

Wir übernachten mitten in der leeren Landschaft, werden nachts von Schafen angerempelt.

29.6. Mývatn

Das Wetter spielt unschuldig. Um 3.30 steigt die Sonne hinter dem Berg auf. Der See Mývatn zeigt sich im besten Licht. Wir besichtigen kurz seinen Abfluss, die Laxá. Angeblich ist es der lachs-reichste Fluss Islands (Prinz Charles soll hierher zum Angeln fahren). Wir sehen keinen einzigen Fisch. Vielleicht sind sie in den anderen Flüssen mit dem Namen Laxá, wir haben schon mindestens fünf überquert. Genauso gibt es viele Dörfer Husavík, viele Seen Langvatn, viele Gletscherflüsse Jökulsá. Wer Isländisch kann, versteht, was die Namen bedeuten.
Vulkansee Vík

So. Mývatn. Eine Seite gesperrt wegen brütender Vögel. Es gibt hier wirklich sehr viele Arten (leider habe ich mein Vogelbuch zu Hause vergessen). Wir steigen auf Dimmbusborgir (dunkle Burgen), eine bizarre Lavalandschaft. Besuch besonders empfohlen bei Nebel, dann sieht es gruselhafter aus, nach Trollen und Unterwelt. Aber ausgerechnet heute prallt die Sonne (wir beschweren uns nicht!) wie auf der Adria, so brauchen wir uns nicht fürchten. Auf markierten Pfaden durchwandern wir die skurrilen Felsformationen mit etwas zaghaftem Grün dazwischen. Hier ergreife ich die Gelegenheit, die zweite Unterschrift auf dem Bigfoot zu holen. Von zwei Jungs aus Mývatn, die hier die Wege reparieren. Machen sie gerne. Klar, dass auch manuell Arbeitende so gut Englisch sprechen, das ich sie nur beneiden kann.

Ein Stück weiter ragt Hvjerfjall aus der Landschaft, ein vor 2.500 Jahren tätiger Kegelvulkan. Ein schön regelmäßiger schwarzer Schutthaufen, mit schöner Aussicht vom Kraterrand. Rundgang pflichtgemäß durchgeführt, lohnend.
Unterirdische Badewanne

Was gibt´s hier noch? Heiße Quellen unter der Lavakruste. Die eine ist 50°C warm, also muss man noch ein paar Jahrhunderte warten, bis man drin baden kann. Touris werden mit Bussen hierher gebracht, ausgespuckt, jeder steckt den Kopf in das warme Loch, nach 10 Minuten werden sie wieder vom Bus verschluckt und weiter transportiert. Mývatn – Sehenswertes in einem Tag, bequem, organisiert. Wie auf dem Hvjerfjall. Eine Gruppe betagter Touris mit Spazierstöcken, die sogar Grüß Gott sagen, werden am Fuße des Lavafeldes herausgelassen mit der Aufgabe, heraufzugehen, um auf der anderen Seite wieder eingesammelt zu werden. Und weg sind sie.

Aber eines ist ihnen entgangen. Direkt an der Hauptstraße, ca. 100 m von einem Abstellplatz für zwei Autos, gibt es noch eine heiße Quelle unter der Lava – Storagjá. Mit 35°C warmem Wasser. In einem Führer steht, das Wasser sei durch Bakterien verunreinigt, im anderen, dass die angebliche Verunreinigung nicht sichtbar sei. Also das können wir riskieren. Weder Touris-Buse noch Wanderer in Sicht, so brauchen wir keine Badehose. Nur mit Handtuch gewappnet geht es zu der Lava-Spalte.

Zugang zu der Badegrotte zuerst über ein paar Stufen, dann muss man sich durch einen ca. 60 cm breiten Spalt an einem Seil in die Dunkelheit herunterhangeln. Zdenek mit seiner Platzangst zögert etwas, dann lässt auch er sich in den Lava-Dom herunter. Der ist ca. 5×10 m groß, voll mit glasklarem Wasser. Durch die Löcher in der Decke schimmert die Sonne durch, so dass es nicht ganz dunkel ist. Ein Pool in Badewannentemperatur, nur für uns zwei. Herrlich! Das ist der Mývatn-Höhepunkt.

Beim T-Shirt Wetter kaufen wir uns in einem kleinen Laden Stieleis, setzen uns barfuß ins Gras am Mývatn Ufer und beobachten durchs Fernglas die Vögel. Wo sind wir denn hier gelandet? Sind wir immer noch in dem rauen Land am Polarkreis, das uns bis jetzt wettermäßig nichts geschenkt hat?

Der Tag geht aber noch nicht zu Ende. Wir fahren auf der Ringstraße weiter, unserem letzten Berg entgegen. Baustelle, der schotterige Belag wird ausgebessert. Wir beobachten die Vorgehensweise. Zuerst wird die Oberfläche gründlich nass gemacht, dann mit grobem Salz bestreut (wirklich, ich habe es gekostet, salzig). Den letzten Arbeitsgang erledigt der Caterpillar, der die Bodenwellen einebnet. Gut befahrbar, wie auf einem Samtteppich, wenn der Untergrund aus Lavasand besteht, aber wehe, der Weg ist steinig. Da beginnt für unsere relativ kleinen Räder ein wahrer Tanz. Die Straße führt durch eine menschenleere Hochebene, eine Steinwüste von bizarrer Schönheit. Der angeblich schönste Berg Islands, der Tafelvulkan Herdubreid, taucht immer wieder auf.

Herdubreid

Wir wollen noch einmal tiefer in die Berge reinfahren, biegen ab nach Brú. Da sollte man eine Tankstelle, ein Camp und viele Wanderwege vorfinden. Nach 35 km sind wir da. Zwei Bauernhäuser, die Tankstelle gibt es nicht mehr, Camp noch weiter hinter einer Brücke. Da müssen wir nicht unbedingt hin. Wählen eine Piste Richtung Askja. Wie Zdenek fast richtig aus dem Englischen übersetzt, ist der Weg nur für Fahrzeuge mit vier Rädern geeignet. Und die haben wir. Noch. Nichts wie hin! Gleich bei der ersten Steigung müssen wir einem Jeep ausweichen, bleiben hängen, er fährt etwas zu rasant bergab und streift uns mit seinem Rad. Zum Glück erwischt er nur den Plastikstoßfänger. Sorry, sorry, and the way to Askja is OK. Die Staubfahne des vor uns fahrenden Bauern mit Hänger voll mit Schafen zeigt uns den Weg zu dem Aussichtsberg, den wir Morgen besteigen wollen. Auf einer Anhöhe vor einer Furt bleiben wir über Nacht, übers Wasser kommen wir mit dem Bus nicht. Es ist schon wieder Mitternacht. Die gelben Schleier hinter dem Berg können den heutigen Sonnenuntergang oder den morgigen Sonnenaufgang bedeuten. Das Tageslicht in der Nacht fasziniert uns immer aufs Neue.

30.6. Egilsstadir

Um drei ist die Sonne wieder bei uns. Aber irgendwann muss man auch schlafen, und bis wir gefrühstückt haben, hebt sich ein Wind, die zuerst leichten Wolken verdichten sich immer mehr, die Gipfel sind schon verhüllt. In einer Stunde totaler Wettersturz. Wir brechen trotzdem zu unserem Gipfel auf, keine Ahnung, wie lange wir brauchen werden. Kein Baum, kein Haus, also auch kein Maßstab.
Hilfeeee! g

Zuerst steht uns die Furt im Wege, der Bach ist ca. 10 m breit, knietief. Zdenek weigert sich rüberzugehen: hab ich nie gemacht, lass uns was überlegen. Da das letzte Auto gestern der Bauer mit den Schafen war, in der Nähe keine Baumstämme liegen und die Furt bestimmt die günstigste Stelle zum Überqueren ist, ziehe ich die Schuhe aus, kremple die Hosenbeine hoch. Bis sich´s Zdenek überlegt, bin ich auf der anderen Seite. Zdenek hasst Barfußgehen und eiskaltes Wasser. Schließlich stellt er sich der unausweichlichen Situation, steigt doch ins Wasser und gelangt hüpfend und schreiend zu mir herüber. Tänzelt dann auf Zehenspitzen über die pieksigen Lavabrocken bis zu einem großen Stein. Warum zieht er sich die Schuhe nicht gleich am Ufer an? Ich bin doch kein Flamingo, ist seine Antwort. Ich muss soo lachen. Höchste Zeit heimzufahren, meint er dann. Die Leistungsanforderungen steigen, und er sieht sich bald am Ende seiner Möglichkeiten: zuerst die langen dunklen Tunnel auf den Färöern, dann das Abseilen durch Felsspalten in dunkle unbekannte Tümpel, und nun sogar ein durchwateter Fluss (sein erster im Leben).

Der Gipfel ist näher, als ich gedacht habe, Zdenek, der Artilleristen-Sohn, hat es besser im Auge gehabt. Die Hänge sind mit kleinen (4-8 cm) Lavasteinen wie gepflastert, es ist angenehm zum Steigen. Kleine grüne Polster bilden angenehme Stufen. In 1 ½ Stunden stehen wie auf dem Gipfel, sehen Herdubreid, Askja und von Osten die nahende Schlechtwetterfront. Wir müssen schnell zum Auto. Wenn es viel regnet, wird die Piste weich, und wir müssen noch zwei Rinnsale überqueren. Zdenek macht dagegen nur das Waten Sorgen.

Weiterfahrt nach Egilsstadir, im Supermarkt decken wir uns mit Schiffsverpflegung ein und kaufen Souvenirs: Salzbutter. Zdenek will unbedingt noch einen Schneehang zum Runterfahren finden oder einen Gipfel besteigen. Wir stecken im Nebel, so suchen wir uns eine Piste aus, die zum Schneeberg Snaefell führt. Wieder nur für „vierrädrige“ Autos befahrbar. Es liegen etliche Furten vor uns. Auf 650 m tauchen wir plötzlich aus dem Nebel, aber die nächste Wolkenschicht hängt uns über den Köpfen. So fahren wir dazwischen auf einer neu angelegten Piste aus scharfkantigem Kies (Basalt, keine Lava, hier bleibt es lange holprig) vom Horizont zum Horizont, rechts und links (laut Führer) eine unverfälschte arktische Landschaft von wilder Schönheit. Einsam, nur Schafe und Schwäne leisten uns Gesellschaft. Nach 22 km kehren wir um, kommen am See Lögurinn vorbei nach Egilsstadir zurück. Am Südufer befinden sich die größten Wälder Islands. Fichten, Tannen, Birken, Ebereschen. Haben sogar richtige Bauform. Alles Pflanzungen, es wirkt aber trotzdem malerisch. Da gibt es aber noch viel zu tun, um die ganze Insel auf diese Weise zu begrünen. Die Lichtungen schimmern blau, wieder die wunderschönen Alaska-Lupinen. Keine andere Pflanze habe ich auf Island in dieser Menge blühen gesehen. OK, es gibt die vielen Bodendecker und -kriecher, die blühen aber nicht so auffällig.

In Egilsstagir tanken. An der Tankstelle hängen sechs sieben Schläuche mit Bürsten auf dem Waschplatz. Man braucht nur den Hahn aufdrehen. Kostenlos. Busse, voll mit Schlamm bedeckte Jeeps, alles wird hier sauber gemacht. Unser Bus hat die Wäsche auch nötig, hinten ist seine weiße Farbe durch ein Einheitsbraun getarnt.

31.6. Island ade

Die Sonne kommt zaghaft heraus. Da sind doch die Skipisten!, fällt Zdenek ein und schon biegt er Richtung Piste ab. Er gibt nicht auf, bitte noch auf einen letzten Berg! Ich habe ihn vorgewarnt, dass ich heute bestimmt nicht Skifahren werde. Sag niemals nie. Unterm Hang bin dann doch der Kumpel, der jeden Blödsinn mitmacht, obwohl unser Schiff schon im Hafen steht, wie wir von oben sehen. Einschiffen in zwei Stunden, und der Hang ist nicht sooo hoch. Zuerst geht es über schlammige Wiesen, da bin ich schneller, auf dem Schnee schaltet aber Zdenek sein Turbo ein, ich keuche nur hinterher. OK, gehe noch zu der Felskante mit dir. Nein Helena, komm noch weiter. Na gut, also zu der oberen Schneekante. Helena, sei kein Spielverderber, der Gipfel nur noch 50 Höhenmeter, hier können wir uns keinen Gipfelkuss geben! Konsequent, wie ich in solchen Sachen bin, willige ich ein. Gipfelkuss. Aber jetzt schnell downhill, in einer halben Stunde das Einschiffen! Der Firn ist schön griffig, der Hang steil, wir machen Parallelspuren. Macht einen Riesenspaß. Zum Auto nur 200 m über die Matschwiese. Zdenek ist überglücklich, er hat seinen Island-Abschluss genossen, singt laut vor sich hin.

Unten im Hafen wieder neblig, wir stellen uns als letzte in die Reihe wartender Autos. Formulare ausfüllen, die Nudeln von gestern schnell aufwärmen und aufessen, Schiffsverpflegung einpacken, dabei weiter zum Schiff rollen.

Check-in Häuschen. Wo sind die Bordkarten? Hab ich nicht gesagt, ich weiß es? Ja, hab ich, habe in der Früh sogar nachgeschaut. Ziehe sie heraus, aber es sind die Versicherungsscheine. Keine Ahnung, wo die Bordkarten sonst sein könnten. Na ja, in dieser Reisegruppe habe ich den Ruf der Schusseligen. Zdenek wirft mir vernichtende Blicke zu, findet (alles mit der Ruhe Methode) die Karten im Handschuhfach. Ja, jetzt weiß ich es auch, dass ich sie dort vor 14 Tagen versteckt habe!

Ich muss zu Fuß an Bord, bis sich Zdenek mit dem Auto einschifft. Suche wieder eine leere Kabine im obersten Deck für uns aus. Jetzt haben wir Zeit zum Duschen und als Höhepunkt des Abends ins Bordrestaurant gehen. Selbstbedienung, Touris-Menu für 17,-DM, aber große Portionen. Entspannen, die ganze schöne Reise verarbeiten. Island ist eine einmalige Insel mit vielen Naturschönheiten. Schwarze Vulkane, hellgrüne Moosflächen, reißende Flüsse mit vielen beeindruckenden Wasserfällen, heiße Quellen. Blaue Lupinenhänge, viele grasende Schafe und schöne Islandpferde. Island, bleib wie du bist. Bewahre dir deine unberührte wilde Schönheit.

Helena, Bilder meistens Zdenek

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Sehr beeindruckender Reisebericht, Island ist eine Reise wert.
Bisschen länger schon her?
!WINE

Super cool photos! It seems like such a harsh place to live, but is also epic and beautiful. What a journey it must be to travel across such vast landscapes by the trucks. I would like to do this some day. Thank you for sharing!