Ich befürchte, ich bin kein guter Lerner, bewundere aber deine Einstellung... ich hatte Herrn Schmidt vermutlich (in meinem Hirn, aber in Farbe) Gewalt angetan. Ich kann in Diskussionen, zumindest innerlich, recht leidenschaftlich sein und finde es auch im Nachhinein eher schwer an diesen unangenehmen Momenten zu wachsen und zu lernen. Ich finden sie meistens eher belastend. Aber ich verstehe deine Idee dahinter, ich habe solche Lernmomente eher im künstlerischen Bereich, heißt: mich (peinlich, ich weis) inspiriert (meiner Meinung nach) schlechte Kunst. Das trifft besonders zu, wenn ich gezwungen bin diese Kunst auszuhalten, da ich z. B. aus sozialen Gründen gezwungen bin zu bleiben. Ich kann dann zwar im Gespräch ähnlich wie bei sozialen oder politischen Themen recht deutlich meine Meinung vertreten, aber im Nachhinein betrifft es mich nicht sonderlich, falls andere eine andere Meinung haben oder sogar unangenehm werden. Ich kann dann aus dieser Situation oft viele neue Ideen entwickeln ... aber wie gesagt Herrn Schmidt hätte ich nicht inspirierend gefunden, sondern er hätte eher meinen Weltzweifel genährt. Aber wer weiß, vielleicht bin ich irgendwann etwas yogischer :-D oder lerne einfach mal vernünftig schießen ;-D
PS: falls der Eindruck entstand ich sei eine aggressive Dauerkritikerin…. Neeeein, ich bin auch nett. Echt jetzt. Und dass gar nicht so selten :-D
Wenn du dir die Frage stellst:
"Zu wem und wann bin ich ungerecht gewesen?" (überheblich, kleinkariert, beleidigend, ungrecht etc.
Auf welche Antwort stößt du dann?
Mit Sicherheit hast du Begenungen und Episoden dieser Art in deinem Leben. Was wünscht du dir von demjenigen, der "Opfer" deiner Ungerechtigkeit gewesen ist? Ist da der Wunsch, dass dieser Mensch ein Einsehen mit dir haben möge und du in seiner Erinnerung wenn schon nicht "beliebt", doch immerhin "akzeptiert" bleibst?
Manches erledigt sich von selbst, anderes nicht. Je nachdem, wie die Beziehung in deiner Gegenwart bewertet ist.
Deinen Transfer über die Kunst scheint mir bereits mehr als die halbe Miete zu sein.
Dein Weltenzweifel ernährt sich überwiegend durch sich selbst und dem, wie viel Aufmerksamkeit du einem Herrn Schmidt (Platzhalter für erlittene Schmerzen) über seine Schwäche gibst. Wenn er ein fühlender Mensch für dich wird, dann nährst du deinen Welten-Optimismus:)
Jahhh, der Jogi sagt's auf eine andere Art:-)
Du hast natürlich recht und im Gespäch oder dem (abgekühlten) darüber Nachdenken kann ich deinem Weg auch folgen. Leider scheint mein Hirn (irgenwer muss ja verantwortlich sein) im Eifer des Gefechts ein bisschen lernunwillig.
![20180128_164711340_iOS.jpg](https://images.hive.blog/768x0/https://steemitimages.com/DQmcs2hi1FxVyEjpYhVnR9xdvaScMgzPfNsZeoJoo7rbEEK/20180128_164711340_iOS.jpg)
Ich muss jetzt leider weg (Austellung auffbauen, denn am Freitag ist Vernisage) würde aber gerne länger antorten, denn deine obigen Fragen haben mich ein bisschen an die Praxis des Naikan erinnern (kennst du?). Aber ich hüpfe jetzt los und beschäftige mich mit Nylon, Nägeln und Lichtverteilung. Wir hatten schon am Sonntag angefangen, sind aber nicht fertig geworden... (hochprofessionelles Bild von mir ;-D)
WIe schön, danke für das Foto! Viel Erfolg & Freude wünsche ich bei der Vernissage - du siehst zufrieden aus mit dieser Art von Arbeit. So richtig zupackend.
Naikan kenne ich nicht, hast du noch etwas mehr Hinweise für mich? Hört sich interessant an.
Herzliche Grüße an dich!
Das zufrieden täuscht etwas, denn uns sind beim Aufbau wechselnd entweder die Wand, die Nägel oder das Hängungssystem entgegen gekommen... heute muss noch eine Wand gestrichen werden... ok, irgendwann war es lustig (Galgenhumor) Und ja, gerne Daumen drücken das viele kaufkräftige Leute kommen.
Naikan ist ein japanisches System zur Selbsterforschung, kann aber auch zur Therapie von z. B. Depressionen eingesetzt werden, ist aber ursprünglich nicht wirklich als Therapie entwickelt worden. Im weitesten Sinne geht es um Dankbarkeit und über den Weg der Dankbarkeit (wieder) zu einem Zugehörigkeitsgefühl zu gelangen. Klassischerweise wird die Technik des Naikan in einer Art Retreat über mehrere Tage angewendet. Im Zentrum stehen folgende drei Fragen
• Was habe ich bekommen?
• Was habe ich gegeben?
• Welche Probleme und Schwierigkeiten habe ich anderen bereitet?
Diese Fragen werden in Bezug auf bestimmte Personen (meist die Eltern) und Lebensabschnitte betrachtet. Man kann die Fragen aber auch als ein Mini-Naikan z.B. jeden Abend (auf den Tag bezogen) beantworten. In der Regel merkt man dabei wie viele Menschen einem geholfen und unterstützt haben (mein Kaffee, meine Kleider etc. alles wurde von anderen für mich hergestellt) im Gegensatz zu den wenigen Momenten in denen man anderen geholfen hat.
Die Unterstützung anderer ist nicht gebunden daran, dass diese gerne gegeben wurde, sondern es geht wirklich nur um das "bekommen haben". Heißt falls mir jemand unabsichtlich oder unwillig hilft, so hat er mir doch geholfen. Hierdurch kann einem bewusst werden in wie vielen Momenten man auf andere angewiesen ist und wieviel man bekommt. Dies macht anders als man im ersten Moment vermuten würde kein schlechtes Gewissen, sondern führt eher zu einem Gefühl der Verbundenheit mit der Umwelt.
Ok.... das war nur super kurz und unstrukturiert. Als älteres Buch habe ich zu dem Thema hier Krech, Gregg, Die Kraft der Dankbarkeit, München 2002 stehen. Das Buch ist etwas an den westlichen Kulturkreis angepasst und nicht ganz so traditionell und strikt in der Ausführung des Naikan.