Verbrenner-Aus und die Mär vom Verbot

in Deutsch D-A-CH2 years ago

Kaum ist das Verbrenner-Aus beschlossen, warnen sämtliche Gewerke, die auch nur im Entferntesten mit der Automobil-Branche zu tun haben - und: die CDU/CSU mitsamt der Freien Wähler und der FDP.

Dabei ist erst einmal zu klären, dass "Verbrenner-Aus" nicht gleichbedeutend ist mit: Alle Benziner und Diesel-Fahrzeuge müssen bis 2035 abgeschafft und verschrottet werden. Vielmehr geht es im EU-Beschluss darum, dass ab 2035 keine neuen Diesel- und Benzin-Fahrzeuge mehr hergestellt, verkauft und neu zugelassen werden dürfen. Wer zum Stichtag einen Verbrenner fährt und diesen auch angemeldet hat, ist von der neuen Regelung, die heute beschlossen wurde, zunächst einmal ausgenommen und kann weiterfahren. Auch gilt eine Ausnahme für Krankenwagen, Feuerwehrautos und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge.

Das, wovor, ich möchte sagen, "die üblichen Verdächtigen", so eifrig warnen, nämlich einem Fahrverbot für Verbrenner ab 2035, wird so also gar nicht kommen.

Nichtsdestotrotz wettern Politiker wie der CDU-Mann Jens Gieseke massiv gegen die neue Regelung. Er spricht von "Irrsinn", einem "technologiefeindlichen Holzweg". Gieseke will einfach weiterhin den Markt entscheiden lassen, wo es hingehen soll. Auch die FDP spielt die altbewährten und vielzitierten Karten aus: da wird von "Angst vor Innovation und Wettbewerb" geredet. Die AFD im Europaparlament geiferte gar, dies alles sei "grüner Schwachsinn". Ich denke, es muss nicht hinzugefügt werden, dass sämtliche konservative Parteien, also CDU, FDP und die AFD (ja, auch die zählt sich selbst zu den Konservativen), gegen das Verbrenner-Aus gestimmt haben. Sie alle setzen weiterhin auf den "Markt", der ja bekanntlich alles regelt, neue Kraftstoffe wie Wasserstoff und die Selbstkontrolle der Autofahrenden.

Wenn wir die Technologien, die von den Konservativen besungen werden, schon hätten oder sie in greifbarer Nähe wären, wäre gegen ihren Populismus gar nichts einzuwenden und ich würde ihnen Recht geben. Aber: soweit sind wir leider noch lange nicht. Sämtliche technische Errungenschaften, die es für Fahrzeuge mit Motor derzeit gibt sind - nein, leider ist, Einzahl: Strom! Der Rest steckt noch in den Kinderschuhen. Und genau hier liegt das Problem.

Wir können nicht so weitermachen wie bisher, in der Hoffnung in 20 Jahren könnten wir Wasserstoff tanken, der grün und erschwinglich ist. Jetzt muss etwas unternommen werden! Und daher tut die EU gut daran, diesen Beschluss heute gefasst zu haben, sind nun doch Automobilhersteller und Politiker in der Zwangslage zu handeln. Auf E-Autos umzustellen, Lade-Infrastruktur aufzubauen. Ein "weiter so" geht nun erst mal nicht mehr!

Auch, wenn die CDU nicht müde wird, auf die Arbeitsplätze in der Automobilbranche hinzuweisen... Autos werden weiterhin gebaut werden, nur eben E-Autos. Die Arbeitsplätze werden auf Dauer also nicht verloren gehen, sie werden sich umstrukturieren.

Ach und übrigens: wer immer noch von "Irrsinn" schwadroniert dem sei gesagt: 2026 will das EU-Parlament noch einmal über das nun beschlossene Gesetz beraten. Soll heißen: mit Nichten stoppt das Verbrenner-Aus Innovationen und Wettbewerb. Im Gegenteil! Wer jetzt handelt, ist dann klar im Vorteil!

Sort:  

Der beschlossene Weg führt letztlich zum Aus der individuellen Mobilität für eine deutliche Schnittmenge in der Bevölkerung. Nicht erst 2035, sondern ab jetzt. Kraftstoff wird ja stetig verteuert und der Gebrauchtwagenhandel erhebt sich preismäßig in ungeahnte Höhen. Anders und ohne Verbote ist E- Mobilität in der derzeitigen Verfasstheit nicht durchzusetzen. Damit stirbt für die Betroffenen ein beträchtliches Stück Freiheit. Individuelle Mobilität in jeder Ausprägung sorgt in großem Umfang für das Funktionieren dieses Staates. Wird sie verhindert, wird man sich auch von nicht wenigen Forderungen und Regelungen verabschieden müssen. Das scheint auch noch nicht angekommen zu sein. In der Politik jedenfalls nicht.

Ich lese aus Deinem Kommentar heraus, dass Du gegen das Verbrenner-Aus votieren würdest. Richtig?

In der derzeitigen Form der Umsetzung zu 100%.

Was wäre denn dann Dein Vorschlag?

Dann hätte ich ein paar Fragen:

  1. Wen meinst Du mit "deutliche Schnittmenge der Bevölkerung"?
  2. Das noch nicht alle Voraussetzungen für eine flächendeckende E-Mobilität gegeben sind, ist klar, daher wurde das Gesetz auf 2035 datiert, um zu diesem Zeitpunkt soweit zu sein. Was genau meinst Du also?
  3. Inwieweit ist der "Wegfall" der Verbrenner eine Einschränkung der individuellen Mobilität?
  4. Von welchen Forderungen und Regelungen wird man sich verabschieden müssen?

Das übersteigt aber die Möglichkeiten in einem Kommentar. Ich mach am Wochenende einen Blogbeitrag daraus.

Ok, bin gespannt!

Also ich bin ja dafür einfach mehr Radwege zu schaffen. Dann hätten wir das Problem in dem Ausmaß nicht.
Den ÖPNV etwas ausbauen, kann auch nicht schaden.
Fakt ist, einfach weiter so, geht nicht. Das schadet fast jedem, außer denen mit den dicken Geldbeuteln. !PIZZA

Ich kann auch nicht verstehen, warum beim Auto immer von Freiheit gesprochen wird. Freiheit haben dann ja nur diejenigen, die sich Auto und sämtliche Zusatzkosten leisten können - alle anderen im Umkehrschluss nicht. Was wir brauchen ist, wie Du sagst, ein breitgefächertes Angebot an sicheren Radwegen, gut ausgebautem und günstigem ÖPNV und -vor allem- großflächige und erschwingliche Bahn-Angebote. Dann kann jeder sein Stück Freiheit wählen. Das Verbrenner-Aus verbietet ja nicht defacto das Auto - eben "nur" Verbrenner.

🍕 PIZZA !

I gifted $PIZZA slices here:
@eddwood(1/5) tipped @ygoob (x1)

Please vote for pizza.witness!

Warum überlässt man den Menschen denn nicht die Mündigkeit selbst zu entscheiden was sie sich zulegen?

Wenn ihr alle unbedingt ab 2035 nur noch E-Auto fahren wollt - bitte

Aber schon etwas anmaßend dies auch über alle anderen entscheiden zu wollen/ müssen?

Was ist mit Pendlern? Ich werde in Zukunft nur mehr teilweise in eurem tollen Land sein.
Werde ich gezwungen dafür das Flugzeug nehmen zu müssen? Oder ein E-Auto und alle 100km (Transportlast, Reichweite des Akkus; da ich ohne Gepäck Motorrad statt Auto fahren würde) zu halten?

Was ist mit zukünftigen Generationen? Euren Kindern?
Buckeln in der Schule und auf Arbeit bis sie sich etwas Unabhängigkeit leisten können und zeitlich passend können sie es sich dann doch nicht mehr leisten, da sie dazu genötigt werden einen teuren und schädlichen (Lithium-Ionen Akku - wozu es ohne das tolle Energiemonopol übrigens auch schon alternative Optionen auf dem Markt gäbe) Plastikbomber zu kaufen.

Es kann sich ja jetzt noch nicht mal jeder Mobilität leisten.

Davon abgesehen: Zwang hat noch nie etwas gelöst.

Die bösen Verbrenner fahren dann halt überalll, bloß nicht in Deutchland.

Ich versuche mal, das Punkt für Punkt "abzuarbeiten":

  1. Das würde "noch" gehen, wenn unsere Ressourcen nicht endlich wären. Und es würde gehen, wenn wir damit nicht den Planeten zerstören würden - auch und vor allem für unsere Kinder.
  2. Ich finde es dagegen anmaßend, dass die Zugverbindung zwischen meinem Zuhause und meiner Arbeitsstelle "nur" alle Stunde fährt. Das wurde für mich entschieden. Entschieden wurde auch für mich, dass dort statt einer engeren Taktung eingerichtet, lieber ein Autobahnanschluss gebaut wurde. Sprich: natürlich kann man es nie allen recht machen. Wegen mir darf jeder seinen Verbrenner weiterfahren - dafür dann aber für teureres Benzin, Versicherung, Steuern. Weil: viel C02 Ausstoß, höhere Steuern.
  3. Keine andere Pauschale ist in Deutschland so lukrativ wie die Pendlerpauschale. Und diese bevorteilt vor allem Autofahrende, weite Strecken und Gut- und Sehrgutveriener. Dabei ist die Pendlerpauschale ungerecht und unökologisch.
  4. Auch ich bin Pendler, ich fahre Zug - das erfordert, wie oben schon beschrieben, viel Planung, aber es geht. Genau aus den von Dir genannten Gründen muss das E-Auto und deren Technologie weiterentwickelt werden.
  5. Auf den Punkt mit den von Dir erwähnten Kindern möchte ich nicht näher eingehen. Sorry, aber das ist mir zu polemisch.
  6. Doch, "Zwang", ich würde es gerne und eher neue Gesetze nennen, hat schon Vieles verändert. Z.B: Rauchverbot, Anschnallpflicht, Vergewaltigung in der Ehe ist strafbar, Wahlrecht für Frauen, Promillegrenze beim Autofahren, etc.
  7. Wir in Deutschland haben die Möglichkeit, die Macht, das Geld und die Wissenschaftler Zukunftsorientiert zu denken. Wir sollten endlich damit anfangen, statt auf andere zu zeigen.

Okay also eine weitere Person welche sich selbst (und daraus ableitend andere) als unmündig einschätzt und somit gerne umfassende Regelungen (= knallharter, eiskalter Zwang & Nötigung) fordert.

Nochmal:
Warum traust du dem Menschen allgemein nicht zu dass er selbst entscheiden kann?

Und wenn du dies dem Menschen nicht allgemein zutraust, wieso soll dann gerade "deine" (auch nur Mitläufer) Entscheidung/ Ansicht ausgerechnet die "Richtige" sein?
Oder die von Politikern? Die sind doch auch nur Menschen und Menschen sind unmündig, wieso sollen dann also Menschen (Politiker) etwas für alle verbieten dürfen?
Also sind mal wieder manche Menschen gleicher als andere? ;)

Kommt weg von eurem diktatorischen Trip. Habt ihr nicht mit Corona genug Schaden angerichtet?

Danke für die Antwort.

Mit Nichten halte ich Menschen für unmündig... ich halte sie nur für bequem. Und ich denke, Menschen mögen keine Veränderungen.
Meine Einschätzung, dass sich zum Beispiel Verbrenner nicht halten können -um beim ursprünglichen Thema zu bleiben- wurde mir nicht von etwaigen Politikern eingeflüstert. Vielmehr habe ich etliche wissenschaftliche Berichte gelesen, die alle einheitlich ausführen, dass der Verbrenner keine Zukunft hat - im Hinblick auf endliche, erdliche Ressourcen und CO2 Emissionen. Daher gebietet es der Logik, nach neuen Möglichkeiten zu suchen.
Daher denke ich auch, dass ein "weiter so" nicht mehr möglich ist. Und weil, wie ich oben geschrieben habe, Menschen bequem sind und nicht gerne am Ist-Zustand rütteln, braucht es hier Gesetze. Viele, viele Menschen haben bereits entschieden, dass es so nicht mehr weitergehen kann, fahren Rad statt Auto, kaufen ohne Verpackungen ein, protestieren für den Erhalt von Wäldern, lehnen sich gegen neue Autobahnen auf, etc.
Die "Entmündigung von Menschen" ist, meiner Meinung nach, eine geführte Scheindebatte und ein moralisieren von logischen Schlüssen.
Was auch immer Du mit "Corona genug Schaden" meinst?!
Nun habe ich genau meine Punkte beschrieben, wäre cool zu erfahren, was Deine Lösung für unseren Planeten wäre.

Loading...