Quote Niemand wird in ein Land investieren, in dem Währungsabwertungen drohen (meist bleibt es ja nicht bei einer).
Durch ein Investment in italienische Firmen kaufst Du dir zukünftige Lira-Einkommen.
Dies machst Du aber nur, wenn Du nicht befürchten musst, dass der Wert dieses Einkommens zukünftig weniger wert ist.
Nicht umsonst waren die Zinsen in Italien früher bei etwa 12%.
Nein. Man investiert natürlich nicht in ein Land, in dem eine Abwertung droht, sondern danach, wenn die Abwertung erfolgt ist und man sehr günstig einkaufen kann - ein Beispiel hierfür sind sämtliche Tigerstaaten in Südostasien.
Und warum sollte ich als ausländischer Investor in deinem Beispiel in Italien investieren, wenn ich dadurch absolut keinerlei Vorteile habe?
Quote Zu glauben, eine abgewertete Währung würde einem Land Vorteile bringen, ist ein Trugschluss.
Die Produkte, die man exportiert, werden dadurch in der Regel nicht billiger, da sich ja die Rohstoffe verteuern.
Auch das Leben der Italiener würde sich verteuern, da z.B. die Energiekosten steigen.
Diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Selbstverständlich wird durch eine abgewertete Währung alles (Löhne, Produktionskosten, Dienstleitungen, etc.) günstiger und damit für Investoren im Ausland interessanter. Es hat einen Grund, warum sich so viele Deutsche im Alter im Ausland niederlassen oder warum sich China zur verlängerten Werkbank der Welt entwickelte?
Was ohne Abwertung passiert, erleben wir momentan in der schönen Schweiz. Die ist trotz hoher Produktivität international immer weniger wettbewerbsfähig.
Diesen Verlust an realem Einkommen lassen sich die Arbeiter in der Regel nicht gefallen und der kleine Vorteil, den es möglicherweise durch eine Abwertung gibt, ist schnell weg, da die Löhne entsprechend steigen werden.
Die Arbeiter merken durch eine Abwertung der eigenen Währung erstmal gar nichts, außer dass der Urlaub und ausländische Produkte teurer werden. Das Ganze wird sich aber nach einer bestimmten Zeit wieder auf ein adäquates Niveau einpendeln, das der tatsächlichen Produktivität und Wettbewerb des Landes entspricht. Der Markt regelt. Er braucht nur manchmal etwas Zeit und schert sich dabei selten um die Bedürfnisse der Marktteilnehmer. ;)
Quote Bei einer neuen Lira muss es keinen Schuldenschnitt mehr geben.
Keine Regierung dieser Welt, kann pleite gehen, wenn sie in der eigenen Währung verschuldet ist.
Das ist theoretisch richtig und funktioniert nur bei in sich größtmöglich abgeschlossenen Märkten.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Japan. Japan hat eine Staatsverschuldung von etwa 240% (!) des Bruttoinlandprodukts und funktioniert deshalb, weil praktisch 60% des BIPs (die genauen Zahlen hab ich jetzt nicht im Kopf) durch autonomen Konsum generiert werden kann und 90% der tatsächlichen Schulden des Staates durch die Japaner selbst getragen werden.
Dennoch ist die Wirtschaft seit etwa 10 Jahren am Schrumpfen, anders als der Rest der Welt. Die leben praktisch noch vom extremen Wachstum der 80er und von einem enorm hohen Automatisierungsgrad, den sie jetzt die letzten Jahre v.a. nach China exportiert haben, sind aber defakto wirtschaftlich tot, vor allem dann, wenn es zu einer Krise kommt, die das Vertrauen in die Wirtschaft erschüttert.
Also ein Tanz auf dem Vulkan. Ich gehe stark davon aus, dass sich das kleine Geldexperiment der Japaner in der kommenden Weltwirtschaftskrise und dem schwindenden Export bald dem Ende zuneigen wird, aber das ist natürlich nur Spekulation.
Mit dieser Erkenntnis hat Warren Mosler in den 90ern 100 Millionen Dollar verdient.
Er ist extra vorher noch nach Italien gefahren und hat sich mit dem Finanzminister und Zentralbankchef getroffen, um sicher zu gehen, dass denen diese Tatsache auch klar ist.
Natürlich war es ihnen klar.
Die Italiener sind schließlich die Erfinder des modernen Bankgeschäfts in Europa.
Also hat er so viele italienische Lira Darlehen bei einer 10% Verzinsung aufgenommen, wie er kriegen konnte und in italienische Staatsanleihen investiert, die mit 12% rentierten.
Dass einzelne Spekulanten mit Wetten auf Währungen zocken und damit reich werden, muss nicht bedeuten, dass die Theorie immer aufgeht. Was ist hier dein Argument?
Die Italiener waren vor der Einführung des EUR wirtschaftlich in Europa völlig hinüber und konnten vor allem deshalb die astronomischen Zinsen für Staatsanleihen bezahlen, weil sie das Tafelsilber verhökerten, sprich Staatsunternehmen im großen Stil privatisierten und damit zunächst im Übrigen auch eine rekordverdächtige Arbeitslosenquote von bis 12% in Kauf nahmen. Ob die die Politik so toll fanden, steht auf einem anderen Blatt Papier.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/17316/umfrage/arbeitslosenquote-in-italien/
Das wird gerne mal vergessen, wenn man sich das kleine "italienische Wirtschaftswunder" der 90er anschaut, das hauptsächlich ein Wirtschaftswunder für Investoren und Spekulanten war.
Ob Italien, als auch Japan hier Modelle für eine moderne Ökonomie sind, wage ich stark zu bezweifeln. Es gibt übrigens für expansive Geldpolitik weitaus mehr negative Beispiele als positive. Eigentlich fällt mir bei letzterem nur ein Nachhaltiges ein und das ist wie gesagt, Japan. Und hier werden wir sehen, was die nächsten Jahre passiert.