Ja das ist ein ziemliches Kuddelmuddel. Ich hab das damals auch erst halbwegs verstanden, nachdem ich die Originallitertur gelesen habe.
Autopoiesis bei Maturana und Varela heißt ja erstmal nur, dass Systeme operativ geschlossen sind und fähig sind, sich selbst zu organisieren und zu erhalten (operativ geschlossen heißt aber nicht, dass sie autonom von der Umwelt sind. Komplexe Systeme sind auch immer offene Systeme, die mit der Umwelt interagieren). Der Begriff der Poiesis kam ursprünglich von Aristoteles (glaub ich) und bedeutete ein aktives Tun, ein Herstellen eines Dings oder Produkts. Auto-poietisch heißt dann, dass dieses Produkt das System selbst ist und dass sich immer wieder neu selbst hervorbringt (seine Struktur UND seine Elemente), ohne von außen gesteuert zu werden.
Das mit der Wahrnehmung geht ja dann schon Richtung (radikalen) Konstruktivismus. Die Welt, so wie wir sie sehen, wird dabei als reines Konstrukt des Gehirns betrachtet. Also wir können theoretisch niemals wirklich wissen, wie die Wirklichkeit aussieht, weil letztendlich alles nur vom Hirn errechnet wird. Wir wissen nicht, ob die Welt so ist oder ob wir nicht einfach an einer Maschine angeschlossen sind, die bestimmte Hirnströme auslöst (Matrix lässt grüßen). Darum sollten wir nicht sagen, die Welt ist so, sondern ich sehe sie so. Wie bei einem Messgerät muss man auch Wege finden zu überprüfen, ob das wahrgenommene/ gemessene korrekt ist. Die Geräte werden geeicht, die Menschen müssen kommunizieren, um diese Unsicherheit zu reduzieren.
Bei Platons Höhlengleichnis gehts im Prinzip um mentale Modelle und selektive Wahrnehmung, mit der wir die Welt interpretieren und die unser Handeln steuern. Im Sinne der Philosophie müssen wir unser Denken befreien und uns für andere Perspektiven/Sichtweisen öffnen. Jeder muss den Aufstieg aus der Höhle ins Licht selber schaffen, aber gleichzeitig geht es um die kommunikative und kollektive Unterstützung. Und für Leute, die bisher nur im Dunkeln der Höhle waren und nur Schatten an der Wand sahen, werden vom Licht geblendet und sie sind verwirrt, verstehen ihre Welt nicht mehr. Also der Weg der Erkenntnis kann schmerzhaft sein, aber wir müssen lernen, über unsere Schatten zu springen.
Dazu passt auch sehr gut Einstein, der sagte: Unsere Theorien entscheiden mit, was wir messen und Wittgenstein sagte, die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt..
So reicht jetzt aber wieder :D
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vielen dank euch beiden für den Input! vorerst nehm ichs so hin :D