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RE: Do we live in a market economy? - Leben wir in einer Marktwirtschaft?

in #politics5 years ago

Interessante Sichtweise.

Die Zentralbank steuert überhaupt nichts?

  • Wenn die EZB QE betreibt und Staatsanleihen und/oder private Anleihen aufkauft, erhöht das die Liquidität am Markt?
  • Falls ja, wirkt diese Liquidität neutral oder werden gewisse Marktakteure bevorteilt?
  • Was sind die Folgen dieser Liquiditätserhöhung? Gibt es Auswirkungen auf die Zinsen, auf die Immobilien- und Aktien- und Anleihenpreise?

"Wenn 95% oder mehr Geld von privaten Banken erschaffen wird, kann man wohl schwer von einem Geldmonopol des Staates sprechen."
Analogie: Wenn 95% der Entscheidungen in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) von Bauern getroffen werden, kann man wohl schwer von einem landwirtschaftlichen Monopol des Staates (SED) sprechen.
Relevant ist hier, welche Entscheidungen getroffen, wichtige oder unwichtige. So wie die wichtigen Entscheidungen hinsichtlich der LPG von der SED getroffen wurden, werden heute wichtige monetäre Entscheidungen von den Zentralbanken getroffen. Die EZB definiert die Basis unseres Geldsystems und das hat weitreichende Auswirkungen. Ich behaupte nicht, dass sie die volle Kontrolle über das Geldsystem hat. So werden Zinsen vom Markt bestimmt. Aber die EZB beeinflusst sie wesentlich - auch wenn sie aufgrund der Komplexität des Geschehens nie genau wissen kann, wie ihre Massnahmen wirken.

Und hinsichtlich Eurodollar: Ja, der ED-Markt mag teilweise oder sogar grösstenteils ausserhalb der Befugnisse von Zentralbanken liegen. Aber auch das zeigt das Versagen der Zentralbanken, ein inter-nationales Währungs- bzw. Zahlungssystem zu etablieren. Der Aufbau des ED-Markts war notwendig, weil Zentralbanken ein künstliches Währungssystem mit zig Währungen aufgebaut hatten, das willkürlich Grenzen für Geldflüsse gesetzt hat. Durch die vielen Währungen mit jeweils relativ wenig Marktkapitalisierung (gegenüber einem globalen Geld wie früher Gold oder zukünftig BTC) gibt es mehr Volatilität, mehr Spekulation und dank planwirtschaftlicher Eingriffe zunehmend Instabilität (repo markets...).

Deine Interpretation vom Nikkei ist einseitig.
Die BoJ pumpt Geld in den Markt und nicht einmal das reicht, um den Kurs wesentlich zu erhöhen. Diminishing returns von QE. Es wirken sehr viele Faktoren auf Wirtschaftswachstum und Aktienmärkte. Monetäre Politik ist einer davon. Demographie ist ein weiterer. Billiges Geld für niedrige Zinsen ermöglicht es CEOs Kredit aufzunehmen, Aktien zurückzukaufen, dadurch die outstanding shares zu reduzieren und ihre earnings per share zu erhöhen - und das ganze mit relativ geringem Risiko. Das hat u.a. zur Folge, dass Unternehmen weniger investieren, ihre Profitabilität weniger verbessern und das führt langfristig zu niedrigerem Wachstum. Niedrigeres Wachstum führt zu niedrigeren Unternehmensbewertungen.

Das, was ich hier schreibe, ist - wie in meinem Ausgangspost geschrieben - eine starke Vereinfachung der komplexen Realität. Aber die Aussage, dass Zentralbanken keinen Einfluss haben, halte ich für abenteuerlich.

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