Caught in ice and darkness // Gefangen in Eis und Finsternis

in OCD5 years ago (edited)
Expedition to the North Pole.

This is the adventurous story of two bold men who set out 148 years ago with the expedition ship Admiral Tegetthoff and 22 men crew in order to explore the Arctic. They entered territories that no man had seen before. However, almost eight latitudes were still missing until the North Pole. But they discovered a group of islands east of Spitsbergen in the Arctic Ocean, which they named after the Austro-Hungarian Emperor "Franz-Josef-Land".

Nordpol-Expedition

Das ist die abenteuerliche Geschichte von zwei kühnen Männern, die vor 148 Jahren mit dem Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff und 22 Mann Besatzung aufbrachen, um die Arktis zu erforschen. Sie drangen in Gefilde vor, die bis dato noch kein Mensch betreten hatte. Bis zum Nordpol sollten allerdings noch knapp acht Breitengrade fehlen. Dafür entdeckten sie östlich von Spitzbergen eine Inselgruppe im Nördlichen Eismeer, die sie nach dem österreichisch-ungarischen Kaiser "Franz-Josef-Land" nannten.

1.jpg
Never back / Nie zurück (Julius von Payer, 1892) HGM Wien

In this large-format oil painting, which is exhibited in the Marinesaal of the Heeresgeschichtliches Museum (HGM) in Vienna, Julius Payer, an expedition member, captures the dramatic situation in the eternal ice of the Arctic.

Auf diesem großformatigen Ölgemälde, das im Marinesaal des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) in Wien ausgestellt ist, hält der Expeditionsteilnehmer Julius Payer die dramatische Lage im Ewigen Eis fest.

2.jpg
Modell Admiral Tegetthoff, Scale/Maßstab 1:32 (HGM Wien)

The expedition was led by naval officer and geophysicist Carl Weyprecht and mountain pioneer and the cartographer Julius Payer. The research vessel Admiral Tegetthoff was a multi-masted sailing ship built according to Weyprecht's plans with a coal-fired steam engine as auxiliary propulsion. In the exhibition "Seemacht Österreich" at the Heeresgeschichtliches Museum (HGM) in Vienna a model of the expedition ship is exhibited.

Die Expedition wurde vom Marineoffizier und Geophysiker Carl Weyprecht und dem Bergpionier und Kartografen Julius Payer geleitet. Das Forschungsschiff Admiral Tegetthoff war ein nach Weyprechts Plänen gebautes mehrmastiges Segelschiff mit einer Kohle betriebenen Dampfmaschine als Hilfsantrieb. In der Ausstellung "Seemacht Österreich" im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) in Wien ist ein Modell des Expeditionsschiffes ausgestellt.

3.jpg
Austro-Hungarian merchant flag /Österreichisch-Ungarische Handelsflagge (HGM Wien)

On the morning of 14 July 1872 the Admiral Tegetthoff leaves the port of Tromsø with 24 men, eight sled dogs and two cats on board. Already 16 days after the departure the journey is stopped abruptly by a thick ice floe before the bow. Any attempt to remove the Arctic obstacle is doomed to failure. At that time the ship is located south of Spitsbergen. Days are getting shorter and shorter, the nights longer, until finally the darkness comes out on top.

Am Morgen des 14. Juli 1872 verlässt die Admiral Tegetthoff mit 24 Mann, acht Schlittenhunden und zwei Katzen an Bord den Hafen der norwegischen Stadt Tromsø. Bereits 16 Tage nach dem Aufbruch wird die Fahrt durch eine dicke Eisscholle vor dem Bug abrupt gestoppt. Jegliche Versuche, das arktische Hindernis zu beseitigen, sind zum Scheitern verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt liegt das Schiff südlich von Spitzbergen. Die Tage werden immer kürzer, die Nächte länger, bis schließlich die Finsternis die Oberhand gewinnt.

7.jpg
Caught in the pack ice / Gefangen im Packeis (Source/Quelle)

In February, after 105 days, the sun finally comes back. The ship is still stuck in the pack ice and drifts through the North Sea, exposed to constant pressure. It is August 30, 1873, when the call "Land in sight" sounds. Completely unexpectedly a radiant mountain panorama shows itself to the surprised men in the northwest. A shore leave and thus an abandonment of the bearing floe is too dangerous yet. Only in the spring of the following year can Payer explore the foreign archipelago with his companions on three expeditions by sleigh and on foot. The newly discovered Franz-Josef-Land is thoroughly surveyed and mapped.

Im Februar kommt nach 105 Tagen endlich die Sonne zurück. Das Schiff liegt immer noch im Packeis fest und driftet, ständiger Pressung ausgesetzt, durch das Nordmeer. Es ist der 30. August 1873, als der Ruf "Land in Sicht!" ertönt. Völlig unerwartet zeigt sich den überraschten Männern im Nordwesten ein strahlendes Bergpanorama. Ein Landgang und damit ein Verlassen der tragenden Scholle ist noch zu gefährlich. Erst im Frühling des nächsten Jahres kann Payer mit seinen Gefährten den fremden Archipel auf drei Expeditionen mit Schlitten und zu Fuß erforschen. Das neu entdeckte Franz-Josef-Land wird gründlich vermessen und kartiert.

5.jpg
Franz Joseph's land, satellite image / Franz Joseph Land, Satellitenaufnahme (Source/Quelle)

How the expedition, which had been thought lost, frees itself from the ice is considered one of the greatest human achievements in Arctic history. After two years in the pack ice, Weyrich and Payer decide to abandon the ship. Five smaller boats are loaded on sledges, instruments and scientific records are packed watertight. With the heavy sledges in tow, the men cross the ice and snow wilderness, rutted with cracks and crevices, in a southerly direction. After a few weeks of unimaginable exertion, they realise that they have barely left the location of the ship. By the wind from the south the ice masses with the crew were driven again to the north.

Wie sich die bereits verschollen geglaubte Expedition aus dem Eis befreit, gilt als eine der größten menschlichen Leistungen in der arktischen Geschichte. Nach zwei Jahren im Packeis beschließen Weyrich und Payer das Schiff aufzugeben. Fünf kleinere Boote werden auf Schlitten verladen, Instrumente und wissenschaftliche Aufzeichnungen wasserdicht verpackt. Mit den schweren Schlitten im Schlepptau ziehen die Männer über die mit Rissen und Spalten zerfurchte Eis- und Schneewildnis in Richtung Süden. Nach einigen Wochen unvorstellbarer Strapazen müssen sie feststellen, dass sie sich kaum vom Schiff entfernt haben. Durch den Wind aus dem Süden wurden die Eismassen mit der erschöpften Mannschaft nämlich wieder nach Norden getrieben.

6.jpg
Never back / Nie zurück (Julius von Payer, 1892) HGM Wien

Panic and despair are spreaing. With the Bible in his hand, Weyprecht succeeds in persuading the exhausted and starving men to march on. Julius Payer later captured this scene in a monumental oil painting.

Panik und Verzweiflung machen sich breit. Weyprecht gelingt es, mit der Bibel in der Hand, die ausgelaugten, hungernden Männer zum Weitermarsch zu bewegen.Julius Payer hielt diese Szene später auf einem monumentalen Ölgemälde fest.

7.jpg
Julius von Payer (HGM Wien)

After another month of arduous marching south, the crew finally reach the open sea. With their rowing boats, the men are on the move for almost a week before they are taken on board by two Russian schooners. It is remarkable that on this dangerous expedition there is only one fatality. The engineer Otto Krisch dies of tuberculosis a few months before the triumphant homecoming of his comrades.

Nach einem weiteren Monat beschwerlichen Marsches in südliche Richtung erreicht die Mannschaft schließlich das offene Meer. Mit ihren Ruderbooten sind die Männer eine knappe Woche unterwegs, bevor sie von zwei russischen Schonern an Bord genommen werden. Es ist bemerkenswert, dass auf dieser gefährlichen Expedition nur ein Todesopfer zu beklagen ist. Der Maschinist Otto Krisch stirbt wenige Monate vor der triumphalen Heimkehr seiner Kameraden an Tuberkulose.

8.jpg
Payer-Schlange (HGM Wien)

Shortly before his death, Julius Payer recorded memories and reflections on these notes glued together, the so-called "Payer Schlange" (Payer snake). After the expedition Carl Weyprecht became involved in the construction of research stations around the North Pole. The message in a bottle, which he handed over to the sea during the Arctic expedition, was found 104 years later by a Russian researcher on an island in Franz-Josef-Land.

Kurz vor seinem Tod hielt Julius Payer Erinnerungen und Reflexionen auf diesen aneinander geklebten Zetteln, der sogenannten "Payer-Schlange", fest. Carl Weyprecht engagierte sich nach der Expedition für die Errichtung von Forschungsstationen rund um den Nordpol. Die Flaschenpost, die er während der Arktis-Expedition dem Meer übergab, wurde 104 Jahre später von einem russischen Forscher auf einer Insel des Franz-Josef-Landes gefunden.

9.jpg
Carl Weyprecht - Portrait bust / Porträtbüste, 1876 (HGM Wien)

The story of the polar expedition from 1872-74 was literarily processed by the author Christoph Ransmayr in his 1984 novel "The Terrors of Ice and Darkness".

Literarisch verarbeitet wurden die Geschehnisse rund um die Polarexpedition von 1872-74 vom Autor Christoph Ransmayr in seinem 1984 erschienen Roman "Die Schrecken des Eises und der Finsternis".

10.jpg
Heeresgeschichtliches Museum Wien

All photos without reference were taken by me in the Heeresgeschichtliches Museum (HGM) in Vienna.
Alle Fotos ohne Quellenangabe wurden von mir im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) in Wien aufgenommen.

Sort:  

Vielen Dank für diese wunderbar zusammengefasste Geschichtsstunde. Es ist tatsächlich irre, was die Menschen ohne all die technischen Errungenschaften der Neuzeit inklusive Hightechoutdoorjacken damals leisten konnten!
Handelte es sich nun um eine Himalaya-Expedition, könnte man Julius von Payer ja glatt für den Yeti halten...
Liebe Grüße,
Chriddi

Schier unglaublich, dass mit der vorhandenen Ausrüstung bei dieser abenteuerlichen Expedition nur ein Todesopfer zu beklagen war. Es ist unvorstellbar, über Jahre im Packeis bei extremer Kälte und Finsternis gefangen zu sein. Starker Überlebenswillen gepaart mit einem Glauben, der hart auf die Probe gestellt wurde, haben wohl mit zum glücklichen Ausgang beigetragen.

Beim Yeti muss ich immer an Reinhold Messner denken ...

Liebe Grüße Richtung Norden,
Anna

Richtig spannende Geschichte!
Unglaublich, wie Menschen mit der damaligen Ausrüstung in der Lage waren, so lange in dieser Eiswüste zu überleben! Ich kannte bisher nur die Franklin-Expedition, die ja nicht so erfreulich ausging wie diese hier...

Ich habe vor Jahren das Buch von Christoph Ransmayr gelesen, in dem er historische Fakten der Expedition mit dem fiktiven Schicksal eines italienischen Matrosen verwebt. Sehr spannend! Es ist wirklich unglaublich, wozu der Mensch in Extremsituationen fähig ist.

Danke für den Link. Bei Wikipedia habe ich gerade entdeckt, dass John Franklin als Vorlage für den Roman "Die Entdeckung der Langsamkeit" von Sten Nadolny diente. Ich habe von dem Buch zwar gehört, es aber noch nicht gelesen. Das werde ich jetzt nachholen.

Ein Geschichts Thriller der Extraklasse, super. 😎

Freut mich, wenn ich die Geschichte halbwegs spannend rüberbringen konnte. :-)

Ich war tatsächlich letztes Jahr in dem Museum und es hat mir sehr gefallen. Wie ist die Lage gerade in Wien? Alles Gute!

Das Gebäude des HGM ist mit seinem Stilmix ein Paradebeispiel für den Historismus. Sehr schön anzusehen, wie ich finde.

Die Neuinfektionen gehen in Österreich zurück, was zu einer schrittweisen Lockerung der strikten Maßnahmen führen soll. Bis Ende April gelten noch Ausgangsbeschränkungen. Kleinere Geschäfte haben wieder geöffnet, die größeren und Dienstleistungsbetriebe folgen ab Mai. Gastronomiebetriebe sollen ab Mitte Mai wieder öffnen dürfen, alles unter Einhaltung von Sicherheitsauflagen. Schulen und Unis haben ihren Lehrbetrieb noch auf Distance Learning umgestellt. Ist man auf den Straßen unterwegs, erinnern vor allem die Schutzmasken daran, dass sich die Stadt in einem Ausnahmezustand befindet.

Dir auch alles Gute!

Ich muss echt mal wieder ins HGM. War ich schon ewig nicht mehr. Danke fürs erinnern :D

Ab Mitte Mai sollen die Museen endlich wieder öffnen. Ich habe bereits Entzugserscheinungen. ;-)

Sehr gut. Die jährliche Tour durch das kunsthistorische und naturhistorische steht ja auch noch an :)

Was für eine Geschichte! Wie konnten sie so lange überleben? Kälte, Hunger, Finsternis, Verzweiflung... Unglaublich, was "Mensch" alles (aushalten) kann! Vielen Dank und liebe Grüße Kadna mit !BEER !COFFEEA und !invest_vote !jeenger

Die physische und psychische Belastung muss enorm gewesen sein!

Vor fünf Jahren strahlte der ORF eine dreiteilige Dokumentation über die arktische Odyssee aus. Es wurden vier Expeditionen zu den Originalschauplätzen unternommen, davon zwei in den Wintermonaten. Für die authentische Rekonstruktion des Expeditionsablaufes wurde sogar nach Originalplänen ein 1:1-Nachbau der "Admiral Tegetthoff" angefertigt. Das Miniaturmodell des Expeditionsschiffes, das in 2 500 Arbeitsstunden gebaut wurde, ist im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ausgestellt. Auf dem 2. Foto sieht man das Modell, leider lässt die Qualität der Aufnahme durch die Spiegelungen im Vitrinenglas zu wünschen übrig.

Leider habe ich die Dokumentation im Netz nicht gefunden.

Vielen Dank für das volle Programm! :)

:) gerne und danke für deine ergänzenden Erläuterungen. !COFFEEA !invest_vote


@kadna denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!@kadna thinks you have earned a vote of @investinthefutur !


@kadna denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!@kadna thinks you have earned a vote of @investinthefutur !


@kadna denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!@kadna thinks you have earned a vote of @investinthefutur !


@kadna denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!@kadna thinks you have earned a vote of @investinthefutur !

This is a wonderfully well-written piece. Very informative. I had the pleasure of visiting the Vancouver Maritime Museum, where they exhibit the St. Roch, the first ship to circumnavigate North America and the second vessel to traverse the Northwest Passage. Climbing aboard the schooner, I felt rather claustrophobic in its cramped interior and could only imagine what it must've been like to be sailing in the lands of ice and snow so long ago. It was rather interesting how the mess hall and the kitchen were designed in a way that kept dishes and utensils from moving about. It made sense given the motions of the ship while sailing.

Thanks for the information about St. Roch. It must have been a great experience to move aboard this schooner. However, However, I can also understand the claustrophobic attacks, it must be pretty cramped in there.

I have already had claustrophobic feelings seeing the film "Das Boot", which takes place in 1941 and shows the experiences of a German submarine crew during the battle of the Atlantic. It's completely unimaginable for me how one can stand it there for a longer time.

Du hast Dich mal wieder selber übertroffen.

Liebe Grüße Michael

!invest_vote
!jeenger

Vielen Dank Michael! :)

Ein jeengervote für dich von @kadna

Du hast ein Upvote von mir bekommen, diese soll die Deutsche Community unterstützen. Wenn du mich unterstützten möchtest, dann sende mir eine Delegation. Egal wie klein die Unterstützung ist, Du hilfst damit der Community. DANKE!


@kadna denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!@kadna thinks you have earned a vote of @investinthefutur !


@mima2606 denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!@mima2606 thinks you have earned a vote of @investinthefutur !