[DE] Ernährung vs. Moral

in #deutsch7 years ago (edited)

Eine kurze Abhandlung über die Banane 🍌

Wenn Veganer darüber reden, dass es unmoralisch sei', Fleisch und tierische Produkte zu essen, blicken sie v.a. auf's Tierwohl. Ich frage mich, ob es auch Veganer gibt, die neben dem Tierwohl auch auf das Menschenwohl achten:

Bei der Banane ist es so, die Banane können Sie im Prinzip einfach schälen und damit ist alles gut. Es ist aber so, dass wir ja auch nicht immer nur an uns denken wollen. Es ist bei der Banane so, dass Bananenfelder vom Flugzeug aus mit (...) Pestiziden gespritzt werden, ob die Arbeiter jetzt da sind oder nicht. Und damit werden die Arbeiter natürlich voll den Pestiziden ausgesetzt. Und deswegen würde ich sie ermutigen, sie biologisch zu kaufen, einfach um die Arbeiter zu schützen.

Prof. Dr. Karin Michels

Aus diesem Blickwinkel ist zumindest der Verzehr von Bananen aus konventionellem (nicht-biologischem) Anbau unmoralisch. Dennoch befürworten viele Veganer, darunter gerade die sehr bekannten (wie z.B. Freelee, the banana girl) den Konsum von Bananen.

Hinzukommt, dass Bananen aus Sicht der TCM zu den kühlenden Lebensmitteln gehören. In unseren gemäßigten Breitenkreisen brauchen wir sie also höchstens im Sommer. Aber da auch nicht unbedingt, denn wir bauen ja auch kühlendes Obst bzw. Früchte wie z.B. Erdbeeren an.

Zum Hintergrund: Hier spricht Claudia Nichterl, Ernährungsberaterin nach der Traditionellen Chinesischen Medizin, über ihre Erfahrung in Mexiko:

Bei meiner Forschungsarbeit in den Dörfern war ich auch damit konfrontiert, dass sich Mütter "weigerten" ihren kleinen Kinder, die von mir so empfohlenen Zitrusfrüchte und Bananen zu Essen zu geben, um deren Ernährungsstatus zu verbessern. Obwohl die Früchte im Garten wuchsen und gerade reif waren, blieben diese allein größeren Kindern bzw. Erwachsenen vorbehalten. Die Begründung, "das ist zu kalt für den Bauch von Kleinkindern und bekommt ihnen nicht"...

Claudia Nichterl

Aus diesen beiden Blickwinkeln heraus, kann man ohne Weiteres sagen: Wir brauchen Bananen schlicht nicht. Aus meiner Sicht sind sie eine Art Lifestyle-Produkt oder eben ein Luxusgut. Muss ich jetzt noch dazusagen, dass ich aus dem Osten komme? ^^

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Liebe @antikesdenken (Nadine, stimmt's?;-)), vielen Dank für deinen aufrüttelnden Denkanstoß mit der Banane als Beispiel! Leider machen sich die wenigsten Menschen Gedanken über die Moral bzw. Ethik bei Lebensmitteln, obwohl gerade im Ernährungsbereich so viele Skandale passieren. Ich greife beim Einkauf auch immer lieber zu Bio-Produkten, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob Bio auch wirklich gleichzeitig "fair" und ethisch bedeutet. Die Transparenz über die Herstellung von Lebensmitteln könnte meines Erachtens noch weiter ausgebaut werden. Bis dahin sollte man sich persönlich über die Herstellung von seinen Lebensmitteln informieren, wenn man wirklich daran interessiert ist nachhaltige und gerechte Lebensmittelprodukte zu konsumieren;-)

Ui, danke für deinen Kommentar! :) Ja, ich empfinde es auch als schwierig, bei den Biosiegeln durchzublicken. Ich finde auch, man darf sich da nicht verrückt machen. Es ist schließlich nicht so, dass wir die ganze Welt auf unserem Rücken tragen müssen.

Mein Tipp: Nicht zu viel verschiedenes Zeugs kaufen und am besten immer dasselbe. Das klingt jetzt irgendwie spießig und langweilig, aber dadurch erspart man sich halt das ewige Überlegen und Suchenmüssen.

Wegen den Biosiegel: Hier habe ich noch ein tolles Video von einem sehr vielseitigen Youtuber. Er hat zum Thema Biosiegel noch viele weitere Videos gemacht.

PS: Ja, ich heiße Nadine ^^

Hey klasse, vielen Dank für den Link! Diesen Youtuber kannte ich noch nicht und kann nicht glauben, dass er wirklich mal BWL studiert hat;-) Wegen den Siegeln darf man sich zwar nicht verrückt machen aber ich finde, wenn jeder Mensch anfängt bei nur 5% seiner Einkäufe auf Nachhaltigkeit zu achten, könnte schon vieles erreicht werden. Als Konsumenten zusammen hat man mehr Macht als man denkt und über diesen Weg ist es oft schneller etwas Gutes zu erreichen, als wenn man immer nur von der Politik Handlungen erwartet;-)

Ich komm nicht aus'm Osten und fand Bananen schon immer eklig. Offenbar hatte ich instinktiv recht :-)

Mir schmecken sie schon, aber irgendwie (bereits bevor ich die zwei erwähnten Aspekte kannte) hat immer eine Stimme in mir genagt, die fragte: Warum brauchen wir in Deutschland Bananen, die umständlich geerntet, hertransportiert, nachgereift, wieder verpackt und dann verkauft werden, wenn an jeder Ecke ein Apfel- oder Birnenbaum steht? Ich habe an sich nichts gegen Bananen. Ich finde es nur irgendwie dekadent, sie hier zu essen. Aber ich verstehe auch, wenn jemand sagt "Na und, dafür sind sie schließlich da!" Wer sie essen will, soll sie essen. Ich finde es nur auch mal sinnvoll, mal darüber nachzudenken, ob wir sie tatsächlich so dringend brauchen.

Brauchen tust Du nur 1% dessen, was Du konsumierst. Wenn das die entscheidende Kategorie wäre, würden wir noch in Erdhöhlen wohnen :-)

Ja, ich weiß, ist alles relativ. Viabilität und so. Ich möchte ja nur, dass wir mal anfangen, Dinge zu hinterfragen :)

Ich möchte eine Lanze brechen für die Banane!
Nicht nur kann sie nichts dafür, dass sie krumm ist, sie schmeckt außerdem lecker, ist eine Quelle für slow carbs und eignet sich hervorragend, um mit Botschaften beschriftet zu werden.
Davon abgesehen, und das ist schlafhacker natürlich besonders wichtig zu erwähnen, enthält die Banane Serotonin und ist somit hilfreich für guten Schlaf und gute Laune. Indirekt über den Darm, nicht weil das Serotonin durch die Blut/Hirn-Schranke dringen könnte.

Ich finde sie ja auch lecker, besonders die Baby-Bananen aus den tropischen Regionen nom

ich denke, @tacotaxi würde eine Ausnahme machen, und auch mal auf eine Banane beim Gemüsefritzen halten... ;-)



in diesem Beitrag.



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Habe seit 2 Jahren keine Banane mehr gegessen und mir gehts dennoch gut.

Sag' ich ja :D

Ist allerdings ein pur moralistischer Blickwinkel: Was hier nicht wächst, sollte man nicht essen. Auch dann aber übrigens auch nicht darauf fahren (Autoreifen - hier wird kein Gummi gewonnen). Der Vorteil, dass von meinem Bananenverzehr anderswo Familien leben können, ist, naja, auch einer.

Ja, man muss bei solchen Fragen selbst abwägen, was einem wichtig ist. Ich plädiere ja auch dafür, dass es vermutlich kein kanonisches Regelwerk gibt, dass uns sagen kann, was richtig und falsch ist, sondern dass wir unser eigenes Gewissen, unsere eigene Stimme befragen müssen Auch wenn sie vielleicht manchmal noch schweigt, steckt in ihr langfristig ein größeres Orientierungspotential als in festen Regeln. Schließlich sind wir unser ganzes Leben lang dazu verdammt, mit uns selbst zu leben und tun gut daran, darauf zu achten, möglichst immer im Einklang mit uns und unseren persönlichen Wertvorstellungen zu sein. Dafür müssen wir sie natürlich erstmal kennen und gelegentlich auch hinterfragen.

Mir ging es bei dem Beitrag übrigens auch darum, mal den leichten Widerspruch der Wertevorstellungen innerhalb der veganen Szene zu beleuchten. Das Fundament der Argumentation unter Veganern ist nach meiner persönlichen Beobachtung immer die Moral, also das Tierwohl. Das steht über allem. Ich halte das Tierwohl bzw. auch die artgerechre Tierhaltung für sehr wichtig, aber die Argumentation auf diesem Fundament blendet wichtige andere Fragen, wie z.B. das Menschenwohl wohlmöglich aus, bzw. es spielt nzr noch eine untergeordnete Rolle.

Man kann manche Probleme eben nicht so schnell argumentativ wegschnipsen 😉

Ob man nun Bananen befürwortet oder ein eingefleischter Gegener ist, ich finde es super, dass du darauf aufmerksam machst, dass es immer um den Blickwinkel geht unter dessen Schwerpunkt wir versuchen moralisches Konsumieren zu kategorisieren.

Ich finde es immer am besten, wenn meine Gesundheit, das Tierwohl, Fairness und Mutter Natur auf ihre Kosten kommen, aber das ist oft nicht ganz einfach, auch durch mangelnde Transparenz auf dem Markt, da muss man irgenwann auch Kompromisse eingehen, um nicht am Ende mit Fragezeichen in den Augen elendig zu verhungern ^^

Den amüsanten Abschluss, dass du aus dem Osten kommst fand ich genial! Man sollte eben Ethik und Moral auch ein wenig Raum für den guten, alten Humor lassen =)
Liebe Grüße

Oh herzlichen Dank! Was für ein liebes Kommentar! Ja, ich wollte das ernste Thema mit dem Hinweis, dass ich ursprünglich aus dem Osten komme, etwas auflockern. Eigentlich liegen mir so ernste Themen nicht und ich möchte auch niemanden zu irgendwas bekehren.

Ich denke, immer alles richtig machen zu wollen ist schier eine Mammutaufgabe. Aber jeder kann seinen Konsum hin und wieder hinterfragen. Wir sind es in Deutschland gewohnt, immer alles, was es gibt, vorrätig zu haben. Ich finde schon, dass wir als Konsumenten sehr verwöhnt sind und uns das Denken abgewöhnt haben. Es ist aber auch kein ertragreicher Weg, bei Unsicherheiten auf andere zu hören, die meinen, sie wüssten wie man "richtig" konsumiert. Es bleibt, wie Sartre so schön sagte, auch dann die eigene Entscheidung, wenn wir die eines anderen übernehmen.

Btw. In den letzten Tagen habe ich verstärkt über eine regionale Alternative zu Datteln nachgedacht und werde mich wohl mal mit der Herkunft/Verarbeitung von Rosinen befassen. Solche Gedanken treiben mich gerade um ^^

Hallihallo =)
ja das mit dem Auflockern hat super geklappt - ist auch wichtig um sich gerne mal mit den ernsteren Themen zu beschäftigen, dass man es mit einem Spritzer Humor tun kann, sonst vergeht einem irgendwann der spaß ^^
Das hast du ganz richtig erkannt, ich finde es auch wichtig, dass wir unseren Konsum reflektieren und versuchen einige selbstgewählte Kriterien zu erfüllen, natürlich aber auch immer im Rahmen der Umstände und aktuellen Möglichkeiten. Ich fand ja übrigens in meiner veganen Zeit vor einigen Jahren schon auch erleichternd, dass man so auf einmal viel weniger zu entscheiden hatte - dank mangelndem Angebot - hatte auch manchmal was, einfach das einzige vegane Produkt im Supermarkt auszusuchen haha Manchmal kann die ethisch motivierte Konsum-Auswahl schon anstrengend sein =P
Hm also ich mag weder Datteln noch Rosinen, also hab ich da ein Problem weniger hihi Ich hänge aber momentan auch eher im Job fest gedanklich ^^ Konntest du denn für dich die Rosinen als Alternative entdecken? ;-)
Liebe Grüße

Ich muss erstmal die ganzen Datteln wegfuttern, die ich gekauft habe, bevor ich mich den Rosinen widmen kann ^^

Ui, du warst mal Veganerin? Magst du erzählen, warum du jetzt keine mehr bist?

Achso ;D
Ja vor ca. 5 Jahren (sorry bin so schlecht im Daten merken) war ich für 2 Jahre Veganerin. Hauptgrund war, dass mein Partner gegen fast alles allergisch war, was ich essen konnte (Soja, Hülsenfrüchte, Nüsse...) da machte das Kochen irgendwann garkeinen Spaß mehr und auf der Arbeit war ich die einzige, die nicht mit den Menschen mit Behinderung mitessen konnte, es war also insgesamt viel einfacher für mich wieder vegetarisch zu leben. Uuuund der Käse hat mir wirklich sehr gefehlt.. Ich achte immer noch darauf, wo es geht tierische Produkte durch pflanzliche zu ersetzten, an Margarine und Soja-Milch hab ich mich auch einfach gewöhnt, und bei Pflegeprodukten usw. hab ich meine Kritiern auch beibehalten. Aber das (günstige und leicht zu erwerbende) Käsebrot für die Arbeit oder Geschenke einfach annehmen zu können und überall etwas zu Essen zu finden ist mir aktuell wirklich lieber. Mal sehen wohin die Reise noch geht, habe letztens schon überlegt mal wieder eine vegane Zeit einzulegen ;-)
Lebst du vegan oder vegetarisch? LG und sorry für den riesen Text so komplexe Dinge kann ich leider nie so ganz knapp erklären ^^ Spielt immer vieles zusammen..

Ich lebe weitestgehend vegan, kann aber in einigen Situationen (z.B. im Urlaub) nicht immer 100 % vegan leben, da ich mich auch den lokalen Gegebenheiten anpasse und dazu ja auch noch die Sprachbarriere kommt. Das heißt dann, dass ich nicht immer in der Lage bin, klarzumachen, dass ich keine tierischen Produkte esse. Außerdem möchte ich den Urlaub ja auch genießen und für mich gehört auch dazu, mich wegen Ernährungsdetails nicht zu sehr zu stressen. Fleisch esse ich aber grundsätzlich nicht mehr.

Das finde ich toll, auch dass du es dann etwas lockerer sehen kannst. Fleisch habe ich auch schon ewig nicht mehr gegessen, das ekelt mich auch schon um ehrlich zu sein ^^ Da vermisse ich also nichts.. Liebe Grüße =)

Ich hab mal von den Verfechtern des Cradle-to-Cradle Konzepts (biologische und technische Kreisläufe und null Müll, weil ALLES Resource ist) was Gutes gehört: Wir Menschen fühlen uns derartig schuldig in unserer Existenz, dass wir uns im Grunde genommen als Feinde von Mutter Erde begreifen.

Unser Bewusst-Sein führte zu einer Art Ansinnen, keinen ökologischen Fußabdruck zu machen, quasi vollkommen unschädlich für alle Lebewesen zu sein, mit denen wir ko-existieren. Dies ist natürlich nicht machbar, denn wir sind Wirbeltiere, die von Pflanzen und tierischen Erzeugnissen leben.

Klüger wäre es darum, nicht weniger schädlich sein zu wollen, sondern mehr nützlich. Unsre eigenen Körper, alles, was wir ausscheiden, wieder zu verwerten in der Form von Kompost, jeden biologisch organischen Rest in den Kreislauf zu geben, wo er hingehört und alle technischen Produkte nur noch zu "vermieten" - beispielsweise kaufen wir dann "zehntausend Mal Waschen" und keine Waschmaschine. Diese wird dann nach ihrer Lebensdauer Teil eines Karrosseriewerks oder Heizkörpers. Dass wir Farben und Anstriche verwenden, die nicht schaden, sondern die Luft verbessern und erfrischen. Usw. Das Konzept ist gut. Die Unternehmen sind dafür noch nicht ganz so bereit. Es kann aber was werden.

So lange ich noch keinen Teppich in der Wohnung habe, der meine Atemluft qualitativ verbessert, lege ich mir keinen mehr rein. Ich esse Bananen, dafür lasse ich zich andere Dinge weg oder brauche sie nicht. Das Bewusstsein ist längst da. Nur die Produkt-Innovationen hinken ziemlich nach.

;-)

Liebe Erika, wow du hast es mal wieder geschafft, meine hübsch abgeschlossenen Gedanken aufzuwirbeln. Aber jeder Input ist gut!

Das Konzept, das du beschreibst, gefällt mir sehr gut. Es ist wirklich weiser, den Fokus auf das "Nützlich-Sein" zu legen. Darin liegt ja auch eine wunderbare Form der Befriedigung. Ich finde, das fängt schon bei kleinen Dingen an wie z. B. Müll vom Straßenrand in den nächsten Papierkorb zu legen. Ich hab irgendwie ein Auge für sowas und mache das echt gerne :)

Ich hab' letztens übrigens auch wieder Kochbanane gegessen ^^ Wie gesagt, ich hab' nix gegen Datteln oder Bananen, aber hin und wieder kann es gesund sein, sich den Luxus, der damit verbunden ist, mal zu vergegenwärtigen, einfach um das tägliche Geschenk, das uns die Natur gibt, bewusster aufnehmen zu können.