Filme, Serien, Spiele, Lieder, Texte: Fast alle Medien erreichen uns mitunter durch Sprache. Welche Sprache, das hängt ab vom Schöpfer und wen er oder sie erreichen will. Ich verfasse diesen Text hier auf Deutsch, denn worüber ich schreiben will, betrifft euch deutschsprachige Leser.
(Bildquelle: (1))
Ein Trend der mir missfällt
Vielleicht kennt ihr das auch, jedenfalls wenn ich mich mit Freunden in meinem Alter unterhalte und es darum geht welche Filme oder Serien wir gerade schauen fällt das Thema manchmal auf die Sprache auf der man sich selbige anschaut. Soweit ergibt das auch Sinn, immerhin gibt es nach der Lokalisierung, die unter anderem die Übersetzung einschließt, oftmals erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen.
Was mich hingegen stört, ist dass ich mit der Zeit zunehmend das Gefühl habe, dass unter vielen Leuten sich die Meinung festigt die deutsche Synchronisation sei verglichen mit dem englischen Original minderwertig, schlecht, nicht sehenswert oder würde gar dem Original schaden. Ich möchte natürlich niemandem sein Recht zu einer eigenen Meinung absprechen, aber ich finde es dennoch schade, dass zunehmend mehr Leuten so schlecht über deutsche Synchronisation denken.
Ich kann natürlich vollkommen verstehen, wenn jemand eher dazu tendiert sich das Original anzuschauen und nicht wirklich das Verlangen danach hat dann zusätzlich die deutsche Fassung welche die gleiche Geschichte, Situation oder Sache abdeckt ebenfalls zu schauen. Ich stimme auch zu, dass beispielsweise Humor durch Wortspiele oder ähnliches sich nicht immer gut übersetzen lässt und daher angepasst werden muss oder verloren geht. Aber macht das die deutsche Version grundsätzlich schlecht oder unnötig? Das würde ich nicht sagen und wer sich etwas genauer informiert wird zum einen herausfinden, dass wir in Deutschland einen sehr hohen Qualitätsstandard bei Synchronisation haben und zum anderen viele Beispiele finden bei denen die deutsche Vertonung besonders positiv hervorsticht.
1. Norbert Gastell als Homer Simpson
Norbert Gastell schaffte es einer der berühmtesten Zeichentrickfiguren eine deutsche Stimme zu verleihen die sich neben dem Original durchaus sehen lassen konnte. Obwohl sie nicht besonders ähnlich klingen fangen beide den Character der Figur auf ihre eigene Weise gut ein. Wen man hier lieber hört ist meiner Meinung nach wirklich nur noch reine Geschmackssache.
2. Spongebob zeigt, dass bei der Lokalisierung auch an Qualität gewonnen werden kann
Auch wenn es leichter ist Beispiele für verlorenen Wortwitz nach Übersetzung zu finden gibt es auch Fälle bei denen das Gegenteil der Fall ist: In der Folge "Geizig bleibt geizig" überrascht die deutsche Übersetzung der Serie Spongebob Schwammkopf Dank eines Zufalls bei der Sprecherbesetzung und einem cleveren Einfall mit einem besonders lustigem Gag. In diesem Video (3) seht ihr wie Mr Krabs versucht sich als jemand anderes auszugeben um so dem Fliegenden Holländer zu entgehen. Das englische Original (3) bietet vergleichsweise deutlich weniger Situationskomik.
Synchronisation, die schwerste Art der Übersetzung und seine eigene Kunst
Letztendlich ist es schon verständlich, warum es schwer ist alle mit einer Synchronfassung zufrieden zu stellen. Vieles muss gut ineinander greifen, es gibt viel Raum für Komplikationen und vielen Zuschauern sind gar nicht alle Aspekte die gleichermaßen berücksichtigt werden müssen bekannt. Rainer Maria Köppl, stellvertretender Leiter des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaften der Universität Wien sagt dazu (4):
Synchronisation ist ein verdammt schwieriges Geschäft. Es handelt sich dabei zweifellos um die schwierigste Art der Übersetzung.
Dennoch stecken die deutschen Synchronteams oft viel Herzblut in ihre Werke. In diesem Interview (5) des YouTube Kanals "Amazing Voice Show" spricht der Synchronregisseur Matthias Müntefehring über sein Arbeit insbesondere an Spongebob und wie sich seine Arbeitsbedingungen abhängig vom Auftraggeber ändern können. Kurzgesagt: Die Synchronstudios stehen oft unter großem Druck und ihnen wird wenig entgegengekommen, sollten sie nicht in der Lage sein rechtzeitig zu Produzieren werden andere beauftragt, selbst wenn das bedeutet, dass sich die gesamte Besetzung der Rollen ändert.
Aber warum sind Synchronisationen überhaupt wichtig? Viele argumentieren, dass alles im Fernsehen in seiner eigenen Sprache zu hören die Leute davon abhält andere Sprachen zu lernen und das stimmt in vielen Fällen leider. Sprachen zu erlernen erfordert Zeit und Aufwand und wenn man nicht dazu gezwungen ist, fällt es leicht die faulere Route zu wählen. Aber es muss nicht so sein: Meine Sprachbegeisterung zum Beispiel wurde maßgeblich dadurch geprägt, dass es mich interessiert hat, wie sich die Zeichentrickserien die ich als Kind gerne geschaut habe auf anderen Sprachen anhören. Viele Serien habe ich daher in mehreren Sprachen gesehen und konnte dadurch nicht nur viel lernen, sondern ich hatte auch doppelt so viel zu schauen! Es ist für mich quasi fast so, als würde ich meinen Lieblingsfilm mehrmals sehen und ihn trotzdem jedes mal völlig neu erleben.
Von meiner persönlichen Vorliebe abgesehen bin ich außerdem der Meinung, dass die deutsche Synchronisationskultur dazu beiträgt die deutsche Sprache als Ganzes zu erhalten. Mit steigendem Bildungsstandard auf der Welt nimmt auch die Anzahl an Englisch sprechenden Leuten zu, was auf Dauer die Notwendigkeit von anderen Sprachen senkt. Ich denke aber die Vielfältigkeit der Sprachen auf der Welt ist ein Kulturgut, das es zu bewahren gilt.
Ich hoffe ich konnte euch, falls ihr deutschen Synchronisationen vorher vorwiegend kritisch gegenüberstandet zumindest Anreiz geben, die Sache mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Jedem ist natürlich selbst überlassen was er oder sie lieber schaut, aber ich denke man muss deswegen nicht die jeweils andere Fassung hassen und mit allen Mitteln verurteilen. Zum Abschluss liste ich hier nochmal einige Argumente sichpunktartig auf die für oder gegen eine Synchronisation sprechen könnten:
Pro | Con |
---|---|
Gut für Leute die nur eine Sprache beherrschen | Weniger Grund neue Sprachen zu lernen |
Kann in seltenen Fällen das Original übertrumphen | Potentiell verlorener Inhalt / Bedeutung |
Trägt zum Erhalten der Sprache bei | Schwer wirklich überzeugend umzusetzen |
Die Existenz eine Synchronisation hält niemanden davon ab das Original zu schauen | Zusätzlicher Produktionsaufwand kostet Zeit und Geld |
Hat seinen eigenen künstlerischen Wert | Kann eine verfälschte Darstellung bieten |
Gibt einem die Möglichkeit etwas bekanntes nochmal neu zu erleben |
Quellenangabe:
(1) https://www.pexels.com/photo/aluminum-audio-battery-broadcast-270288/
(2) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Norbert_Gastell.jpg
(3) Alle Rechte an Spongebob Squarepants bzw Spongebob Schwammkompf sind Viacom Inc. vorbehalten.
(4) https://www.youtube.com/channel/UCf9whXHuAbWGxMNGhvewDCQ
(5) https://www.vice.com/de/article/bnbae3/warum-deutsche-synchronisationen-oft-so-scheie-sind-123
Ich würde ja behaupten das die deutsche Synchrinisation stetig besser geworden ist....
Das fällt mir immer wieder auf wenn ich ältere Filme sehe, in denen Lippebewegungen und Text überhauptnicht zusammen passen.
Das würde sich heute niemad mehr so abgeben trauen ;).
Synchronisation die den Film verändert
Besonders krass finde ich die Synchronisation von "Spiel mir das Lied vom Tod"
(Anmerkung: du kennst den Film nicht ?! Anschauen!!! )
Der Film erzählt nach der deutschen Synchronisation eine andere Geschichte als im Orginal...
Klar der hohe Standard den wir heute haben hat sich natürlich auch erst mit der Zeit so eingependelt. Ich hätte in meinem Artikel noch viele weitere Aspekte ansprechen und Beispiele aufzeigen können, aber mir war es wichtig, nicht zu viel auf einmal zu sagen, immerhin bin ich für jede Minute Aufmerksamkeit dir ihr mir alle schenkt dankbar, da wäre es nicht richtig, wenn ich nicht auch versuchen würde mich auf das wesentlichste zu beschränken.
Gerade bei Internationalen Firmen sieht man, dass wirklich viel Aufwand in die Lokalisierung gesteckt wird. Disney beispielsweise strengt sich wirklich an ihre Figuren in allen sprachen passend zu besetzen und sorgt sich sehr darum, dass Songs gut ankommen egal in welcher Sprache gesungen wird. Das Spiel League of Legends ist ein weiteres Beispiel bei dem ich oft schmunzelnd angelacht werde, wenn ich sage, dass ich das Spiel sehr gerne auf Deutsch gestellt habe. Die Stimmen der Champions sind dort auch im Deutschen hervorragend und passen nahezu perfekt zu den Charakteren.
Negativbeispiele haben sich hingegen in den letzten Jahren immer weniger gezeigt, auch wenn man natürlich immer noch Fälle hat bei denen die Umsetzung eher durchschnittlich gelungen ist. Selbst durchschnittlich ist hierzulande aber noch wirklich weit weg von schlecht.
Hey @uber-dragon,
toller Artikel!
Ich habe diese Tendenz ebenfalls in meinem Umfeld bemerkt. Natürlich gibt es einige sprachliche Eigenheiten, die bei einer Synchronisation bzw. Übersetzung verloren gehen, aber der Inhalt bleibt doch erhalten. Ich schaue mir manchmal Serien oder Filme in anderen Sprachen an, aber dann, um ein bisschen zu lernen. Wenn ich jedoch einfach entspannt was im Fernsehen gucken will, dann auf Deutsch. Denn wie du richtig sagst: Unsere Synchros sind gut! Nicht so wie in Polen oder Spanien, wo es (gefühlt) 1-5 Leute gibt, die alles synchronisieren!
Und auch wenn ich Spongebob nicht mag, das Beispiel ist super! :D
Wir haben das Glück dass hier wirklich viel Aufwand in die Lokalisierung gesteckt wird, in manch anderen Ländern ist das nicht der Fall. Wie vielfältig die Auswahl an Sprechern ist kann man sehr gut erkennen, wenn man mal in der deutschen Synchronkartei stöbert. Es macht mir immer wieder Spaß Sprecher wieder zu erkennen und neue kennen zu lernen! Einfach mal den namen des Lieblingsfilms oder der Lieblingsserie eingeben und schauen von wo man die Stimmen der Hauptrollen noch so kennen könnte.
Ich hab mir da schon vor einiger Zeit einen Sport draus gemacht, wenn ich einen Film gucke, zu überlegen, wessen Stimme das grade ist. Das nervt meinen Freund zwar tierisch, ich hingegen freue mich aber immer, wenn ich jemanden wiedererkenne. Ist ein bisschen wie Memorie :D Das führt aber manchmal auch zu Irritationen, z. B. wenn ich in der Küche bin und den Fernseher nur höre und dann denke: "Hä, wir gucken doch XY, was macht denn jetzt YZ da?" :D
Cool :D Hast du dann auch Lieblingssprecher? Ich bin großer Fan von Tobias Müller, Hannes Maurer und Giuliana Jakobeit!
Ich wusste es bis grade nicht, aber Giuliana Jakobeit mag ich auch :D und David Nathan, Ulrike Stürzbecher und Manou Lubowski. Aber ich höre eigentlich recht viele gern. Mir ist nur aufgefallen, dass die meisten, die du magst, Animes sprechen. Ist vermutlich kein Zufall, oder? :p
Ja ^^' Anime und Zeichentrick kommen bei mir besonders gut an, Zeichentrick eigentlich noch mehr als Anime, wobei es da hauptsächlich an Zeit und nicht an Interesse mangelt! Letztendlich gibt es einfach so viel das ich schauen wollen würde, dass ich am Ende gar nicht voran komme :D
Ich weiß, was du meinst. Meine Liste von Sachen, die ich noch lesen, schauen oder besuchen möchte wird von Jahr zu Jahr länger, aber es ist einfach nicht genug Zeit! Das empfinde ich als eine ganz besondere Art von Folter.. :D
Der Beitrag gefällt mir! Also in meinem Bekanntenkreis gibt es glaube ich keinen, der sich lieber die originale Vertonung aunschaut - nur der Audio wegen...
Sicherlich gibt es viele Lowbudget Filme auf deutsch, wo man sich fragt, warum man sich als professioneller Film-und Fernsehsynchronisierer solch Mühe gibt, wenn es jene (die aus den Lowbudget Streifen, sowie teilweise auch in Semiprofessionellen Produktionen) sich doch so einfach machen...
Ich selbst habe noch nie einen ganzen Film vertont, jedoch war ich damals viel bei meinen großeltern und mein Opa hat in einem Synchronstudio gearbeitet. Er brubbelte dann öfter mal beim abendlichen TV-Programm über die schlechte Synchronisation...
Ich behaupte einfach mal, dass man deutscher Sprache sogar wesentlich mehr "Feinheit" in die Dialoge bekommt. Denn die deutsche Sprache ist äußerst genau - wenn man sie beherrscht.
Hingegen ist die englische Sprache (allem vorweg Amerikanisches "Möchtegernenglisch") sehr einfach gestrickt.
Im Deutschen gibt es für eine Sache z.B. mehrere Begrifflichkeiten, um diese auszudrücken.
Im Englischen ist es genau umgedreht - ein Begriff steht häufig für viele verschiedene Dinge.
Klingt als ob dein Großvater mit dafür verantwortlich ist, dass unsere Synchros heute so gut sind ;)
In seiner Gesamtheit hat die deutsche Sprache wirklich ein großes Repertoire was seinen Wortschatz angeht, das hilft auch definitiv dabei bei der Übersetzung genug Spielraum zu haben um die richtige Wirkung zu erzielen.
Super Beitrag bin an dieser Stelle doch verblüfft, dass es eine kritische Wahrnehmung in der deutschen Synchronisierung gibt.
Wir haben hierzulande eines der hochwertigsten Übersetzungen überhaupt - selbstverständlich darf das auch hervorgehoben und geschätzt sein! Nur, wenn ich mir andere EU-Länder betrachte, (Polen, Dänemark - ganz Skandinavien) muss ich feststellen, dass deren englisches Sprachvermögen um Welten besser ist, wie hier in Deutschland.
Woran liegt das? Einerseits, weil es in den Ländern an Synchronsprecher fehlt und es nur Untertitel gibt - weil niemand lesen will, da sie an den O-Ton gebunden sind, andererseits, dass die Kinder von früh an die Sprache hören. Die Lernkurve ist im Kindesalter nunmal am Höchsten.
Mein idealistisches Weltbild lenkt mich in die Richtung für eine gemeinsame (globale) Sprache zu tendieren.
Obwohl ich lieber japanisch, wie chinesisch lernen möchte!
Ja ich konnte nur kurz anführen, dass Kritiker berechtigterweise anführen, dass Synchronisation viele von erlernen neuer Sprachen befreit beziehungsweise abhält, man muss aber auch in Betracht ziehen, dass die jüngeren Generationen hier schon deutlich häufiger und besseres Englisch sprechen. Außerdem leben in unserem Land viele Leute die ursprünglich aus zahlreichen anderen Ländern stammen und für die Deutsch somit bereits die zweite Sprache ist die sie lernen.
Sag mir bescheid wie das mit dem Japanisch läuft, bei mir geht es langsam voran ;) Ist gar nicht so unmöglich wie man anfangs denkt.
Für Kinder ist es ideal von früh auf mehrere Sprachen zu beherrschen. Die Effekte im Gehirn sind für spätere Lernkurven nützlich. Anders wie oft gedacht wird, jede weitere Sprache, die hinzugelernt wird, erfordert mehr Mühe und Zeitaufwand - ist das Paradoxe, das (sobald eine Handvoll Sprachen beherrscht werden) - weitere Sprachen leicht und effizient erlernt werden können. Das Fundament muss aber da sein!
Mir kommt gerade eine Aufgabe für den Sprachunterricht in den Sinn:
Wie wäre es mit Synchronsprecheraufgaben als eine Art Schulreferat. Ich erinnere mich an das Buch "Der kleiner Hey" womit Übungen das Sprechen trainiert wird. Da Synchronsprecher sehr tief in ihre Rolle eintauchen, um emotional fokussiert zu sein, wäre es für Kinder doch sicherlich aufregend mit ein wenig Theater ihren Sprachunterricht zu füllen.
Tut mir leid, dass ich abgedriftet bin. Ich sehe gerade, dass Du neben dem Faibel für Synchronsprecher auch Japanisch aufgeführt hast. Schade, Dich enttäuschen zu müssen, aber japanisch lerne ich nicht - es war nur ein Hinweis auf die mögliche Übermacht Chinas.
Ich bin stark davon überzeugt, dass Schauspiel / Theater stärker in den Schulunterricht eingebunden werden sollte. Vorträge trainieren zwar in gewisser weise das Sprechen, allerdings liegt dort kein Fokus auf nuancierter Betonung, Emotion, Wirkungsabsicht oder gar Mimik und Gestik. Ich hätte mich in meiner Schulzeit sehr darüber gefreut wenn ich in diesen Bereichen mehr Möglichkeiten zum ausprobieren gehabt hätte. Und mit dem Japanisch ist schon okay, vielleicht überlegst du's dir ja noch irgendwann ;)
Interesting
I will follow you to see your future posts!
Sehr guter Beitrag.
Ich habe allerdings noch nie gehört, dass eine Synchronisation einem Film schadet.
Manchmal ist es aber leider so, dass man eben nicht alles 1 zu 1 übersetzen kann, weil Dinge im Deutschen einen ganz anderen Sinn haben oder das dann nicht zu den Lippenbewegungen etc. passen würde. In den meisten Fällen finde ich aber nicht, dass das auffällt oder gar einem Film schaden würde.