Inwandern, oder Flucht ist zwecklos – In-migration, or escape is futile DE/EN

in #dach3 years ago (edited)

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(Foto von Samuel Theo Manat Silitonga von Pexels)

Der Fluch der Freiheit – The curse of freedom

Deutsch

In vielen analogen und virtuellen Gesprächen kommt das Thema Auswandern als Synonym für Flucht auf. Das hatte ich ja vor einer Weile privat als Thema aufgegriffen. Also soll es sich hier nicht um Länderwahl, Pro/Contra oder Widerstand und ähnliches handeln, sondern um einen anderen Aspekt, der mir persönlich als schwerwiegender gilt, wobei das Auswandern an sich nicht ausgeschlossen bleibt. Doch bei allen sich kreisenden Gedanken ob es Skandinavien, Asien, Südamerika, Afrika oder der Mars sein soll, stoße ich immer auf den Gedanken Globales Verbrechen. Aus meiner Sicht ist es so ziemlich egal wo man ist – wir sitzen alle im gleichen Boot und wenn’s abgeht, dann höchstens in einer ästhetischeren Kulisse. Am Sandstrand ausharren ist vielleicht angenehmer.

Die Müßigkeit dieser Kontemplationen wurde durchkreuzt bei der Lektüre eines sehr eindrucksvollen Buches von Sebastian Haffner (Germany: Jekyll & Hyde). Geschrieben in England als Kriegsflüchtling, mit seiner schwangeren jüdischen Frau unter prekärsten Lebensumständen und Ablehnung der Einheimischen ums Überleben kämpfend, lieferte er beeindruckende Analysen und – ich möchte es schon prophetisch nennen – Prognosen, über das damalige Deutschland, die Nazis, die Weltpolitik, und wohin das ganze führen wird, sowie was man dagegen tun müßte. 1940 veröffentlicht muß ich sagen, daß es ein meisterhaftes und absolut lesenswertes Werk ist! Nicht nur aus der Perspektive der Geschichtsforschung, sondern auch weil es sich liest wie eine Blaupause heutiger Zustände. Sehr oft mußte man nur ein Wort austauschen und voilá! Man lernt viel über unser Heute. Eines ist mir aber hängengeblieben. Im Kapitel über die illoyalen Deutschen – also die Deutschen, die gegen Hitler und die Nazis waren – schildert er sehr eindrücklich den Umstand des fehlenden Widerstandes. Er erlebte wie aus dem Ausland die Forderungen laut artikuliert wurden, daß die Deutschen sich doch gegen die Nazis auflehnen sollten, wenn sie diesen Bastard loswerden wollten. Das sagen heutzutage auch viele: „Damals wäre ich im Widerstand gewesen!“. (Das dem so nicht ist muß hier nicht ausgeführt). Denn das Problem war folgendes: der Widerstand wurde brutal niedergeschlagen und es gab Hinrichtungen am laufenden Band. Man wurde nicht nur diffamiert oder „gecancelt“, sondern getötet. Zum anderen liefen die Widerstandsführer entweder weg, oder über und die Kulturträger flüchteten ins Ausland. Die Regierungen vergingen sich in Kompromisspolitik und – das ist das zu beachtende! – gaben damit den Nazis immer die Oberhand. Die Menschen im Widerstand hatten niemanden im Ausland, der zur Hilfe eilen würde, sondern statt dessen Länder, die mit Diplomatie versuchten die Nazis zu besänftigen, ungeachtet dessen, daß diese jedes Abkommen gebrochen hatten. Unterm Strich siegten die Nazis also immer wieder und der Widerstand war demoralisiert. Und das ist der springende Punkt. Wo damals von Außen keine Hilfe zu erwarten war – zumindest erst dann als es zu spät war – konnten die „illoyalen Deutschen“ nichts tun außer zu fliehen, oder wenn die Mittel dazu nicht ausreichten, es aussitzen.

Wir haben heute die gleiche Situation nur global. Es sind wieder zu viele, die gleichgültig, leichtgläubig, opportunistisch oder dem Druck nicht standhaltend mitlaufen und denjenigen das Leben schwer machen, die auf das Verbrechen hinweisen. (An dieser Stelle gebe ich weder eine moralische Wertung, noch einen Anlass zur Diskussion wer nun recht hat. Ich spreche meine Beobachtungen aus). Der einzige Unterschied zu damals ist: es gibt niemanden, der von Außen zur Hilfe eilt. Es sei denn man erwartet UFOs oder den Kometen. Somit ist man vollkommen auf sich selbst gestellt.

In diesem Umstand liegt eine Tragik, die gleichzeitig ein Segen ist, sofern man gewillt es die unterliegende Aufforderung an die menschliche Gesellschaft zu erkennen. Wir haben uns vollkommen verrannt in den krudesten Materialismus, der allerlei -Ismen heraufbeschwört, da keinerlei Orientierung mehr vorhanden ist. Die einen sagen Kapitalismus, die anderen Kommunismus, wieder andere Gottesstaat, andere Transhumanismus. Ein Teil der Welt darbt in horrendester, menschenunwürdigster Armut und Kriegsleid, der andere Teil kriegt den Rachen nicht voll und verkümmert im Rausch des Entertainment (oder Tittitainment, wie Brzezinski es treffend nannte). In diesem Vakuum einer entgleisten Menschheit treibt der seinem Wesen entfremdete Mensch wie ausgehöhlt sein Unwesen. Da muß man was dagegen tun, oder so …

Nun haben die „Herren der Welt“ sich was feines ausgedacht und das beinhaltet totale Kontrolle. So weit wie möglich totale Kontrolle. Den totalen Sieg, sozusagen. Das sind vermutlich Menschen, die tatsächlich glauben mit ihren Mitteln, und ihren Ideen, eine bessere Welt gestalten zu können, wo man durch Engineering jeglicher Art alles in seine geeigneten Bahnen lenken kann. Doch ist der „Plan“ recht unmenschlich und entkleidet uns jeglicher Freiheit, bis hin zur Markierung von geimpft und ungeimpft, was, seien wir mal ganz ehrlich, nur die Vorstufe zur totalen Kontrolle ist mittels der Technologie, die sich die Nazis sehnlichst gewünscht haben. Vergleicht man damals mit heute, so ist es wie eine Pferdekutsche neben einem Tesla. Läßt man sich auf das Gedankenspiel des Transhumanismus und einer „verbesserten“ Gesellschaftsform ein, so ergibt die Gleichung; Materialismus + Humanismus = Bestialität – vollkommen Sinn. Und das sollte schwer zu denken geben. Ich weiß das mag provokant klingen, doch ist da auch viel dran. Denn die Weltverbesserungsphantasien dieser Eliten ist geprägt von einem äußerst menschenverachtenden Pragmatismus, der sich dieses Mal aus einer materialistischen Weltanschauung zusammenbaut, bzw. von dieser geleitet ist.

Und wo kommt jetzt die Hilfe her? Die Antwort werden wohl schon viele gefunden haben: Die Hilfe von Außen findet man nur im Inneren. Wir stehen dieses mal als Gesamtmenschheit in bedrückender Einsamkeit vor dem größten Putsch aller Zeiten und haben nichts als uns selbst. In uns müßen wir die Heimat finden, und aus dieser heraus uns dorthin begeben, wo Gleichgesinnte sind. Und wenn wir niemanden finden, dann eben Heimat beziehen im eigenen Inneren. Also statt Auswandern müssen wir Inwandern. Der Lärm der äußeren Welt hat uns taub gemacht, und die ständige Reizüberflutung ausgehöhlt. Die virtuellen Welten haben sich vor uns geschoben und setzen alles daran uns (in Freiwilligkeit) auf unsere kleine, abgeschnittene Insel zu verbannen. Insofern ist es ja nur folgerichtig, daß wir diese Krise erleben. Das empfinde ich persönlich als den Weckruf. Wer ihn hört und ob, und wie man ihn umsetzt oder nicht liegt ja in der Freiheit, die uns allen gegeben ist. Die Freiheit, die man ja gerade bekämpft. Und das gibt mir die unerschütterliche Überzeugung, daß wir diese Krise meistern werden und die Dystopie nicht wahr wird. Denn so wie der Golem am Ende seinen Erschaffer jagt, so werden diese „Herren der Welt“ an ihrem eigenen Irrtum zugrunde gehen. Denn sie wollen Gott spielen. Die Freiheit bahnt sich aber immer ihren Weg, und das können sie nicht kontrollieren.

Wie es genau weiter geht und was die Etappen zur Dystopie sind weiß ich nicht im geringsten, sondern kann da nur mutmaßen. Aber das ist auch nicht das Wesentliche. Der ballt rollt und er wird nicht aufhören zu rollen bis sich alles ausgespielt hat. Die Frage ist nur wie lange wir diesen Unsinn ertragen werden und wieviel Schaden er anrichtet, und was wir als bessere Lösung erarbeiten können. Meiner Meinung nach haben wir noch einige lange Jahre vor uns. Aber sei es drum: wer Ingewandert ist braucht sich nicht mehr um den Ausgang kümmern.

Denn nichts auf dieser Welt ist ewig.



English

In many analog and virtual conversations, the topic of emigration comes up as a synonym for escape. I had taken up this as a topic privately a while ago. So this is not supposed to be about country choice, pro/contra or resistance and the like, but about another aspect, which I personally consider to be more serious, while emigration itself is not excluded. But with all circling thoughts whether it should be Scandinavia, Asia, South America, Africa or Mars, I always come across the thought global crime. From my point of view it doesn't really matter where you are - we are all in the same boat and if it's going to happen, then at most in a more aesthetic setting. Holding out on the sandy beach is perhaps more pleasant.

The idleness of these contemplations was thwarted when reading a very impressive book by Sebastian Haffner (Germany: Jekyll & Hyde). Written in England as a war refugee, struggling to survive with his pregnant Jewish wife under the most precarious living conditions and rejection of the locals, he delivered impressive analyses and - I would call it prophetic - prognoses, about the Germany of that time, the Nazis, world politics, and where the whole thing will lead, as well as what one should do about it. Published in 1940, I must say that it is a masterful work and absolutely worth reading! Not only from the perspective of historical research, but also because it reads like a blueprint of today's conditions. Very often you only had to exchange one word and voilá! One learns a lot about our today. But one thing stuck with me. In the chapter about the disloyal Germans - the Germans who were against Hitler and the Nazis - he describes very impressively the circumstance of the lack of resistance. He experienced how from abroad the demands were loudly articulated that the Germans should rebel against the Nazis after all, if they wanted to get rid of this bastard. Many say the same thing nowadays: "At that time I would have been in the resistance!". (That this is not so does not have to be explained here). Because the problem was the following: the resistance was brutally beat down and there were executions all the time. One was not only defamed or "canceled", but killed. On the other hand, the resistance leaders either ran away or defected and the culture bearers fled abroad. The governments indulged in compromise politics and - this is the thing to be noted! - always gave the Nazis the upper hand. The people in the resistance had no one abroad to rush to the rescue, but instead countries that tried to appease the Nazis with diplomacy, regardless of the fact that they had broken every agreement. So the bottom line was that the Nazis kept winning and the resistance was demoralized. And that is the point. Where no help could be expected from outside at that time - at least not until it was too late - the "disloyal Germans" could do nothing but flee, or if the means were not sufficient, sit it out.

We have the same situation today only globally. There are again too many who run along indifferently, gullibly, opportunistically or not withstanding the pressure, making life difficult for those who point out the crime. (At this point I neither give a moral evaluation, nor a cause for discussion who is morally right. I speak out my observations). The only difference to that time is: there is nobody who rushes from the outside to the rescue. Unless one expects UFOs or the comet. Thus one is completely on oneself.

In this circumstance a tragedy lies, which is at the same time a blessing, provided that one is willing to recognize in it the underlying request to the human society. We have completely lost our way in the crudest materialism, which conjures up all kinds of -isms, since there is no longer any orientation. Some say capitalism, others communism, others theocracy, others transhumanism. One part of the world languishes in the most horrendous, inhumane poverty and war suffering, the other part can't keep its mouth full and withers away in the intoxication of entertainment (or tittitainment, as Brzezinski aptly called it). In this vacuum of a derailed humanity, the human being, alienated from his essence, is doing his mischief as if hollowed out. One must do something against it, or so ...

Now the "masters of the world" have come up with something brilliant and that involves total control. As far as possible total control. The total victory, so to speak. These are presumably people who actually believe with their means, and their ideas, to be able to form a better world, where one can steer everything by engineering of any kind into its suitable courses. But the "plan" is quite inhumane and strips us of any freedom, up to the marking of vaccinated and unvaccinated, which, let's be honest, is only the precursor to total control by means of the technology that the Nazis longed for. If you compare then with now, it's like a horse-drawn carriage next to a Tesla. If one gets involved in the thought game of transhumanism and an "improved" form of society, the equation; materialism + humanism = bestiality - makes perfect sense. And that should be thought about intensely. I know this may sound provocative, but there is a lot to it. Because the world improvement fantasies of these elites is characterized by an extremely inhumane pragmatism, which this time builds itself from a materialistic world view, or is led by it.

And where does the help come from now? The answer will have probably been already found by many: One finds the help from the outside only in the inside. This time we stand as a whole humanity in oppressive loneliness before the biggest coup of all times and have nothing but ourselves. We have to find our home within ourselves, and from there we have to go where there are like-minded people. And if we don't find anyone, then we have to find a home within ourselves. So instead of emigrating we have to in-migrate. The noise of the outer world has made us deaf, and the constant overstimulation has hollowed us out. The virtual worlds have pushed themselves in front of us and are doing everything they can to banish us (voluntarily) to our small, cut-off island. In this respect it is only logical that we experience this crisis. I personally feel that this is the wake-up call. Who hears it and whether, and how one implements it or not lies in the freedom that is given to all of us. The freedom that is being fought against momentarily. And that gives me the unshakable conviction that we will overcome this crisis and that the dystopia will not come true. For just as the golem hunts its maker in the end, so these "masters of the world" will perish from their own error. Because they want to play God. But freedom always paves its way, and they cannot control that.

How it all develops exactly and what the stages are to the dystopia I do not know in the least, but can only conjecture. But that is also not the main thing. The ball is rolling and it will not stop rolling until everything has played itself out. The only question is how long we will endure this nonsense and how much damage it will do, and what we can work out as a better solution. In my opinion, we still have a few long years ahead of us. But so be it: whoever has in-migrated does not need to worry about the exit anymore.

Because nothing in this world is forever.

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Widerstand ist ja nur das, was man deutlich sehen kann. Einer Situation zu widerstehen, spielt sich aber auch unsichtbar ab. Im Vertrauen auf Menschen entscheidet sich jede Situation aufs Neue und die Nichtmitmacher wissen vielleicht nicht mal, dass sie nicht mitmachen, sondern unbewussten Boykott betreiben wo immer solches möglich ist. Da übersieht man mal was, da geht was verloren oder kaputt, was die Regelbefolgung unmöglich macht, beispielsweise.

Ist es möglich, sich indifferent zur Spritze zu fühlen? Vermutlich. Ich kenne jemanden, der geimpft ist und keinerlei Anstoß bei mir erregt. Er ist weder pro noch kontra. Hats einfach gemacht, um seinen Vater im Altenheim besuchen zu können und sich um ihn zu kümmern. Realistischerweise würde ich meinen, da alle um ihn herum so fest überzeugt sind, dass solches nötig war, auch der eigene Vater. Was will man da machen? Keine Ahnung, jeder muss es selbst wissen. Jede Prohibition hat ihre eigenen Schwarzmärkte erschaffen, die Sehnsucht nach Freiheit lässt sich nicht, wie du andeutest, vollkommen auslöschen.

Jeder Tag, den man lebt, ist im Grunde ein russisches Roulette, ich weiß es nur nicht. Dort, wo ich glaube, es zu wissen, macht es mir das Leben zur ständigen Sorge. Nach bald zwei Jahren der ständigen Sorge treten Ermüdungserscheinungen auf und sowas wie eine Scheißegal-Stimmung. Auch Vergessen. Wohl aber nicht bei allen. Das ist gut so, denke ich. Wir sind eben keine Herde.

Ja, es könnte bzw. hängt mit dem jeweiligen Grad der Bewußtheit zusammen, wie man sich zur Situation verhält. Meine ganze Familie ist fast vollständig geimpft, und viele meiner ehemaligen Kollegen und ein paar Freunde. Die Motive waren sehr unterschiedlich. Von dem Vertrauen auf das, was die Medien verkünden, bis hin zum Druck und endlich Frieden haben zu wollen. Ich wedle meinen Finger bei niemandem, hoffe aber auf das Beste.

Wenn wir im Alltag auf das leidige Thema kommen, dann gibt es die ganze Bandbreite von Empörung, bis hin zur Abwehr, oder tiefem Glauben. Ich kann so gut wie alle Haltungen gut nachvollziehen und bleibe immer auf dem Boden der friedlichen Kommunikation stehen. In der Hoffnung nach dem ganzen Desaster Brücken bauen zu können. Nicht nur im engsten Kreis, sondern im allgemeinen Alltag.

Aber ich glaube auch, daß es gerade bei der Schwere und Offensichtlichkeit des Geschehens jeder dazu aufgerufen ist sich über die Entwicklungen bewußt zu werden. Wir rutschen unaufhaltsam in einen neuen Faschismus, in eine smarte Diktatur, und das betrifft jeden. Wer hier schläft trägt Verantwortung.

Andererseits war ich letzte Woche zu Besuch bei einer Freundin, und ich konnte an ihr erkennen, daß sie so mitgenommen ist von dem Ganzen, daß sie rein seelisch nicht in der Lage ist alles zu verarbeiten. Wie soll man da "böse" sein? Es bricht mir das Herz und ich bleibe lieber dabei Geschichten zu erzählen, die sie zum Lachen bringen.

Persönlich stehe ich einen Schritt ausserhalb des Geschehens und versuche es von so vielen Perspektiven wie möglich zu betrachten, ohne mich seelisch reinsaugen zu lassen. Das gelingt nicht immer, und wäre ja auch vermessen. So ist mein obiger Post (auch der letzte zu dem Thema) ein letzter Tintenstrich um für mich zu dokumentieren, daß ich nicht geschlafen habe und mir wünschte es würden viel mehr nicht schlafen. Am Ende aber zählt nur, daß wir uns wieder bewußt werden, daß Freiheit ein zerbrechliches Gut ist, und immer wieder neu erarbeitet werden muß. Gemeinsam.

Ich denke, dass meine Sorge, dass diejenigen, die sich haben impfen lassen, dasselbe Opfer von mir verlangen, ein Problem für mich sind. Im privaten Bereich kann ich prima damit umgehen, denn Freunde und Familie hören mich im Mindesten an oder aber ich bin insoweit gelitten, als dass ich unterschwellig die Botschaft übermittele, man möge mich damit in Ruhe lassen.

In der Öffentlichkeit hingegen, schwingt die Angst mit, dass man nicht mehr in Ämter oder andere Institutionen oder auch Supermärkte hineingelassen wird. In der Firma meines Bruders - ein sehr großes Unternehmen - hat die Führungsetage entschieden, dass diejenigen, die bei Positiv Testungen in Quarantäne gehen müssen und nicht geimpft sind, in dieser Zeit keinen Lohn fortgezahlt bekommen. Das finde ich in jedem Fall die bessere Alternative als gleich Leuten zu kündigen, auch wenn man sich erstmal darüber aufregen kann.

Damit reagieren Arbeitgeber auf Kosten, die sie auf die Arbeitnehmer umlegen, weil das scheinbar einfacher ist, als den Gesetzgeber mit den entstehenden Kosten für immer wieder auftretende Quarantäne-Fälle zu konfrontieren. Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, ob es einen Finanz-Ausgleich von staatlicher Seite gibt für die Geimpften bei großen Betrieben oder dieses ein neuer Vertrag mit den Krankenkassen ist. Denn die Geimpften müssen ebenfalls in Quarantäne, kriegen aber Lohn weitergezahlt.

Insoweit ich ein Arbeitnehmer wäre, der nicht auf sein Einkommen verzichten kann (Haus, Auto, Familie etc.) kann ich mich zwischen mehreren Dingen entscheiden, wenn die Impfung auf keinen Fall in Frage kommt:

  • Ich akzeptiere, dass mir der Lohn in der Zeit der Quarantäne nicht weiter gezahlt wird (eine einfache Rechnung, die ich in meinem persönlichen Finanzhaushalt anstelle und bei der ich sehe, ob ich mir das leisten kann)
  • Ich versuche, gemeinsam mit Kollegen den Betriebsrat zu mobilisieren und Gespräche zu erwirken, die die z. B. Gewerkschaften mit einbeziehen (finde ich persönlich den wenigsten erfolgversprechenden Weg)
  • Ich nehme mir einen Anwalt und verklage meinen Arbeitgeber
  • Ich gründe einen Fond, der durch Mitgliedsbeiträge solche Ausfälle von Arbeitnehmern kompensiert und über vereinbarte Solidarität funktioniert (ist die wohl schwierigste und zeitaufwändigste Alternative, aber für manche einen Versuch wert oder aber eine sich herauskristallisierende Lebensaufgabe)

Weitere Lösungsvorschläge kann man überdenken.

Ich gründe einen Fond, der durch Mitgliedsbeiträge solche Ausfälle von Arbeitnehmern kompensiert und über vereinbarte Solidarität funktioniert (ist die wohl schwierigste und zeitaufwändigste Alternative, aber für manche einen Versuch wert oder aber eine sich herauskristallisierende Lebensaufgabe)

Dieser Vorschlag ist sehr gut und darin schwebt auch die Grundstimmung mit, aus der heraus alle Lösungen gefunden werden müssen. Die Atomisierung und Mechanisierung aller Lebensaspekte hat die heutigen Umstände begünstigt. Wehren und Schimpfen bringt nichts mehr – da hilft nur noch das Heilmittel. Aus der Idee der (kleineren, dezentralisierten) Gemeinschaft heraus kann man alle Lösungen erarbeiten, oder von anderen suchen. Z.B. an der Fond-Idee angelehnt eine Krankenversicherung, die ihre Beiträge nach den Möglichkeiten der Einzahlenden bemißt, und darauf baut, daß Leute, die nicht viel Geld haben, von der einzahlenden Gemeinschaft unterstützt wird.

Deine Idee ist also absolut gut und sehr wichtig! Sie könnte eine Lebensaufgabe werden, die andere Ideen und Initiativen anstößt. Wenn du also die Möglichkeiten dazu hast, dann unbedingt machen :)

Was du gesagt hast zur Differenz zwischen Familie und Gesellschaft kann ich gut nachvollziehen. Es verhält sich bei mir genauso. Innerhalb der Familie werde ich „akzeptiert“, wenn auch ich mit meiner Meinung in vielen Belangen alleine dastehe. Aber man arrangiert sich. In der Berufswelt dagegen ist es spürbar erdrückend. Mein Idealismus kostet mich gerade meine Existenz. Nicht das ich mir Sorgen mache, oder Angst davor hätte. Die Gefahr war mir von Anfang an klar. Aber im Gegensatz zu … naja, meinem ganzen bisherigen Leben … war es mir immer möglich eine Arbeit zu finden. Und ich habe mich auch immer bewährt. Jetzt finde ich nicht ausreichend Jobs, da diese unsäglichen 3G/2G-Regeln in die Welt der Arbeitgeber installiert sind und ich ja ab jetzt für die Testkosten arbeiten müßte. Mach ich nicht. Wenn auch das Gemüt gelassen bleibt, stellt sich die Frage wann der Punkt kommt, an dem es wirklich bedrohlich für’s Überleben wird.

Lösungen hätte ich einige. Mit der Umsetzung hapert es. Um ehrlich zu sein ist bisher jeder Vorstoß kläglich gescheitert.

Aber hier ist noch ein zusätzlicher Aspekt, der, meiner Meinung nach, in Bälde eine große Rolle spielen wird: die Zustände werden in den kommenden Monaten viel schlimmer und 2021 wird sich wie ein Spaziergang angefühlt haben. Ich erwarte jetzt eine horrende Energiekrise, Versorgungskrise, Währungskrise, eskalierende Armut, Ausschreitungen aus diesem Grund, und ein komplettes Auseinanderfallen der Gesellschaft. Der Gesundheitspass fühlt sich nach einer Beschäftigungsmassnahme an. Sobald das Geld futsch ist wird die digitale Währung eingeführt, und diese gibt es nur per digitalem Träger, und dann ist die Gesundheitskarte so oder so eingeführt, da alles zentralisiert sein wird. Von dem Punkt aus entscheidet es sich endgültig, was mit den Aussätzigen gemacht wird. Ich für meinen Teil lasse mich in die „Grüne Zone“ einsperren. In so einer Gesellschaft muß ich nicht leben. Deshalb sind die Probleme jetzt noch „angenehm“, da ich schlimmeres befürchte.

Aber vielleicht irre ich mich da und bin einfach ein unverbesserlicher Apokalyptiker :)

Heute habe ich mit ein paar Freunden telefoniert und erwähnt, daß es denkbar wäre sofort aufs Land zu ziehen, prekär zu leben, aber dafür weg von der Gesellschaft, um etwas neues aufzubauen. Große Aufgabe und keine Ahnung wie das gehen soll. Aber am Wochenende treffen wir uns wieder und dann reden wir darüber. Geld ist keines da, aber wenn die Idee reif genug ist, kann sich etwas ergeben. Ich wäre bereit. Wir brauchen umsetzbare Lösungen, und wenn’s erst mal Pullis stricken ist.

Ich denke, der Individualismus ist gleichzeitig Fluch und Segen. Der Einzelne ist es nicht gewöhnt, von und aus sich heraus etwas zu gründen, was nicht schon irgendwo bereits besteht. Einen Sozial-Fond ins Leben zu rufen, der Verdienstausfälle kompensiert, ist schon ein recht umfangreiches Projekt. Es weckt Gedanken wie "wenn es freiwillig ist, kannst du nicht mit Beständigkeit und Verlässlichkeit rechnen, die Leute, die einzahlen, könnten morgen wieder abspringen ..." usw. Natürlich braucht es einen nicht daran zu hindern, mit den Mitteln zu haushalten, die vorhanden sind so lange sie vorhanden sind. So der Topf einmal leer oder gerade nicht voll genug ist, muss man damit leben lernen. Die Frage auch "wer bekommt den Ausgleich?" würde sich stellen und da würde ich nach Eingang der Anfrage gehen (wer zuerst kommt, bekommts zuerst, alles andere würde wohl dazu führen, sich gegenseitig die Köpfe einzuhauen).

Keine Ahnung, ob die Apokalypse kommt, die ja auch als "Auferstehung" oder so ähnlich definiert wird. Etwas ändert sich ganz gewiss bzw. wir sind mittendrin.

Ich weigere mich seit einigen Monaten, aus meinem Leben eine Misere und Aneinanderreihung von Sorgen zu machen. Es führt schließlich zu nichts. Ich bin in den letzten eineinhalb Jahren sehr viel egoistischer geworden als ich es vorher war (glaube ich).

Zurzeit pfeife ich auf Umweltbewusstsein, wo ich mich vorher freiwillig reduziert habe (kein Auto, nur Öffis und Fahrrad, wenig Fleisch, alles recyclen und aufbrauchen, was alt ist oder Kaputtes reparieren, keine Flugreisen, nur Wasser aus dem Hahn usw. usw.). Mittlerweile fahren wir einen gebrauchten Golf, ich nutze keine Öffis mehr, ich bin sehr viel mehr unterwegs als zu Zeiten wo ich berufstätig war, wir verfahren unglaublich viele Kilometer seit der Krise zwischen meinem Heimatort und meiner jetzigen Stadt. Ich genieße das Essen, schränke mich nicht mehr so sehr ein.

Für mich ist sozusagen die umgekehrte Lebenseinstellung wahr geworden: Schöpfe aus dem Vollen, so lange es geht. Wo ich vorher so besorgt um die Umwelt, die Bevölkerung, die Finanzen blablabla war, ist es mir mittlerweile schnurz (naja, bis auf Dinge selbst machen und reparieren, Gebrauchtes benutzten, das macht mehr Spaß als immer alles neu kaufen).

Jetzt, wo einem befohlen wird, sich zu verkleinern, sich bescheiden zu halten, sich nicht mehr als Konsument zu sehen (haha, wie lachhaft, weil man es ja dennoch ist), sich zur Dankbarkeit verpflichtet zu fühlen, jetzt, wo das alles zu einem Mega-Trend geworden ist, denke ich, ich habe vielleicht bei diesem "Ich bin ja ach so ein guter Mensch" mitgemacht und hätte vielleicht besser meine Klappe halten sollen. ... naja, vielleicht weißt du, was ich meine.

Präker zu leben ist an sich nichts Schlechtes. Wenn du jung bist, hast du Energie und ich erinnere mich sehr gut an Zeiten, wo ich keinen Pfennig auf der Naht hatte und wo wir improvisierten und auch mit wenig sehr glücklich waren. Dann hatte ich sehr fette Jahre, wo wir uns alles mögliche leisten konnten. Und dann wieder magere Jahre. Und so weiter.

Mit der derzeitigen Moral kann ich gar nichts mehr anfangen. Da sind mir Sex, Drogen und Rockn'roll lieber als dieser wieder auferstandene Puritanismus. Nicht mehr mir persönlich, ich bin über das Alter hinaus, aber die jungen Leute scheinen es ja gar nicht zu vermissen. Jedenfalls sehe und höre ich nichts davon, dass irgendwer, der heute jung ist, überhaupt noch zu wissen scheint, was es heißt, sich gegen das Establishment zu stellen. Aber vielleicht wusste auch ich das nie und habe es mir nur eingebildet. LOL

Ich glaube (also glaube nur) herauszulesen eine Stimmung, die viele von uns befällt. Da alles auf den Kopf gestellt ist inmitten einer Gesellschaft, die keinerlei Bezug zueinander hat und die Rollen komplett vertauscht wurden, gibt es keine Richtung mehr, außer der, die man sich selber gibt. Zumindest befinde ich mich in diesem No-Mans-Land und versuche da nicht unterzugehen.

Die gemeinsamen Initiativen sind das eine. Ohne ein Bewußtsein der Gemeinschaft wird alles immer wieder zerfallen. Was den life style angeht kann ich dich verstehen. Glaube ich :D Jedenfalls gab es mal diesen Trend mit Minimalismus. Been there – done that. Bis mir dann aufgefallen ist, daß mir doch gewisse Dinge fehlen. Und letztendlich habe ich sie mir dann besorgt. Ich kaufe keinen Unsinn, der nur im Müll landet, aber streng genommen habe ich Überflüssiges im Inventar. Wenn ich die Möglichkeit hätte zu Reisen, dann würde ich diese Antwort aus dem Flugzeug heraus schreiben.

Mein „Konflikt“ mit dem Narrativ des Klimawandels ist, daß ich keinerlei Vertrauen habe, daß es nicht nur aufgeblasen wird und mal wieder Machtinteressen dahinterstecken, die letztendlich Kommunismus für die Unterschicht, und Kapitalismus für die Oberschicht haben will. Bin nicht tief genug in diesem Thema drin, daher nur ein Bauchgefühl. Aber das Leben umzustellen rein anhand äußerer Erwartungen scheint unsinnig zu sein. Und es könnte sein, daß man uns nur verarscht hat mit der ganzen Panikmache.

Deshalb bleibe ich bewußt, aber nach eigenen Maßstäben.

Was die Jugend angeht wage ich zu sagen, daß sie ein ganz schlechtes Los gezogen haben. Vorm Bildschirm aufgewachsen verfallen sie nicht nur der Klimahysterie, sonder auch dem alles-auf-click Tempo, und dem horrenden Narzissmus, und haben keinerlei Bezug zur echten Welt. Zwischen Tinder und „Wir retten die Welt wenn wir alle Veganer werden“ drückt sich nur ein life style aus, den ich ganz plump lost nenne. Wenn ich in meine Zeit zurückschaue, wie in meinem Post zu den 90s beschrieben, dann waren wir nicht direkt gegen das Establishment, aber wir haben unser Ding gemacht. Manche mit mehr, mache mit weniger Erfolg. Aber der Konformitätsgeist ist schon erstaunlich der da heute bei den jungen herrscht. Ob das noch ein Erwachen gibt?

Aber das sind nur stammelnde Versuche die Zeit zu verstehen. Da alle Orientierung weg ist, und alles auf dem Kopf, bin ich selber von Tag zu Tag dabei es verstehen zu lernen. Aber – so wie du es auch gesagt hast – ohne mich zu grämen und geißeln, sondern indem ich einfach Freunde treffe, dummes Zeug rede, und hier und da mit einem Wein und einer Tüte das Leben feiere, solange sie nicht das Licht ausgemacht haben. Für höhere Geistesflüge fehlt mir das Talent :)

Zwecks dem Wandel: Was ist denn dein Eindruck, was für ein Wandel jetzt stattfindet? Wohin geht die Reise, glaubst du?

Ich begrüße deine unprätentiöse Antwort. Keine Einwände.

Wohin die Reise geht, weiß ich nicht. Ich enthalte mich der Vorhersagen, sie sind vermutlich entweder richtig oder falsch. HaHa! XD

Zwischen Langeweile und Aufregung zu schwingen, ist kein guter Zustand, wie ich denke. Ertappe mich leider oft genug dabei und versuche, es in Gelassenheit und angemessenes Engagement umzuwandeln.

Mehr Kunst und Handwerk machen, ist vermutlich ein Weg, um sich geistig gesund zu halten.