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RE: Vom Wienerischen

in Wien7 months ago

Hi

Man hat ein Vaterland und eine Muttersprache aber die Sprache des Herzens ist der Dialekt. Wer Dialekt spricht, dringt ins Innere des Menschen vor.

Ich beschäftige mich schon lange mit diesem Thema, auch ausgelöst durch meine Familiengeschichte. Aus dem Stammbaum mütterlicherseits geht hervor, dass unsere Vorfahren aus Österreich, genauer aus der Gegend um Wien stammen. Diese mussten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Wien wieder re-katholisiert wurde, entscheiden - entweder zurück zum katholischen Glauben oder evangelisch bleiben und auswandern und wurden so zu Exulanten.

Ja, Wien war in seiner Geschichte zeitweise protestantisch. Vor allem während der Reformationszeit im 16. Jahrhundert gab es in Wien eine beträchtliche Anzahl von Anhängern der protestantischen Bewegung. Unter der Herrschaft Kaiser Ferdinands II. und der Gegenreformation wurden jedoch strenge Maßnahmen ergriffen, um den Protestantismus zurückzudrängen. Viele Protestanten wurden verfolgt, vertrieben oder zum Katholizismus zwangskonvertiert. In der Folge war Wien wieder fest in den katholischen Glauben integriert und der Protestantismus spielte in der Stadt eine deutlich geringere Rolle.

Ein großer Teil der heutigen Franken stammt von Österreichern ab, was oft noch an den Namen erkennbar ist. Franken war deshalb so begehrt, weil der Krieg zuvor etwa 80 Prozent der einheimischen Bevölkerung ausgelöscht hatte - mit anderen Worten, es war Platz.

Quelle: https://www.gf-franken.de/de/exulantenforschung.html

Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Glaubensflüchtlinge aus Ober- und Niederösterreich, aber auch aus den innerösterreichischen Ländern Kärnten und der Steiermark nach Franken zugewandert.

Die Exulanten machten in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten wird auf rund 100.000 geschätzt - für die damalige Zeit eine ungemein große Zahl.

Übrigens glaube ich irgendwo gelesen zu haben, dass der bittere Wiener Schmä aus jener Zeit stammt, als die Leute, die zum katholischen Glauben gezwungen wurden, mit Verachtung in der Sprache reagierten - ob das stimmt, kann ich nicht beweisen.