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RE: Do we live in a market economy? - Leben wir in einer Marktwirtschaft?

in #politics5 years ago

Wenn eine Zentralbank (FED, EZB, PBOC, BoJ) die Geldmenge in einem Wirtschaftsraum steuert, dann ist die Geldpolitik - per Definition - sozialistisch.

Die Zentralbank steuert Gott sei Dank überhaupt nichts.
Wie groß ist die Menge des Zentralbankgeldes, welches im Umlauf ist und wie groß ist der Rest?
Glaubst Du, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt?
70% der USD werden außerhalb der USA von privaten Banken erschaffen (Eurodollar).
Welchen Einfluss sollte die FED darauf haben?
Geld entsteht wenn Kredite aufgenommen werden, was in der Regel im wirtschaftlichen Aufschwung passiert.
Wie sollte die Zentralbank die Menschen zwingen, dass sie sich Kredite aufnehmen?
Geldmengenwachstum geht immer von der Kundenseite aus.
Die Zinsen fallen seit 1981, wie ich hier gezeigt habe.
QE hatte überhaupt keinen Einfluss. Dafür sind die Märkte auch viel zu groß.
Vielmehr laufen die Zentralbanken den Zinsen hinterher.
Das Aufkaufen von Wertpapieren ist auch kein Gelddrucken sondern nur ein Liquiditätstausch.
Man kauft ja die Anleihen nicht direkt vom Staat (das wäre Gelddrucken), sondern von Banken, die die Wertpapiere vorher mit Geld gekauft haben.
Das Geld war also vorher schon da. Es wechselt nur seine Form.

Wenn man sich folgenden Chart des Nikkei ansieht, erkennt man, dass die BOJ auch vollkommen machtlos ist, ansonsten wären die Kurse höher als in den 90ern.
Screen Shot 2019-10-17 at 6.30.24 PM.png.

Wenn 95% oder mehr Geld von privaten Banken erschaffen wird, kann man wohl schwer von einem Geldmonopol des Staates sprechen.
Durch das ständige Anprangern der Zentralbanken, gibt man ihnen eine Bedeutung, die sie nicht haben.
Sie sind völlig bedeutungs- und nutzlos.
Solange aber die Menschen dem Glauben anhängen, Zentralbankgeld wäre höherwertiger als Buchgeld, werden wir sie aber leider auch nicht loswerden.
Viel wichtiger wäre es sowieso, man würde sich an den anderen, viel schädlicheren Institutionen abarbeiten und sich nicht ständig über Dinge aufregen, die es gar nicht gibt (staatliches Geldmonopol).

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Interessante Sichtweise.

Die Zentralbank steuert überhaupt nichts?

  • Wenn die EZB QE betreibt und Staatsanleihen und/oder private Anleihen aufkauft, erhöht das die Liquidität am Markt?
  • Falls ja, wirkt diese Liquidität neutral oder werden gewisse Marktakteure bevorteilt?
  • Was sind die Folgen dieser Liquiditätserhöhung? Gibt es Auswirkungen auf die Zinsen, auf die Immobilien- und Aktien- und Anleihenpreise?

"Wenn 95% oder mehr Geld von privaten Banken erschaffen wird, kann man wohl schwer von einem Geldmonopol des Staates sprechen."
Analogie: Wenn 95% der Entscheidungen in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) von Bauern getroffen werden, kann man wohl schwer von einem landwirtschaftlichen Monopol des Staates (SED) sprechen.
Relevant ist hier, welche Entscheidungen getroffen, wichtige oder unwichtige. So wie die wichtigen Entscheidungen hinsichtlich der LPG von der SED getroffen wurden, werden heute wichtige monetäre Entscheidungen von den Zentralbanken getroffen. Die EZB definiert die Basis unseres Geldsystems und das hat weitreichende Auswirkungen. Ich behaupte nicht, dass sie die volle Kontrolle über das Geldsystem hat. So werden Zinsen vom Markt bestimmt. Aber die EZB beeinflusst sie wesentlich - auch wenn sie aufgrund der Komplexität des Geschehens nie genau wissen kann, wie ihre Massnahmen wirken.

Und hinsichtlich Eurodollar: Ja, der ED-Markt mag teilweise oder sogar grösstenteils ausserhalb der Befugnisse von Zentralbanken liegen. Aber auch das zeigt das Versagen der Zentralbanken, ein inter-nationales Währungs- bzw. Zahlungssystem zu etablieren. Der Aufbau des ED-Markts war notwendig, weil Zentralbanken ein künstliches Währungssystem mit zig Währungen aufgebaut hatten, das willkürlich Grenzen für Geldflüsse gesetzt hat. Durch die vielen Währungen mit jeweils relativ wenig Marktkapitalisierung (gegenüber einem globalen Geld wie früher Gold oder zukünftig BTC) gibt es mehr Volatilität, mehr Spekulation und dank planwirtschaftlicher Eingriffe zunehmend Instabilität (repo markets...).

Deine Interpretation vom Nikkei ist einseitig.
Die BoJ pumpt Geld in den Markt und nicht einmal das reicht, um den Kurs wesentlich zu erhöhen. Diminishing returns von QE. Es wirken sehr viele Faktoren auf Wirtschaftswachstum und Aktienmärkte. Monetäre Politik ist einer davon. Demographie ist ein weiterer. Billiges Geld für niedrige Zinsen ermöglicht es CEOs Kredit aufzunehmen, Aktien zurückzukaufen, dadurch die outstanding shares zu reduzieren und ihre earnings per share zu erhöhen - und das ganze mit relativ geringem Risiko. Das hat u.a. zur Folge, dass Unternehmen weniger investieren, ihre Profitabilität weniger verbessern und das führt langfristig zu niedrigerem Wachstum. Niedrigeres Wachstum führt zu niedrigeren Unternehmensbewertungen.

Das, was ich hier schreibe, ist - wie in meinem Ausgangspost geschrieben - eine starke Vereinfachung der komplexen Realität. Aber die Aussage, dass Zentralbanken keinen Einfluss haben, halte ich für abenteuerlich.

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