Bevor es in die freie Natur geht, braucht es viel Vorbereitung. Wer meint, das ausfallen lassen zu können, dem wird die Praxis schnell einen Dämpfer verpassen. Es macht auf Dauer wenig Spaß, durch große Waldgebiete zu irren, in denen sich - irgendwo - die Halde befinden soll.
Zuerst einmal geht es also darum, die Informationen über die Fundstelle zusammenzutragen. Je mehr, desto besser. Die Grundlage dafür ist, als Anfänger eine solche zu kennen. Dazu bietet es sich an, auf mineralienatlas.de die Auflistung der Fundstellen nach Bundesländern, Landkreisen und Orten zu nutzen. Natürlich geht das auch mit den Beschreibungen der Ureinwohner oder Fachliteratur. Stellvertretend für letztere sei für das ehemalige DDR- Gebiet H. Vollstädt: "Einheimische Minerale" genannt. Trotz des Alters findet man im Buch auch heute noch Hinweise zum Sammeln. Der Mineralienatlas bietet allerdings neben der Fundstellenbeschreibung auch noch die Möglichkeit, sich die dort bislang gefundenen Mineralien, oft auch mit Bild, anzusehen und Infos zu weiterer Literatur zur Fundstelle zu erhalten.
Weiß man, wo man hin will, wird es ernst. Wir brauchen die genaue Lage der aufzusuchenden Stelle. Und das nicht nur als GPS- Koordinate, sondern am besten als ausgedruckte Karte mit möglichst vielen Details. Die Geoserver der Bundesländer bieten hier kostenfreie Lösungen an. Aber warum eigentlich Papier, wenn man doch Koordinaten auf dem GPS- Gerät oder Handy hat? Zuerst einmal, weil so ein Gerät nach Murphi meist genau dann nicht funktioniert, wenn man es dringend braucht. Sei es wegen Akkus, die plötzlich den Geist aufgeben oder mangelndem GPS- Empfang im bewaldeten Gebiet. Es gibt aber auch noch einen anderen guten Grund. Die Gegebenheiten vor Ort können sich sehr schnell ändern und nicht immer wird das in die Beschreibungen online auch zeitnah eingearbeitet. Da wird aus einem bequemen Hochwald schon mal schnell ein sehr großes Brombeerfeld. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auch auf das digitale Geländemodell zurückgreifen, dass mit Auflösungen von typisch 1 m ebenfalls kostenfrei auf vielen Geoservern der Bundesländer betrachtet werden kann. Leider nur in der Draufsicht, aber in den meisten Fällen reicht das schon zur Beurteilung der Situation vor Ort. Hat man die Möglichkeit, auf die Daten zuzugreifen und entsprechende Software, geht das natürlich komfortabler:
Die softwaremäßig gedrehte und bearbeitete Visualisierung der Daten. Halden und Pingen im Gangzug sind besser erkennbar. Wo das ist, wird nicht verraten. Aber wir gehen in meinem nächsten Beitrag hier in der Mineralien- Gemeinde einfach mal hin.
Dann geht es ans Packen. Was man tatsächlich braucht, hängt von der Art der Fundstelle ab. Es ist einigermaßen sinnlos, mit einer großen Kreuzhacke in einem in Betrieb befindlichen Steinbruch zu erscheinen. Vor allem aber muss man seine Ausrüstung, auf dem Rückweg hoffentlich plus das Gewicht der Fundstücke, auch durch das Gelände tragen können.
Was braucht man generell? Wichtig ist das Transportbehältnis. Am günstigsten ein Rucksack in gedeckten Farben mit möglichst vielen Außentaschen. In den kommt (ganz unten, weil schwer) das Werkzeug, was man glaubt, an der Fundstelle zu brauchen. In jedem Fall ist das ein Hammer. Günstig ist es, einen Geologenhammer zu verwenden. Die gibt es in verschiedenen Gewichten mit einer Spitze oder einer Schneide am Hammerkopf. Spitze oder Schneide sind nicht dazu gedacht, festes Gestein zu zerschlagen, das würde sie beschädigen! Damit räumt man kleinere Steine und Geröll weg. Was man benutzt, ist Geschmackssache. Für den Anfang tut es aber auch ein Latthammer. Dazu kommen zwei Meißel, ein kleinerer Spitzmeißel und einer mit Schneide.
Was hammermäßig sonst noch mitgenommen wird, entscheidet die erwartete Situation am Fundort. Liegen dort größere Brocken harten Gesteins, kann es erforderlich werden, ein Fäustel (1,5 kg bis 2 kg) oder gar einen Vorschlaghammer mitzunehmen (5 kg). Die ersetzen allerdings nicht den Geologenhammer, es sei denn, man möchte Gesteinsmehl gewinnen. An einigen Fundstellen kann auch ein sogenannter Strahlstock sinnvoll sein. Der wurde eigentlich für das Ausräumen alpiner Klüfte entwickelt, ist aber auch an Halden recht zweckmäßig. Dabei handelt es sich um einen stabilen Metallstab mit einer Spitze an einem und einer abgewinkelten Schneide am anderen Ende. Einige Sammler nehmen zusätzlich noch Werkzeug zum Formatieren, also zum "in Form bringen" des Fundstückes, mit. Ich empfehle das für den Anfänger nicht. Ob eine Kreuzhacke erforderlich ist, entscheidet sich auch nach der Fundsituation. Ich nehme grundsätzlich noch einen kleinen und leichten Feldspaten mit.
Fürs erste gut gerüstet: Geologenhammer, sehr leichter, aber nicht sonderlich belastbarer Feldspaten, kleine Kreuzhacke und Fäustel
Sollte man vorhaben, an Bächen oder Flüssen zu suchen, hat sich die Mitnahme einer Waschpfanne und eines Siebes bewährt. Es gibt geologische Siebe, die gleichzeitig nach Korngröße sortieren. Für den Anfang reicht allerdings ein einfaches Küchensieb. Ich kenne sehr erfolgreiche Sammler, die heute noch damit arbeiten. Zusätzlich braucht es noch ein Schöpfbehältnis fürs Waschwasser. Die Waschpfanne gehört unters Sieb, die kann man zum Schöpfen nicht nutzen.
Als nächstes wäre Schreibzeug einzupacken. Das sollte aus Bleistift, Permanentmarker und einem Notizbuch aus wasserfesten Papier bestehen. Kugelschreiber sind ungeeignet.
Vor Ort werden wir Verpackungsmaterial benötigen, um die Funde unbeschädigt nach Hause zu bringen. Notwendig ist dazu Zeitungspapier, zwei oder drei Bögen Seidenpapier für ganz empfindliche Stücke, Plasttütchen mit Verschluss in unterschiedlichen Größen und eine stabile Haushalt- Plastdose für die empfindlichen Fundstücke. Bitte keinesfalls Watte zum Einpacken empfindlicher Stücke verwenden, jedenfalls nicht direkt am Objekt! Die Fusseln bekommt man nie wieder restlos ab. Sollte man mit Kfz unterwegs sein, packt man in dieses noch Wasserbehälter 5 bis 10 Liter, Seife, Handtuch, Wechselsachen und eine flache Stiege (wie für Brötchen etc.). In letztere kommen die Fundstücke nach Rückkehr zum Kfz und verbleiben nicht in den Außentaschen des Rucksacks.
Meist sind die Fundstücke verschmutzt und lassen vor Ort nach Bergung nicht erkennen, was sich auf ihnen verbirgt. Zum Reinigen braucht man mindestens einen, besser zwei Pinsel (Nass- und Trockenreinigung). Dazu ein Behältnis fürs Wasser (das kann auch die Dose für die empfindlichen Stücke sein) und natürlich Wasser zur Reinigung, falls keines in der Nähe des Fundortes vorhanden sein sollte. Bitte kleinere Stücke nicht ohne Behältnis und direkt im Bach waschen. Es ist nicht angenehm, das fallen gelassene Fundstück im Bachgeröll oder -schlamm verschwinden zu sehen. Insbesondere beim Micromount- Sammeln sollten die Pinsel tatsächlich Pinsel und keine bürstenartigen, ganz groben Gebilde sein. Mit denen zerstört man solche zarten Minerale ganz sicher:
Bislang unbestimmtes Mineral aus der Nähe des Hopffeldbodens, AT. Durchmesser der Rosette ca. 1,2 mm
Die Ausrüstung komplettieren, falls nötig, Schutzhandschuhe, Schutzbrille, und immer Multitool, kleines Erste- Hilfe- Set und eine leistungsstarke Lampe als Stirnlampe. Auch ein Schutzhelm ist in steinschlaggefährdeten Arealen eine gute Idee. Auf die Mitnahme von Mitteln zur Bestimmung (Härtetestset, Salzsäureflasche, Binokular...) kann der Anfänger verzichten. Das kann zu Hause besser und gründlicher erledigt werden.
Für den Micromounter kommt noch eine Einschlaglupe (20-fach) mit einer Kordel zum Umhängen in den Rucksack.
Damit kann es ins Gelände gehen.