Prof. Jordan Peterson und die Gender Polizei

in #deutsch8 years ago (edited)

Der kanadische klinische Psychologe Jordan B(rent) Peterson ist dem deutschsprachigen Leser bislang weitgehend unbekannt, weswegen ich ein paar Sätze über ihn schreiben möchte. Das nehme ich mir seit Wochen schon vor, aber ich weiss bei ihm kaum, wo ich anfangen soll und es gibt Nichts auf Deutsch, worauf ich verweisen könnte. Nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag hat dieser Mann. 

"Psychologie Professor leistet Gender-Identity Gruppe Widerstand und wird angegriffen".


Vermutlich habe ich letzten November zum ersten Mal von ihm gehört, weil er zu Gast beim libertären Tom Woods Podcast war: http://tomwoods.com/ep-773-psychology-professor-resists-gender-identity-crowd-gets-attacked/ 

Peterson hatte sich entschieden gegen den "Bill C-16" gestellt, ein Gesetzesvorschlag, mit dem das kanadische Menschenrechtsgesetz ("Human Right Act") und das Strafgesetzbuch ("Criminal Code") dahingehend modifiziert wurde, dass  der Gebrauch des falschen Gender-Pronomens als "Hate Speech", also ein "Hass-Verbrechen", und damit als strafbar festgeschrieben wird. 

Peterson dazu (Übersetzung von mir):

Ich werde niemals Worte benutzen, die ich hasse, wie die trendigen und künstlich geschaffene Pronomen "Zhe" und "Zher". Diese Ausdrücke stehen an der Speerspitze einer post-modernistischen, radikalen linken Ideologie, die ich verabscheue und die nach meiner Expertenmeinung erschreckende Ähnlichkeiten zu den marxisitischen Doktrinen aufweist, deretwegen im 20. Jhd. mindestens 100 Millionen Tote zu beklagen sind.
Ich habe 35 Jahre lang autoritäre Strömungen von Rechts wie von Links studiert. Ich habe ein Buch geschrieben, Maps of Meaning, Architecture of Belief, in dem ich untersuche, wie Ideologen die Sprache und unsere Überzeugungen kapern. Meine Studien haben mich zu der Überzeugung geführt, dass Marxismus eine mörderische Ideologie ist. Ich bin der Meinung, dass diejenigen die heute Marxismus an modernen Universitäten praktizieren sich dafür schämen sollten, dass sie weiterhin so bösartige, unhaltbare und menschenfeindliche Ideen verbreiten und ihre Studenten damit indoktrinieren. Ich werde daher keine marxistischen Ausdrücke verwenden. Das würde mich zu einer Marionette der radikalen Linken machen und das wird nicht passieren. Punkt."[Quelle] 

Starker Tobak - und er hat "Marionette" gesagt. Wer nun aber einen verbitterten konservativen Transgender-Feind erwartet, sieht sich getäuscht - und genau deswegen haben sich seine Gegner mit dem falschen angelegt.

Peterson ist ein warmherziger, äußerst gebildeter und höflicher Mann mit einer Engelsgeduld, weswegen jeder schnell erkennt, wer die wahren Menschenfeinde sind, wenn er mit den üblichen Beschimpfungen überzogen wird.

Ich kann nur jedem empfehlen, in die Gedankenwelt dieses mutigen Streiters für die Wahrheit einzutauchen.

https://jordanbpeterson.com/

https://www.youtube.com/user/JordanPetersonVideos

Sort:  

Danke für den Artikel.
Professor Jordan Peterson hat sich sehr eindeutig geäussert. Eindeutige Aussagen sind wichtig, da 1. der, der sie äussert, Farbe bekennt und 2. andere dazu auffordert, dasselbe zu tun.

In der rückwärts gewandten, politisch korrekten Kleinwelt hat er dafür Prügel einstecken müssen, was mich nicht überrascht. Ich hoffe, dass die Unterstützung, die er von darin nicht Verhafteten bekommt, gross genug ist, um die üblen Verleumdungen zu kompensieren.

Nun, ich habe Prof. Peterson vor einem Monat selber in einem Artikel erwähnt und ausgesprochen für das Self Authoring Programm gewürdigt, das unter anderem aus seiner Feder stammt.
https://steemit.com/deutsch/@saamychristen/persoenlichkeitsentwicklung-005-schneeflocken-opfer-sichere-raeume-maerkte-und-nachfragen

Grossartiger Artikel, den Du da verfasst hast! Das Self Authoring Programm klingt sehr vielversprechend.
Unfassbar, dass ausgerechnet Peterson, der die Greuel jeglicher Ideologie gründlich studiert hat, von diesen Ignoranten als "Nazi" beschimpft wird.

Danke für die Antwort. Es freut mich, wenn dir mein Artikel auch gefällt. Nun, was mir auffällt und dazu werde ich in naher Zukunft veröffentlichen, ist, dass gerade die Schlagworte in inflationärer Häufigkeit verwendet werden, die nicht oder nicht mehr sehr eindeutig definiert sind. Man frage einen Rotsozialisten nach seiner Definition von Nazi, er wird einem dahingehend antworten, dass es für ihn der Inbegriff alles schlechten ist. Darauf lege man ihm, ohne seine Kenntnis, eine Rede eines Nationalsozialisten aus den 1930ern über die internationale Hochfinanz oder den Kapitalismus vor und man wird sehen, wie weit es mit seiner totalen Ablehnung nationalsozialistischen Gedankengutes ist...

Dazu wird die Bewertung politischer Positionierung in der Öffentlichkeit recht seltsam vorgenommen. Es wird so getan, als gäbe es ausschliesslich die eindimensionale Strecke von links nach rechts. Darin befinden sich auf der linken Seite der Links-/Rot-/Grün-/International-/Buntsozialismus, auch Mama-Staat genannt, auf der rechten den Nationalsozialismus, auch Braunsozialismus oder Papa-Staat genannt.

Mit der Reduktion auf diese Polarität, deren Pole Seiten der gleichen "Medaille" sind, wird deren wahres Gegenteil, die Freiheitlichkeit, ausgespart und versucht, den Freiheitsliebenden irgendwelche zweifelhaften Verstrickungen anzudichten oder so zu tun, als hätten sie gar keine Legitimation (mehr).

Wenn den leuten die probleme ausgehen, müssen sie halt kreativ um Drama zu generieren. Für mich unverständlich... wenn das so weitergeht ist bald alles verboten. Go Jordan Peterson!

Er kann noch so ein warmherziger Menschenfreund sein - wenn er Blödsinn labert macht das diesen nicht besser.

"Zhe" und "Zher" sind vielleicht radikal, aber nicht marxistisch und "links" nicht automatisch mörderisch. Ganz im Gegenteil bedeutet links ja eigentlich, alle Menschen zu respektieren (daher auch das Gender-Thema) und zu helfen, nicht alle umzubringen.

Das Problem fängt an, wenn es statt "mich würde es freuen, wenn du (aus Grund XYZ) "Zhe" und "Zher" benutzt" ein
"Wenn du nicht "Zhe" und "Zher" bist du ein rückständiges Arschloch (und gehörst niedergemacht als Feind der Genderklasse)" wird.

Das hat aber nichts mit links zu tun, sondern, wie im Zitat auftaucht, autoritären Strömen aller Coleur. Ob ein Herrschsüchtiger "Ausländer raus" oder "Frauenfeinde raus" oder "Homos raus" grölt, ist kein Unterschied.
In allen Fällen ist es Ausgrenzung zwecks Machtstärkung durch Gruppenbildung.

"Links bedeutet ja eigentlich alle Menschen zu respektieren" ... ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen und vor allem bei welcher totalitären, menschenfeindlichen Diktatur seit Marx ich anfangen soll aufzuzählen, wie viele Millionen Menschenleben dieser angebliche linke Respekt auf dem Gewissen hat.

Ich empfehle als Lektüre "Mein Leben unter zwei Himmeln", um mit der chinesischen Variante dieses Respekts anzufangen (https://www.amazon.de/Mein-Leben-unter-zwei-Himmeln/dp/3596179211)

Das ist ein wirklich sehr gutes Buch. Und für die russische Variante empfehle ich Archipel Gulag von Solschenizyn.
Am sinnvollsten ist es aber nicht nur die historischen Staaten zu betrachten, die sich kommunistisch nennen, sondern mit einer Kritik an Marx anzufangen. Und da würde ich auf Ludwig von Mises Gemeinwirtschaft verweisen: http://docs.mises.de/Mises/Mises_Gemeinwirtschaft.pdf

Mises ist das beste Gegengift für kollektivistische Irrwege!

Absolut. Und wem die 400 Seiten von Gemeinwirtschaft zu lang sind, für den gibt es eine Neuvertonung eines sehr guten Vortrags zu einem verwandten Thema auf Youtube.

Und ich empfehle als Lektüre "Das Kapital" und "Das kommunistische Manifest".

Das ist "Marxismus".
Das, was andere unter diesem Namen gemacht haben, nicht. Marx war Analytiker - ein hervorragender, viele seiner Analysen sind heute noch gültig - aber niemals ein Herrscher.
Er hat noch nicht mal (in seinen Augen) eine Anleitung basierend auf seiner Analyse gemacht, für ihn war das eine Schlussfolgerung, eine Fortschreibung in die Zukunft.

Nur weil es Staaten gab, die sich kommunistisch oder marxistisch-leninistisch nannten, ist Marx kein Schlächter.
Wenn du Zucker in den Salzpott machst, wird auch kein Salz draus.
Und ein Diktator, der sein Land demokratische X nennt ist immer noch ein Diktator, kein Demokrat. Genauso hat ein Land, das sich kommunistisch nennt, deswegen noch keine kommunistische Eigenschaft.

Diese Gleichsetzungen wie deine - sorry das so heftig auszudrücken - kotzten mich an. V.a. die US-Libertären: Sehen etwas, das ihnen nicht gefällt, nennen es kommunistisch oder sozialistisch (oder auch marxistisch in diesem Fall) ohne sich einen Dreck um die Bedeutung und den Hintergrund dieser Begriffe zu scheren.

Ich nenne die Markgläubigen ja auch nicht Massenmörder, obwohl "der freie Markt" oder "der Kapitalismus" mindestens genauso viele Menschen umgebracht hat wie "der Kommunismus".
Noch heute sterben tausende Menschen, weil "das Großkapital" sich einen Dreck darum schert, wenn in Mittelafrika bei der Ölfördung das Grundwasser verseucht wird. Nur um ein Beispiel zu nennen - von Diktatorenförderung etc. will ich noch gar nicht reden.

Ich kann nicht nachvollziehen, inwiefern ein freier Markt Leute umbringen können soll. In diesem Fall wird das wirtschaftliche Treiben der einzelnen Menschen nicht eingeschränkt. Warum sollten sie also durch Freiheit sterben? Für mich ist das nicht logisch, denn durch das Erarbeiten von Wohlstand steigt automatisch das Bedürfnis nach Lebensqualität. Umweltsünden werden nicht mehr vermittelbar, dazu muss man für seine Vergehen auch haften. In einer Kartell- und Privilegienwirtschaft dürfte sich das ändern, da die vergebenen Privilegien unverantwortliches Handeln befördern.

Und zum Thema grossflächige Umweltverschmutzung kann man auch marktwirtschaftlich argumentieren. Wären in einem betroffenen Land die Eigentumsverhältnisse der Landeinheiten so geregelt wie etwa in meinem Heimatland Schweiz, würde sich kaum eine Firma trauen, umliegendes Land zu verschmutzen, weil sie dafür in der Folge massiv Schadenersatz zu leisten hätte. Noch vor einigen Jahrzehnten hat es eine grössere Zahl an Deponien gegeben, deren Altlasten mittlerweile aufgearbeitet werden und wurden. Wer sich die Kosten dafür ansieht, verliert jegliche Lust am Betrieb unverantwortlicher Entsorgung. Die grössten Umweltverschmutzungen gab es auch nicht im sogenannten Kapitalismus, sondern in sozialistischen Diktaturen, vor allem in der Sowjetunion. Ich habe einiges über die Spätfolgen in den Bevölkerungen gelesen und kann nur sagen, es ist erschreckend, wie viele Leute noch heute in diesen Gebieten in ihrem Leben früh erkranken werden oder bereits krank zur Welt kommen.

In diesem Fall wird das wirtschaftliche Treiben der einzelnen Menschen nicht eingeschränkt.

So, wenn man Leute so krank macht, dass sie kaum noch laufen und sehen können, wenn sie sogar sterben - sie werden dafurch nicht wirtschaftlich eingeschränkt?

Wobei das ja auch gar nicht der Punkt ist - oder vielleicht GENAU der Punkt:
Die Ideologie (hier: Freier Markt") wird über Menschenrechte gestellt. Resultat: Menschen sterben.

Mein absoluter "Liebling" ist dabei der Fall, als England verbieten wollte, dass Kinder unter 10 Jahren länger als 10 Stunden in den Wollfabriken arbeiten dürfen (zu viele gestorben durch den Wollstaub).
Heftiger Widerstand, weil: Das schränkt den freien Markt ein!

Und zum Thema grossflächige Umweltverschmutzung kann man auch marktwirtschaftlich argumentieren.

Kann man, Muss man aber nicht. Man kann die Ideologie des freien Marktes auch nicht benutzen ;)
Ohnehin hast du hier schon 2 Vorraussetzungen: Erstens, es gibt einen Staat, der sich in den freien Markt einmischt ("so geregelte Eigentumsverhältnisse" und Gerichte die zu Schadenersatz urteilen). Zweitens, dass die Betroffenen tatsächlich die reele Chance haben, das durchzusetzen.

Versuch mal dein iPhone bei einer "nicht autorisierten" Werkstatt reparieren zu lassen.

Die "Ideologie des Freien Marktes" besagt bloß, dass Menschen freiwillig miteinander handeln dürfen und Konflikte ohne monolithischen Gewaltmonopolisten gelöst werden sollten.

Versuch mal den Markt und kauf Dir ein Android Phone ;-)

Die "Ideologie des Kommunismus" besagt bloß, dass die Produktionsmittel allen zugleich gehören und so wirtschaftliche (und damit gesellschaftliche) Konflikte erst gar nicht entstehen.

Ich kann mir nicht erklären in wiefern Prof. Peterson herrschsüchtig sein soll, wenn er seine Nicht-Konformität mit gewissen Forderungen ausdrückt. Er trifft in dieser Hinsicht eine Aussage, die nur für ihn selber gilt. In seiner Aussage ist keine Implikation eingebunden, dass er sein Gedankengut jemand anderem aufzwingen möchte. Eine solche Haltung halte ich für ausgesprochen ethisch, gesellschaftskompatibel und freiheitlich.

ENtweder hast du falsch gepostet oder meine Antwort extremst falsch interpretiert. Nirgendwo habe ich auch nur um fünf Ecken ausgedrückt, dass der Professor herrschsüchtig ist.

Dann habe ich tatsächlich falsch interpretiert. Das Wort Herrschsüchtiger fällt in deinem Kommentar im letzten Abschnitt. Es in einen Bezug zu Prof. Peterson zu setzen, war meine Fehlinterpretation.

Das herrschsüchtig bezog sich auf die autoritären was-auch-immer.
Ich drückte aus, dass es völlig egal ist, ob diese sich "Kommunisten", "Nationalsozialisten", "Freunde der Reinheit", "Leitkulturler" oder "blau-grüne Einhörner" nennen.

Eine Ideologie tötet nicht. Es sind die Menschen, die diese Ideologie als Ausrede nehmen.
Dabei ist es weitgehend egal, ob die Ausrede ist "die haben eine andere Hautfarbe" oder "die sind kapitalistische Unterdrücker" oder "die sind für ihre Armut selbst Schuld".

Sobald die Ideologie über die Menschenrechte gestellt wird, geht das Töten los. Manchmal direkt, meist aber durch Ignorieren oder Unterlassung.

In Kanada sind die aber schon bei "Du hast nicht ZHE gesagt, ab in den Knast mit Dir".
Und bzgl. "Blödsinn" müsstest Du etwas genauer sein, im Zweifel aber vielleicht einfach mal lesen, was er zu Post-Modernismus und Marxismus sagt und schreibt.

In Kanada sind die aber schon bei "Du hast nicht ZHE gesagt, ab in den Knast mit Dir".

Ja, und genau da ist ja das Problem.

Da es so viele missverstehen, möchte ich es nochmal klar stellen:

Im Sinne dessen, dass die Bill-C16 völig idiotisch ist, wenn sie Gefängnis für das falsche Pronomen ansetzt, gehe ich vollkommen konform.

Beim Teil Marxismus (in Marx' Sinne) nicht.

Petersons Interview bei Tom Woods und bei Freedomain Radio hatte ich auch gesehen. Ein sehr interessanter Mann. Ich bin mir aber nicht sicher ob ich seiner Einschätzung des Post-Modernismus voll zustimmen kann. Ich bin zwar kein Fan der meisten Post-Modernisten, aber Foucault kann ich schon etwas abgewinnen. Ich würde gerne einmal eine Debatte zwischen Peterson und Thaddeus Russel zum Thema Post-Modernismus sehen.